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Konzeptvergabeverfahren | 07/2023

Quartier 2020 - Rattenäcker in Gottmadingen

Skizze Entree

Skizze Entree

3. Preis

Preisgeld: 7.295 EUR

Werkgemeinschaft HHK Plan GmbH

Architektur

Jedamzik + Partner Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

MBPK Architekten und Stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau

Rhomberg Bau GmbH Lindau

Projektentwicklung

Erläuterungstext

STADTRÄUMLICHE EINBINDUNG
Das künftige Quartier Rattenäcker in Gottmadingen ist in drei räumlich gefasste Wohngärten zoniert. Jeder Teilbereich setzt sich zusammen aus dreigeschossigen Mehrfamilien- und Townhäusern sowie jeweils einem städtebaulich hervorgehobenen Sonderbaukörper. Im Zentrum des Gebäudeensembles entsteht die Quartiersmitte, welche die bestehenden Wegeverbindungen aus allen vier Himmelsrichtungen zusammenführt und als vielfältig bespielbarer Bewohnertreff dient. Im Westen, Norden und Osten bilden Vorbereiche mit Besucherparkplätzen den durch einen Versprung in der Straßenflucht betonten Übergang ins Quartier. Im Süden stellt ein öffentliches Entree eine stadträumliche Verzahnung mit der neu gestalteten Wohn- und Spielstraße her. Die Mehrfamilien- und Townhäuser greifen mit ihren Staffelgeschossen die Maßstäblichkeit der kleinteiligen Umgebungsbebauung auf. In dieser mit dem Umfeld vermittelnden Struktur sind die Sonderbaukörper mit ihrer eigenen Architektursprache das städtebauliche Gerüst des neuen Areals. Sie begleiten die halböffentliche Durchwegung des Quartiers und sorgen durch die Spezialnutzungen in deren Erdgeschosse für eine lebendige Frequentierung der gemeinschaftlichen Außenbereiche. Wohngarten 1 erhält seinen Charakter durch den um ein Geschoss aufgestockten, markanten Riegelbau der ehemaligen Hauptschule. Eingebunden in den Wohngarten 2 definiert ein sechsgeschossiges Stadthaus die südliche Adresse des Quartiers und prägt das öffentliche Vorfeld im Übergang zur Hardstraße und dem gegenüberliegenden Zugang zum südlichen Nachbarquartier. Im ersten Bauabschnitt bleibt die Eichendoff-Halle als westlicher Abschluss des Gartens erhalten, im zweiten Abschnitt wird diese durch zwei weitere Mehrfamilienhäuser ergänzt. Wohngarten 3 wird flankiert von drei rhythmisch gereihten Kettenhäusern, welche den südlichen Abschluss eines mit der leicht ansteigenden Topografie vermittelnden Sockelgeschosses bilden.

ERSCHLIESSUNG & ORGANISATION
Sämtliche soziale und gewerbliche Sondernutzungen des neuen Quartiers werden in den Erdgeschosszonen der Sonderbaukörper untergebracht. Sie sorgen für eine abwechslungsreiche Vielfalt und Adressbildung in der Erschließungsstruktur des Quartiers. Darüber hinaus entsteht mit insgesamt 160 Wohneinheiten mit einer Wohnfläche von 11.724 m² ein Angebot an unterschiedlichsten Wohnungstypen. Ca. 24 % der Wohnfläche besteht aus geförderten Mietwohnungen, ca. 26 % aus frei vermarktbaren Mietwohnungen und ca. 50 % aus Eigentumswohnungen.

