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Projektwettbewerb für Generalplanerteams nach SIA 142 im selektiven Verfahren | 10/2023

Neubau Oberstufenzentrum Telli in Aarau (CH)

1. Rang

Preisgeld: 55.000 EUR

pool Architekten

Architektur

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

dsp Ingenieure & Planer AG

Tragwerksplanung

Kalt + Halbeisen Ingenieurbüro AG

TGA-Fachplanung

HKG Engineering

TGA-Fachplanung

studio durable - Planung und Beratung GmbH

Bauphysik, Akustikplanung, Nachhaltigkeitskonzept

Makiol Wiederkehr AG

Brandschutzplanung

JEUDI.WANG

Visualisierung

Erläuterungstext

pool Architekten, Zürich

Verfasser:
Matthias Stocker, Dieter Bachmann
Mitarbeitende: Linda Eisenbart, Florence Gilbert, Christoph Stahel, Anne Klemm, Nicolas Hindrichsen, Alessandro Roda Balzarini, Anna Schneider, Anna Schneider, Ferdinand Pappenheim, Tudor Munteanu

Beurteilung durch das Preisgericht

Der ortsbaulich und betrieblich äusserst anspruchsvollen Aufgabe, in einen heterogenen Kontext die Neukonzeption eines Oberstufenzentrums von bemerkenswerter Grösse zu implementieren, begegnen die Verfassenden mit einer überraschend einfachen und an Klarheit kaum zu überbietenden Konzeption: Ein markanter Zentrumsbau an der Tellistrasse verortet die Campusanlage als Teil der grossmassstäblichen Bauten und adressiert die geplante Schulanlage gleichzeitig selbstverständlich an diesen, künftig stark aufgewerteten, zentralen Erschliessungsraum. Durch das Aufnehmen öffentlicher Nutzungen, wie Aula, Mensa und Sporthallen kann dieser Knotenpunkt seinem Anspruch auch inhaltlich vollumfänglich gerecht werden. Im Innern des Areals werden paarweise gruppierte Schulbauten so positioniert, dass sie einerseits attraktive Schulhöfe bilden und andererseits einen mittigen, grosszügigen Parkraum generieren, welcher sowohl dem Oberstufenzentrum, als auch der Öffentlichkeit dient. Diese einfache, interessante Grunddisposition ermöglicht nicht nur eine eindrückliche, grosszügige Freiraumstruktur mit differenzierten, thematisch klar zuordenbaren Aussenräumen, sondern lässt auf selbstverständliche Art und Weise auch klare bauliche Subidentitäten entstehen, welche es den Jugendlichen erlauben, sich mit ihrem Umfeld zu identifizieren.
Die beiden beim Endausbau fünfgeschossigen Schulhauspaare werden jeweils über einen gemeinschaftlichen, gedeckten Vorbereich erschlossen und zeichnen sich durch eine einfache, flexibel nutzbare Grundstruktur aus. Die Durchlaufträger als Betonrahmenkonstruktion werden mit vorfabrizierten Holzrippendecken kombiniert und erzeugen im Zusammenspiel mit wenigen gestalterischen Mitteln und der Idee der räumlichen Differenzierung mittels Vorhängen eine attraktive, charmante Lernatmosphäre. Dieses vielfältig nutzbare Raumangebot runden die Lernateliers mit vorgelagerten Verandaschichten an den Köpfen, welche mit einem kongruenten Tragwerkswechsel ihrer besonderen Lage gerecht werden, ab. Nebst der gemeinschaftlichen Eingangssituation bilden auch die halbgeschossig versetzten Brückenbauten mit räumlichen Ausweitungen ein attraktives Angebot an Pausen- und Verbindungsräumen, sodass die Begegnungs- und Rückzugsmöglichkeiten und die Wegführungen für die Jugendlichen mannigfaltig und abwechslungsreich sind. Als Surplus dürften dabei auch die Fluchttreppen dienen, welche als Shortcut direkt ins Freie führen. Die Dimensionierung der inneren Erschliessungen für die teilweise fünfgeschossigen Bauten wird kontrovers diskutiert und müsste überprüft werden.
