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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2022

Neubau bei St. Anna - Schaffung einer Tagespflegeeinrichtung und barrierefreier Wohnungen im Markt Pfaffenhausen

Perspektive

Perspektive

ein 2. Preis / 2. Rang

Preisgeld: 11.375 EUR

bogevischs buero

Architektur

nowak.müller Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mitarbeit: Magdalena Müller, Johannes Prünte, Laura Schreiner

Städtebauliche Figur
Im Zentrum des Grundstücks steht die alte Eiche, die als Fokalpunkt erhalten und zum gemeinschaftlichen Treffpunkt werden soll. Der Neubau schmiegt sich als ruhiger, scheunenartiger Baukörper an die westliche Grundstücksgrenze. Durch einen eingeschossigen Zwischenbau werden Neubau und Pflegeheim zu einer städtebaulichen Figur zusammengefasst und der Raum in eine öffentliche Begegnungs- und Ankunftszone zum Ort und einen großen, gemeinschaftlichen garten ins Grundstücksinnere geteilt.

Organisation
Zum Ankunfts- und Begegnungsplatz orientiert sich der Mehrzweckraum, der über sein Foyer zum kleinen Platz hin erweitert werden kann. Von dort aus reihen sich die einzelnen Funktionen nach ihrem Schutz- und Privatheitsbedürfnis ins Grundstücksinnere aneinander. – Ambulante Pflege, Wohnen – Tagespflege. Alle Eingänge orientieren sich zur Eiche und dem Gemeinschaftsgarten, um so die Begegnung zwischen den Bewohnern aller Einrichtungen und Wohnungen zu fördern.

Architektur
Die ruhige städtebauliche Figur wird durch eine einfache, nachhaltige Architektursprache betont. Der Neubau wird vollständig aus Holz gebaut, die vorvergraute Holzfassade fügt sich an die Fassadengestaltung des Pflegeheims an, ohne sich anzubiedern.
Die durchgesteckten Wohnungen ermöglichen eine optimale Orientierung aller Einheiten und schaffen im Laubengang einen weiteren zur Eiche orientierten Begegnungsort.

Landschaft
Die Freianlagen sind ruhig und reduziert gestaltet.
Als einladende Geste entsteht vor dem Neubau der neue Platz der Gemeinschaft.
Ein Bereich mit öffentlichem Charakter, der auch bei Festivitäten und Abendveranstaltungen bespielt werden kann. Die Vorfahrt ist in die Platzfläche integriert. Von hier aus startet der neue barrierefreie Weg zum Eingang des Bestandsbaus mit einer flachen Neigung von 4%. Dieser Weg kann auch für den Transport von Liegendkranken genutzt werden. Entlang des Straßenraums sind 24 Parkplätze angeordnet, die mit Bäumen überstanden sind. Der Gehweg wird hinter die Parkplätze verlegt, so dass ein kollisionsfreies nebeneinander von Fußgängern und Autofahrern ermöglicht wird.
Im Gegensatz zum öffentlichen Charakter des Eingangsplatzes ist der Innenhof als grüne Oase ausgebildet. Ein Parterregarten, in dem auch der prägende Hofbaum integriert ist, spannt sich zwischen Neu- und Altbau auf. Bepflanzt wird das Parterre mit duftenden Kräutern und Stauden. Bei Bedarf können Pflanzbeete im Parterregarten entlang der Wege ergänzt werden.
Die Zuwegung zur bestehenden Terrassenfläche erfolgt über eine modellierte Landschaft. Ein flacher Weg führt landschaftlich vom Parterre hinauf auf die Terrasse.
Entlang des Bestandsbaus wird angeregt, den Ostgarten barrierefrei sowohl vom Haupteingang als auch direkt durch eine neue Tür im Hauptflur zu erschließen. Entlang der Fassade kann hier in der Morgensonne gesessen werden. Ein organisch geschwungener Weg führt als Endlosschleife durch den Garten. Die Elemente Pavillon und Kneippbecken sind als Aufenthaltsstationen in den Garten integriert.

