modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024

Entwicklung Europaplatz in Königsbrunn

Europahaus Platz

Europahaus Platz

3. Preis / Realisierungsteil Europahaus

Preisgeld: 9.000 EUR

bogevischs buero

Architektur

studioB Landschaftsarchitektur

Stadtplanung / Städtebau

hadaimages

Visualisierung

Erläuterungstext

konzept am europaplatz
Der Entwurf zeichnet sich durch einen geschickt gestaffelten Baukörper aus, der trotz der Größe auf die Umgebung mit einer feingliedrigen und differenzierten Volumetrie reagiert.

Der Sockel des Gebäudes, bestehend aus dem Erdgeschoss und 1. Obergeschoss mit öffentlichen und gewerblichen Nutzungen, dient als Basis für die Türme, die für die Wohnnutzgen vorgesehen sind. Die Mischung aus privaten und öffentlichen Bereichen, wird ergänzt durch eine soziale Durchmischung in den Häuser, so, dass ein lebendiges Stück Stadt entsteht, welches sich insbesondere durch das vielfältige Angebot an aneignenbaren Freiräumen auszeichnet.

In den Etagen der Wohnnutzungen wurde bewusst auf eine vertikale Staffelung in unterschiedlich hohen Türmen gesetzt. Dies schafft nicht nur eine markante Silhouette, sondern ermöglicht auch eine differenzierte Gestaltung der Wohnungen. Durch die Höhenversprünge können Dachterrassen auf verschiedenen Ebenen geschaffen werden. Diese dienen als gemeinschaftliche Freiflächen, die von den Bewohnern und Nutzern des Europahauses genutzt werden können. Sie fördern die soziale Interaktion und bieten einen Mehrwert in Form von Grünflächen und Erholungsbereichen.

wohnform
Herausforderung des Entwurfs war die Förderung von qualitativem Wohnen und die Ermöglichung einer aktiven und intensiven Nutzung des Europaplatzes.

Ein zentrales architektonisches Element ist ein Balkonband mit Loggien entlang der Südfassade. Dieses fungiert als Pufferzone zwischen den Wohnungen und dem Europaplatz und ermöglicht den Bewohnern von ihren Balkonen aus, das städtische Leben zu beobachten und passiv am öffentlichen Geschehen teilzunehmen. Die Wohn- und Essbereiche der Wohnungen sind gezielt nach Süden ausgerichtet und öffnen sich zum Europaplatz hin. Die Südausrichtung trägt dazu bei, dass die Bewohner von einer optimalen Tageslichtnutzung profitieren.

Die Schlafbereiche sind nach Norden hin zum begrünten Hinterhof orientiert, um eine ruhige und entspannte Umgebung zu schaffen. Die möglichen störenden Einflüsse der städtischen Umgebung werden minimiert und die zusätzliche Nordausrichtung der Wohnungen ermöglicht eine natürliche Querlüftung und reduziert die Hitzebelastung in den Schlafbereichen.

brandschutz
Die Wohnungen können alle vom Süden aus angeleitert werden, sodass der Hinterhof im Norden nicht befahren werden muss und durchgehend begrünt werden kann.

nachhaltigkeit/ ökologie
Wir schlagen vor die notwendigen Heizwärmeenergie mit einer Wärmepumpe zu generieren – idealerweise über Grundwasser oder Erdwämertauscher. Dank Bauteilaktivierung kann damit auch bedingt gekühlt werden. Die Installation einer Photovoltaik auf den nicht begehbaren Dachflächen zur Erzeugung erneuerbaren Energien wird ebenso eingeplant. Des Weiteren tragen Fassadenbegrünung und Biodiversitätsdächer zu Verbesserung des Mikroklimas bei und fördern die Artenvielfalt und den ökologischen Wert des Gebäudes. Die Implementierung von Systemen zur Regenwasserrückhaltung sind sowohl im Zusammenhang mit dem geplanten Urban-Gardening im begrünten Hinterhof wie auch zum Puffern von Starkregenereignissen sinnvoll.

anlieferung / erschliessung
Der Anlieferungsverkehr für die gewerblichen Nutzungen im Erdgeschoss erfolgen über den Europaplatz, analog zu der freizuhaltenden Feuerwehrspur, sodass der Erschließungsverkehr auf dem Platz minimiert wird und eine weitestgehend ungestörte Nutzung des Platzes ermöglicht wird. Die Tiefgarage und die Besucherparkplätze werden im Osten über die Rathausstraße erschlossen, sodass eine Querung des Europaplatzes durch privaten Verkehr verhindert wird. Die Fahrradstellplätze befinden sich ebenfalls im östlichen Gebäudeteil und werden über die Gebäudefuge im Erdgeschoss erschlossen.

