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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2023

Entwicklung Quartiere Alfons-Kern-Areal und Emma-Jäger-Areal in Pforzheim

Perspektive Alfons Kern Turm

Perspektive Alfons Kern Turm

4. Preis

Preisgeld: 21.000 EUR

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Architektur

fehlig moshfeghi architekten BDA

Architektur

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Historischer Bezug
Die Neugestaltung des Alfons-Kern-Areals sowie des Emma-Jäger-Areals knüpft mit ihrer Blockbildung an das Vokabular des historischen Ortes an. Im Kreuzungspunkt der früheren Großen Gerberstraße (Verlängerung der jetzigen Gerberstraße) mit der Kreativachse der Theaterstraße wird der bestehende Alfons-Kern-Turm freigestellt und fungiert so als Gelenk und Eingangsgeste für das Alfons-Kern-Areal geschaffen.
Im Herzen des Emma-Jäger-Areals entsteht ein öffentlicher Quartiersplatz.
Durch die Auflösung der Blöcke zu Solitärbauten zum Enz-Ufer hin wird die stadträumliche Durchlässigkeit erhöht. Durch die Unterbauung beider Quartiere mit einer Tiefgarage wird der PKW-Verkehr weitestgehend aus den Quartieren herausgehalten.

Städtebau
Typologisch vermittelt der Entwurf zwischen der Blockrandbebauung im Norden und einer gewünschten Durchlässigkeit der Baustruktur durch solitäre Baukörper zum Enz-Ufer hin. Die zwei kompakten Blockstrukturen auf dem Alfons-Kern-Areal mit dem Alfons-Kern-Turm als Solitär und die drei Blöcke des Neubauteils des Amma-Jäger-Areals öffnen sich jeweils nach Süden zum Enz-Ufer hin, bilden hier Zugänge zu den halb-öffentlichen Innenhöfen der Blockstrukturen und ermöglichen Blickbeziehungen zum Ufer auch aus den nördlichen Bereichen der Blöcke. Jede Wohneinheit soll, auch „in der zweiten Reihe“ von der stadträumlichen Weite zum südlichen Enz-Ufer profitieren. Das Quartier bildet im Wechselspiel von urbaner Dichte, räumlicher Fassung und Aufweitungen um Plätze unterschiedliche Abstufungen von Öffentlichkeit und Privatheit.
Der Alfons-Kern-Turm wird nicht in die Neubauböcke integriert, sondern städtebaulich als Anker am neu entwickelten südlich anschießenden Quartiersplatz freigestellt. Er bildet mit dem Emma-Kreativzentrum und dem Neubau des südlichen Blocks einen Platz entlang der Kreativachse mit Übergang zur Enz-Brücke aus.
Der Turm wird durch einen Aufbau zur städtebaulichen Landmarke überhöht, mit entsprechender öffentlicher Nutzung und abendlicher Beleuchtung. Eine Fluchttreppe mit Aufzug als zeitgenössischer leichtert Anbau stellen die Barrierefreiheit und den Brandschutz sicher.
Nutzungsverteilung Emma-Jäger-Areal /Erläuterungstext allgemein
Die Neugestaltung des Emma-Jäger-Areals besteht aus 3 kompakten Blöcken und der optionalen Erweiterung bzw. Umgestaltung der vorhandenen Parkgarage im Westen zu einem Mobility-Hub. Gemeinsam umgeben Sie einen grünen Quartiersplatz.
Nach Süden hin sind die Blöcke durch eine Auflösung in mehrere Baukörper durchlässiger. Dies ermöglicht auch nördlicheren Wohneinheiten eine Blickbeziehung zum Uferbereich der Enz und eine optimale Belichtung.
Die grünen Innenhöfe der Blöcke sind als halböffentliche Bereiche von außen zugänglich und begehbar. Die privaten Grünflächen der anliegenden Wohngebäude sind leicht gegenüber dem umgebenden Straßenniveau erhöht. Die erdgeschossigen Wohnbereiche sind zum Blockinnern ebenerdig erschlossen, nach außen erheben sich als Hochparterre leicht über das Straßenniveau.
