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Projektwettbewerb im selektiven Verfahren | 11/2023

Umbau und Erweiterung Sustlihütte SAC (CH)

2. Rundgang

HTS Architekten + Partner AG

Architektur

PIRMIN JUNG

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfassenden schlagen vor das bestehende WC-Haus rückzubauen, die Haupthütte umzubauen und mit einer Überstülpung der Bauetappe aus der Nachkriegszeit im Westen zu ergänzen. Das Erweiterungsvolumen ist zurückhaltend und integrierend gestaltet, die verschiedenen Bauetappen verschmelzen zu einem markanten, polygonalen, kompakten und etwas massigen Volumen unter einem einheitlichen Dach. Dachform, Fassadenmaterialien und Fensteröffnungen lehnen sich an die bestehende Hütte an. Die Hauptfassade der Hütte auf der Ostseite mit dem Haupteingang im Untergeschoss bleibt unverändert; ebenso die bestehenden, auf der Südseite gelegenen Aussenterrassen, welche mit minimalen Eingriffen aufgewertet werden. Die Landschaftsintegration und das Gesamtkonzept sind durchdacht und stimmig.

Die Raumstruktur und die statischen Elemente der bestehenden Haupthütte werden im Inneren grossmehrheitlich rückgebaut. Die Nutzungen sind klar verteilt: Eingang, Nasszellen und Nebenräume im Untergeschoss; Küche (mit direktem Zugang zum Untergeschoss), Empfang, Gäste-Aufenthaltsraum, Hüttenwarts- und Angestelltenzimmer im Erdgeschoss; Gästezimmer im Ober- und Dachgeschoss. Die Raumorganisation ist kompakt, klar strukturiert und gelungen; die betrieblichen Abläufe sind durchdacht. Eine Ausnahme bildet der Fäkalienraum auf gleicher Bodenhöhe wie die Toiletten: der betriebliche Aufwand für die Umschichtung der Fäkalien ist im Vergleich zu einer Anordnung auf zwei Geschosse unverhältnismässig hoch, auch fehlt ein direkter Aussenzugang.

Herausfordernd für das Beurteilungsgremium waren die Lesung und Wertung der Zimmer im Dachgeschoss: sie sind zwar architektonisch ansprechend und ermöglichen eine platzsparende Nutzung des Dachvolumens, die Qualität der in den Obergeschosszimmern erzeugten Nischen müsste jedoch plausibilisiert werden. Die PV-Anlage auf dem Süddach ist, im Gegensatz zu den thermischen Kollektoren an den Seitenwänden der Lukarnen, am richtigen Ort geplant. Der Konstruktionsschnitt ist plausibel.
Aus denkmalpflegerischer Sicht wird der Erhalt und Einbezug der bestehenden gebauten Substanz begrüsst. Der historische Kernbau ist jedoch nur noch als «Abdruck» in der Fassade ablesbar. Der Einbezug der historischen Bausubstanz im Grundrisskonzept ist aus der Sicht der Denkmalpflege wünschenswert und möglich. Das Hauptgebäude mit der markanten Ostfassade wird in Struktur und Erscheinung erhalten. Der Anbau wird im Sinne einer Erweiterung des Gebäudes weitergebaut. Kritisch hinterfragt werden jedoch die Dachaufbauten in der Dachlandschaft.

Das Projekt weist den kleinsten Neubauanteil und Volumenverbrauch auf, was auf vernünftige Erstellungskosten hindeuten könnte.
Relativiert wird diese begrüssenswerte Projekteigenschaft durch kostentreibende Massnahmen wie die ausserordentlich hohe Eingriffstiefe im Bestand, die neue Natursteinfassade im Erweiterungsteil, die zahlreichen Dachlukarnen und die brandschutztechnische Einstufung in einem Gebäude mittlerer Höhe (wegen der Nutzungsverteilung auf vier Geschossen).

Insgesamt ist das Projekt durchdacht und ansprechend. Bei der Materialisierung und Gestaltung der Fassaden des Anbaus wird die Sprache der bestehenden Hütte ohne Umschweife übernommen; hier stellt sich die Frage, ob einzelne gestalterische Akzente einen Mehrwert schaffen würden.