Der ehemalige Hauptschulbau verleiht dem Wohngarten 1 eine identitätsstiftende Kulisse zur Quartiersmitte. Über die auskragende, wettergeschützte Vorzone werden der Quartiersraum mit Küche als multifunktionaler Veranstaltungstreff und die zweigruppige, ebenerdige Kindertagesstätte erschlossen. Die Garderobenzone der Gruppen stellt über eine vorgelagerte Sitztreppe Kontakt zum Platz her, während sich die Gruppenräume nach Südosten in einen beschützten, begrünten Spielehof orientieren. Dieser wird zum südlichen Vorfahrtsbereich durch Nebenräume abgezont und bildet zur östlichen Nelkenstraße mittels einer offenen Fahrradhalle eine räumliche Kante aus. In nördlicher Verlängerung bietet sich Platz für eine Erweiterung um eine weitere Gruppe. Aus der Quartiersmitte werden die drei lichten Obergeschosse mit großzügigen Familienwohnungen über einen separaten Eingang erschlossen. Nördlich und südlich der Kindertagesstätte komplettieren zwei dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit Staffelgeschoss den östlichen Quartiersbereich. Diese beinhalten einen Mix sämtlicher Wohnungsgrößen und werden im Quartier insgesamt sechsmal angewandt. Die erforderlichen Stellplätze für den östlichen und südlichen Teilbereich werden in einer teilweise eingegrabenen Garage untergebracht, welche in den straßenseitigen Lagen Hochparterresituationen für die Eingangsgeschosse der Wohnbauten herstellen und einen barrierefreien Übergang zum Altbau mit der KiTa ermöglichen.

Das eingeschossige Eingangsbauwerk der ehemaligen Schule stellt eine überdachte Verbindung zum Wohngarten 2 her und bildet mit einem Bikesharingangebot einen durchlässigen Puffer zwischen dem öffentlichen Entree- und Straßenbereich im Süden und der halböffentlichen Quartiersmitte.

Das sechsgeschossige Stadthaus an der Hardstraße ist der bauliche Hochpunkt des Quartiers. Eine erdgeschossige Bäckerei mit Außenbestuhlung bespielt den mit der Spielstraße vernetzten Vorbereich. Eine Seniorentagespflege und eine Kindetagespflege sind weitere ebenerdigen Nutzungen, welche Leben und Bewegung im Umfeld der Hardstraße und des südlich anschließenden Nachbarquartiers generieren. Ergänzend wird ein Servicepoint konzipiert, welcher in Wechselwirkung mit den Tagesbetreuungen steht sowie mit einer nach Bedarf steuerbaren Anzahl an Senioren WGs in den Obergeschossen. Die obersten Ebenen werden mit einem Mix unterschiedlicher Geschosswohnungen geplant.

Ein dreigeschossiger Bau mit Townhouses begrenzt den Wohngarten 2 nach Norden. Hier werden unterschiedlich dimensionierte, generationenübergreifende Eigentumswohnungen für Familien angeboten, welche jeweils über eine Erweiterungsmöglichkeit oder separate Einheit im Erdgeschoss verfügen, etwa zur räumlich eingebundenen Betreuung von Familienmitgliedern oder als wohnungsnaher Arbeitsplatz. Die Eichendoff-Halle definiert den südlichen Abschnitt nach Westen. Auf der Grundfläche dieses Bestandsbaus ist Platz für zwei weitere Mehrfamilienhäuser. Wohngarten 3 wird nach Westen und Norden durch eine weitere Townhousereihe und zwei Mehrfamilienhäuser begrenzt. Ein Sockelgeschoss bietet Platz für die notwendigen Stellplätze des Teilbereichs. Die südliche Kante des Gartens bilden drei dreigeschossige Kettenhäuser mit kompakten Geschosswohnungen. Im vernetzten, südorientierten Sockel werden zwei ebenerdige Pflege WGs aufgenommen. Diese profitieren von der Barrierefreiheit der Lage, vom einfachen Brandschutz und vom direkten Zugang in die vorgelagerten Terrassenbereiche mit der fußläufig angebundenen Quartiersmitte.

ZUSAGEN ZUR NUTZUNGSKONZEPTION
Der Investor wird auf die von der Gemeinde vorgeschlagenen Träger (AWO, Caritas) im Zuge der Baurechtschaffung zugehen und ins Projekt einbinden.

Als Investor können wir zusagen, dass die Neubaugebäude mindestens 50% Holzbauanteil ab EG haben werden. Einsatz von zusätzlichen BIPV (Building Integrated Photovoltaik) wird im Zuge der Fachplanung geprüft.

Mindestens 50% der BGF, abzüglich der Sondernutzungen, wird als Mietwohnraum erstellt. Entweder in Form von genossenschaftlichen Wohnen oder direkt durch den Investor vermietet. Davon werden bis zu 50%, jedoch minimal 20% als geförderter Mietwohnraum ausgebildet. Die Miete wird über 30 Jahre 33 % unter der ortsüblichen Vergleichsmiete für Neubauten abgesenkt gemäß aktuellem Landeswohnraumfördergesetz und Förderzusage. Alle Wohneinheiten entsprechen grundsätzlich den förderfähigen Wohnungsgrößen.

