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Studienauftrag | 03/2023

Erweiterung Kurhaus Sonnmatt 4 in Luzern (CH)

Teilnahme

Masswerk Architekten AG

Architektur

Raymond Vogel Landschaften AG

Landschaftsarchitektur

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektur und Städtebau
Die von den Verfassern gewählte Setzung des Neubauvolumens folgt dem bestehenden Terrainverlauf und entsprechend den Höhenkurven. Dies gelingt durch einen doppelt geknickten Längsbau, der auf der Westseite des Sonnmatt 1 die Gesamtanlage mit einem respektvollen Abstand zum Bestand gegen den Waldrand hin harmonisch verlängert.

Der Neubau wird für Fahrzeuge und zur Anlieferung ab der Gerlisbergstrasse auf kürzestem Weg direkt an der Westfassade auf der Ebene 0 erschlossen. Die gesamte Vorzone auf diesem Niveau wird als asphaltierte harte Verkehrsfläche genutzt, für Anlieferung, Entsorgung sowie Ein- und Ausfahrt des Parkings. Zusätzlich werden Besucherparkplätze im Süden des Neubaus vor den bestehenden Garagenboxen vorgeschlagen. Beides beeinträchtigt die Qualität und Ruhe einer grossen Anzahl darüberliegender und darauf ausgerichteter Zimmer. Die periphere Lage der Anlieferung und Entsorgung ganz am westlichen Ende der Anlage generiert sehr lange interne Transportwege zur Küche und Lager in der Sonnmatt 1. Die über 2. Untergeschosse im kontinuierlichen Gefälle organisierte Parkgarage ist zwar sehr kompakt und begünstigt ein reduziertes Aushubvolumen, ist aber mit ihrem Quergefälle für Besucher mit Gehilfen unpraktisch. Die vorgeschlagene zweite Vorfahrt für die Sonnmatt 4 konkurrenziert die Hauptvorfahrt und beeinträchtigt die Aussenraumgestaltung.

Innere Organisation und Funktionalität
Der Eingangs- und Empfangsbereich ist um die Administration herum verwinkelt, knapp und unattraktiv organisiert. Gäste- und Personalwege sind in diesem Bereich, der Officeanlieferung und der Verbindung zur Sonnmatt 1 nicht getrennt geführt. Dies gelingt dagegen auf der Ebene 0, mit separatem Personaleingang auf der Rückseite, mit den Lagern, den Technikräumen und der Lingerie, sehr gut.

Das in seinem Volumen sehr kompakte Gebäude ist in den Obergeschossen als zweibündige Auflage organisiert. Dies ist für den Betrieb wohl sehr effizient, generiert aber eine grosse Anzahl rückwärtige und kopfseitige Zimmer ohne die der exklusiven Lage entsprechenden Aussichtsqualitäten. In den beiden Gelenken des Gebäudes gibt es auf allen Geschossen spezielle Grundrisse mit entsprechend höheren Anforderungen an deren Möblierbarkeit. Bei den gut proportionierten Zimmern und Wohnungen mit vorgesetzten grosszügigen Loggien sind in den Nasszellen die Eckduschen nicht optimal und bei den Wohnungen die Lage der Nasszelle zum Schlafzimmer zu weit entfernt.

Die vorgeschlagene Tragwerkskonstruktion mit massiven Erschliessungskernen, Deckenplatten und Fassadenstützen, zusammen mit Trennwänden in Leichtbauweise und kombinierte Fenster- Fassadenelemente in Holzbau, garantieren eine hohe Flexibilität der Struktur für spätere Anpassungen und Umbauten. Der architektonische Ausdruck des Neubaus ist mit der gewählten Materialisierung und Konstruktionsweise zur Gebäudenutzung kohärent. Entsprechend angemessen wird dabei auch dessen Nachhaltigkeit berücksichtigt.

Die gemäss dem neuen Artikel BZO zu Hitzebelastung und Durchlüftung zu berücksichtigenden Parameter können, dank der kompakten Gebäudeform, und der Setzung im Gelände und des gebührenden Abstands zur Sonnmatt 1, erfüllt werden.

Denkmalpflege
Der Neubau hält einen minimalen Abstand zum historischen Kurhaus ein. Durch seine Situierung tritt das Volumen in der Fernwirkung massvoll in Erscheinung.

Umgebung
Das Umgebungsprojekt fokussiert sich stark auf den nördlichen Ankunftsraum. Dieser wird zu einer Parklandschaft umgestaltet. Geschnittene Heckenkörper, ergänzende Bepflanzungen und eine neue Vorfahrt zum Neubau akzentuieren einen gemeinsamen Ankunftsort für den Haupt- und den Neubau. Dabei geht die Hierarchie der Zugänge verloren und es ist unklar, welches der Haupteingang ist. Die Gartenanlage im Süden bleibt unverändert. Auch die Garagen und Aussenparkplätze im Südwesten bleiben bestehen. Zwischen Neubau und Sonnmatt 1 entstehen je ein nördlich und südlich ausgerichteter Hofraum. Daran angegliedert im Südwesten liegt die Aussenterrasse des Restaurants, mit Blick auf die Aussenparkplätze und ohne Bezug zur Gartenanlage. Der westliche Abschluss der Aussenlagen besteht aus der Zufahrt zu den Aussenparkplätzen und einem grossen Vorplatz für die Anlieferung. Die Aspekte der Klimaadaption bezüglich Kaltluftstrom und Regenwasserrückhalt werden gut berücksichtigt. Der Projektvorschlag bearbeitet den Aussenraum in unterschiedlicher Intensität. Der nördliche Ankunftsbereich wird eingehend bearbeitet und mit neuen Elementen ergänzt, während der gesamte südliche Aussenraum nur wenig bearbeitet wird. Das Potential dieses Freiraumes in Ergänzung zum Neubau wird nicht genutzt. Die Aussenräume des Neubaus sind durch die Nutzungsverteilung verkehrslastig und erscheinen als unattraktive "Rückseite" der Anlage. Es fehlt ein kohärentes Gesamtbild der Aussenanlagen.

Fazit
Der Vorschlag ist auf Grund seiner optimierten Volumetrie in der Erstellung zwar wirtschaftlich, für den Betrieb und die Vermietung gibt es aber, bedingt durch die zweibündige Anordnung der Räume, zu viel Zimmer ohne die exklusive Aussichtqualität.