Die Zufahrt zur gemeinsamen Tiefgarage erfolgt über die Klostermühlengasse.
Der Wohnblöcke sind separat entwickel- und baubar. Die TG-Zufahrt ist ggf. vorgezogen herzustellen.
Nutzungsverteilung Alfons-Kern-Areal /Erläuterungstext allgemein
Der nördliche Block des Alfons-Kern-Areals beherbergt die Gewerbeflächen von Innotec, die IT-Dienstleister-Flächen und die Schulungs- und Büroräume der IHK als Ankermieter.
Zur Theaterstraße, zum Altstädter Kirchenweg und zum Alfons-Kern-Turm hin bildet der Block durch zurückspringende Erdgeschosszonen markant die Eingangsbereiche für die Gewerbenutzungen aus.
Die Adresse der IHK orientiert sich öffentlichkeitswirksam zum Quartiersplatz am Alfons-Kerne Turm, die Innotec-Adresse zur Kreativachse mit einer möglichen Erweiterungsflächen im IT-Turm, weitere IT-Flächen adressieren sich zum Altstädter Kirchenweg.
Die innere Struktur der Etagen ermöglicht eine Vernetzung und Flächensynergien zwischen einzelnen Nutzern.
Die Aufweitung des Straßenprofils an der Theaterstraße und die Betonung der Grundstücksecke durch den 8-geschossigen Baukörper machen die Gewerbenutzung auch deutlich von der Altstadt und dem Altstädter Kirchenweg aus sichtbar.
Der Innenhof ist als grüne Gewerbe-Außenfläche auch über die Quartiersmitte von Süden her erreichbar. Die Tiefgaragenzufahrt sowohl für Gewerbe- als auch für die Wohnnutzungen liegt östlich des Quartiers und ist direkt vom Altstädter Kirchenweg aus zugänglich. Ein zusätzliches „Hineinziehen“ des PKW-Verkehrs in das Quartier wird somit vermieden.
Der südliche Block nimmt die Wohnnutzungen und die 2-geschossige Kita auf, die Kita-Außenfläche liegt östlich zur Grundstücksgrenze. Zwei Öffnungen zum Hof ermöglichen eine Durchwegung der halböffentlichen Außenfläche.
Die Erhöhung der privaten Außenflächen gegenüber der Durchwegung und der umgebenden Platzfläche schafft eine Abstufung von Privatheit gegenüber dem umgebenden Außenraum.
Die Erdgeschosse sind platzseitig ebenerdig erschlossen. Hier sind die Eingangsbereiche der Wohnnutzung, Gemeinschafts- und Kreativräume vorgesehen. Atelierwohnungen können hier ebenfalls ebenerdig erschlossen werden und bieten öffentlichkeitswirksame Räume zur Kreativachse und private Räume zum erhöhten Innenhof hin.
Rad-Hub Räume als Lade- und Stellplatzflächen an den Eingängen fördern eine Nutzung des Radverkehrs.
Der Gewerbeblock und die Wohnbereiche sind separat entwickel- und baubar. Die TG-Zufahrt ist ggf. vorgezogen herzustellen.
Hochpunkte
Die Hochpunkte der Baublöcke markieren stadträumlich jeweils verschiedene Bereiche der Quartiere. Das Alfons-Kern-Areal und das Emma-Jäger-Areal bilden gemeinsam mit dem EMMA-Kreativzentrum von Süden her eine proportionierte Uferansicht aus. Die 8-geschossigen Wohntürme treten gegenüber dem markanten Turm des EMMA-Kreativzentrums und dem Alfons-Kern-Turm in respektvollen Abstand.
Der Alfons-Kern-Turm mit seiner städtebaulichen Betonung bildet entlang der „Kreativ-Achse“ einen wichtigen Baustein aus, mit Strahlkraft über das Quartier hinaus.
Durchwegung/Platzhierarchien
Neben der Nord-Süd-Durchwegung entlang der Kreativ-Achse wird eine neue Ost-West-Durchwegung über den Kreuzungspunkt am Alfons-Kern-Turm etabliert. Der Alfons-Kern-Turm bildet das Gelenk der Fuß- und Radwegeverbindungen von der Innenstadt zu den östlichen Enz-Uferwegen und der Kreativachse.

