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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Neubau Forschungs- und Lehrgebäude PORTAL UZH der Universität Zürich auf dem Campus Irchel (CH)

Blick vom Gartenhof

Blick vom Gartenhof

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 45.000 CHF

E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA BDA SIA AG

Architektur

Nickl & Partner

Architektur

Caretta+Weidmann Baumanagement AG

Projektsteuerung

Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Leonhardt, Andrä und Partner, Beratende Ingenieure VBI AG

Tragwerksplanung

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Laborplaner Tonelli AG

TGA-Fachplanung

Soltic AG

Logistikplanung

REBA Fassadentechnik AG

Fassadenplanung

Schneiter Verkehrsplanung AG

Verkehrsplanung

SODA GmbH

sonstige Fachplanung

Staubli, Kurath & Partner Wasserbau AG

Wasserbau

Erläuterungstext

Das architektonische Konzept knüpft an die historische Entwicklung des Campus an und setzt die Ideen von Max Zieglers Richtmodell aus dem Jahr 1965 fort. Das geplante Portalgebäude ragt nicht nur durch seine Form, sondern auch durch seine strategische Positionierung heraus. Die Kombination von Zeilen-, Punkt- und Sockelbauten schafft einen faszinierenden architektonischen Kontrapunkt und setzt die visionäre Ordnung Zieglers fort.

Die Zirkulationsräume von Forschungsbau und Portal werden mit Nischen und Podien für studentische Arbeitsplätze ergänzt. So entstehen vertikale und horizontale Raumvernetzung, die sich überlagern mit situativen Arbeits-, Besprechungs- und Begegnungsgelegenheiten. Im Portalgebäude realisiert eine großräumige Treppenskulptur die vertikale Vernetzung und ermöglicht weite Raumperspektiven.

Das Gebäude ist als Holzhybridbau konzipiert, wobei ausser bei den Laborbereichen wo möglich Holzbauweise zur Anwendung kommt. Die Baukonstruktion berücksichtigt Systemtrennung, Monomaterialität und setzt auf nachhaltige Dämmmaterialien. Das Energiekonzept erfüllt höchste Standards, umfasst eine Photovoltaikanlage und verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz für Flexibilität und Ressourcenschonung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfassenden transformieren die Idee des Zieglerplanes, indem sie anstelle des 1965 vorgeschlagenen, markanten Hochhauses ein sechsgeschossiges, quadratisches und kompaktes Portalgebäude mit publikumsorientierten Nutzungen als eigentlichen Auftakt des Campus Irchel vorschlagen. Im Kontext der seriellen und modularen Bebauungsstruktur wird ein Kontrapunkt gesetzt, der der städtebaulichen Bedeutung dieses Ortes gerecht wird.

Das subtil gesetzte und wohlproportionierte Portalgebäude orientiert sich in der Höhe an den abgestuften Volumen entlang der Magistralen und gliedert sich vorbildlich in die Abwicklung der Kopfbauten entlang der übergeordneten Treppenanlage ein. Mit seiner strategisch geschickten Positionierung und der quadratischen Grundfläche tritt es gekonnt mit der Mensa und dem Staatsarchiv in Dialog. Insgesamt wird das neue Portalgebäude seinen Aufgaben in städtebaulicher Hinsicht gerecht: Es ist Haupthaus am Platz, Anfangspunkt der Magistralen und Empfangsgebäude in einem. Der Portalplatz ist gut proportioniert, beeinträchtigt jedoch in seiner Ausformulierung den Personenstrom auf der Magistralen. Richtung Nordosten entwickelt sich der zeilenartige, vom Kopfbau abgesetzte, vorwiegend mit Labornutzung belegte und ebenfalls schön proportionierte Baukörper. In der Längsausdehnung entspricht er den südöstlich gelegenen und zusammengebauten Zeilen und schafft so einen klaren Abschluss zur Winterthurerstrasse. Am südlichen Kopf dieses Baus wird eine zweite, attraktive Eingangssituation kreiert. Diese Zäsur bewirkt ein gute Durchsicht und Vernetzung. Es entsteht an dieser Schnittstelle eine interessante Verbindung zum nördlichen Freiraum und ein zusätzliches Aussenraumangebot. Der wichtige, durchgehende Bio-Korridor zum Brückenbauwerk wird sichergestellt.

