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Offener Wettbewerb | 07/2023

Platzgestaltung Domplatz in Innsbruck (AT)

Visualisierung

Visualisierung

Anerkennung

wolfgang Weidinger ZT GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Architektin Dipl.-Ing Barbara Schwab

Stadtplanung / Städtebau

Mattweiss Architekturmodellbau

Modellbau

Riviera Moretti

Visualisierung

Erläuterungstext

Arch. DI Wolfgang Weidinger mit Arch DI Barbara Schwab

Unter den urbanen Räumen im historischen Stadtkern der Stadt Innsbruck nimmt der Domplatz eine besondere Stellung ein. Seine Aufenthaltsqualität ist hoch, er ist ein Platz der Ruhe zum unmittelbar angrenzenden geschäftigen Altstadtbereich rund um die Herzog-Friedrich-Straße und die Hofgasse. Für die Leitidee der Neugestaltung dieses öffentlichen Raumes stehen ein prägnanter Domvorplatz, als Willkommensgeste für alle Besucher und ein neu gestalteter Grünbereich, als Ort der Ruhe und sinnlichen Beschaulichkeit. Die ovale Platzform, dem Eingang des Westportales zugeordnet, nimmt die Stilelemente der hochovalen Fenster des oberen Geschosses der Fassade auf und fügt sich formal in die Domarchitektur mit seinen vortretenden Türmen und konkaven Wandstücken ein. Rund geformte Stufen führen zum Domeingang hinauf und nehmen das Ende des 18. Jhdt. entfernte architektonische Element des konvex geformten Podestes mit einer Stufenanlage wieder auf.

Der anschließende Grün Raum versteht sich als erweitertes Wohnzimmer, als Garten im barocken Sinne, neu interpretiert und weiterentwickelt. Der vorhandene Vereinigungsbrunnen wird in die Mitte eines runden Podestes geschoben, die bestehende Höhenlage wird aufgegriffen. Damit kann die vorhandene Stützmauer integriert und die Rotahornbäume bestehen bleiben, welche diesen Bereich beschatten. Somit entsteht ein neue Aufenthaltszone, mitten im Grün, welche zum Verweilen und Ausruhen einlädt. Die Mauern zur Bewältigung des Höhenunterschiedes werden letztendlich zum Sitzmöbel mit Blick auf Schaugarten und Dom. Wege durchziehen und unterteilen die Grüninsel. Niedrige Sträucher und Stauden säumen in Teilbereichen die Grünraumränder. Die unterschiedlichen Felder können als Schaugrün mit wechselnden saisonalen und farblich abgestimmten Pflanzen für eine wechselnde Atmosphäre sorgen. Die vorgesehene Pflasterfläche der Innsbrucker Altstadt, der Luserna Gneis, im Passéverband diagonal verlegt, soll auch die bestimmende Oberfläche am Domplatz sein. Das Projekt sieht keine Differenzierung der Domplatzfläche im Gesamten zur Pflasterfläche der Umgebung vor. Der Anschluss zu den Gebäuden am Platz erfolgt in Form einer Bordüre.

Hervorgehoben wird jedoch die dem Westportal des Domes und somit dem Haupteingang zugeordnete ovale Freifläche, um die architektonische Form auch betreffend die gewählte Materialität zu unterstreichen. Vorgesehen sind österreichische Granitplatten, in heller Tönung mit leicht farbigen Anteilen. Ein rundumlaufender Randstein fasst die Pflasterung ein. Er erhöht sich in Teilbereichen zum Grünraum und wird dadurch zum Sitzmöbel.
Die Wege in der Grünzone und die Fläche am Podest, beim neu positionierten Vereinigungsbrunnen werden mit Pflastersteinen aus Granit in Kreisform bzw. als Segmentbogen verlegt. Die Randbegrenzung erfolgt mit Granit Leistensteinen, ca. 5 cm breit. An den nördlichen und südlichen Rändern zum Grün ist eine Ökopflasterung vorgesehen, also ein wasserdurchlässiger Belag. Wichtig ist, möglichst viel Niederschlagswasser zu nutzen und direkt am Ort zu halten. Das Prinzip der Schwammstadt wird rund um die Grüninsel implementiert.

