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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2022

Umnutzung Büro zu Wohnen Schärenmoosstrasse in Zürich (CH)

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 13.000 CHF

Steib Gmür Geschwentner Kyburz Partner AG

Architektur

Pérez Schmidlin Bauingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Lemon Consult AG

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt schafft durch die neuen Fassaden eine wirkungsvolle Veränderung. Im Inneren ist die Aufwertung des Korridors zur Hausküche ein interessanter Vorschlag. Die starke Bewertung des Korridors geht aber zulasten der Wohnungsqualitäten.
Im Erdgeschoss soll der Aussenraum zum Leutschenbach als Quartiersplatz mit Kleingewerbe aufgewertet werden. In der Gebäudemitte fasst eine neue Lobby als Adresse des Hauses die Eingänge zusammen und verbindet im Kreuzungspunkt sämtliche Treppenhäuser über belichtete Korridore. Der westliche Aussenraum wird zum Gewerbehof.
Zu den wesentlichen baulichen Eingriffen zählen die Fassaden mit einem neuen Balkongerüst aus Stahl. Dieses verleiht nach Südosten zum Quartiersplatz sowie nach Westen dem ehemaligen Bürohaus ein neues, wohnlicheres Gesicht. Ein Teil der Fenster und Brüstungen muss geöffnet werden, um die Zugänglichkeit zu gewährleisten. Ebenso wird die Fassade im Erdgeschoss stärker geöffnet, um die Sichtbarkeit der Gewerbeflächen zu erhöhen.
Eine weitere tragende Idee des Entwurfs ist der Korridor als Erschliessungsfläche sowie als Aufenthaltsraum. Die beiden Gebäudeteile bleiben dabei aber immer separiert und verbinden sich nur im Erd- und Attikageschoss. Im östlichen Gebäude ist auf jedem zweiten Geschoss eine Gemeinschaftsküche an der Westfassade angeordnet, welche beide Treppenhäuser des Hauses Micro miteinander verbindet. Damit werden auch über die Geschosse Hausgemeinschaften geschaffen. Im Westhaus schlängelt sich der Korridor um das Treppenhaus herum, um ans Licht zu gelangen, schafft aber keinen eigentlichen Aufenthaltsraum.
Das Westhaus ist in seiner nördlichen Hälfte mit Studiowohnungen von ca. 36 m2 ausgestattet. Die Schlafkammern zum Korridor sind dabei schwer vorstellbar und nicht bewilligungsfähig. Die südlichen Wohnungen entsprechen konventionelleren Vorstellungen. Die Wohnungen im Osthaus sind zwar «gelöst», die Vorschläge erscheinen aber als etwas gar situativ und wenig regelhaft. Zuweilen verlieren die Wohnungen viele Quadratmeter in inneren Korridoren. Am wenigsten vorstellbar sind die Wohnungen im Zwischenbau in der Gebäudemitte. Die eingeengte Lage, zurückversetzt zwischen den Gebäudearmen, führt zu schwierigen Lichtverhältnissen und Aussichten im Inneren der Wohnung. Die Wohnungen im Attikageschoss sind eher (zu) gross geschnitten. Der Gemeinschaftsraum auf der Dachterrasse ist für alle zugänglich.
Statik. Die vertikale Tragstruktur wird weitgehend intakt gelassen. Die horizontale Stabilisierung wird jedoch durch den Rückbau einzelner Wandscheiben geschwächt, ein Ertüchtigungskonzept ist nicht beschrieben. In den oberen Geschossen des Hauses Micro werden zwei neue Treppenöffnungen in die Decken geschnitten. Die geschossweise alternierenden Wohnungen in diesem Bereich mit nicht übereinanderliegenden Nasszellen und Steigzonen führen zu vielen Deckendurchbrüchen und horizontal verzogenen Wasserleitun gen. Neue Balkone werden mittels einer Stahlkonstruktion via Dach aussen vor die Fassade gehängt. Lokal werden horizontale Rückverankerungen die Dämmebene durchstossen. Auf dem Attikadach findet die Hauptverankerung statt. Diese durchstösst die Dämm- wie auch die aktuelle Abdichtungsebene. Grundsätzlich weist das Gebäude die Reserven für die zusätzlichen Balkonlasten auf, ob die lokalen Reserven des Attikadaches respektive der darunterliegenden Decke über dem 5. OG ausreichen, ist aktuell nicht bekannt.
Nachhaltigkeit. Der Eingriff in die Bausubstanz ist zurückhaltend, alle Treppenhäuser bleiben erhalten, die Nasszellen sind kompakt und geschickt gesetzt und erlauben eine Umsetzung mit wenig Steigzonen. Die flächeneffizient geschnittenen Kleinwohnungen im Haus Dixa schöpfen im Projektvorschlag das Potenzial für eine gute Nutzbarkeit und Belichtung noch nicht aus.

Freiraum. Das Projekt vertraut auf die Präsenz des neuen Kleides der Fassade und den situativ unterschiedlichen Bestand, den es durch entsprechende Nutzungen im Erdgeschoss in Wert zu setzen gilt. Zur Leutschenbachstrasse wird der bestehende Keller als grosser Pflanztopf neu interpretiert, was dem Haus einen einladenden baumbestandenen Quartiersplatz beschert. Die übrigen Räume werden durch punktuelle Eingriffe wie bepflanzte Wasserbecken und Rundbänke zurückhaltend möbliert.