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Investorenwettbewerb | 07/2022

Arealentwicklung für Wohnen und Gewerbe in Gossau (CH)

Blick in den Innenhof

Blick in den Innenhof

Gewinner / Zur Weiterbearbeitung empfohlen

Mettler2Invest

Investor*in

K&L Architekten AG

Architektur

Keller Damm Kollegen GmbH Landschaftsarchitekten Stadtplaner

Landschaftsarchitektur

Blumer Lehmann AG

Sonstige

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

OberWatt

Konzept
Zwei lange, gestaffelte Holzbauten spannen einen grosszügigen Aussenraum auf und bieten lebenswerte Wohnungen und ein attraktives Umfeld für den Austausch und das Zusammenleben einer gemischten Bewohnerschaft. Die markante Gestaltung der Baukörper als Holzbauten und die hochwertige und spezifische Aussenraumgestaltung erzeugt einen hohen Identifikationsgrad.

Innovation
Die Innovation liegt in der soliden und sorgfältigen Weiterentwicklung und Erneuerung von bekannten Aspekten beim Wohnen und Zusammenleben in der Gemeinschaft. Die Qualitäten des Projektes 0(ber)Watt können als Inspiration und Impuls für die angrenzenden Gebiete dienen.

Nachhaltigkeit
Das Projekt erfüllt höchste Anforderungen an die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit mit ressourcenoptimierter Erstellung und Betrieb, biodiversen Aussenräumen, zahlbaren Mieten und Eigentumswohnungen und einer sozialen Durchmischung durch eine Vielfalt an Wohnungstypen und -qualitäten.

Freiraum
Das Projekt ist mit dem Freiraum verwoben und ist geprägt von vielfältigen und unterschiedlichen Grünräumen und Pflanz-, Platzund Wegbereichen, um eine hohe Biodiversität und Nutzungsvielfalt zu ermöglichen.

Holzbau
Ein sauber durchkonstruierter und bereits konzeptionell nachhaltiger Low-Tech-Holzbau bildet die Basis für die Erstellung mit minierter grauer Energie im Lebenszyklus und für den Betrieb als Netto-Null-Überbauung. Gleichzeitig prägt der Holzbau die Gestaltung und Materialität der Bauten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das an der Zwischenbesprechung vorgestellte Konzept wurde weiterverfolgt und vertieft. Wesentliches neues Element sind die beiden Pavillons im Innenhof. Sie fassen den grosszügigen Hof und geben ihm eine gewisse Intimität. Neu ist ebenfalls die Gestaltung entlang der Bischofzellerstrasse, da das Retentionsbecken nicht im Strassenabstand vorgesehen werden kann.

Trotzdem bleibt die Bebauung gerade so weit von der Strasse abgerückt, dass keine aufwendigen Lärmschutzmassnahmen getroffen werden müssen. Der Raum zwischen Gebäude und Strasse wird mit grossen Bäumen bestückt. Die Erdgeschosse werden mit Pergolen geschützt und räumlich bereichert. Der in städtebaulicher Hinsicht nicht unproblematische Raum kann mit einer nörflichen Fortsetzung des Grünraums bis zu den Industriegebäuden und einer zukünftigen Strassenbebauung an der westlichen Seite der Bischofzellerstrasse zu einer schlüssigen Stadteinfahrt werden. In diesem Sinne kann der spezielle Raum sowohl thematisch wie räumlich interessant werden.

Die Erschliessung der Anlage erfolgt über den Innenhof. Beim Zugang wird die Tiefgarageneinfahrt in einen einstöckigen Pavillon integriert. Die Tiefgarage selbst ist gut zwischen die beiden Bauten gelegt. Der anfallende Aushub ist minimal gehalten. Die hohe Qualität dieser Lösung ist, dass sie einen grossen Teil des Innenhofes unbebaut lässt, was im Hinblick auf dessen Gestaltung von zentraler Bedeutung ist. Pro Wohnung ist ein Abstellplatz vorgesehen. Genügend gut erschlossene Fahrradabstellräume sind zwar vorhanden, doch zu viele sind im UG vorgesehen. Wünschenswert wäre ein zusätzliches Angebot für Mietwagen oder Parkplätze dafür. Prüfenswert wäre in der Weiterbearbeitungsphase allenfalls die Berücksichtigung bestehender Parkplatzkapazitäten im benachbarten Quartier.

