modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Neubau Kindertageseinrichtung Kreuzgrund in Heilbronn

2. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

FRIEDRICH POERSCHKE ZWINK Architekten Stadtplaner BDA

Architektur

Schuler und Winz Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Stadt - Landschaft

Die Lage des Baugrundstücks der Kindertageseinrichtung im Südosten der Schule bringt mit sich, dass der Neubau in eine unmittelbare Beziehung zur Volumetrie der Bestandsbauten tritt. Zusammen mit der noch zu planenden Mensa entsteht aus Schule und KiTa ein bauliches Ensemble, das in seiner Gesamtheit zu betrachten ist. Infolgedessen orientiert sich der neue quadratische Baukörper in seiner Form und Ausdehnung am Bestand. Durch ein orthogonales Ausrichten des KiTa Baukörpers mit dem Platzhalter der Mensa wird die Schule zu einem Bildungscampus erweitert, der im Süden des Landschaftsraums seinen Abschluss findet.
Mensa und Kindertageseinrichtung orientieren sich auf einen kleinen Platz, auf den sich die Terrasse der Mensa und der Außenbereich des Mehrzweckraums richten. Nördlich der KiTa befindet sich eine Aufweitung für den Hol- und Bringverkehr. Im Osten liegen der Wendehammer mit den geforderten Stellplätzen für PkW und Fahrräder sowie die Küchenanlieferung und Müllentsorgung.

Freianlagen, Erschließung und Grünstruktur

Das städtebauliche Ziel einer Campusbildung aus Schule, Mensa und KITA wird durch die Erschließung, Ausstattung in den Freianlagen und Pflanzungen unterstrichen. Die Vegetationsbereiche und baulichen Anlagen sind auf den Neubau ausgerichtet und schaffen so Räume die das „Innen und Außen“ miteinander fördern und verbinden. Der Hol-und-Bring-Verkehr am Rand des KITA-Vorplatzes gewährleistet ein problemfreies An- und Abfahren sowie kurzes Parken. Der Straßenraum samt Vorplatzbereich wird in einem Pflasterbelag gestaltet, sodass alle Flächen als eine Platzfläche wahrgenommen werden. Ein Sitz- und Aufenthaltsband auf dem Vorplatz vereint verschiedenste Funktionen (Orientierung, Aufenthalt, Sitzen, Fahrradparken, Vegetation, Spielen). Parkierungsflächen im Osten werden mit einem versickerungsfähigen Pflasterbelag versehen. Der östliche Gartenbereich wird bewusst von großen Bau- und Pflanzelementen freigehalten um so den freien Blick unter den Baumkronen hindurch in die „freie“ Landschaft zu erhalten.
Spielbereiche für die Ü3- und U3-Kinder werden um den gesamten Neubau herum in Bezug zur inneren Nutzungsverteilung angeordnet. Die Ü3-Kinder erhalten weitläufige Grünbereiche im Osten und Westen des Grundstücks zum Ausleben ihres Bewegungsdrangs. Die U3-Kinder haben im Süden sehr nah und angelehnt ans Gebäude ihren Gartenraum mit kleineren Außenspielbereichen.
Die einfache und kontrollierte Erschließung des KITA-Gartens wird aus mehreren Himmelsrichtungen ermöglicht. So kann beispielweise eine unkomplizierte Pflegezufahrt im Süden angeordnet werden. In den Randbereichen entstehen durch die „Heckenriegel“ einfache Spielräume sowie spannende Ein- und Ausblicke. Je mehr man sich vom Gebäude entfernt, desto extensiver werden die Freianlagen gestaltet und überformt. Dies lässt der Natur auf dem großen Grundstück ihren Raum in Form von teils baumbestandenen Wieseninseln und Wildstaudenflächen.


Innere Organisation

Die quadratische Form der Kindertageseinrichtung ermöglicht, die verschiedenen Nutzungen in vier Richtungen zu entwickeln. Im Erdgeschoss liegen der Haupteingang, der Multifunktionsraum mit Terrasse und die Verwaltung/Küche nach Norden zum kleinen Platz. Die beiden Kleinkindgruppen sind im südlichen Bereich des Erdgeschosses angeordnet und haben direkte Gartenzugänge.

Das Obergeschoss wird über eine zentral liegende zweiläufige Treppe erschlossen. Der Innenbereich ist über ein Oberlichtband natürlich belichtet und einladend hell. Eine zentral liegende zweiläufige Treppe führt ins Obergeschoss, in dem die Kindergartengruppen liegen.
Jeweils zwei Gruppen bilden eine organisatorische Einheit, die sich eine gemeinsame Terrasse und Sanitärbereiche teilen. Außentreppen führen von den Terrassen in die Ost- und Westgärten. Sie stellen zugleich die beiden baulich notwendigen Rettungswege aus dem Obergeschoss dar.

