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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2023

Bildungszentrum Fröbelgasse in Leoben (AT)

1. Preis

Franz&Sue

Architektur

Erläuterungstext

Leobener Lernlandschaft

Franz&Sue und Leoben, das ist mittlerweile eine besondere Beziehung. Die zweitgrößte Stadt der Steiermark engagiert sich seit Jahren intensiv im Bildungsbau. Mit dem Studienzentrum der Montanuniversität sowie dem Umbau der Volksschule- und Neuen Mittelschule konnten wir bereits zweimal einen Beitrag dazu leisten. Jetzt realisieren wir unseren dritten Leobener Bildungsbau: Im Stadtteil Leitendorf sanieren wir die denkmalgeschützte Volksschule Fröbelgasse und bauen sie zu einem zeitgemäßen Bildungszentrum aus. Zwei bestehende Schulen werden hier künftig an einem Standort zusammengefasst. Nach der Erweiterung wird die neue Ganztages-Volksschule Platz für 400 SchülerInnen in 16 Klassen bieten.

Original Fünfziger

Die Besonderheit des vom Leobener Architekten Emmerich Donau geplanten, 1953/54 errichteten Bestandsgebäudes: Es gilt als gelungenes und besonders authentisch erhaltenes Beispiel für die funktionalistische Formensprache der Fünfzigerjahre. Außen zeigt sich dies etwa durch die regelmäßig angeordneten Fenster. Im Inneren sind beinahe sämtliche Ausstattungselemente wie die originalen Terrazzoböden, Mosaike, Holzportale, die Türen zu den Klassenzimmern und die Holzfenster inklusive der Beschläge originalgetreu erhalten. Auch die Böden und die Umkleideschränke im Gangbereich stammen noch aus der damaligen Zeit.

Räume für zeitgemäße Pädagogik

Ein Umbau zu einer Clusterschule mit gruppenweise angeordneten Klassenräumen war im Rahmen der bestehenden Gebäudestruktur nicht möglich. Wir wollten dennoch Räume schaffen, die die Umsetzung zeitgemäßer pädagogischer Konzepte ermöglichen und die Anforderungen eines modernen Ganztags-Schulbetriebs erfüllen. Um die Wünsche und Bedürfnisse der späteren Nutzer einzubeziehen, hielt das Wiener Architekturbüro nonconform Ende Juni 2022 mit der gesamten Schulgemeinschaft eine Ideenwerkstatt ab. Deren Ergebnisse bildeten die Basis für den Wettbewerb.

Breite Gänge, offene Klassen

Mit unserem Entwurf erhalten wir die bestehende Gangstruktur nicht nur, sondern nutzen die großzügigen Erschließungsbereiche dazu, um das pädagogische Angebot räumlich zu erweitern. Jeder zweite Umkleideschrank wird geöffnet und erhält eine Verglasung. Auf diese Weise schaffen wir eine visuelle Verbindung zu den Klassenzimmern und ermöglichen es, die Gangflächen in den Unterricht zu integrieren.

Zentraler Pausenplatz

Das Erdgeschoß bauen wir zur vielseitigen Ganztages-Landschaft aus und ordnen dazu einige Funktionen neu an: Im ehemaligen Festsaal wird die neue Zentralgarderobe untergebracht, den bisherigen Turnsaal verwandeln wir in einen Multifunktionsraum, der auch für externe Veranstaltungen zugänglich sein wird. Ein neuer Umkleidetrakt bildet die Verbindung zur ebenfalls neuen, in Holzbauweise errichteten Turnhalle im Nordosten des Grundstücks. Ein umlaufender Wandelgang samt Freiluftklasse verknüpft die alten und neuen Gebäudeteile. Auf diese Weise bilden die Baukörper eine Hofstruktur und schaffen gleichzeitig eine neue, klare Gliederung der großzügigen Freibereiche: Ein Vorplatz beim Haupteingang, im Süden der Park, hinter den Umkleiden der Sportplatz und im Herzen der Schule der neue, begrünte Pausenhof mit viel Platz zum Erholen und Austoben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Typologisch verbindet das Projekt die denkmalgeschützten Baukörper (den dreigeschossigen Schulbaukörper, den Verbindungstrakt und den ursprünglichen Turnsaal) mittels Verbindungsgängen mit den Umkleiden und dem neuen Turnsaal zu einem Hof-Typus. Diesem gelingt es wie nebenbei drei klare, gute proportionierte Außenräume entstehen zu lassen: einen Vorplatz, einen intimeren Pausenhof und den direkt an den Umkleiden liegenden Turnplatz.

Der Turnsaal erhält ein leicht geneigtes Satteldach in derselben Neigung wie es die Bestandsbaukörper haben. Eine filigrane Holzkonstruktion mit flächenbündigem PV-Dach bildet den räumlichen Abschluss. Organisatorisch besticht die Lage der Zentralgarderobe und die Vielfalt und Einfachheit der Erschließungsmöglichkeiten.

Nicht zuletzt überzeugt das Projekt aus denkmalpflegerischer Sicht. Im Großen schließen einfache niedrige Dächer der Verbindungsbaukörper an das Ensemble an und im Detail wird der zu erwartbare Umgang mit dem hochwertigen Bestand durch den Umgang mit den raffinierten Garderobeschränken dargestellt. Diese bleiben vom Gangbereich im geschlossenen Zustand in ihrem Charakter, wie sie heute erscheinen, aber durch Öffnen dieser entsteht eine setzkasten-ähnliche Verbindung zwischen Klasse und Gangfläche.

Alles in allem auf vielen Ebenen ein überzeugendes Projekt, das auch durch die Einfachheit der Eingriffe eine ökonomische Umsetzung erwarten lassen kann.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Schnitt

Schnitt