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Gutachterverfahren | 03/2023

Neugestaltung Sparkasse in Lüneburg

Visualisierung

Visualisierung

2. Preis

Störmer Murphy and Partners

Architektur

Erläuterungstext

Phase 2: Gebäudeentwicklung für die zukünftig geplante Nutzung

Innere Struktur: großzügige Aufenthaltsbereiche, diskrete Beratung
Die Hauptfiliale der Sparkasse in Lüneburg wird über einen breiten Eingang von der Straße „An der Münze“ erschlossen. Richtungsweisende Linienbeleuchtungen in der Decke zeigen den Weg zum Empfangsbereich. Dieser ist in einem Kundenatrium verortet, das großzügig, aber für den Ort in einem angemessenen Maßstab reduziert ist. Am Empfang lassen sich die freien vertikalen Erschließungsmöglichkeiten innerhalb des Atriums einsehen und ermöglichen sowohl eine indirekte, als auch eine repräsentative Sicherheit durch die Mitarbeitenden, ohne auf bauliche Barrieren zu setzen. Das Atrium ist klar strukturiert. Es gibt neben der Bestandswendeltreppe, die zu den Kundentresoren in das erste Untergeschoss führt, eine einzelaufgehende öffentliche Treppe in die Obergeschosse.

Durch die in Längsrichtung eingezogenen Geschossdecken, werden im Erdgeschoss geschütztere Bereiche für die Service-Counter, ein separater Kopierraum sowie Sitzmöglichkeiten geschaffen. In den Obergeschossen können diese Bereiche für freie Arbeiten genutzt werden und ermöglichen dadurch eine flexible Nutzung des zwei-spännigen Arbeitsbereiches an der Südseite des Hauptgebäudes. Auf der gegenüberliegenden Längsseite des Atriums, an der die freie Treppe verortet ist, sind Konferenz- und Besprechungsebenen vorgesehen. Im Erdgeschoss gibt es einen kleineren und im ersten Obergeschoss einen großen Konferenzraum, die durch Glassystemtrennwände, wenn gewünscht visuell einsehbar, aber akustisch isoliert, separiert sind.

Durch Vorhänge werden private Besprechungen ermöglicht. Gleichzeitig sorgen diese für ein atmosphärisches, weiches und behagliches Gesamtbild. Das Atrium dient somit als Ort der Begegnung und bietet unterschiedliche Kundenräume. Neben offenen und gemütlichen Sitzbereichen, gibt es ruhige Beratungsplätze, die ein diskretes Gespräch zwischen den KundInnen und den Beratenden ermöglichen. Während die KundInnen bei einer Tasse Kaffee im Wartebereich, mit Blick in den Innenhof auf die zuständigen Beratenden warten, können die Kleinen die Zeit in der gut einsehbaren Kinderspielecke zum Spielen nutzen. Eine großzügig angelegte bepflanzte Wand mittig des Atriums, markiert die grüne Verbindung zwischen dem Innenraum und dem privaten begrünten Innenhof. Diese rankt vom Erdgeschoss bis zur Brüstung des zweiten Obergeschosses. Der private Innenhof schafft eine zentrale Verbindung zwischen den drei Gebäuden der Sparkasse auf zwei Ebenen. Vom Veranstaltungskeller, den Arbeitsbereichen im Untergeschoss des Hauptgebäudes und der Erdgeschosszone bietet der partiell überdachte und geschützte Aussenbereich einen Ort des interdisziplinären Austausches oder Platz für interne Feierabendveranstaltungen an lauen Sommerabenden.

Der Hinterhof rahmt die Gebäudestruktur vegetativ und bietet neben dem natürlichen Sonnenschutz eine lebendige Aussenraumgestaltung.

Energetisches Konzept
Die Wärmeerzeugung des Gebäudes erfolgt über eine Luft-/Wasser Wärmepumpe im Spitzboden des Altbaus und den Fernwärmeanschluss für die Spitzenlast. Die Wärmeabgabe erfolgt in den Büros und Besprechungsräumen über Heiz- / Kühldecken, welche eine niedrige Vorlauftemperatur benötigen und somit den Wirkungsgrad der Wärmepumpe steigert. Die Halle erhält eine Fußbodenheizung, die im Sommer zur Kühlung dient.