stellplätze/ tiefgarage
Die Tiefgarage unter dem Europahaus befindet sich weitestgehend unter dem Gebäue, sodass die zusätzliche Unterbauung minimiert wurde. Im Untergeschoss befinden sich neben den KFZ-Stellplätzen Lageflächen für die Bewohner, sowie Technikflächen. Die nachzuweisenden Stellplätze für die Wohnnutzungen sind in der Tiefgarage unter dem Europahaus eingeplant, sodass dem Wunsch nach wohnungsnahen Stellplätzen nachgekommen wird. Im Osten des Grundstücks befinden sich oberirdisch drei Kurzzeitparkplätze. Die 40 Stellplätze für die gewerblichen Nutzungen im Europahaus werden im südlich gelegenen Mobilitäts-Hub untergebracht.

konstruktion
Wir schlagen vor die Gebäude, über einem massiven Sockel, in Holzrahmenbauweise auszuführen. Die hochgedämmte Fassaden sind mit mineralisch lasierten Fichteschalungen versehen. Widerholende Bauteile und Elemente tragen zu einer hohen Vorfertigungsquote und günstiger Umsetzung bei.

freiflächen
Europaplatz
Der Europaplatz ist im Bestand bereits als öffentliche Platzfläche gestaltet und wird wesentlich von den Freibereichen der angrenzenden Gastronomie geprägt. Diese Grundfunktion soll auf der neuen Platzfläche erhalten und weiterentwickelt werden. In Zeiten allgemein zunehmender Hitze und Trockenheit spielt Vegetation hierbei eine wesentliche Rolle. Der Europaplatz bleibt im Entwurf zwar weitgehend befestigt, um die Erschließungs- und Nutzungsanforderungen eines urbanen Platzes erfüllen zu können, die Platzmitte ist jedoch von einer großen grünen Insel aus Bäumen erster Wuchsklasse besetzt. Die Insel beinhaltet zwei wassergebundene Teilflächen für eine skulpturale Möblierung und eine vielfältig nutzbare Rasenfläche. Diese kann in der leicht vertieften Mitte auch das Oberflächenwasser aufnehmen. Im Norden wird der gesamte Europaplatz von einem grünen Band aus Strauch- und Staudenpflanzungen flankiert, das den Neubauten vorgelagert ist. Hier bestehen vereinzelt kleinräumige Möglichkeiten im Freien zu bestuhlen und auf Rasenfugenbelägen Fahrräder abzustellen, vor allem aber soll weiteres Niederschlagswasser von der Platzfläche in den Pflanzflächen rückgehalten und versickert werden. Sowohl die Grüne Insel als auch das gebäudebegleitende Grüne Band sind nicht unterbaut. Der Schülerbrunnen wird versetzt und bildet einen, vom künftigen Boulevard gut sichtbaren Auftakt des Europaplatzes.

Umgang mit dem Bestand
Für den Platzbelag sollen die vorhandenen, wertigen Granitpflastersteine wieder verwendet werden.

Garten
Nördlich der Neubauten entsteht eine großzügige Grünanlage. Zwei weitläufige Wiesenflächen und der Kinderspielplatz werden von Baumpflanzungen gerahmt. Im geschützten rückwärtigen Bereich befinden sich Urban Gardening Parzellen für die Anwohner und ein Obsthain. Soweit möglich sollen vorhandene Vegetationsstrukturen mit eingebunden werden. Oberflächenwasser von den Dachflächen wird den Wiesenflächen zugeführt.

Dachterrassen
Zwei Dachterrassen bieten grüne Aufenthaltsräume im Schatten für die Bewohner. An der Bürgermeister-Wohlfahrt-Straße entsteht ein Biodiversitätsdach.

