modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffenes Investorenauswahlverfahren mit Präqualifikation | 09/2022

Entwicklung Wohnquartier „Unterer Schützenrain“ in Leonberg

Perspektive

Perspektive

1. Preis

Werkgemeinschaft HHK Plan GmbH

Architektur

Jedamzik + Partner Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

MBPK Architekten und Stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau

weisenburger projekt GmbH

Investor*in

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Das künftige Quartier am Unteren Schützenrain gliedert sich in drei Abschnitte:
Den südlichen Ideenteil bilden drei Reihenhauszeilen mit insgesamt 10 Einheiten. Sie suchen in ihrer Zweigeschossigkeit mit dem kleinteiligen Rhythmus ihrer Stirnseiten die Nachbarschaft zu den bestehenden Familienhäusern.
Der nördliche Abschnitt besteht aus zwei 3-4-geschossigen Wohnhöfen. Als Realisierungsteil formulieren sie einen definierten Ortsrand und erzeugen zur Feuerbacher Straße eine wirksame Schallschutzbebauung.
Das Zentrum formuliert ein Ensemble aus vier unterschiedlich proportionierten, 2-4-geschossigen Punkthäusern. Als frei stehende Häusergruppe wird sie umgeben von einem naturnah gestalteten Grünraum im fließenden Übergang zu den östlichen Biotopflächen. Während die beiden straßenseitigen Häuser weitere Geschosswohnungen für den Realisierungsteil anbieten, nehmen die beiden dem Grünraum zugewandten Baukörper die Kindertagesstätte und eine Seniorenwohngemeinschaft auf.
Vier markante Bestandsbäume werden gezielt in die abwechslungsreiche Platzfolge der Quartiersmitte eingebettet:
Ein charaktervoller Walnussbaum lädt am nordwestlichen Vorplatz zum Sitzen und Plaudern ein. Der Hol- und Bringverkehr der KiTa wird hier konfliktfrei im Schatten eines bestehenden Apfelbaums abgewickelt. Das leicht  überhöhte Quartiershaus formuliert im Umfeld des Vorplatzes die aus der Feuerbacher Straße wahrnehmbare Adresse des neuen Quartiers und akzentuiert zugleich den vom Straßenverkehr zurückgesetzten Quartiershof als geschütztes Entree der Kindertagesstätte.
Der große Birnbaum im Zentrum des Grundstücks verleiht dem Spielgarten der KiTa eine starke Eigenidentität. Von hier öffnet sich ein gerahmter Blick durch die Heckenbiotope in das reizvolle Landschaftspanorama im Osten.
Ein weiterer bestehender Birnbaum bildet im westlichen Straßenraum den Auftakt für eine Reihe von Besucherparkplätzen und eine Durchwegung in Richtung der östlichen Freizeit- und Biotopanlagen.
NUTZUNGSKONZEPT UND ZONIERUNG
Die nördlichen Wohnhöfe, das zentrale Quartiershaus und das südlich anschließende Mehrfamilienhaus bilden auf einer Grundstücksfläche von ca. 3890 m² mit einer oberirdischen BGF von ca. 5800 m² und einer Wohnfläche von ca. 3815 m² den Realisierungsteil des Verfahrens.
Es werden insgesamt 25 % der BGF des Realisierungsteils als geförderter Mietwohnungsbau konzipiert. Auch hier sind die unterschiedlichen Wohnungsgrößen berücksichtigt. Eine entsprechende Verteilung der Einheiten im Quartier fördert gezielt die soziale Durchmischung.
Die Mietabsenkung beträgt 33 %. Als Konzept für die Belegungsbindung der sozial geförderten Wohnungen wird eine grundbuchrechtliche Sicherung mithilfe einer Grunddienstbarkeit über die Dauer von 30 Jahren vorgeschlagen.
