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Award / Auszeichnung | 09/2022

Beispielhaftes Bauen Ostalbkreis 2014-2022

Sanierung und Erweiterung eines Siedlungshauses

DE-73431 Aalen

Auszeichnung

Kayser Architekten GmbH, Aalen

Architektur

Ingenieurbüro Ulrich Knöller

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 06/2016

Projektbeschreibung

Qualitativ hochwertige Sanierung und Erweiterung eines Siedlungshauses im Aalener Stadtteil Zochental zum Effizienzhaus 100 in enger Zusammenarbeit mit einer jungen und kreativen Bauherrschaft.

Der Bestandsbaukörper aus den 50er Jahren wurde umfangreich saniert, neu strukturiert und ca. zwei Meter nach Süden erweitert, um ausreichend Platz für die vierköpfige Familie zu generieren. Durch die Erweiterung konnte die Wohnfläche mit ca. 185 m² nahezu verdoppelt werden, ohne zu stark in das städtebauliche Gefüge der bestehenden Siedlungsstruktur einzugreifen. Der archetypische Baukörper kommt zum Straßenraum ohne größere Eingriffe in die bestehende Dachstruktur aus und behält somit seine ursprüngliche Gebäudekubatur bei. Zum Garten zeigt sich das Gebäude stärker verändert und modernisiert als zweigeschossiger Baukörper mit vorgelagertem Flachdach und großzügigen Fassadenöffnungen.

Die Gebäudeerweiterung wurde überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen als Holzrahmenbau mit Holzfaserdämmung erstellt. Die Außenwände mit hinterlüfteter Holzfassade aus vorvergrauter Lärche auf 16 cm Mineralwolldämmung. Die bestehende Dachkonstruktion wurde erhalten und im Bereich der Erweiterung um eine Holzbalkendecke mit Sparrendämmung und extensiver Dachbegrünung zur Regenwasserspeicherung und Aufdach-Solarkollektoren zur Heizungseinspeisung ergänzt. Der bestehende Dielenboden aus dem Erdgeschoss wurde ausgebaut, von Hand geschliffen und im Anbau des Obergeschosses wieder verwertet.

Von Norden erschlossen befinden sich im Erdgeschoss, neben dem nahezu im Ursprungszustand belassenen Eingangsbereich mit Windfang, Garderobe und Gäste-WC, der offen strukturierte Wohn-, Ess- und Arbeitsbereich. Bestehende Fensteröffnungen auf der Nord-, Ost- und Westseite werden dabei durch großzügige Fensteröffnungen an der Schnittstelle zwischen Bestand und Neubau ergänzt und inszenieren Blickbezüge in den Außenraum.

Über die restaurierte, halbgewendelte Treppe erschließen sich die Privaträume mit Spielgalerie im Obergeschoss. Kinderzimmer sowie der Elternbereich nutzen dabei den Platzgewinn im südlichen Erweiterungsteil und orientieren sich in Richtung Garten nach Süden. Der den Zimmern vorgelagerte Galeriebereich wird in den Dachraum geöffnet und über Dachflächenfenster belichtet. Zwischen die Bestandssparren eingehängte Fangnetze dienen neben der Absturzsicherung den Kindern als erweiterter Liege- und Spielbereich.

Prägende Elemente des Bestandsbaus wie Einbauschränke und Wendeltreppe blieben erhalten und sind in die Gebäudestruktur eingebunden. Bestehende Dielenböden wurden geschliffen und neu verlegt, der Dachstuhl freigelegt und für die Gemeinschaft inszeniert. Die Holzfassade aus vorvergrauter, sägerauher Lärchenschalung mit unterschiedlicher Deckbreiten sowie große Teile des Innenausbaus wurden von der Bauherrschaft in Eigenleistung erstellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Wie selbstverständlich und gleichzeitig innovativ der Umgang mit vorhandener Bausubstanz sein kann, zeigt dieses Projekt auf beispielhafte Weise. Planern und Bauherrschaft ist es gelungen, einem Siedlungshäuschen aus den 1950er Jahren mit außerordentlichem, hohem Respekt für die vorhandene Bausubstanz neues Leben einzuhauchen. Das im Straßenzug eher unscheinbar wirkende Gebäude entfaltet zur Gartenseite hin mit seiner fein proportionierten Erweiterung eine große räumliche Qualität. Prägende Elemente des Bestandes wurden erhalten und sehr selbstverständlich integriert. Bei begrenztem Budget und einem großen Anteil an Eigenleistung ist dieses Haus mit viel Sinn für Material und Detail zu einem Lebensraum für eine junge Familie geworden und zeigt in beeindruckender Weise, welches Potential in den vermeintlich (zu) kleinen und unscheinbaren Wohngebäuden der 1950er- und 1960er-Jahre steckt.