In typologischer Anlehnung an die grünen Höfe des Zieglerplanes besitzen das baumbestandene Forum sowie der vertiefte Gartenhof hohe Aufenthaltsqualität. Die Wegverbindung Richtung Tierspital führt auf dem Gebäudesockel des Laborbaus durch den grünen Landschaftshof, der geschickt mit der Gebäudestruktur verzahnt ist. Das Erdgeschoss des Labors wird dadurch aufgewertet. Allerdings fehlt es diesem promenadenähnlichen Weg an Kraft und Aussenraumqualitäten. Bei den Wegverbindungen wird der Barrierefreiheit zu wenig Beachtung geschenkt.

Die Hauptnutzungen werden pragmatisch und plausibel in die zwei Gebäude und den gemeinsamen Sockel verteilt. Im Portalgebäude führt eine prominente, grosszügige und gut belichtete Treppenanlage vom Haupteingang direkt zu den einzelnen Geschossen. Die Treppe ermöglicht Blickbezüge in alle Richtungen und stärkt das Portalgebäude als Einheit. Die Zirkulationszonen im Erdgeschoss mit den grossen Personenströmen sind zu eng ausgebildet. Die grossen Hörsäle befinden sich gut erreichbar im Untergeschoss, die Anordnung scheint etwas zufällig und die dazugehörigen Vorzonen sind sehr knapp bemessen. Die Anbindung des Untergeschosses an die Fakultätsachse komplementiert den Vernetzungsgedanken des Campus Irchel und wird sehr geschätzt. In den oberen Geschossen befinden sich die Mensa mit grosser Terrasse, weitere kleinere Hörsäle sowie Lern- und Besprechungszonen.

Im Laborbau werden unterschiedliche, interessante Laborzonierungen aufgezeigt. Der Organisation der Gebäude liegt eine weitere Idee zugrunde: Vertikale und horizontale Raumvernetzungen ermöglichen es, Zirkulationsräume mit Aufenthaltsräumen, mit Besprechungszonen und studentischen Arbeitsplätzen zu kombinieren. Die Selbststudiumsplätze sind oft in lärmiger Umgebung angesiedelt und Arbeitsbereiche werden eher als Grossraum und weniger als Multispace ausgewiesen. Ein Defizit hat der Science Showroom, der nicht publikumsorientiert liegt. Bei der Logistikanlage werden die geometrischen Vorgaben weitgehend übernommen. Die geforderten Flächen werden jedoch bei Weitem nicht erreicht, das zentrale Lager ist z. B. 1460 m2 zu klein. Zudem sind einige der Anforderungen aus der Logistik nicht oder nur unzureichend behandelt, z. B. fehlen ausreichende Hebeanlagen. Die Lüftungszentralen sind deutlich kleiner als gefordert und auf dem Dachgeschoss an ungünstiger Lage angeordnet. Insgesamt fehlen ca. 1000 m2 Technikflächen.

Die Fassaden werden überzeugend im Kontext der denkmalgeschützten Gebäude entwickelt und folgen dem Grundthema der umlaufenden Terrassen. Beim Portalgebäude werden sie, der Stellung und Bedeutung des Hauses entsprechend, eher dominant und mit hoher Aufenthaltsqualität ausgestaltet, während sie beim Laborgebäude zurückhaltend für Unterhaltszwecke ausgebildet werden.

Das Projekt weist bezogen auf Geschossflächen und Gebäudevolumen eine mittlere Grösse aus und besitzt bei der Gebäudehülle einen leicht erhöhten Formfaktor. Die Konstruktion mit Holzverbunddecken und eher tiefem Glasanteil an der Fassade verspricht Gesamtkennwerte im mittleren Bereich und tiefe Gesamtkosten. Der Neubau ist kompakt, zeigt ein Tragkonzept mit durchgehender Lastableitung und eine weitgehend ressourcenschonende Materialisierung. Der Fensteranteil und der Dämmstandard sind angemessen gewählt und lassen zusammen mit der grossen Photovoltaikanlage einen energieeffizienten Betrieb erwarten.

Die herausragende Stärke des Projektes liegt in der städtebaulichen Anordnung der Gebäude, den harmonischen Proportionen und der subtilen Einbettung ins Gelände. Das Portalgebäude stellt mit seiner Präsenz und Stellung den Auftakt in den Campus dar. Eleganz und Massstäblichkeit der Baukörper werden allerdings durch deutlich zu wenig nachgewiesene Flächen erkauft. Die Folge davon sind erhebliche funktionale Mängel. Die Freiräume adaptierten die Typologie des Zieglerplanes überzeugend und sind mit hoher Qualität gestaltet.
Axonometrie Portal UZH

Axonometrie Portal UZH

Strukturmodell

Strukturmodell

Begegnungszone - Supercore

Begegnungszone - Supercore

Fassadenansicht Laborgebäude

Fassadenansicht Laborgebäude