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Wettbewerblicher Dialog | 03/2023

Konzeptvergabe Kaepsele Goldäcker Leinfelden-Echterdingen

Konzept

Konzept

2. Rang / Baufeld Nord

Werkgemeinschaft HHK Plan GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Jedamzik + Partner Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Markus Glaser - Freier Architekt

Visualisierung, Modellbau

Erläuterungstext

S I E D L U N G S R A N D G O L D Ä C K E R

Der vorliegende städtebauliche Entwurf für den Siedlungsrand Goldäcker sieht drei Baufelder vor, welche jeweils ein freistehendes Gebäudeensemble um eine akzentuierte Mitte gruppieren.
Wir schlagen für das Baufeld Nord vor, dieses Konzept in seiner Grundidee fortzuführen.
Die leicht ablesbare städtebauliche Figur eröffnet die Chance, eine offene und durch den Rhythmus der Wiederholung zugleich definierte Ortskante auszubilden, welche ihren besonderen Reiz durch die differenzierte Gestaltung der drei Baufelder erhält.

S T A D T R Ä U M L I C H E K O M P O S I T I O N

Baufeld Nord beinhaltet vier Mehfamilienhäuser, mit flach geneigten Solargründächern, in deren Mitte ein Ankerhaus mit intensiv begrüntem Flachdach platziert wird.
Ausgehend vom ursprünglichen Entwurf erfährt das Quartier eine angemessene zusätzliche Verdichtung. Die Grundfläche sämtlicher Häuser wird vergrößert, die äußeren Baukörper erhalten ein weiteres Geschoss. In Abstimmung mit den Abstandsflächen werden die Häuser neu positioniert.
Die Vierergruppe variiert zwischen vier und sechs Geschossen und nimmt in ihrer stadträumlichen Silhouette Bezug auf Nachbarbebauungen oder den Übergang in die freie Landschaft.
Das Ankerhaus wird bewusst niedrig gehalten und sucht einen Maßstab, welcher ein zum Verweilen einladendes Umfeld erzeugt.

E R S C H L I E S S U N G & T O P O G R A F I E

Im nördlichen Bereich des Baufeldes liegt das Grundstück ca. einen halben Meter über dem Straßenniveau, im südlichen Abschnitt beträgt der Unterschied ca. einen Meter.
Ziel des Entwurfs ist ein möglichst intelligenter Umgang mit der Topografie unter Schonung des wertvollen Filderbodens.
Sämtliche Baukörper werden ohne Untergeschosse konzipiert, erdberührende Bauteile werden soweit wie möglich vermieden.
Zu diesem Zweck wird im Südosten des Baufeldes das Straßenniveau in Form einer ebenen Mulde bis zur Mitte des Grundstücks geführt. Auf dieser Fläche wird das südöstliche Mehrfamilienhaus platziert. Dahinter entsteht ein baumbestandener Parkplatz mit einer rundum abgelösten, intensiv begrünten Holzüberdachung. Diese dient als Witterungsschutz für die Fahrzeuge und als Sichtschutz im Sinne einer schwebenden Blumenwiese.
Die Belegung der Stellplätze differenziert nach Fahrzeugtypen. Während der quartiersinterne Parkplatz ausschließlich Elektrofahrzeugen vorbehalten ist, welche die geringstmögliche Störung durch Emission mit sich bringen, finden Verbrennerfahrzeuge im zentralen Parkhaus auf Baufeld Süd ihren Platz - eine Vorgehensweise, welche sich sinnvoll auf alle drei Baufelder übertagen ließe.
Unterhalb der ebenen Mulde werden miteinander verbundene Schotterkörper als unterirdisches Was-serreservoir für angrenzende Bäume und als Abflussverzögerer bei Starkregen angelegt. Der hierbei entstehende Aushub dient der Herstellung von Bauteilen aus Stampflehm, welche im Quartier Verwendung finden.
Im Mittelfeld des Quartiers findet der leichte Höhenunterschied zur Straße durch die Anordnung öffentlicher Nutzungen im Erdgeschoss des Ankerhauses Berücksichtigung. Es entstehen auf Straßenniveau ein Vorplatz mit einer überhöhten Gewerbeeinheit, welche unter anderem als Bäcker genutzt werden kann und zur leicht angehobenen Quartiersmitte ein Quartiersraum. Dieser könnte als anwohnerorganisiertes Reparaturcafe dienen oder als trägergeführte soziale Anlaufstelle ausgebaut werden.
Die nötigen Abstell- und Nebenräume sind in den Sockelzonen der östlichen Baukörper untergebracht. Fahrradabstellplätze sind dezentral im Quartier verteilt.
Um den Straßenraum mit Leben zu füllen, ist der Vorplatz der Gewerbeeinheit als möblierbare Aufweitung konzipiert. Zwei Hauseingänge, ein Raum für Lastenräder und eine Sharingstation bilden weitere frequentierte Stellen mit Adressfunktion.

