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Award / Auszeichnung | 11/2023

Architekturpreis Vest Recklinghausen und Gelsenkirchen 2023

St. Cyriakus Pfarrzentrum Bottrop

St. Cyriakus Pfarrzentrum Bottrop

St. Cyriakus Pfarrzentrum Bottrop

DE-46236 Bottrop, Kirchplatz 1

Anerkennung

Feja + Kemper Architekten Stadtplaner PartGmbB

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sakralbauten

  • Projektgröße:

    1.790m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2022

Projektbeschreibung

Konzept

In besonderem Maße prägt die komplexe Erschließungsstruktur das Konzept dieser Bauaufgabe: die bauaufsichtlichen Anforderungen an die Rettungswege sind in Einklang zu bringen mit dem Wunsch nach Offenheit, Transparenz und einladender Geste. Zwei ineinander verschränkte Treppen werden diesem Anspruch gerecht und gehen sparsam mit den knappen Flächenressourcen um. Der Aufzug steht allen Einheiten des Gebäudes zur Verfügung; die Zutrittsberechtigung muss durch Schließsysteme geregelt werden. Das Grundstück wird durch eine ca. 6,50 m lange rückwärtige Grenzbebauung hoch ausgenutzt; insbesondere dem Bereich der City-Pastoral und dem Saal im 1. Obergeschoss kommt die große Gebäudetiefe zugute.

Gebäude

Die Nutzungen sind rund um das doppelte Treppenhaus organisiert. Die City-Pastoral ist als offener Bereich und damit gleichzeitig als zentraler Eingangsbereich interpretiert; bei Teilung des Großraums steht die parallele Erschließung durch das transparente Treppenhaus zur Verfügung. Hier wird im Sinne einer offenen Verknüpfung der Ebenen miteinander eine Treppenraumwand in Glas mit der entsprechenden Brandschutzqualität ausgeführt. Das Treppenhaus sichert auch die gewünschte separate Zugänglichkeit zum Saal im 1. Obergeschoss und zum Jugendbereich im 2. Obergeschoss. Das 3.Obergeschoss ist für einen Praxisbetrieb fremdvermietet. Das Pfarrbüro schließt halbtransparent an die City-Pastoral an; die Besprechungsräume und die Nebenräume liegen am Ende des Erschließungsweges. Aufgrund der knappen Flächen wird ein Teil der WC-Anlagen der Erdgeschossnutzungen im Untergeschoss ausgewiesen. In den Obergeschossen können die geforderten Flächen im Wesentlichen nachgewiesen werden; die Wohnungen sind als großzügige offene Grundrisse organisiert und aufgrund der rückwärtigen Grenzständigkeit größer als im Raumprogramm.

Der Neubau ist Nachbar der historistischen Apothekenfassade, reiht sich ansonsten ein in überwiegend helle Bestandsfassaden und hat nicht zuletzt die Kirche in Ziegel und Naturstein zum Gegenüber. Als Material der Fassade ist ein heller sandfarbener Ziegel gewählt, der sich einerseits einfügt in das Straßenbild, andererseits in seiner Eigenständig für die besondere Nutzung des Hauses steht. Die Fassade ist durch Geschossbänder in Beton gegliedert, so dass in einer modernen Interpretation ein ausgewogenes Verhältnis von Vertikalität und Horizontalität entsteht bei gleichzeitig hohem Glasanteil, wodurch eine gute Belichtung auch der tiefen Räume sichergestellt wird.

Das Gebäude ist äußerst kompakt und damit wirtschaftlich in der Erstellung und im Betrieb.



1.Preis Architektenwettbewerb 2017

Beurteilung durch das Preisgericht

Es mag ihr eigener Schutzheiliger in der Gestalt des legendären St. Cyriacus gewesen sein, der die namensgleiche katholische Kirchengemeinde in Bottrop ermutigt hat, mit dem Architekturbüro Feja+Kemper im Bottroper Stadtzentrum etwas zu wagen, das stadträumlich in Richtung Geniestreich geht.

Raffiniert, hochwertig und generös smashed den Betrachter schon die Fassade des neuen Stadtbausteins auf eine schaulustig begabte Ebene der Wahrnehmung. Gleich dem zentral bedeutsamen Schlussstein einer Kathedrale verleiht das Pfarrzentrum der Bestandsbebauung eine mehr als schlüssige Fassung in einer aufregend minimalistischen Fortführung, die sich aus der famosen Erhöhung selbstbewusster Schlichheit speist; aber auch Erlösung spendet von der benachbarten prächtig historisierenden Bausubstanz in einer fein und fresh gezeichneten Ästhetik, und die ihre schließende Markanz in der klar proportionierten Kantung im Strassenabschluss findet.

Die plastische Faltung der lichtdurchwirkten hellen Klinkerfassade verführt mit leichter Hand ins Gebäudeinnere, um mit spielerischer Leichtigkeit um das klug geführte DoppelTreppenhaus ein freudiges und erstauntes Erleben von Raumkapazität, Dialogkraft, Materialoppulenz in der Hochwertigkeit und Mut zur Größe in Ausschnitten (Türhöhen/Raumangebot) und Ausblick (Urbanität/Identität) auszulösen.

Der neue Bau des Pfarrzentrums St. Cyriakus ist im Sinne der Bauherrin unbedingt eine Einladung zur Begegnung. Ein gebauter innerstädtischer Raum von hoher architektonischer Raffinesse, der sich lediglich dem Diktat der Hochwertigkeit im Dienste der Nutzungsansprüche unterworfen hat, ist ein überzeugendes Zeichen, auch für eine offene Willkommenskultur hinein in die Stadtgesellschaft, wie St. Cyriakus sie sich ausdrücklich wünscht und bereits beglückt in der Nachfrage, in eben dieser Architektur verweilen zu können, erleben darf.

Text: Marion Taube