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Award / Auszeichnung | 08/2023

Auszeichnung Gutes Bauen 2023

Roche Bau 2

CH-4058 Basel, Grenzacherstrasse 124

Auszeichnung

F.Hoffmann-La Roche AG

Bauherren

Herzog & de Meuron

Architektur

Drees & Sommer Schweiz AG

Bauingenieurwesen, Projektsteuerung

omniCon GmbH

Bauingenieurwesen

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 03/2022

Projektbeschreibung

Arealentwicklung
Die Anfänge der Zusammenarbeit der F. Hoffmann-La Roche AG mit Herzog & de Meuron reichen zurück in die 1990er Jahre. In den folgenden fast drei Jahrzehnten brachte diese eine ganze Reihe von Bauten hervor, zuletzt den Büroturm Bau 1, mit seinen 178m Höhe bei der Fertigstellung das höchste Gebäude der Schweiz. Die Investitionstätigkeit von Roche ist ein klares Bekenntnis zu seinem Hauptsitz in der Stadt Basel.

Der mit 205m Höhe den Bau 1 noch überragende Bau 2 ist ein weiterer konsequenter Schritt hin zur Konzentration von Arbeitsplätzen auf dem Areal im Wettsteinquartier. Als städtebauliches Leitbild für die Ausbaupläne dient der Entwicklungsplan von Herzog & de Meuron aus dem Jahr 2014. Von diesem leitet sich der Bebauungsplan für das Nordareal ab, mit dessen Verabschiedung 2016 der planungsrechtliche Weg für den Bau 2 und das Forschungs- und Entwicklungszentrum (pRED Center) geebnet wurde.

Die heutige Erscheinung des Produktions- und Forschungsstandorts am Rheinknie geht zurück auf den Masterplan des Schweizer Architekten Otto Rudolf Salvisberg aus den 1930er Jahren. Er prägte die schachbrettartige Struktur, in die sich auch der Fussabdruck des Bau 2 einbettet. Die damals entstandenen Bauten etablierten eine Architektursprache, mit der sich das Unternehmen Roche noch heute stark identifiziert. Auch die beiden Türme verstehen sich als eine zeitgenössische Weiterentwicklung dieser Bautradition, deren Ursprung in den architektonischen Prinzipien der klassischen Moderne liegt.

Hochhaustypologie
Die Erscheinung von Bau 2 stellt einen klaren Bezug zu Bau 1 her und vereint die beiden Hochhäuser zu einem Ensemble im Zentrum des Areals. Auch volumetrisch folgt der zweite Turm demselben Konzept: In regelmässigen Rücksprüngen auf der Nordseite verjüngt sich das Volumen hin zur Spitze, während die übrigen drei Seiten gerade ansteigen. Die Südfassade fasst mit der ebenfalls über ihre gesamte Höhe gerade verlaufenden Nordfassade von Bau 1 den Strassenraum der Grenzacherstrasse zusammen.

Nutzungen
Bau 2 ist ein Bürogebäude mit Arbeitsplätzen bis zu 3100 Personen und bietet für ein Hochhaus ausserordentliche räumliche Qualitäten. Jeweils drei Bürogeschosse sind mit Wendeltreppen zu einem Cluster verbunden und fördern damit die Kommunikation unter den Mitarbeitenden verschiedener Abteilungen. Gleichzeitig steht aufgrund der Geometrie des Gebäudes den Nutzern in jedem Cluster ein begehbarer Aussenraum, eine Terrasse oder eine Loggia, zur Verfügung. Die Büronutzung wird durch fünf Sondernutzungsgeschosse ergänzt. Dazu gehören vom Areal aus gut erreichbare Sitzungszimmer im ersten und zweiten Geschoss, ein Café im Erdgeschoss, ein das Nordareal überschauendes Bistro im 12. Geschoss sowie die „Topfloor Cafeteria“. Diese bildet den oberen Abschluss, von dem aus sich dem Besucher über die Spitze von Bau 1 hinweg ein spektakulärer Blick auf die Stadt Basel und ihr Umland bietet. Mitten durch das Areal verläuft die Grenzacherstrasse als öffentliche Achse. Sie wird in nicht allzu ferner Zukunft, wenn die Baustellen von Bau 2 und von pRED abgeschlossen sein werden, lebendiger Teil des öffentlichen Raumes sein, mit Passanten, Fahrrädern, Autos und Bussen und mit viel Grün – sie wird zu einem Life Science Boulevard, der das Nord- und Süd-Areal miteinander verbindet. Die rote Eisenplastik von Bernard Luginbühl vor Bau 67, die blaue Wandarbeit von Rémy Zaugg in Bau 95 und die aufeinandergestapelten Felsblöcke von Fischli/Weiss vor dem Eingang von Bau 1 sind als Kunstwerke ebenso Teil dieses öffentlichen Raums und ganz bewusst darin gesetzte Protagonisten.

Herzog & de Meuron, 2018

Beurteilung durch das Preisgericht

Wie die Miniatur einer globalen Stadt schafft das Ensemble der zwei Roche-Türme eine Resonanz auf die internationale Präsenz des grossen und weltweit agierenden Unternehmens und bringt eine globale Ästhetik an dessen Heimatstandort Basel. Das Projekt laviert im Spannungsfeld zwischen globalem Einfluss und dem dörflichen Charakter der Stadt mit ihrem mittelalterlichen Kern. Es etabliert einen Massstabssprung, der im örtlichen Kontext fremd wirkt, der auch kritisch wahrgenommen werden kann, aber eine enorme Faszination hat und Basel in seiner zeitgenössischen Bedeutung als «Weltdorf» sichtbar macht. Der besondere Reiz der Türme liegt in ihrem spezifischen Kontext. Sie manifestieren die spannungsreiche, interessante und für Basel charakteristische Ambiguität einer sehr beschaulichen Stadt mit überaus grossen, global präsenten Akteuren auf preiswürdige Weise. Das Projekt hat das Potenzial eines neuen Wahrzeichens der Stadt und lässt lediglich die öffentliche Zugänglichkeit der Türme vermissen, um einen Mehrwert für alle zu schaffen.