Ü B E R L E G U N G E N Z U M G E S A M T A R E A L

Die Komposition freistehender Baukörper variierender Höhe ergibt eine städtebauliche Figur, welche auch bei unterschiedlicher konzeptioneller Ausformulierung der drei Baufelder als zusammenhängender Ortsrand ablesbar bleibt.
In ihrer Stellung und Gestaltung erkennbare Ankerhäuser erzeugen einen verbindenden Rhythmus im Gesamtareal.
Außenanlagen in freier Formensprache mit lockeren Baumpflanzungen erweisen eine gestalterische Fle-xibilität, welche sich zusammenhängend über die drei Baufelder anwenden lässt.
Die Unterscheidung zwischen dezentralen, oberirdischen Stellplätzen für Elektrofahrzeuge und einem zentralen Parkhaus für Verbrennermotoren ist übertragbar auf alle Baufelder.

B I O D I V E R S I T Ä T & A U S S E N A N L A G E N

Grundgedanke der Freianlagen ist die Schaffung eines innovativen Quartiers, das den Großteil der verfügbaren Freiflächen der Allgemeinheit zuordnet und den Zielen der Schwammstadt folgt. Privatgärten werden angeboten, flächig gesehen haben sie einen geringen Anteil.
Die freie Formensprache und Wegeführungen mit flächigem, voll versickerungsfähigem Recycling-Drainbetonbelag lassen die Umgebung wie selbstverständlich in das neue Quartier fließen, sodass es ein Teil der bestehenden Landschaft wird.
Der Vorplatz an der Goldäckerstraße wird durch den neuen Bäcker im Erdgeschoss des Ankerhauses bespielt. Von hier gelangt man über einen kleinen Höhenversprung zur Quartiersmitte. Im Westen des Quartiers entstehen Gemeinschaftsgärten und ein Lehm-Spielplatz. Das den Ort prägende Material soll den Kindern hier durch eine Lehmspielmulde nähergebracht werden. Spielelemente aus Upcycling-Materialien verleihen der Anlage einen besonderen Charakter. Stampflehmsitzbänke aus dem vor Ort gewonnenen Lehm in Kombination mit Holzauflagen erzeugen eine weitere Sensibilisierung für die Materialien.
Üppig bepflanzte und verdunstungskühlende Retentionsmulden, verteilt über das gesamte Gebiet, bieten Sichtschutz für die kleinen Privatgärten und nehmen anfallendes Regenwasser auf. Überschüssiges Regenwasser von Dach- und Belagsflächen wird in die großzügigen Schotterkörper unter die im Süden liegende Stellplatzanlage eingeleitet. Der ausschließlich für Elektrofahrzeuge nutzbare Parkplatz erhält einen versickerungsfähigen Rasen-, Splittfugenbelag und wird teilweise durch eine baumüberstandene Überdachung beschattet.
Grünflächen werden mit insektenfreundlichen und regionalen Wiesenansaaten angelegt, die für eine hohe Artenvielfalt sorgen. Neupflanzungen von heimischen Sträuchern und Klimabäumen dienen als Nahrungsquelle für Vögel und Insekten und bilden im Sommer schattige Bereiche aus.
Ziel ist die positive Beeinflussung des Mikroklimas nach den Prinzipien der Schwammstadt. Weitere Maßnahmen, wie Blau-Grün-Dächer zur Regenwasserrückhaltung und -speicherung, Photovoltaik auf Gründächern, Fassadenbegrünung, Zisternen und Baumrigolen zur Speicherung und Nutzung von Regenwasser tragen zum nachhaltigen Umgang mit Wasser und Hitze bei. Dadurch wird ein Schutz des Stadtraumes bei extremen Wetterereignissen besser gewährleistet.

K O N Z E P T M E H R F A M I L I E N H Ä U S E R

Wechselseitige Orientierungen der vier Mehrfamilienhäuser nach Süden und Westen verleihen dem Quartier ein lebendiges Gesicht. Variationen in der Geschossigkeit beeinflussen die Gesamtkomposition der Ortskante.
Die Häuser werden in vorgefertigter Dübelholz-Bauweise ohne Unterkellerung konzipiert.
Zentrale, natürlich entlüftete Treppenhäuser mit kurzen Rettungswegen kommen dem mehrgeschossigen Holzbau entgegen.
Kompakte Gebäudevolumen mit sich wiederholenden Grundrisselementen und identischen Sanitärzellen ermöglichen eine wirtschaftliche Vorfertigung mit einfachen Details bei günstigem A/V Verhältnis.
Vorgelagerte, berankte Balkonregale stellen einen baulichen Sonnenschutz für die Wohnseiten her.
Holz-Vorbaurollläden ergänzen das Verschattungskonzept.
Hinterlüftete Vertikallattungen mit horizontalen Brandschürzen prägen das Erscheinungsbild der Fassaden. Die Verwendung des unregelmäßigen Randverschnitts aus der Holzvearbeitung dient als gezieltes Gestaltungselement und sorgt für eine optimale Materialausnutzung.
Dächer werden als Solargründächer ausgeführt.
Innerhalb der Geschossdeckenaufbauten wird auf Schichten aus Beton und Zement verzichtet. Entkoppelte Lehmmodulelemente stellen hier die gewünschte Massenträgheit für den Schallschutz her.
In Abstimmung mit dem Brandschutz werden Massivholzelemente sichtbar belassen und weiß lasiert (z.B. nichttragende Trennwände und Deckenuntersicht).