Nachhaltigkeit
Der gesamte Baukörper wird als Holzkonstruktion konzipiert. Auf eine Unterkellerung wird so weit wie möglich verzichtet, die alte Eiche kann so besonders geschützt werden.
Auf der süd-westlich orientierten Dachfläche gibt es eine Photovoltaikanlage, das Niederschlagswasser kann in der begrünten Überdachung rückgehalten und zur Bewässerung der intensiven, insektenfreundlichen Begrünung genutzt werden.
Brandrettung
Es werden zwei bauliche Rettungswege geschaffen, der Innenhof kann so frei von Feuerwehrflächen gehalten werden.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit besticht durch einen klaren und nachvollziehbaren städtebaulichen Ansatz, der gut proportionierte Außenräume schafft. Die gewachsene Fluchtlinie der Bebauung der Krankenhausstraße wird aufgenommen und damit wie selbstverständlich ein öffentlicher Platz geschaffen - von den Verfassern als „Ankunfts- und Begegnungsplatz“ bezeichnet. Der wohlproportionierte 4-geschossige Baukörper entwickelt sich entlang der südwestlichen Grundstücksgrenze und nimmt mit seiner Ausformung die Typologie der Scheune auf. Der eingeschossige Zwischenbau verbindet den Neubau mit dem Pflegeheim St. Anna zu einer ganzheitlichen städtebaulichen Figur. Damit entsteht ein geschützter Innenhof, der die alte Eiche schön einfasst.

Das giebelständige Haus ist mit dem Zwischenbau als Holzkonstruktion mit Brettsperrholzdecken geplant. Außenwände und Dachfläche sind mit einer vertikalen Holzlattung aus Weißtanne ausgeformt. Die Öffnungen sind präzise und funktional gut gesetzt.

Die Funktionen reihen sich folgerichtig nach ihrem Schutz- und Privatheitsbedürfnis in das Grundstücksinnere aneinander: der Mehrzweckraum im Norden zum neuen Platz, im Anschluss der ambulante Pflegedienst und im Süden die Tagespflege. Die Nutzungseinheiten sind von der Platz- bzw. Hofseite überdacht erschlossen. Unverständlich bleibt allerdings die Anordnung der Räume mit den Hauptnutzungen, die alle nach Westen in das Abstandsflächengrün orientiert sind und damit die gewünschte Verbindung zu den gemeinschaftlichen Außenräumen nicht erhalten. Die geforderten Flächen der Tagespflege werden empfindlich unterschritten. Der zentral angeordnete, dunkle Mittelflur der Tagespflege wird ebenfalls kritisch beurteilt. Der eingeschossige Zwischenbau ist mit Flächen für Fahrräder und Müll beaufschlagt und wird damit leider seiner wichtigen städtebaulichen Rolle nicht gerecht.

Die 24 Wohnungen in den Obergeschossen erreicht man über ein zentrales Treppenhaus mit Aufzug, zusätzlich ist ein weiteres Fluchttreppenhaus im Süden angeordnet. Die durchgesteckten Wohnungsgrundrisse reagieren sehr gut auf die Ost-West-Lage des Baukörpers und sind über wohnungsbreite Loggien gut belichtet. Der langgestreckte und ungegliederte Laubengang ist zu bemängeln, Kommunikation und Begegnung finden hier nur schwerlich statt.

Um die Eiche nicht zu beeinträchtigen und den ökologischen Fußabdruck zu begrenzen wird das Haus nur teilweise unterkellert. Die bestehende Tiefgarage wird dafür um 13 Stellplätze erweitert. Eine direkte Verbindung zwischen Tiefgarage und Wohnungen ist damit nicht gegeben.

Durch die kluge Ausformung des Baukörpers, die Grundrisse der Wohnungen und die Wahl der Baumaterialien ist ein wartungsarmes, funktionales und vor allem nachhaltiges Gebäude zu erwarten. Die Kennzahlen liegen alle im optimalen Bereich – Ausnahme dabei ist die Unterschreitung der Flächen der Tagespflege, die zu einer verringerten Zahl an geförderten Plätzen führt.

Insgesamt stellt der Entwurf einen sehr angemessener Lösungsansatz dar, der sensibel auf den städtebaulichen Kontext eingeht, gute Außenräume schafft und die alte Eiche in die Komposition bewusst und gut integriert. Die funktionalen Zusammenhänge in der Grundrissorganisation sind hingegen leider nicht optimal gelöst – stellen aber eine gute Grundlage für eine Weiterbearbeitung dar.

Das Freiraumkonzept überzeugt durch eine klare Zuordnung der Freiräume. Der befestigte Vorplatz ist auch für den Mehrzweckraum nutzbar. Mit dem grün geprägten Gartenhof wird die Chance genutzt, hier einen großzügigen gemeinsamen Freiraum zu gestalten, wenngleich diese Gestaltung etwas formal erscheint (und nicht für eine gemischte Bewohnerschaft ausgelegt ist.)

Der geforderte Demenzgarten fehlt (hier gibt es nur eine schmale Terrasse).

Die Zugänglichkeit des Altbaus wird durch eine neue fußläufige Rampe geringfügig verbessert, der Pavillon nach Süden versetzt. Der relativ geringe Versiegelungsgrad ist positiv.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht West

Ansicht West

Schnitt

Schnitt

Innenraum

Innenraum