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und junge Familien zu unterstützen ist es unser Ziel, Wohnraum zu schaffen der bezahlbar ist. Daher werden wir zusätzlich, zu den 25 % geförderten Mietwohnungen 11 % preisgedämpftes Wohneigentum auf Basis des Z15-Darlehen des Landeswohnraum-förderungsprogramms der L-Bank anbieten.
Da die Nachfrage nach diesen Woh¬nungen erfahrungsgemäß sehr hoch ausfällt, schlagen wir vor, gemeinsam mit der Stadt Vergaberichtlinien und einen Kriterienkata¬log zu entwickeln. So können mit Hilfe eines Punktekonzepts Bewerber für z.B. soziales En¬gagement in der Gemeinde, Punkte je Kind, usw. bevorzugt im Vergabesystem be¬rücksichtigt werden.
Die Anordnung der Baukörper entlang der nördlichen und westlichen Grenze des Gebiets bewirkt einen nahezu vollständig ausgeprägten Straßenraum bereits im ersten Bauabschnitt sowie einen teils räumlich gefassten, teils zum östlichen Freiraum geöffneten Quartiershof. Die Tiefgaragenabfahrt befindet sich im Norden an tiefster Stelle.
Der südliche Ideenteil der Familienwohnungen besteht aus drei westorientierten Reihenhauseinheiten (10 Häuser) mit Stichen und Garagen zur südlichen Wohnstraße.
Der zentral platzierte Ideenteil aus KiTa (BGF 930 m², Außenspielfläche 650 m²) und Senioren WG (2. OG) definiert im Zusammenspiel mit dem Quartiershaus und dem westlichen Mehrfamilienhaus den Quartiershof. Ein ebenerdiger Quartiersraum orientiert sich gleichermaßen zum westlichen Vorplatz wie zum zentralen Quartiershof und bietet auf 44 m² Nutzfläche die Möglichkeit der vielfältigen Begegnung zwischen den Generationen.
GRÜN- UND FREIFLÄCHENKONZEPT SOWIE ZUM STADTKLIMA
In den Außenanlagen wird das städtebauliche Quartiersonzept zusätzlich gestärkt:
Die südlichen Reihenhäuser und die nördlichen Hofhäuser werden durch lineare Heckenstrukturen, private Gartenparzellen und geometrische Baumpflanzungen bestimmt. Es entstehen Gärten mit geschützter Privatsphäre und Wohnhöfe als Orte der Kommunikation. Obstbäume spielen mit allen Sinnen der Anwohner und Besucher.
Im Zentrum entsteht eine Abfolge aus halböffentlichen Plätzen sowie ein freies und lockeres Grünkonzept, das sich im Osten an den Bestand anschließt. Ein lebendiger und blühender Sträuchersaum zieht sich durch den Kern und bildet fließende Übergänge mit den Biotopstrukturen. Großes Augenmerk bekommen die vier erhaltenswerten Bestandsbäume, die Schwerpunkte setzen. Ergänzende Pflanzungen bestehen aus einem Mix aus Obstbäumen, heimischen Arten, sowie bienenfreundlichen Stauden und Sträuchern.
Der Garten der Kita wird mit einigen Spielpunkten wie Schaukeln, Weidentipis, Wasserspiel und Hangel-Kletterstrukturen ausgestattet. Wiederkehrende Motive im Freiraum sind natürliche Beschattungen, altersgerechte Spielmöglichkeiten und  der Einsatz von Naturmaterialien unter möglichst geringem Eingriff in die Landschaft und das vorhandene Habitat.
Die ostwestgerichteten Blickachsen zwischen den bestehenden Gehölzstrukturen werden in Form von Durchwegungen und Platzfolgen städtebaulich fortgeführt und stadträumlich als klimatische Frischluft-schleusen konzipiert. Hier entstehen Orte  für Spiel, Sport und Erholung.