Die zwei viergeschossigen Baukörper fassen einen grosszügigen Hof, dessen Potential ohne die ursprüngliche Durchfahrtstrasse nun herausgearbeitet werden konnte. Über diesen Innenhof erfolgt die Erschliessung der Wohnungen, was in Bezug auf die Belebung des Raumes positiv ist. Er wird damit Begegnungszone und Erholungsraum gleichermassen. Im westlichen Bereich des Hofes können die Bäume gross und alt werden. In einem Gemeinschaftspavillon ist dort die Infrastruktur für verschiedene Anlässe untergebracht. Der östliche Bereich des Hofes, unter dem die Tiefgarage liegt, ist offener gestaltet, während der Zugang bei der Nelkenstrasse wieder mit grossen Bäumen eingefasst wird. Die in diesem Bereich vorgeschlagenen Besucherparkplätze sind gut positioniert, beeinträchtigen jedoch die rückwärtige Wohnung. Insgesamt wird diese differenzierte Freiraumgestaltung sehr positiv gewertet. Mit der Chance auf (dereinst) grosse, alte Bäume zeichnet sich eine spezielle und ausserordentliche Wohnqualität rund um den neuen, grosszügigen Innenhof ab.

Begrüsst werden die gut proportionierten Wohnungen in beiden Häusern. Zwar weisen sie alle dieselben, eher konservativen Strukturen auf und bieten wenig Vielfalt. Sie sind jedoch in sich gut organisiert, sehr praktikabel und weisen einen hohen Wohnwert auf. Sie besitzen eine angenehme Privatheit in der ansonsten offenen neuen Bebauung. Auch der Wohnungsmix ist gut gelöst.

Der Zone zwischen dem öffentlichen Raum und den privaten Wohnungen kommt besondere Bedeutung zu. Mit den vorgeschlagenen baulichen Massnahmen und der Zonierung der Aussenraumgestaltung ist sie konzeptionell bereits gut strukturiert. Trotzdem kann man sich in diesem Bereich noch weitere Massnahmen vorstellen.

Der Holzbau ist glaubwürdig dargestellt und wird begrüsst. Dass der Holzbauunternehmer bereits in dieser Projektierungsphase beigezogen wurde und Teil des Teams ist, unterstreicht die Absicht nachhaltig. Vor diesem Hintergrund und der einfachen und klaren Gebäudestruktur lassen sich auch die vergleichsweise moderaten Anlagekosten erklären.

Die architektonische Umsetzung entwickelt sich aus der inneren Gebäudestruktur und ist konsequent als Holzbau umgesetzt. Die Fassaden sind geprägt von Loggien oder Balkonen, die nicht zuletzt im Hinblick auf einen nachhaltigen Unterhalt der Fassaden und der Bewirtschaftung des Innenraumklimas vorteilhaft sind. Darüber hinaus besitzen sie auf Grund der einfachen Gestaltung eine grosszügige und wohnliche Atmosphäre. Noch etwas zurückhaltend ist die Gestaltung der Stirnfassaden. Besonders an der Nelkenstrasse würde eine Fassade mit Fensteröffnungen einen angemessenen Auftritt ermöglichen.

Insgesamt überzeugt der Entwurf mit einem robusten, einfachen Konzept. Der Entscheid, mit zwei Bauten einen grosszügigen zentralen Innenhof zu formen, ergibt einen hohen Identifikationswert für die neue Bebauung. Es ist die angemessene Reaktion auf das vorhandene Grundstück und seine Dimensionen. Von ausserordentlicher Qualität ist die Möglichkeit der grossen Bäume, die dereinst zu einem ausserordentlichen Wohngefühl in der gesamten Anlage beitragen werden. Zusammen mit der Gestaltung des Hofes und dem vorgeschlagenen Mobilitätskonzept leisten sie einen wertvollen Beitrag zum Wohnungsangebot in der Region Gossau.
Querschnitt

Querschnitt

Modellfoto

Modellfoto

Grundriss

Grundriss