Sonderwohnformen wie Townhouses ermöglichen Generationsübergreifendes Wohnen oder den Umzug innerhalb des Quartiers, je nach Lebens- und Familienstand.

GESTALTUNG & NACHHALTIGKEIT
Sowohl in der Gestaltung der Außenanlagen wie auch in der Behandlung der Architektur erfährt das Quartier eine zonierende Gliederung. Hierbei dient eine ökologische Grundhaltung als Leitlinie.

Die Außenanlagen zonieren sich in drei halbprivate Wohngärten, in deren Zentrum eine halböffentliche Quartiersmitte entsteht. Öffentliche Vorbereiche verzahnen mit den Straßenräumen. Die Wohngärten sind mit Laubbäumen, Wildblumenwiesen, Stauden und Gräsern sowie integrierten Retentionsmulden bewusst naturnah und im Sinne der Biodiversität gestaltet. Spielplätze bilden lebendige Aufenthaltsbereiche. Die halböffentlichen Außenanlagen sind hierzu kontrastierend in einer geometrischen Formensprache konzipiert. Baumpakete dienen als schattige Verweilzonen, Plätze mit durchlässigen Belägen formulieren eine Abfolge abwechslungsreicher Orte, in deren Quartiersmitte eine Spielemulde sowie der Quartiersraum mit anschließenden Sitzstufen das Herz der Siedlung formulieren.

Die Zonierung der Architektur geschieht durch die Ausbildung zweier unterschiedlich ablesbarer Gebäude-typen: dreigeschossige Mehrfamilien- und Townhäuser mit vorgebauten Balkonzonen, einer horizontalen Betonung der Geschossdecken und einer flächigen Schalung aus Holzwerkstoffplatten bilden die Grundstruktur des Quartiers. Hierzu kontrastierend werden entlang der Durchwegung Sonderbaukörper platziert, welche durch eine Überhöhung, vorgehängte Einzelbalkone und eine im gedeckten Rotton lasierte Vertikallattung Akzente setzen. Die Mehrfamilenhäuser erhalten extensiv begrünte Dächer und ein begehbares Dach auf Höhe der Staffel, welches der Bewohnerschaft die Möglichkeit bietet, mit Hilfe aufgefangenen Regenwassers und Pflanzkübeln gemeinsames Gärtnern im Sinne des Urban Gardenings zu praktizieren. Die Sonderbaukörper bieten sich dafür an, deren höher liegende und zugleich größer dimensionierte Dachflächen als Solargründächer mit aufgeständerten Photovoltaikmodulen umzusetzen.

Sämtliche Neubauten sind in einer vorgefertigten, modularen Holzbauweise mit hoch wärmegedämmten hinterlüfteten Fassaden konzipiert. Eine gezielt kompakte Bauweise und die konsequente Verwendung geschossweise deckungsgleicher Fertig-Sanitärzellen ergänzen das Nachhaltigkeitskonzept. Der Bestandsbau der ehemaligen Hauptschule wird unter Erhalt der grauen Energie entkernt und mittels vorgefertigter Fassaden- und Ausbauelemente umgenutzt.

Die beiden Garagen schließen mit der Oberkante an der jeweils höchsten Umgebungshöhe an und nutzen hierbei die teilweise großen Höhenunterschiede im nördlichen Grundstücksbereich. Sie bilden auf diese Weise Sockelgeschosse und Hochparterresituationen aus und minimieren hierdurch den Eingriff ins Erdreich. Der größte Teil der Stellplätze wird in den Sammelgaragen untergebracht. Dezentrale oberirdische Stellplatzpakete ergänzen das Angebot. Fahrradstellplätze werden sowohl unterirdisch wie auch in oberirdischen Anlagen untergebracht. Eine Bikesharingzone mit Ladestation und Miniwerkstatt wird im Umfeld der Quartiersmitte konzipiert. Entlang der Hardstraße entstehen Carsharing- und Ladepunkte.