ERSCHLIEßUNGSKONZEPT
Die südlichen Reihenhäuser werden fußläufig über Stiche aus dem ostwestgerichteten Teil des Unteren Schützenrain erschlosssen.
Die nördlichen Wohnhöfe werden über zwei Treppenhäuser im Norden und zwei hofseitige Treppenhäuser erreicht. Eine direkte Anbindung sämtlicher Wohnungen an die Tiefgarage ist gegeben.
Die Punkthäuser in der Quartiersmitte orientieren ihre Eingänge zum Vorplatz.
Die Vorfahrt der Kindertagesstätte wird in den straßenseitigen Vorplatz integriert. Das geschützte Entree der KiTa bildet der vom Straßenverkehr abgerückte Quartiershof. Hier gibt es in Zusammenhang mit dem Quartiersraum vielfältige Möglichkeiten der Begegnung.

ARCHITEKTUR UND NACHHALTIGKEIT
Die Neubauten sind in hoch wärmegedämmter Holz-Hybridbauweise im Standard KFW 40 (+) konzipiert.
Hierbei werden für die Außenwände Tragelemente aus Brettschichtholz in Kombination mit vorgefertigten Wandelementen in Holztafelbauweise verwendet. Bei den  Geschossdecken kommen vorgefertigte Holz-Beton-Verbundelemente mit offener Holzuntersicht und schallgedämmten Bodenaufbauten zum Einsatz, welche sowohl den statischen wie auch den schallschutz- und brandschutztechnischen Belangen entsprechen.
Die Unter- und Sockelgeschosse sowie aussteifende Erschließungskerne werden in Massivbauweise errichtet. Hierbei kommt, wo sinnvoll, Recyclingbeton zum Einsatz.
Unterschiedliche Oberflächenvarianten in Holz stellen ein harmonisches und zugleich abwechslungsreiches Fassadenspiel her und suchen die Nachbarschaft zu den Holzfassaden des historischen Bestandsbaus in der Goethestraße oder den landwirtschaftlichen Nebengebäuden entlang der Feuerbacher Straße:
Im Bereich der nördlichen Wohnhöfe und der südlichen Reihenhäuser werden die Außenwände der Normalgeschosse mit einer hinterlüfteten Vertikallattung aus Lärchenholz versehen. Hierbei kommen zwei unterschiedliche Lasuren in warmen Tönen zum Einsatz. Die Eingangsbereiche und Staffelgeschosse werden durch flächige Schalungen aus Holzwerkstoffplatten aus der Struktur der Vertikallattung abgesetzt. Die Nischen der Loggien und die Sockelbereiche werden weiß akzentuiert in gewebearmiertem Putz.
Umlaufende Stahlbleche dienen als Brandschürze und sorgen für eine horizontale Gliederung.  Raumhohe Fenster mit optisch betonten Lüftungsflügeln im geschossweisen Wechsel kennzeichnen die Fassaden. Im Bereich der zum Grünraum orientierten Treppenhäuser verlaufen Fensteröffnungen hinter der gelichteten Lattenstruktur und genießen spannungsvolle Lichtmomente und eine bauliche Verschattung.
Die vier Punkthäuser im Umfeld der Quartiersmitte heben sich gestalterisch vom restlichen Quartier ab. Sie erhalten eine hinterlüftete, geschossweise gegliederte Schalung aus Holzwerkstoffplatten. Fensteröffnungen und Fugenteilungen folgen einem freien Gestaltungsprinzip. Die klare Geometrie der Baukörper wird hier durch den Verzicht auf Staffelgeschosse unterstrichen.
Die Dächer sind extensiv begrünt und teilweise mit Photovoltaikelementen versehen. Im Bereich der Staffelgeschosse werden gemeinschaftlich genutzte Gartenflächen angedacht. Kontrolliert bewässerte Pflanzkübel unter Einbeziehung des Regenwassers sollen den Terrassengeschossen eine grüne Anmutung verleihen und den ökologischen Anspruch des Quartiers unterstreichen.
Wildblumen, insektenfreundliche Stauden und heimische Obst- und Laubbäume  prägen die Außenanlagen. Aufenthaltsbereiche im Freien werden mit wasserdurchlässigen Belägen versehen, der Anteil an versiegelten Flächen wird soweit als möglich minimiert, um Überhitzungen zu vermeiden und Versickerungen zu ermöglichen. Leitbild ist das Prinzip der Schwammstadt. Retentionsflächen im nordöstlichen Anschluss des Quartiers ergänzen das Energiekonzept.
Kompakte Baukörper und die Zusammenfassung von Installationseinheiten sorgen für eine  hohe Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb. Die hochwertige Dämmung der Außenwände und Fensterelemente mit außenliegendem, flexiblem Sonnenschutz vermeiden eine sommerliche Überhitzung. Eine kontrollierte Lüftung kommt für den Quartiersraum, die Kindetagesstätte und  Sanitärzellen zum Einsatz.
Für die Wärme- und Warmwasserversorgung ist eine Luft-Wärmepumpe vorgesehen
Der über die PV-Anlage erzeugte Strom unterstützt zum einen die Wärmepumpe, und wird zum anderen sofort in den Häusern verbraucht, für E-Mobilität genützt oder in das Netz eingespeist. Zur Spitzenlast-abdeckung werden die Neubauten zusätzlich an das Gasnetz an der Goethestraße angeschlossen.

