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3. Rang 4 / 4

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Neubau Forschungs- und Lehrgebäude PORTAL UZH der Universität Zürich auf dem Campus Irchel (CH)

Visualisierung

Visualisierung

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 30.000 CHF

Christ & Gantenbein

Architektur

S+B Baumanagement AG

Projektsteuerung

Neuland ArchitekturLandschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

Conzett Bronzini Partner AG

Tragwerksplanung

Pro Engineering AG

TGA-Fachplanung

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

Laborplaner Tonelli AG

TGA-Fachplanung

Soltic AG

Logistikplanung

Ingenieurbüro Aegerter + Bosshardt

Brandschutzplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik

CSD INGENIEURE AG / CSD INGÉNIEURS SA

Nachhaltigkeitskonzept

PPEngineering GmbH

Fassadenplanung

B+S Ingenieur AG

Verkehrsplanung

Axet GmbH

sonstige Fachplanung

Künzler & Partners AG

sonstige Fachplanung

Staubli, Kurath & Partner Wasserbau AG

Wasserbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Zwei aus der DNA des Areals heraus entwickelte Baukörper formulieren das neue Portal des Campus Irchel. Dabei bildet der quadratische Kopfbau den Auftakt mit Arkade an der Magistralen, Empfang und Mensa daran angelagert. Die neu formulierte Platzfassade wirkt einladend, gut proportioniert und wird ihrer Adressfunktion angemessen gerecht. Durch das ungerichtete Volumen des Kopfbaus entsteht am Platz eine Gelenksituation zwischen der bestehenden Magistralen und der neuen Freiraumachse – dem Boulevard zum Park in Richtung Nordosten. Der anschliessende Längsbau mit Laboratorium und Büros wird abgesetzt ebenfalls als Solitärvolumen formuliert und fügt sich typologisch präzise in den Campus Irchel ein. Das lange Laborgebäude folgt dabei der städtebaulichen Logik von Max Zieglers fingerartigen Langhäusern, die sich in Richtung Nordosten mit der Landschaft verschränken.

Im architektonischen Ausdruck wird eine Interpretation der bestehenden Strukturen mit nutzungsspezifischem Charakter gesucht. Der modulare Aufbau der Gebäude referenziert einerseits auf die Bauten von Max Ziegler, andererseits verweist er auf die Nutzungsoffenheit der neuen Häuser. Charakterbildend ist insbesondere die Tragstruktur des neuen Laborbaus. Diese wird als Holzhybridbauweise mit Metallunterzügen bogenartig formuliert. Kritisch bezüglich der Nachhaltigkeit wird der hohe Fensteranteil aller Fassaden beurteilt. Wenn eine erhöhte Brüstung bei dem Laborbau vorstellbar wäre, stellt sich die Frage, ob der Kopfbau nicht wesentlich an Präsenz am Platz verliert, wenn die Fassaden grundsätzlich umgestaltet werden müssten.

Durch die präzise Setzung der kompakten Gebäudevolumen lässt der Projektvorschlag dem Freiraum den nötigen Spielraum für die bereits bestehenden Campusstrukturen. So wird der grosszügige Vorplatz des Portalgebäudes zum Auftakt der Magistralen, ohne der bestehenden Treppenanlage allzu nahe zu kommen. Ebenso führt das Projekt die landschaftlichen, naturnahen Parkbereiche im Norden zum Tierspital und zur Winterthurerstrasse ga ilität für eine Weiterführung der grünen Vernetzungsfigur. Die vorgeschlagenen grossformatigen Steinplatten, die das Portalgebäude dreiseitig umfassen und sich entlang des Laborgebäudes in den Grünraum ziehen, interpretieren die bereits am Ort eingesetzten Materialien neu und schaffen so unterschiedlich stark begrünte, atmosphärische Aussenräume. Der Übergang zwischen neuen Platten und bestehendem Belag am grossen Platz jedoch bleibt trotz seiner formalen Strenge unklar. Das Verhältnis zwischen Platz, Magistralen und Vorbereich des Portalgebäudes müsste neu ausgehandelt und entsprechend gewichtet werden.

Primär über den Kopfbau erschlossen, werden die beiden Häuser über einen Sockelbau verbunden. Vom Erdgeschoss führt eine Treppenanlage ins grosse Studentenfoyer. Der Welcome Desk ist zwar zentral gelegen, trotzdem wirkt das Foyer eng und unübersichtlich. Die Hörsäle im Obergeschoss sind über die Fenster gut belichtet. Diese dürfen aber aus schallschutztechnischen Gründen nicht geöffnet werden. Hingegen sind die notwendigen Vorzonen der Unterrichtsräume für hohes Personenaufkommen gut dimensioniert. Diskursräume und «in between settings» sind vielgestaltig als Lernbereiche ausgebildet worden. Die verschiedenen Laborkonzepte sind grösstenteils schlüssig nachgewiesen worden, verfügen aber über zu knappe Erschliessungsflächen. Die Wegeführung im Bereich der Gastronomie funktioniert vor allem im Produktionsküchenbereich nicht. Bei der vorgeschlagenen Anordnung der Logistikbereiche funktionieren die Anlieferungshalle sowie die Zuordnungen von Technik- und Logistiklagerflächen ebenfalls nicht. Die Anzahl der Warenlifte ist zu knapp bemessen. Die Lüftungszentrale auf dem Dach ist mit den Überhöhen nicht bewilligungsfähig und müsste allenfalls im Untergeschoss angeordnet werden.

Der Projektvorschlag überzeugt durch eine vergleichsweise kleine Gebäudegrundfläche bei durchschnittlicher Geschossfläche. Das Tragkonzept zeigt ein durchgehendes Raster für die Lastableitung, ist aber mit den Unterspannungen doch recht aufwändig konstruiert. Äusserst negativ auf die Bilanz im Betrieb und auch für die Behaglichkeit in den Räumen wirkt sich der viel zu hohe Glasanteil an den Fassaden aus: Im Winter ist mit Kaltluftabfall in Fensternähe zu rechnen und in der heissen Jahreszeit dürften die Räume überhitzen. Insgesamt sind die Photovoltaikanlagen auf den Dachflächen und in den Fassaden grosszügig ausgelegt. Die horizontal weit ausladenden Module beim Kopfbau sind aber aufwändig im Unterhalt und die Module im Sturzbereich des Laborgebäudes verschatten die Innenräume und geben dabei nur wenig Ertrag.

Bezüglich der Geschossfläche und des Gebäudevolumens entspricht der Projektvorschlag dem Mittel. Bezüglich der Erstellungskosten wäre der grosse Fensteranteil zu optimieren.

Der Projektvorschlag überzeugt vor allem auf der städtebaulichen Ebene aufgrund der sehr einfachen und schlüssigen Setzung. Vor allem der hohe Fensteranteil vermag bezüglich der Nachhaltigkeit weniger zu überzeugen. Die Fensterflächen müssten erheblich reduziert werden, um die Ziele der Behaglichkeit sowie auch des Betriebes zu erreichen. Vor allem für den Kopfbau würde dies einen massiven Eingriff bedeuten, welcher den Charakter des Gebäudes wesentlich beeinflussen würde.
Lageplan

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