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kooperatives Werkstattverfahren | 05/2023

Temporäre Freiflächengestaltung Haus der Statistik / Haus des Reisens in Berlin

Kietz Konnektor

Kietz Konnektor

2. Rang

ADEPT

Stadtplanung / Städtebau

POLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Kreuzung zwischen Otto-Braun-Straße und Karl-Marx-Alle befindet sich im Herzen Berlins und nimmt einen zentralen Platz in der Geschichte Berlins ein. Von den vielen historischen Schichten der Vergangenhei bis hin zu den Plänen für die Zukunft, ist dieser Ort nicht nur von lokaler, sonder auch städtischer Bedeutung.

Mit der Transformation von Haus der Statistik, zusammen mit dem Haus der Reisen und anderen Entwicklungen in der näheren Umgebung, verfügt das Gebiet über ein vielfältiges Angebot für kulturelle und kreative Aktivitäten. Die Freiräume zwischen den Gebäuden und um sie herum sind jedoch nicht funktional und erfüllen nicht das gleiche Potenzial wie die Gebäude. Es gibt einen ständigen Strom von Menschen, die sich entlang und zwischen den Gebäuden bewegen, die wohnen und arbeiten, Workshops und Veranstaltungen besuchen. Der öffentliche Raum lädt seine Nutzer jedoch nicht zum Aufenthalt, Verweilen, Erleben oder Interagieren ein. Dem Stadtraum fehlt es an Anlässen für einen Aufenthalt, und er entspricht dementsprächend nicht den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen und der Stadt. Er wirkt wie ein einzelnes, unverbundenes Element, ohne Sinn für Funktion und Nutzung.

Die zukünftigen Aktivitäten im und um das Haus der Statistik und das neue Rathaus der Zukunft schaffen neben den Frequenzen rund um das Haus des Reisens und den Menschen entlang des Straßenraums ein dynamisches Umfeld. Es fehlen jedoch verbindende Elemente, die die unterschiedlichen Nutzungen, Teilräume, Gebäude und Flächen miteinander verknüpfen. Mit Blick auf die Strukturen und Potenziale des Ortes fallen thematische Bezüge auf: Die kulturellen und künstlerischen Aktivitäten der Raumpioniere im Haus der Statistik, die Nähe zu den Anwohnenden, die Mitarbeiter*innen der Unternehmen im Haus des Reisens, der Fluss des Straßenraums und natürlich die vielfältigen historischen Bezüge. Diese Gegebenheiten und Potenziale aufzugreifen, miteinander in Beziehung zu setzen und so einen unverwechselbaren Raum zu schaffen, sind für uns Impulse unseres konzeptionellen Ansatzes. Da wir uns in einem sehr dynamischen Umfeld mit vielen aktiven Stadtmacher*innen befinden, kann eine Transformation des öffentlichen Raumes zu einem wirklich gelebten öffentlichen Raum nur im Zusammenspiel zwischen den Menschen vor Ort und uns Fachplaner*innen erfolgen.

Mit dem Design des Berliner Kiez Connectors wollen wir den Ort, die Stadt und die Menschen verbinden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitidee
Der Entwurf zeigt eine kraftvolle grafische und konzeptionelle Leitidee durch die Platzierung einer starken Geste. Er zeigt eine plakative Überzeichnung des Ortes mit einer eigenständigen Form. Das starke Grundgerüst wirkt im Raum und lässt Anpassungen in der Zukunft zu. Die gewählten Linienelemente und Streifen, um die Orte zu verbinden, können als Diagramm überzeugen, nicht jedoch als konkreter Gestaltungsvorschlag in allen Bereichen.

Teilräume
Der „Vorraum Haus des Reisens“ überzeugt in seiner Offenheit, erscheint jedoch teilweise fragwürdig in seiner Funktionalität. Die „C-Tribüne“ auf der Tunneldecke wird als gute Lösung für den Ort gesehen. Dem „Kunst und Aktivitäts-Connector“ fehlt die spezifische Verbindung zu den lokalen Akteuren und der modulhafte Charakter überzeugt an dieser Stelle nicht. Der „Zentrale Loop“ wird räumlich mit seiner Eigenständigkeit, Präsenz und Nutzungsoffenheit von der Jury als überzeugender Beitrag gewürdigt. Er bietet als Schattenort an heißen Tagen und mit seinem Innen-Außenbezug interessante Begegnungsräume wie ihn der Autoscooter im Hof heute schon bietet. Der „Nachbarschaftsconnector“ mit den vorgeschlagenen Pflanzkästen erscheint dagegen etwas beliebig. Der „Straßenconnector“ bietet dem Ort entsprechende Angebote, wirkt jedoch wenig innovativ und ortsspezifisch.

Innovationskraft
Die eigenständige Geste kann eine innovative Impulskraft entwickeln, die sich vor allem in der Vielschichtigkeit des Loops zeigt. In der grafischen Darstellung und inhaltlichen Ausarbeitung der prozessualen Ansätze lässt sich jedoch wenig Innovationspotenzial herauslesen.

Nachhaltigkeit
Der Entwurf zeigt ein ambivalentes Verhältnis zu bestehenden unversiegelten Flächen, die teilweise durch neue Belagsflächen belegt werden.
Keine Aussagen werden zur Qualität und zukünftigen Gestaltung der dadurch entstehenden Resträume gemacht. Die vorgeschlagene Materialwahl ist eine robuste Antwort auf den Standort, jedoch ohne lokalen Bezug.

Einbindung in den Stadtraum/ Kontext
Das Konzept zeigt eine wohltuende formale Eigenständigkeit. Die große Geste antwortet überzeugend auf die großen Stadträume. Bei genauer Betrachtung wirkt diese Geste an einigen Stellen jedoch unsensibel und teilweise zu beliebig und ignoriert Bestandsstrukturen.

Plausibilität/ Prozess/ Umsetzbarkeit/ Betriebskonzept
Der Vorschlag des Kiez Connectors als Grundgerüst, das in seiner konkreten Ausgestaltung im Prozess reagieren kann, erscheint als ein guter Ansatz. Das Betriebskonzept und der vorgeschlagene Prozess nehmen jedoch wenig Bezug zu den existierenden Strukturen (KOOP 5) auf. Die Einsetzung eines einzelnen Kurators reagiert nicht angemessen auf die Notwendigkeit, die Zielgruppen einzubinden und zu verbinden. Die Bespielung und Nutzbarkeit des Loops erfordert eine dauerhafte „Kümmer:innenschaft“ die aktuell nicht weiter definiert ist.

Umgang mit Denkmalschutz/ Baukultur
Der zentrale Loop als ist als dauerhaftes Bauwerk mit dem Denkmalschutz nicht vereinbar, als temporäres Element jedoch vorstellbar. Er steht zusätzlich im Kontrast zu den zukünftigen Pavillons entlang der Karl-Marx-Allee.

Berücksichtigung Experimenteller Charakter
Die nicht-temporale Ästhetik kann eine Stärke darstellen; gleichzeitig wird sie im Hinblick auf den gewünschten experimentellen Charakter des Ortes auch hinterfragt. Die über den Loop hinaus dargestellten Elemente lassen wenig Experimente im Sinne einer prozessualen Weiterentwicklung und Aneignung zu.

Insgesamt würdigt das OGG die Haltung des Beitrages, auf die Herausforderung einer temporären Gestaltung mit einer klaren raumprägenden formalen Geste zu antworten.

Entwurf

Entwurf

Kietz Konnektion

Kietz Konnektion

Loop

Loop

Strukturen und Freiräume

Strukturen und Freiräume

Intentionen

Intentionen

Konnektion

Konnektion