Für die Büros ist eine natürliche Lüftung über öffenbare Fenster vorgesehen. Ein mechanische Belüftung wird für alle innenliegende Raume und Besprechungsräume vorgesehen. Die RLT 1 Zentrale ist im Untergeschoss angeordnet und die RLT 2 Zentrale im Dachgeschoss des Altbaus. Die Ansaugung und Abführung der Fortluft erfolgt über Dach. Die RLT Anlagen sind mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung ausgestattet. Sie dienen zudem der Nachtauskühlung der Gebäudes. Das Photovoltaik Potential wurde an den Dachflächen des Bestandsgebäudes mit Ausrichtung nach Westen mit einem Winkel von 30° und auf dem Flachdach mit Südausrichtung und einem Anstellwinkel von 35° untersucht. Insgesamt belegen ca. 150 PV Module die 330 m² Dachfläche. Das Ergebnis zeigt einen hohen Eigenverbrauch des erzeugten PV-Stroms. Ein Anteil von etwa 15 % des Strombedarfs wird durch die PV-Anlage gedeckt.

Die Außeneinheit der Kältemaschine ist im Spitzboden angeordnet und mit einem Gitter in der Dachfläche mit der Außenluft verbunden. Das Gebäude wird mit wassersparenden Sanitärobjekten und wasserlosen Urinalen ausgestattet. Das Regenwasser der Dachflächen wird in Zisternen zwischengespeichert und dient der Bewässerung der Grünflächen und Gründaches. Das Dach wird extensiv begrünt. Die Dachfläche trägt Photovoltaik-Elemente zur Eigenstromerzeugung für die Anlagentechnik. Dies ist ein wichtiger Baustein zur Erreichung des GEG2020.

Die Elektroversorgung des Gebäudes erfolgt aus dem Untergeschoss über Steigeschächte zu den Unterverteilungen. Es wird eine Platzreserve von 20% berücksichtigt. Für die Datenverkabelung sind Verteilerräume in jeder Etage vorgesehen. Die Beleuchtung der Flächen erfolgt über Deckenleuchten mit integriertem Bewegungsmelder. Somit wird eine hohe Flexibilität gewährleistet. Die Beleuchtung aller öffentlichen Räume erfolgt über energiesparende und wartungsfreie LED Leuchten mit einer hohen Lebensdauer und geringen Betriebs- und Verbrauchskosten.

Eine innovative Gebäudeautomation misst, steuert und regelt die gesamte Heizung, Kälte- und Lüftungstechnik. Durch ein umfangreiches Zählkonzept der Medien ist sichergestellt, dass der Gebäudebetrieb nachhaltig und wirtschaftlich erfolgen wird. Der Einsatz von Tiefensonden wurde untersucht. Aufgrund der geologischen und baulichen Begebenheiten wurde Geothermie als nicht sinnvoll bewertet.

Nachhaltigkeit
Es wird die DGNB- Gold- Zertifizierung angestrebt. Ziel ist möglichst viel graue Energie zu nutzen. Die Hauptfiliale wird in ihrer Tragstruktur erhalten. Der Mauerwerksstein der abgetragenen Fassade wird gereinigt und kann zu Teilen für den Aufbau der Erweiterung als Verblendmauerwerk Verwendung finden. Extensive Dachbegrünung mit Bienenblumen und PV Anlagen sind auf dem Dach vorgesehen. Zusätzlich sind Dachziegel an West und Südseite vollständig mit Photovoltaik-Modulen eingedeckt. Intensiv Begrünte Gärten im Erdgeschoss die die Biodiversität im Quartier stärken, wirken sich zudem positiv auf die Gemeinschaft der Nutzer aus und laden nicht nur an lauen Sommerabenden nach Feierabend zum Verweilen ein, sondern ermöglichen auch ein Beratungsgespräch im Freien. Die Verwendung von Holz im Innenraum was sich nicht nur als nachwachsender Rohstoff positiv auf die C02 Bilanz auswirkt, sondern auch das Wohlbefinden und Raumklima im Inneren fördert. Zusätzlich wird viel Grün integriert. Natürliche Bepflanzungen, die die Luft reinigen und eine kühlende Wirkung haben, somit Ihren Beitrag zur Gesundheit der Nutzer leisten. Durch einen hohen Anteil an Vorfertigungsmodulen der Fassade, wird die Bauzeit verkürzt. Integriertes natürliches Lüftungssystem. Natürliche Verschattung durch tiefe Dachholzschotten.