Die Energieversorgung des Quartiers wird durch den Anschluss an ein Fernwärmenetz gewährleistet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der übergeordnete städtebauliche Entwurfsansatz dreier Stadtbaufelder, von den VerfasserInnen als Wohngärten tituliert, überzeugt in seiner Setzung und Orientierung.

Die drei Quartiersstrukturen binden die Raumkanten des zentralen Quartiersplatzes, der in seiner geplanten Höhenlage noch überprüft werden muss. Dieser neuen Mitte sind dem öffentlichen Raum entsprechend Quartierstreff und Kindertagesstätte mit Ihren Adressen zugeordnet. Es werden klare öffentlich und private Zonierungen präsentiert. Die Wohnhofsituationen gewährleisten gute Belichtungen für die angedachten differenzierten Wohnungstypologien.

Aus allen vier angrenzenden Straßenräumen entstehen gute Auftaktsituationen, Eingänge, Adressen und ein durchgängiges Fuß- und Radwegesystem. Der Entwurfsansatz jedem Wohnquartier ein Alleinstellungsmerkmal durch besondere Nutzungen bzw. Architekturen zu implantieren, wird positiv bewertet.

Von Süd-Westen über die Hardstraße formuliert ein sechsgeschossiger Solitär die Adresse in das neue Viertel. Höhenentwicklung und Proportion gegenüber der angrenzenden bestehenden Bebauungssituaton wird im Gremium kritisch in Hinblick auf seine Angemessenheit diskutiert. Begrüßt wird die angebotene Vielfalt an unterschiedlichen Wohnungsgemengen und Bautypologien. Die Lage der kleinparzellierten Stadthäuser in der Mitte dieses urbanen Entwurfsansatzes wird jedoch hinterfragt. Die gereihten Townhouses sollten eher in den Übergangsbereichen zum teilweise kleinteiligen Bestand verortet sein.

Die Raum- und Nutzungsqualitäten der Sonderfunktionen wie Bäckerei, Quartierstreff und Kita sowie Seniorenwohnen schaffen gute Schnittstellen zwischen Innen- und Außenraum. Die Umnutzung der Hauptschule mit Erhalt des südlichen Nebengebäudes und neuen Angeboten eines Mobilitätshubs wirkt charmant.

Die, zu den begleitenden Straßenräumen an den Schnittpunkten ins Quartier positionierten Besucher- und Behindertenstellplätze, stärken den Ansatz einer autofreien Quartiersmitte. Der ruhende Verehr wird in zwei Tiefgaragen im Norden und Osten nachgewiesen. Die auf den Tiefgaragendecken geplanten Retentionsflächen in den Freianlagen müssen jedoch in ihrer Macbarkeit noch nachgewiesen werden. Im Gremium wird die Anmutung, der urbane Charakter der Neubebauung intensiv besprochen. Wie viel Dichte in städtischen Duktus kann man sich in dem vorhandenen heterogenen Nachbarschaftsumfeld vorstellen.

Das Energiekonzept mit dem Anschluss an das Nahwärmenetz und der Holz-Systembauweise ist zielführend. Die Nutzung der Solarenergie ist noch nicht optimal.

Ein Entwurfsbeitrag, der in seiner Klarheit und konsequenten Haltung einen eigenständigen Beitrag zu der gestellten Aufgabe anbietet. Zudem stellt er einen sehr guter Beitrag zur Erreichung der Ziele der Nachhaltigkeit dar.

Mit ca. 135 Wohneinheiten nutzt der Planungsansatz die vorhandenen Ressourcen für ein großes innerstädtisches Wohnraumangebot. In seiner Architektursprache lässt der Entwurf leider identitätsstiftende Ansätze vermissen und eröffnet die Diskussion einer Austauschbarkeit. Eine stärkere Prägung aus dem Ort heraus wäre wünschenswert gewesen.
Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan

Lageplan

Nutzungskonzept

Nutzungskonzept

Nutzungskonzept

Nutzungskonzept

Nutzungskonzept

Nutzungskonzept

Zonierung

Zonierung

Grundriss Untergeschoss

Grundriss Untergeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Dachgeschosse

Grundriss Dachgeschosse

Grundrissausschnitt

Grundrissausschnitt

Ansicht Süd, Schnitt BB

Ansicht Süd, Schnitt BB

Ansicht West, Schnitt A

Ansicht West, Schnitt A

Fassadenausschnitt

Fassadenausschnitt