Das Raumangebot für den Endausbau wird schlüssig erfüllt, die Abgrenzung der ersten Etappe ist schwer nachvollziehbar dargestellt und müsste präzisiert werden. Der architektonische Ausdruck wird im Wesentlichen von der akribischen Präzision und Variation des Tragwerks in Kongruenz zur ortsbaulichen Situation und der differenzierten Materialwahl der Verkleidungen erzeugt. Der Massstäblichkeit des Zentrumsbaus wird mit grossformatigen, leicht ausgestellten Photovoltaikelementen entsprochen, welche keine Strukturierung erfahren, die Schulbauten werden von geneigten, strukturierten holzverkleideten Brüstungselementen charakterisiert. Die vertikalen Lüftungssteigzonen an der Fassade der Schulbauten sind dabei noch zu wenig selbstverständlich Teil der Konzeption und vermögen nicht zu überzeugen. Auf Grund der Einfachheit und Kompaktheit der Baukörper und der idealen, klaren Tragsysteme mit durchgehendem Lastabtrag und der Reduktion der Untergeschosse auf ein Minimum (keine Unterniveaugarage), zeichnet sich das Gebäude durch eine sehr gute Wirtschaftlichkeit aus.
Mit seinen fünf Baukörpern schafft das Projekt "Daucus" eine solide Ausgangslage für eine massstabsgerechte Aufteilung des Freiraums in unterschiedliche Typen. Dank einer übergeordneten Zonierung in die drei Bereiche "Adresse" (Strassenraum), "Kommunikation" (langer Platz) und "Park" wird die Grundlage für die nötige Hierarchisierung der Aussenanlage geschaffen. Kleinere, daran angeknüpfte Aussenbereiche wie Vorplätze, Vorzonen oder Höfe bilden adäquate Schwellen im Übergang zu den jeweiligen Häusern. Der lange Platz bildet das Zentrum der Anlage. Er verknüpft die aktiven Zonen wie den Allwetterplatz, den Aussenbereich zur Mensa sowie die Hofdächer bei den Schulbauten mit dem Park und den beiden Zugängen von der Tellistrasse her. Der Übergang vom langen Platz in die Parkanlage überzeugt noch nicht. Zudem soll das Zusammenspiel von Finnenbahn und Park hinsichtlich Nutzungskonflikten überprüft werden. Der Beitrag verfügt über ein schlüssig hergeleitetes Freiraumkonzept, dessen Grünstruktur als Teil eines übergeordneten Grünzugs zwischen dem Telli-Ring und der Telli-Wohnsiedlung verstanden wird, was sich auch in der starken Vernetzung mit den angrenzende Baumreihen widerspiegelt. Der Erhalt der prägnanten Eiche im Westen sowie der Baumreihe im Süden der Anlage unterstreichen diese Qualität. Das Konzept für die Parkierung von Autos und Fahrräder muss überarbeitet werden. Einerseits werden die geforderten Flächen nicht vollständig ausgewiesen, anderseits ist deren Verortung teilweise problematisch.
Die Bauten sind so gesetzt, dass der für das Stadtklima wichtige Kaltluftstrom gewährleistet bleibt. Die kompakten Gebäude besetzen eine vergleichsweise kleine Grundfläche. Der Projektvorschlag überzeugt mit tiefen Werten in der Erstellung: Mit einer sehr guten Kompaktheit, keinen Bauteilen ausserhalb des Gebäudefussabdrucks, einem durchgängigen Tragwerkkonzept und einer insgesamt flächeneffizienten Umsetzung des Raumprogramms werden entscheidende Weichen richtig gestellt. Die vorgeschlagene Materialisierung und der massvolle Fensteranteil unterstützen dies. Im Betrieb besticht das Projekt durch einen guten Dämmstandard, viel Photovoltaikflächen auf den Dächern und bei den Fassaden der Sportbauten. Die Behaglichkeit dürfte in allen Jahreszeiten gewährleistet sein. Auch die Tageslichtnutzung ist bei den Schulbauten gut erfüllt.
Die Stärke des sorgfältig entwickelten Projektvorschlags liegt in der überraschend klaren, einfachen und gut etappierbaren Grundkonzeption, welche differenzierte bauliche und freiräumliche Subidentitäten schafft. Diese ermöglichen es sowohl den zukünftigen Lernenden, als auch der Quartierbevölkerung sich das attraktive Oberstufenzentrum, welches sich einer angemessenen Massstäblichkeit verpflichtet, selbstverständlich und nachhaltig anzueignen.

Axonometrie

Axonometrie

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500