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Award / Auszeichnung | 10/2022

10. Architekturpreis Südtirol 2022

Stadtbibliothek Brixen

IT-39042 Bressanone BZ, Piazza del Duomo, 4

Gewinner / Öffentlich

Carlana Mezzalira Pentimalli

Architektur

Marco Cappelletti Photographer

Fotografie

Bergmeister

Bauingenieurwesen, TGA-Fachplanung, Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Bibliotheken, Mediatheken

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2018

Projektbeschreibung

Die neue Stadtbibliothek Brixen versteht sich als eine kleine «soziale Infrastruktur», in der Altes und Neues nicht nur untrennbar miteinander verbunden sind, sondern eine ganz besondere Beziehung eingehen. Die Besonderheiten des städtebaulichen Kontexts und die Notwendigkeit, ein Gebäude zu schaffen, das der gesamten Stadtgesellschaft offensteht, bildeten den Ausgangspunkt für einen zeitgemäßen Entwurf, der für die Stadt zukunftsweisend ist, sich dezent in das städtische Umfeld einfügt und einen intensiven Dialog mit dem Bestand und den ihn prägenden Räumen führt. Die im historischen Zentrum an der Piazza Duomo gelegene Bibliothek ist Teil eines größeren Projekts, das die Renovierung des ehemaligen Sitzes der Finanzpolizei, des ehemaligen Gerichtsgebäudes und der ehemaligen Gefängnisse umfasst und einen Neubau sowie die Wiederherstellung eines Privatgartens möglich macht, der einst dem Bischof gehörte. Das komplexe Bauvorhaben birgt durch das Zusammenwirken neuer und bestehender Bauwerke eine Spannung, die dessen plastischen und vielschichtigen Charakter ausmacht. An einem Ort, an dem Raum und Licht eine wesentliche Rolle dabei spielen, Graubereiche zwischen Öffentlich und Privat zu definieren, manifestieren sich Innenräume als Außenräume und umgekehrt. Dieses Gebäude ist mehr als nur eine Bibliothek: Es ist ein gesellschaftlicher Antrieb, der darauf ausgelegt ist, Beziehungen, Austausch und Vernetzung unterschiedlicher Menschen, Kulturen, Bräuche und Altersgruppen zu fördern.

overview

Beurteilung durch das Preisgericht

Das ursprünglich bescheidene Haus am Domplatz wird durch die Adaptierung des benachbarten Gerichtsgebäudes und durch einen Neubau beträchtlich erweitert. Der Bauplatz im Zentrum der Stadt erscheint ambivalent, vorne der lebendige Domplatz, hinten eine stille, nur rudimentär bebaute Gasse, die dominiert wird von -durch Mauern gesäumte- Freiflächen. Herausforderung und Chance für das architektonische Projekt.

Der rückwärts positionierte Erweiterungsbau nutzt die weitläufige Situation, indem sich zentrale Räume, wie die Eingangshalle großzügig öffnen, ebenerdig zum Garten und in den Obergeschossen mit Fernblick zur Stadt. So entstehen nicht nur durch die polygonale Form des Grundrisses neue Raumerlebnisse, diese werden auch durch die gezielt gesetzten großformatigen Ausblicke eindrucksvoll gestärkt.

Carlana Mezzalira Pentimalli gelingt mit besonderer räumlicher und atmosphärischer Raffinesse einen wichtigen öffentlichen Ort der Stadt weiterzuentwickeln. Abwechslungsreiche Raumsequenzen verführen zum Entdecken des facettenreichen Hauses. Eine Stadt en miniature. Die dunkel gefassten einläufigen Treppen bilden szenografisch klug gesetzte Schnitte, die die Haupt-Raumfolge rhythmisieren und die Strahlkraft der einzelnen Etagen steigern.

Mittels schön gestalteter Möblierung gelingt es die differenten Raum-Situationen noch deutlicher zu akzentuieren und die jeweilige Stimmung zu verfeinern. Nichts wirkt akkurat, alles sehr selbstverständlich.

Die teils bizarre Volumetrik der mittelalterlichen Baustrukturen wird im Erweiterungsbau aufgegriffen und neuinterpretiert. Obwohl die ungewohnt großen geschlossenen Wandflächen und die übergroßen Fenster ohne Referenz in der Altstadt sind, fügen sie sich ganz selbstverständlich in den historischen Kontext. Die Verfasserin hat offenbar ganz intuitiv den Spirit der Stadt erfasst.