Tragwerkskonzept
Es bestehen hohe Nachhaltigkeitsanforderungen an das Gebäude und diese bestimmen auch die spezifischen Anforderungen an das Tragwerk. Über einen besonderen Sanierungsbedarf bzw. -Stau an der Bestandskonstruktion ist nichts bekannt. Die Hauptfiliale wird daher in ihrer Grund- und Tragstruktur im Wesentlichen erhalten. Da der Kellerkasten zudem großteils im Grundwasser liegt und aus diesem Grund bauzeitlich in wasserdichter Sperrbetonbauweise erstellt wurde, sind alle Eingriffe in den Bestand so konzipiert, dass in die wasserdichte Konstruktion nicht eingegriffen werden muss. Hierfür wird insbesondere auf den bestehenden Lastabtrag im Tragwerk angemessen Rücksicht genommen. Unter anderem aus diesem Grunde werden die neuen Bauteile möglichst leicht und in Holz errichtet. Das neue Holztragwerk kann mit den gestellten Brandschutzanforderungen gut umgehen und bietet neben flexiblen Nutzungsmöglichkeiten ein minimiertes Quantum an gespeicherter grauer Energie und an CO2-Äquivalent. Das gewählte Stützraster des Holztragwerkes ist zugleich anforderungsgemäß großzügig und die Stützpunkte sind in Bezug auf den bestehenden Lastabtrag im Tragwerk sinnvoll platziert. Die neue Kundenhalle wird so mit Leichtigkeit überspannt.

Brandschutz
Die brandschutztechnische Konzeption erfolgt gemäß den Vorgaben der Niedersächsischen Bauordnung, der dazugehörigen Durchführungsverordnung sowie der Garagen- und Stellplatzverordnung. Die beiden Baukörper gehören der Gebäudeklasse 3 an, sodass das Tragwerk feuerhemmend und aus Holzbauteilen ausgebildet werden darf. Das Tragwerk der Untergeschosse bleibt unverändert feuerbeständig.

Der 2. Rettungsweg des Gebäudeteils Waagestraße verläuft über Anleiterstelle und tragbare Leitern der Feuerwehr, während im Gebäudeteil An der Münze die Rettungswege über die beiden notwendigen Treppenräume verlaufen. Hier wird der 2. Rettungsweg entweder unabhängig vom Foyer geführt oder für das Foyer wird der ingenieurmäßige Nachweis geführt, dass es im Brandfall für den erforderlichen Zeitraum als Rettungsweg zur Verfügung steht. Die zulässige Rettungsweglänge von 30 m in der Garage und 35 m in den übrigen Bereichen wird nicht überschritten. Die Untergeschosse werden gemäß Garagen- und Stellplatzverordnung analog zum Bestand mit einer Sprinkleranlage ausgestattet, während die oberirdischen Geschosse durch eine Brandmeldeanlage überwacht werden. Die Rauchableitung aus den gesprinklerten Bereichen erfolgt als „Kaltentrauchung“ über die Lüftungsanlage oder über Kasematten. In den oberirdischen, nicht gesprinklerten Geschossen werden ausreichende Fassadenöffnungen zur Rauchableitung vorhanden sein.

Städtebau: neues zukunftsfähiges Arbeiten im historischen Antlitz
Das Ensemble der Sparkasse im Kern der historischen Altstadt Lüneburgs soll städtebaulich klar strukturiert werden und sich behutsam in das Stadtbild einfügen. Das Gebäude, welches seit den 1990er Jahren in der Waagestraße den Komplex komplementiert, soll autark funktionieren. Die Hauptfiliale „An der Münze“, wird an der Nord- & Westseite von den eingeschossigen Bereichen befreit und über Grünflächen bereichert. Ziel ist dabei, die nicht nutzungsfähigen Innenräume zu qualitativ hochwertig nutzbaren Außenräumen zu schaffen, wodurch der angrenzende Innenraum von natürlicher Belichtung und Belüftung profitiert.