Mitarbeit bogevischs buero: Lucia Polak, Magdalena Müller, Johanna Hiermeier
Mitarbeit studio B: Maximilian Kalinke

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf stellt aufgrund seiner stimmigen Baukörperproportionen und Höhenentwicklung eine gelungene Antwort auf die Aufgabenstellung für das Europahaus dar. Der Baukörper fügt sich in seiner Maßstäblichkeit gut in das nähere Umfeld ein und setzt mit seinen zwei Hochpunkten städtebauliche Akzente, die der Bedeutung als südliches Entreé ins Königsbrunner Stadtzentrum angemessen sind. Allerdings wird kontrovers diskutiert, ob die vom Boulevard abgesetzte Dominante an der Ostseite des Grundstücks am Übergang zur deutlich niedrigeren Bestandsbebauung verträglich positioniert ist. Die städtebauliche Setzung kann zwar grundsätzlich überzeugen, gibt aber dem Europaplatz nicht den nötigen Raum, der ihm als lebendiger städtischer Treffpunkt und Auftakt zum Boulevard zustehen sollte. Gleichzeitig erscheinen die sehr attraktiv und abwechslungsreich gestalteten Freiflächen auf der Grundstücksnordseite für eine halböffentliche Nutzung überdimensioniert. Die kritisierten Mängel wären durch eine deutliche Verschiebung des Baukörpers in Richtung Norden leicht zu entschärfen.

Die geforderten Nutzungen werden nachvollziehbar und grundsätzlich zweckmäßig verteilt. Die überwiegende Anordnung der Wohnungszugänge auf der privateren Nordseite wird begrüßt. Die Erschließung der Ladenflächen vom öffentlichen Platz- und Straßenraum ist gut ablesbar und erfolgt zum Teil über einen witterungsgeschützten Arkadenbereich an der nördlichen Platzseite. Der Zuschnitt der Ladeneinheiten im Erdgeschoss erscheint aber zu kleinteilig und insbesondere die Anordnung von Gastronomieflächen an der platzabgewandten Südostecke ist nicht optimal. Die Ladeneinheiten sollten stärker mit der Platzfläche in Dialog treten, was durch das unmittelbar vorgelagerte grüne Band verhindert wird. Ebenso wäre zu prüfen, ob durch einen Verzicht auf die platzseitigen Wohnungszugänge besser nutzbare Ladeneinheiten entstehen könnten.

Ein durchgehend gewerblich genutztes 1. Obergeschoss mit plausibel zonierten Einheiten sorgt für die darüber angeordnete Wohnnutzung für wohltuende Distanz zur belebten Platzfläche. Die Wohnungsgrundrisse sind zudem durchgängig zweiseitig orientiert und verfügen über südorientierte Loggien. Insgesamt lässt der Entwurf eine hohe Wohnqualität erwarten, die insbesondere durch attraktive Grünflächen und gemeinschaftlich genutzte Dachterrassen ergänzt wird. Die dargestellte Vielfalt an Wohnungsgrößen wird grundsätzlich begrüßt, wobei ein Übergewicht an 1-Zimmer-Wohnungen besteht.

Die Anordnung der Tiefgarage erfolgt flächensparsam vollständig unter dem Gebäude und nur geringfügig darüber hinaus. Dadurch können ausreichend versickerungswirksame Freiflächen erhalten werden. Das Unterangebot an Stellplätzen für das Europahaus bedingt jedoch eine ausreichende und rechtzeitiges Ersatz-Angebot im Mobility-Hub oder der näheren Umgebung, wobei alle für die Wohnnutzung nötigen Stellplätze untergebracht werden. Eine Verlagerung der Tiefgarageneinfahrt von der eher ruhigen Rathausstraße in die Nordwestecke am Boulevard wird im Zuge der Verschiebung des Baukörpers nach Norden dringend angeraten.

Die vorgeschlagene Konstruktion mit einer Holzrahmenbauweise mit vorgefertigten Elementen auf einem massiven Sockel reagiert angemessen auf die Anforderungen an wirtschaftliches und nachhaltiges Bauen und berücksichtigt grundsätzlich auch die funktionalen Anforderungen der vorgesehenen Nutzungen. Die konsequenterweise ebenfalls aus Holz geplante Fassade wird hinsichtlich der Nutzerakzeptanz und des Wartungsaufwandes aber kontrovers diskutiert.

Die Energieeffizienz wird im vorgeschlagenen Konzept mit Erdwärme- und Solarenergienutzung sowie Bauteilaktivierung im Bereich der Holz-Beton-Hybriddecken angemessen berücksichtigt. Der zwingend zu erreichende Energieeffizienzstandard 40 erscheint damit erreichbar.
Lageplan

Lageplan

Konzept

Konzept

Wohnform

Wohnform

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG

Grundriss 2.OG 2

Grundriss 2.OG 2

Grundriss 4. OG

Grundriss 4. OG

Fassade

Fassade