Materialität und Konstruktion
Die Errichtung des Neubaus ist als Brettschichtholzbauweise geplant. Wand, Decken und Fassadenelemente können vorgefertigt werden. Die Fassade erhält Holzfenster mit 3-fach Isolierverglasung, die hinter den Holzlamellenelementen geöffnet werden können. Alle Fenster sind mit außenliegendem textilen Sonnenschutz versehen. Die Wahl der Ausbaumaterialien erfolgt nach den Kriterien der Robustheit im täglichen Gebrauch und dem Einsatz von natürlichen Materialien. Die Verwendung einer Konstruktion aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz und der Einsatz natürlicher Dämmstoffe zielt darauf ab, bereits bei der Wahl der Baustoffe einen großen Beitrag zur CO2 Reduktion zu leisten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*innen konzipieren einen kompakten, zweigeschossigen Baukörper südöstlich der vorgesehen Mensa. Das erzeugte Volumen fügt sich typologisch neben den Volumen der Schule und der Mensa gut ein. Durch die Anordnung entstehen sorgfältig proportionierte Außenräume, die insbesondere an der Schnittstelle zur geplanten Mensa eine funktional schlüssige Verbindung schaffen. Es entsteht dadurch eine campusartige Gesamtstruktur. Der Baukörper wird geschickt durch zwei eingeschnittene Höfe im Obergeschoss gegliedert.

Der Hauptzugang erfolgt über die neue Zufahrtstraße und schafft dadurch einen qualitätsvollen, gemeinsamen Vorplatz für den Kindergarten und die Mensa. Das Bringen und Abholen der Kinder, die Andienung der Küche, sowie das Wenden und Parkieren werden sehr selbstverständlich in einer schlüssigen Abfolge angeordnet. Die Wendemöglichkeit wird näher an den Zugang gerückt. Sämtliche Abläufe können im Bereich der aufgeweiteten Zone vor dem Haupteingang ohne Einschränkung erfolgen.

Das kompakte Gebäude liegt gut platziert im Gelände und wird vollständig von den Freianlagen umspielt. Die Erschließung auf der Nordseite erfolgt sehr selbstverständlich und wird weniger als Verkehrsanlagen wie als einladend gestaltete Freianlagen mit Aufenthaltscharakter wahrgenommen. Der Eingangsbereich ist gut auffindbar und gleichzeitig geschützt integriert. Angenehm unkompliziert wird die Mensaterrasse in eine gesamtheitliche Nutzung mit eingebunden, wodurch sich der Freiraum in der Wahrnehmung positiv aufweitet. Reichliche Baumpflanzungen binden das Gebäude locker in die Landschaft ein und erzeugen wohltuende Schattenorte, die im Gartenbereich noch mit Sonnensegeln ergänzt werden. Die vielfältigen Spielbereiche sind den Gebäudenutzungen sinnvoll zugeordnet. Der Kleinkindbereich liegt geschützt im Osten und wird über die, das Haus flankierenden, Terrassen mit den im Süden und Westen liegenden Spielbereichen schlüssig verbunden.

In das Gebäude gelangt man durch einen ausreichend dimensionierten Windfang in einen großzügigen, zweigeschossigen Eingangs- und Treppenraum mit Oberlicht. Es ist eine spannende Belichtungssituation zu erwarten. Der Mehrzweckraum orientiert sich einschließlich seiner Freifläche zur Mensa. Eine Erweiterung oder größere Öffnung zum Eingangsbereich ist nicht möglich. Das Obergeschoss wirkt durch die konsequente radiale Anordnung der Gruppenräume und der Dachterrassen sehr klar strukturiert und bietet damit eine gute Orientierung. Eine direkte Anbindung zu den Freibereichen ist über zwei Treppen gewährleistet. Dies verspricht ein hohes Maß an Alltagstauglichkeit.

Die geplante Konstruktion in Brettschichtholzbauwiese und Brettsperrholzdecken wirkt stimmig und nachvollziehbar. Kritisch wird der Einsatz der verleimten Sperrholzplatten an der Fassade beurteilt. Das Thema der lisenenhaften Fassadenprofilierung wird und die Fügung / Schichtung der Fassadenelemente wird kontrovers diskutiert.

Die Aussagen zur Wärmeerzeugung, Kühlung und Energiegewinnung wirken gut aufeinander abgestimmt und versprechen eine hohe Wirtschaftlichkeit.

Insgesamt stellt die Arbeit einen qualitätsvollen Beitrag für die Aufgabenstellung dar. Besonders die Kompaktheit und folgerichtige innere Organisation überzeugen. Bei der Integration des Mehrzweckraums und der Materialisierung der Fassaden sieht das Preisgericht noch Potential zu Weiterentwicklung.