K O N Z E P T A N K E R H A U S

Das Ankerhaus im Zentrum der Gebäudegruppe ist das niedrigste Haus im Quartier. Es möchte einen Maßstab herstellen, welcher im Umfeld des Vorplatzes und der Quartiersmitte zum Verweilen einlädt.
Eine Fassade aus vor Ort gefertigten, geschosshohen Stampflehmbauteilen spiegelt in seiner Farbigkeit die Materialität des Grundstücks. Horizontale Schwellen aus Trasskalk gliedern die Ansicht und bilden einen Schutz vor witterungsbedingter Erosion.
Das regelmäßige Raster der Lochfassade hebt den Baukörper gestalterisch aus dem Häuserensemble hervor. Die tiefen Laibungen dienen als baulicher Schutz der in Holz konzipierten Fensterelemente und Absturzsicherungen. Zugleich ergänzen sie die Verschattungswirkung der Faltschiebeläden. Ein auskragender Dachrand und eine intensive Begrünung definieren den oberen Abschluss des Gebäudes.
Die Sonderstellung des Ankerhauses drückt sich über die Gestaltung hinaus auch im Nutzungskonzept und der Grundrissorganisation aus. Während das Erdgeschoss als flexibel bespielbare öffentliche Zone dient, werden die Obergeschosse mit je drei eingezogenen Loggien, zwei Kernen mit Sanitärräumen und zwei Schalträumen versehen. Je nach Bedarf können auf diese Weise auf den Geschossen sehr unterschiedliche Wohnkonstellationen angeboten werden, von der kompakten Einzimmerwohnung über Familienwoh-nungen bis zu Clustereinheiten für Senioren oder Singles.
In Absprache mit den Nutzungskonzepten der beiden anderen Baufelder können auf den Geschossen betreute Seniorengemeinschaften mit sozialer Anlaufstelle im Erdgeschoss organisiert werden. Ebenso wäre die Einrichtung einer Boardinghouse-Struktur mit digitalem Check-In im Erdgeschoss denkbar.
Die Tragstruktur des Ankerhauses entspricht hinter der Hülle der Stampflehmfassade der vorgefertigten Dübelholzbauweise der vier Nachbarhäuser.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept orientiert sich stark auf den ursprünglichen städtebaulichen Rahmenplan, allerdings wurden im Hinblick auf die Dichte und die Gebäudevolumen deutliche Modifikationen vorgenommen. Die dadurch erzeugte Dichte führt jedoch diesen Ansatz an seine Grenzen. Die Räume zwischen den Gebäuden sind zu klein, um noch qualitätsvolle Raumangebote schaffen zu können. Das Freiraumkonzept vermag zudem nicht die gestellte Aufgabe in der Vermittlung des Landschaftsraums zu erfüllen. Es entstehen keine qualitätsvollen Orte, die die gewünschte Rolle in der Schaffung einer Quartiersidentität besetzen können. Der größte verfügbare Raum im Südteil des Baufeldes wird zudem durch eine Stellplatzanlage besetzt. Die Wohngebäude folgen dem durch die Erwerberin vorgegebenen Typus in Holz. Das Ankerhaus wird als Sonderbau mit Stampflehmbauteilen vorgeschlagen, kann aber in seiner Gestaltung nicht überzeugen. Die in den Wohngebäuden vorgeschlagenen Wohnungsgrundrisse sind als 2- oder 3-Bund eher konservativ und wenig effizient konzipiert – sie erfordern fünf einzelne Erschließungskerne. Das Programm ist jedoch vollständig abgebildet und die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Umsetzung erscheint dem Investor gegeben. Die Ansätze zum Themenfeld Nachhaltigkeit sind insgesamt von guter Qualität. Insgesamt ein Konzept, dass deutlich hinter seinen Ansprüchen zurückbleibt und belegt, dass die Vergrößerung der Volumina auch mit einer Anpassung des Städtebaus einhergehen muss.
Lageplan

Lageplan

Perspektive Vorplatz

Perspektive Vorplatz

Struktur

Struktur

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Perspektive Garten

Perspektive Garten

Nutzungskonzept

Nutzungskonzept

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Detail Fassade Mehrfamilienhaus

Detail Fassade Mehrfamilienhaus

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht West

Ansicht West

Fassaden Altenwohnen

Fassaden Altenwohnen

Zielgruppen

Zielgruppen

Typologien

Typologien