Idee ist die bauliche Verbindung zwischen dem Gebäude der Waagestraße und dem „An der Münze 4-6“ ab dem Erdgeschoss zu lösen und über einen Außenbereich, der sich wie eine Spange um das Hauptgebäude legt, erneut zu verbinden. Es soll eine Außenraumqualität geschaffen werden, die das Gebäude „An der Münze 3“ integriert, die Biodiversität fordert und eine Gemeinschaft der Nutzer fördert.

Der Eingriff wahrt die städtebauliche Körnung des Blockes und fügt sich in die Struktur des westlich angrenzenden Wohnungskomplexes ein. Der neue Baukörper in der Mitte der Hauptfiliale, welcher die zwei Bestandsatrien ablösen soll, respektiert die Höhen der historischen Nachbarschaft und setzt sich sanft über die angrenzenden Bestandsriegel. Konturiert aber nicht mit den Höhen der Bestandkörper „An der Münze" und in der „Waagestraße“. Das typographisch prägende Bild des Satteldaches wird berücksichtig und greift die Höhen der Nachbarschaftshäuser auf. Besonderes prägendes Merkmal für den Ort ist die historische Bestandsfassade an der „Münze 4“. Die gestaltprägende Eigenständigkeit der Identität wird durch einen morphologisch reduzierten Giebel gekennzeichnet, der den Haupteingang markiert.

Adressbildung: gewohnte Neuheit
Die Haupterschließung der Filiale bleibt weiterhin von „An der Münze 4-6“ bestehen. Die Erschließung von der Straße „Auf der Sülze“ in den Bestandstreppenkern an der Südseite wird ebenfalls erhalten. Dieser kann wie gewohnt über die Seitentore von beiden Richtung erschlossen werden. Hinzu kommt die Möglichkeit den zweiten Bestandstreppenkern an der Nordfassade der Filiale über den Hinterhof intern zu nutzen. Mitarbeiter haben auch die Möglichkeit das Gebäude der Waagestraße über zwei Zugänge zu erschließen. Zum Einen über den Außenraum an der Westseite, der direkt an den neu geplanten Erschließungskern grenzt. Zum Anderen über den neuen Eingang von der Waagestraße.

Fassade: glatte Fläche raue Struktur
Die Fassade an der Ostseite des Komplexes bildet das neue Gesicht der Sparkasse. Die Gestaltung wird an den historischen Vorbildern orientiert, greift die horizontale Teilung der Geschosse auf, führt die historischen Ansätze fort und interpretiert diese neu. Die horizontalen Gesimsbänder werden zeitgemäß fortgeführt. Große Fassadenöffnungen werden in vertikale Fensterelemente unterteilt und greifen im ersten Obergeschoss als Stilelement die geneigte Fensterbank auf. Die Fassadenmaterialität wird von den historischen Nachbarn als geschlämmtes Mauerwerk aufgegriffen und mit Betonfertigbauteilen ergänzt. Die Farbigkeit orientiert sich an dem Straßenbild der Nachbarschaft und greift den dominierenden rot-braun Ton auf.

Die Fassadenseiten auf Nord, West und Südseite sollen ertüchtig werden und durch neue Fenster mit außen liegendem Sonnenschutz aufgerüstet werden. Der Bereich der Erdgeschosszone, wird mit einer Pfosten-Riegel Fassade offengehalten. Die Fassade der Waagestraße soll im Sinne der Hauptfassade „An der Münze“ in reduzierter Form neu geplant werden. Die Fassadenseiten im Hinterhof können mit dem recycelten Stein der abgerissenen Ostfassade wieder aufgebaut werden, wodurch eine enge Verwandtschaft zum Hauptgebäude erzielt wird.
Innenraum

Innenraum

Grüne Verbindung

Grüne Verbindung

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht West

Ansicht West

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Fassade

Fassade

Städtebauliche Herleitung

Städtebauliche Herleitung