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Einladungswettbewerb | 12/2023

Neubau Infrastrukturzentrum St. Urban (AT)

2. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

AlbaArchitektur - DI Caterina Revedin

Architektur

Caramel architektinnen

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau und Erschließung

Sämtliche gewünschte Nutzungen werden in einem kompakten zweigeschossigen Gebäude untergebracht.

Ein- und Ausfahrten werden so platziert, dass als Empfang für den vom Süden kommenden Ortsbesucher ein sympathischer neuer Dorfplatz samt ausgewogener Bebauungssilhouette ohne Einsicht in teilweise schmutzige Alltagsabläufe entsteht.

Über dem ins Gelände eingebetteten Bauhof schwebt ein länglicher Baukörper, der sich entlang der Urbanstraße erstreckt. Durch die Ausnutzung des Richtung Westen ansteigenden Geländes entsteht ein weiteres, barrierefrei erschlossenes Geschoß für die Feuerwehr beziehungsweise die Allgemeinheit.
Vom Süden kommend - gleichsam zur Begrüßung - öffnet sich der Blick auf den neuen, auskragenden und von weitem sichtbaren Schulungsraum.

Die Erschließung des Bauhofs erfolgt über die neu zu errichtende Straße im Osten des Planungsareals. Auch für die Kundschaft des Bauernmarktes werden an dieser Straße Parkplätze errichtet. Der Markt ist barrierefrei erreichbar und von der Glanstraße aus gut sichtbar an der Außenfassade des Bauhofes platziert.
Die Feuerwehr mit großzügiger Aufstellfläche vor der Fahrzeughalle hingegen wird zentral von der Urbanstraße aus erschlossen und befindet sich im Geschoß über dem Bauhof. Nördlich und im direkten Anschluss daran befinden sich die 25 Stellplätze für die Feuerwehrmänner/Frauen.

Zum Haupteingang des Gebäudes, der im Schnittpunkt zwischen Feuerwehr, Schulungsraum, Aufenthaltsraum und Bauhof liegt, führt von der Urbanstraße aus eine großzügige Treppenlandschaft mit integrierter barrierefreier Rampe.

Durch die zweigeschossige, kompakte Planung des Baukörpers wird die versiegelte Fläche sowie die zum Bau notwendige Materialressource auf ein Minimum reduziert.

Raumprogramm

Die unterzubringenden Funktionen werden strikt getrennt, gleichzeitig jedoch durch eine zentrale Achse, rund um das Eingangsfoyer, erschlossen. Durch die Nutzung möglicher Raum- und Verbindungssynergien kann unnötiger Flächenverbrauch verhindert werden.
Der Bauhof bildet eine eigene Einheit im Erdgeschoss. Während sich im langestreckten Baukörper alle Garagen und weitere geschlossene Lager befinden, werden lediglich überdachte Flächen wie die Müllinsel und die Carports im südlichen und nördlichen Flügel platziert. Das Büro befindet sich an zentraler Stelle mit Blick auf die Ein- und Ausfahrt des Hofes. Von hier aus ist man durch eine Treppe in direkter Verbindung mit den gemeinsam mit der Feuerwehr genützten Räumen.
Durch die Auskragung des über dem Bauhof liegenden Baukörpers wird ein durchgehendes Vordach über die ganze Länge des Hofes ermöglicht.

Der langgestreckte Baukörper im ersten Stock wird durch das Foyer unterbrochen, welches das kommunikative Zentrum des Hauses bildet.
Nördlich des Foyers befindet sich die Feuerwehr. Der direkte Weg vom Parkplatz in die Garderobe und durch die Schleuse in die Fahrzeughalle ermöglicht rascheste Abläufe im Einsatzfall. Im Anschluss an die Fahrzeughalle befinden sich weitere Nebenräume sowie die Florianstation mit direkter Blickbeziehung auf Fahrzeuge sowie Personen in und vor der Halle.

Südlich des Foyers liegen die Aufenthaltsküche mit angeschlossenem Lager sowie abschließend der Schulungsraum, der über das Erdgeschoss hinaus, prominent und adressbildend in Richtung Glanstraße auskragt.

Materialität / Konstruktion

Das teilweise eingegrabene Erdgeschoß wird folgerichtig in Massivbauweise ausgeführt.
Das Geschoß darüber allerdings wird durch eine Holzrahmenkonstruktion mit einem Achsabstand von 6 m in nachhaltiger Leichtbauweise gestaltet.
Zur Lastabtragung im Auskragungsbereich sind die hofseitigen Rahmenstützen als Scheiben ausgeführt. Ausnahme dazu bilden nur die beiden Tragwerke in der großen Fahrzeughalle, welche, um völlige Bewegungsfreiheit zu garantieren, im Geschoß darunter zwei simple diagonale Abfangungen erhalten.

Sämtliche Dächer werden intensiv begrünt und mit Photovoltaikanlagen belegt.
Versiegelte Flächen im Außenbereich werden auf ein Minimum reduziert und nur im gesamten Bauhofbereich beziehungsweise bei notwendigen Erschließungen sowie der Vorfahrt der Feuerwehr ausgeführt.
Die restlichen Flächen werden entweder gänzlich begrünt oder, wenn wie bei den Parkplätzen notwendig, mit begrünten Rasensteinen ausgeführt.
Eine adäquate Ausführung ist auch für den neuen multifunktionalen Gemeinschftsgarten zwischen Bauernladen und bestehendem Materl vorgesehen, auf dem nun Bänke und dergleichen zum Verweilen einladen.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Platzierung des Gebäudes, die Baukörperausbildung sowie die Zonierung und Zuordnung der unterschiedlichen Bereiche ist klar und eindeutig. Die formale Sprache, die Fassadengestaltung, die leichte Zäsur zwischen Feuerwehr und Allgemein- Bereich gliedert die Ansicht, wirkt logisch wie selbstverständlich und wird dem baukünstlerischen Anspruch gerecht. Der Ortsbezug ist gegeben, wenn gleich auch ein gewisses Spiel mit den unterschiedlichen Höhen maßstäblich zuträglich wäre.

Die Raumsequenz im Erdgeschoß entspricht nur teilweise, die serielle Schichtung der Bereiche Umkleide – Fahrzeughalle – Hygienebereich – Aufenthaltsküche wird durch die Nutzerin bemängelt. Funktionszusammenhänge wie beispielsweise Umkleide mit Jugendraum, oder die Lage der Aufenthaltsküche als Durchgangsraum zum Saal werden kritisch gesehen. Die Innentreppe vom Erdgeschoß ins Obergeschoß wirkt trennend, die Notwendigkeit an dieser Stelle ist fraglich.

Der Hauptzugang von der Urbanstraße überzeugt, zeigt die nötige Präsenz und erschließt das Gebäude unmissverständlich wie eindeutig. Der vorgelagerte Außenbereich ist fein gedacht und adäquat formuliert.

Die Feuerwehrzufahrt, der Übungsplatz entspricht. Die nördliche Parkierung funktioniert im Grundriss, ist jedoch im Schnitt schwer nachvollziehbar. Die Höhenentwicklung/Geländemodellierung der Parkplatzerschließung von Ost nach West ist nicht gelöst. Der Bauhof im Erdgeschoß ist klar und strukturiert gesetzt, der Hofladen liegt an der richtigen Stelle. Ein schlüssiges Projekt mit Schwächen im funktionalen Ablauf, insgesamt jedoch ein wertvoller Beitrag zur Baukultur.