Zur Stärkung des Mikroklimas am Platz werden zu den bestehenden Rotahornbäumen weitere Baumpflanzungen vorgeschlagen. Dies könnten schmalkronige Stadtulmen „Ulmus hollandica Lobel“ sein, welche sehr pflegeleicht, robust und winterhart sind. Dieser Baum besticht durch seinen imposanten, hohen und schlanken Wuchs, was an die Säulenbäume der barocken Gärten erinnert und dieses Thema neu interpretiert. Er verleiht dem Platz eine zusätzliche Identität, im Herbst besitzt er eine auffällig schöne Herbstfärbung.




Beurteilung durch das Preisgericht

Der Domplatz wird funktional und gestaltend gegliedert. Einer repräsentativen Eingangszone wird ein elliptischer Platz vorgelegt. Dieser kann gut als Einladung zum Innehalten auf der Passage von der Pfarrgasse zur Herrengasse, aber auch als Verbindungsglied zur grünen Parkgestaltung dienen. Diese „platzartige“ Ausbildung zwischen Eingangsbereich Dom und der Grünanlage wird positiv bewertet. Sie bildet ein starkes Gelenk für die Wegeführungen über den Platz und in den Dom hinein. Am Rand des elliptischen Vorplatzes (Zwischenplatz) stehen drei Bäume, welche auch eine Ruheatmosphäre und Geborgenheit bieten können, gleichzeitig aber auch den Übergang zum Grünraum herstellen. Es ist zu überlegen, ob diese nicht auch außerhalb des Vorplatzes im Grünraum stehen könnten.

Das Wahrnehmen der Treppenanlage und des Vorplatzes ist bereits früh beim Ankommen aus der Pfarrgasse ersichtlich. Der gesamte Platz öffnet sich aus dieser Achse. Die drei Bäume im Oval geben den Übergang zum Grünraum und sind zugleich dem Portal, den Türmen gewissermaßen räumlich zugehörend. Die Weite der Treppen- und Rampenanlage reicht weit in den Raum hinein und ist in Ihrer Großzügigkeit positiv zu bewerten. Der Übergang von den Stufen zur Rampe wird als schwierig umsetzbar angesehen. Die Entwicklung der Rampenwange aus dem Oval heraus führt zu einer schwierigen Situation und lässt die Rampe als Hindernis am querenden Weg der Pfarrgasse empfinden, welche auch optisch erheblich in den Durchgang Herrengasse hineinreicht. Der Werkstein, welcher die Rampe abschließt, könnte durch eine gebogene Linie einen weicheren Abschluss zeigen. Eine Absicherung mit Geländer und Handlauf ist notwendig und wird gestalterische Relevanz haben.
Das Oval des Domvorplatzes wird mit Granit im Reihenverband belegt, wohingegen der erhabene Eingangsbereich des Doms im selben Material des Altstadtbelages mit Passeéverband aus Gneis sozusagen profaniert wird. Dies stellt zweifelsfrei einen Bruch des Gewohnten dar.

Die bestehende Grünfläche wird größtmöglich ergänzt und erweitert. Die bestehenden großen rot blättrigen Ahornbäume bleiben erhalten und werden durch säulenförmig aufstrebende Ulmen ergänzt. Insgesamt sind 14 neue Bäume vorgesehen, wobei jene beidseitig des Kirchenschiffs hinterfragt werden. Eine Reduktion auf jeweils einen Baum je Seite in den Turmecken soll überlegt werden. Als gelungen wird die Baumsetzung am östlichen Ende des Platzes am Durchgang zur Herrengasse gesehen. Dieser kann als Solitär auch eine stattliche Größe ausbilden.

Die Atmosphäre der Grünanlage wird aufgrund ihrer Gliederung in Frage gestellt. Zwischen den Wegen verbleiben Beete, welche bündig zu diesen abschließen. Diese Bündigkeit hält den Grünbereich räumlich zusammen. Die Wegeführungen erscheinen allerdings in der Zahl als „zu“ viele und laden zu Abkürzungen durch die Grünflächen ein. Das Rasenpflaster zu den südlichen und nördlichen Abschlüssen der Grünfläche sind in ihrer Ausprägung zu definieren. Ob es ein stimmiger Übergang von der Pflasterfläche – mit Gastgärten – zum Grünbereich werden kann, ist erst zu beweisen.Der ökologische durchdachte Ansatz wird als positiv bewertet. Der Bestand wird im besten Sinne erhalten und erweiternd verbessert.
Modellfoto

Modellfoto

Plantafel 1

Plantafel 1

Plantafel 2

Plantafel 2