Ein Schulterschluss zwischen Bauträger und Gemeinde soll eine vertrauensvolle Zusammenarbeit herstel-len.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwerfen ein dichtes Wohnquartier, das dadurch besticht, dass die von Osten ankommenden Vegetationsstrukturen des Biotops in eine Folge grüner Zimmer übergeleitet werden. Begleitet werden diese inneren Grünräume durch wechselnde Bautypologien. Im Norden an der Feuerbacher Straße übernehmen sehr klar konzipierte Winkelhäuser den Schallschutz und bilden mit Vor- und Rücksprüngen einen maßstäblichen Ortseingang. In der Quartiersmitte liegen quadratische Baukörper, die sowohl die Kita mit aufgesattelter Seniorenwohngemeinschaft als auch Wohngebäude des Realisierungsteils enthalten. Im südlichen Ideenteil vermitteln längliche maßstäbliche Reihenhauszeilen gut zwischen Gebäudebestand und Neubaugebiet.

Die Arbeit besticht durch maßstäbliche, ineinander übergehende Höfe, die zur Raumbildung beitragen und auch landschaftsarchitektonisch überzeugen. Qualität und Wohnatmosphäre werden durch die Höhenstaffelung von zwei bis vier Geschossen verstärkt.

Die Grundrisse der beiden nördlichen Winkelhäuser garantieren, dass die Lärmbelastung durch Treppenhaus, Aufzug und Küchen abgeschirmt wird. Eine konsequente Orientierung der Aufenthalts- und Schlafbereiche zu den ruhigen Innenhöfen verspricht einen hohen Wohnwert. Dachgärten im obersten Geschoss stehen teilweise der Hausgemeinschaft zur Verfügung. Allerdings erscheinen hier sowohl die Größe wie auch die Trennung der Gemeinschaftsbereiche von den privaten Flächen noch nicht optimal ausbalanciert. Der geforderte Anteil an Sozialmietwohnungen wird leicht übertroffen. Darüber hinaus werden 11% preisgedämpftes Wohneigentum angeboten.

Die Aufnahme des „Hasenbrünnele“ in das Freiraumkonzept wird ausdrücklich gelobt. Weiter hervorzuheben sind die gut gestalteten Wege in die umgebenden Grünbereiche. Leider ist keine Lösung der Müllentsorgung zu erkennen.

Das architektonische Konzept bringt die Ambition einer nachhaltigen und ortsbezogenen Quartiersentwicklung eindeutig zum Ausdruck: Die fein gegliederte Kubatur trägt zur Einfügung in die heterogene Nachbarschaft bei; die vorgeschlagene Holzhybridbauweise begünstigt Gebäudeansichten, die sich gut ins Umfeld einfügen. Mit dem energetischen Konzept KfW-40 + mit PV-Anlagen und Wärmepumpe wird dem aktuell gewünschten Standard entsprochen.

Der Entwurf wird als sehr guter Beitrag zur Bebauung des Realisierungs- aber auch des Ideenteils des neuen Quartiers „Unterer Schützenrain“ gelobt. Die vorgeschlagenen Materialien und die gut dargestellte Fassadengestaltung lassen ein hochwertiges Quartier erwarten.
Lageplan

Lageplan

Geländeschnitte

Geländeschnitte

Konzept

Konzept

Parkierung

Parkierung

Grundriss EG

Grundriss EG

Schnitt

Schnitt

Konzept

Konzept

Konzept

Konzept

Schnitt

Schnitt

Grundriss E1 +E2

Grundriss E1 +E2

Grundriss E3

Grundriss E3

Fassade

Fassade