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3. Rang 4 / 4

Anonymer, einstufiger, selektiver Projektwettbewerb für Generalplanungsleistungen | 06/2023

Neubau Schulanlage Sirius / Ersatzneubau Werkhof Hohlstrasse (CH)

Teilnahme

Durisch + Nolli Architetti

Architektur

De Molfetta & Strode

Landschaftsarchitektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Tragwerksplanung

Rapp AG

Verkehrsplanung

EK Energiekonzepte AG

Nachhaltigkeitskonzept, Bauphysik

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung, Brandschutzplanung

Filippo Bolognese Images

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Aus zwei ökologisch vorbildlichen Grundgedanken wird der Entwurf für das Projekt LEBENSRÄUME hergeleitet: Den Werkhofbau im Gebäudesockel zu minimieren, um alle Teile der Schule in Leichtbauweise darüber aufzustapeln; die Siriuswiese nicht anzutasten, sondern mit der Rekonstruktion des Plateaus sogar zu vergrössern.
Ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt hingegen rasch die auffällig inszenierte Sporthalle, die auf ihren Querseiten vollständig geöffnet werden kann und so als festliche Loggia erscheint. Sie nimmt das Herz der Schule ein, der Rest hat sich entsprechend unterzuordnen. Das darunter liegende Eingangsgeschoss nimmt nebst den Kindergärten mit je einem eigenen Gärtchen eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen auf, während die Spezialräume darüber gestapelt als Füllstücke das Volumen der Sporthalle ergänzen. Auf dem Hallenkubus stehen die Klassenzimmer-Cluster der Primarschule – als eigenständiger Bau in der Form eines zweigeschossigen Pavillons und zugänglich gemacht durch zwei weit abgerückte zylindrische Türme mit ausladenden Wendeltreppen.
Die Anlage besticht durch ihren leichten und beschwingten Ausdruck, erzeugt wohl durch das additive Prinzip der Komposition, das bis ins Detail weitergeführt wird in den vorgehängten Fassaden mit ihren charakteristischen Bändern von schräg gestellten Brise Soleil. Diese Leichtigkeit kann jedoch nicht hinwegtäuschen über die den Massstab des Quartiers sprengende Wuchtigkeit des Volumens, das entlang der Hochstrasse trotz Rückstaffelung faktisch sechsgeschossig in Erscheinung tritt.
Das Projekt zeichnet sich durch einen sehr respektvollen Umgang mit dem Baumbestand und insbesondere dessen Wurzelraum aus. Die Sportfelder sind nicht unterbaut, umso mehr erstaunt die Aufschüttung im Bereich des Allwetterplatzes vor dem Schuleingang, was zu einer trennenden und formal wie räumlich verwirrenden Situation führt. Die ruhigeren Schulfreiräume rund um das Schulhaus überzeugen, nicht jedoch der zweite Allwetterplatz im Norden an dieser sehr sensiblen Stelle. Zudem stellt sich die Frage, ob die Pausenflächen auf dem Turnhallendach in diesem Kontext wirklich eine Bereicherung darstellen. Überzeugend sind hingegen die sehr präzisen und umfangreichen Aussagen zur ökologischen und stadtklimatischen Werthaltigkeit des Projekts.
Funktional hat das Projekt ein paar gravierende Nachteile. Dazu gehören die Erschliessung der Klassenzimmer über viergeschossige Aussentreppen. Oder die versteckt in den Pochés der Turnhalle verteilten Spezialräume. Oder die Sportgeräteräume hinter dem Korridor. Oder der wilde Nutzungsmix im Erdgeschoss, wo sich Kindergärten und Mensa, Sportgarderoben und Tennisclub die gleichen Korridore teilen. Der Betrieb des Werkhofs wird hingegen gut bewertet, während die massive unterirdische Übertretung der Verkehrsbaulinie dessen Realisierbarkeit in Frage stellt.
Strukturell ist das Projekt eine raffinierte Stapelung übereinandergestellter Strukturen. Im Vergleich ist es der Beitrag mit dem geringsten unterirdischen Gebäudeanteil. Der relativ kleine Betonsockel lässt zusammen mit der Kompaktheit des Gebäudes und der Leichtbauweise der vorgeschlagenen hybriden Stahl-Holzkonstruktion auf eine gute Nachhaltigkeit schliessen. Für zusätzliche PV-Anlagen wäre in den Fassaden Potenzial vorhanden. Die Erstellungskosten bewegen sich im vorgegebenen Rahmen.
Insgesamt ist das Projekt LEBENSRÄUME ein bemerkenswert gewinnender Beitrag. Doch gewichtige Nachteile gibt es bei der Quartierverträglichkeit und der Funktionalität.

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