Differenzierung Dachflächen
Für die Dachflächen sind verschiedene Nutzungen vorgesehen: Auf den Türmen sind öffentliche / teilöffentliche Dachnutzungen geplant, als Aufenthalts- und Begegnungszonen für alle Bewohner des Quartiers. In anderen Teilen sind Dachflächen als Gemeinschaftsflächen für Urban Farming und als Mietergärten durch die jeweiligen Haus-Bewohner nutzbar. Sie fördern den Anbau von eigenem Gemüse und unterstützen das Wir-Gefühl des Quartiers. Die übrigen Flächen werden extensiv begrünt und mit Photovoltaikmodulen versehen.
Energiekonzept
Die beiden neuen Quartiere werden an das bestehenden Fernwärmenetz der Stadtwerke Pforzheim angebunden. Ergänzend hierzu sind die Aktivierung der Dachflächen für Photovoltaik, Retention und Dachgartennutzung (Mikroklima) geplant.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der vorliegende Wettbewerbsbeitrag weist hohe städtebauliche Qualitäten auf. Der Entwurf setzt drei neue Hochpunkte, welche zusammen mit den beiden bestehenden Gebäuden eine spannende Raumstruktur erzeugen. In diesem Zusammenhang ist auch die bauliche Erhöhung des bestehenden AKS- Turms sinnvoll. Es entstehen bewegte Dachlandschaften, die sich gekonnt mit dem Bestand und den neuen Hochpunkten auseinandersetzen.

Aufgrund der damit verbundenen Dichte leiden jedoch die freiräumlichen Qualitäten. Die Innenhöfe sind von der Größe akzeptabel, könnten jedoch mehr Volumen vertragen. Es entstehen zwei neue Quartiersplätze (Emma-Quartiers-Platz, Platz rund um den AKS-Turm) welche dem Viertel eine eigene Identität verleihen. Dabei stellt die Situation um den AKS-Turm den größeren Platzbereich dar, der sich nach allen Seiten entwickelt. Leider wird dabei der südliche Platzbereich etwas stiefmütterlich behandelt, was seiner Bedeutung nicht gerecht wird.

Der 5-geschossige Neubau südlich des AKS-Turms ist schlecht platziert. Der Platzraum benötigt mehr Volumen weshalb dieses Gebäude weiter nach Osten geschoben werden müsste. Insgesamt bietet der Wettbewerbsentwurf neue und durchaus interessante Durchwegungen des Quartiers auf. Dabei stehen einige Innenhöfe nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung, die Qualität dieser Höfe ist verbesserungswürdig. Auch der öffentliche Raum ist gestalterisch sehr einfach gehalten.

Die architektonische Qualität ist durchgängig gut, die gewerbliche Nutzung der Gebäude ist in der Fassadengestaltung ablesbar. Innotec, IT und IHK sind in einem Gebäude im Norden zusammengefasst, erhalten jeweils getrennte Eingänge und können auch gemeinsam genutzt werden. Eine positive Adressbildung ist gegeben. Dahingehend müsste die Tiefgarageneinfahrt verbessert werden, damit keine langen, dunklen Auffahrten entstehen. Die Kita wird sinnvollerweise und Südosten des Realisierungsteils platziert. In dieser positiven Randlage können auch die erforderlichen Freiräume nachgewiesen werden und Nutzungskonflikte vermieden werden. Im Wohnungsbau werden attraktive 2- bis 5-Wohnungen, im Erdgeschoss teilweise besondere Wohnformen angeboten.

Die städtebauliche Dichte befindet sich über dem Durchschnitt aller Arbeiten, dies liegt unter anderem an der Schaffung der drei neuen Hochpunkte. Bei einer Realisierung wäre deshalb auf eine hohe Gestaltungsqualität zu achten. Das Raumprogramm ist erfüllt und liegt im Realisierungs- und Ideenteil deutlich über dem Durchschnitt. Es wäre daher zu überlegen, an geeigneter Stelle die bauliche Dichte herauszunehmen um die Freiräume aufzuwerten.

Es wird eine Holz- Hybrid- Bauweise im modularem System vorgeschlagen, was eine wirtschaftliche Realisierung erwarten lässt. Die Dachgeschosse werden mit Gründach und PV-Anlage versehen, bei einzelnen Gebäuden ist eine öffentliche Dachterrasse vorgesehen. Im Realisierungsteil können der gewerbliche Teil und die Wohnungen separat realisiert werden. Insgesamt bietet der Entwurf einen spannenden, urbanen Beitrag zur Wettbewerbsaufgabe. Realisierungs- und Ideenteil sind aus einem Guss und bieten somit die Chance die vorhandenen Bauten zu einer neuen Einheit zu verschmelzen.
Perspektive Enz

Perspektive Enz

Perspektive Innenstadt

Perspektive Innenstadt

Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan

Lageplan

Ansicht

Ansicht