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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2023

Verwaltungsneubau Kreuzboden in Liestal (CH)

Visualisierung

Visualisierung

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 55.000 CHF

Burkard Meyer Architekten

Architektur

ASP Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Gruner AG

Projektsteuerung, Tragwerksplanung, TGA-Fachplanung

Indievisual AG

Visualisierung

Erläuterungstext

Das Projekt „Prisma“ ist ein zukunftsweisendes Bauvorhaben, das durch seine nachhaltige und ökologische Ausrichtung beispielhaft für eine verantwortungsvolle Architektur steht. Durch die Umsetzung verschiedener Massnahmen wird eine optimale Nutzung des Grundstücks erreicht, ohne dabei die Umwelt zu belasten oder auf Komfort verzichten zu müssen. Der vierzehngeschossige, punktförmige Verwaltungsneubau Kreuzboden sucht nach einem möglichst geringen Fussabdruck und vermittelt in seiner Erscheinung – trotz seiner Dimension – Transparenz und Leichtigkeit. Sein Massstab oszilliert zwischen den möglichen Volumina des projektierten Bahnhofcorsos, den kammartigen Verwaltungsbauten und dem freigestellten Ensemble der Villa Scholer. Daraus und aus seiner inneren Struktur resultiert seine präzise Setzung und die entsprechend proportionierte Dimension. Der Turm ist ein Statement. Er spielt viel an Grünraum frei und verwebt sich durch die Auflösung der äusseren Schicht mit den bestehenden und neuen Bäumen des Parks. In seiner Präsenz wirkt er als solitärer Baustein innerhalb einer Campustypologie. Er ragt aus dem Park und verbindet sich mit ihm. Der modulare Hauptbaukörper ist ringförmig, von Innen nach Aussen entwickelt. Die ummantelnde Metallkonstruktion trägt semitransparente PV-Module und den sommerlichen Wärmeschutz in Form von Stoffstoren. Dieses räumliche Gewebe wirkt wie ein Schleier, wie eine transparente Referenz auf den stringenten, modularen Aufbau des dahinterliegenden hölzernen Turms. Der Übergang von Innen nach Aussen ist fliessend.

Projektwettbewerb auf Präqualifikation, 2.Rang
Standort: Kreuzbodenweg 2, 4410 Liestal
Bauherrschaft: Bau- und Umweltschutzdirektion Kanton Basel-Landschaft

Architekt, Generalplaner: ARGE Burkard Meyer Architekten BSA / Gruner AG Basel
Verantwortliche Partner: Adrian Meyer, Daniel Krieg, Urs Riniker, Oliver Dufner
Mitarbeit: Eleni Giakoumaki, David Eckert, Leon Bloch

Beurteilung durch das Preisgericht

Präzise und souverän implementieren die Verfassenden einen punktförmigen Hochbau in den ortsbaulich sowie topografisch anspruchsvollen Kontext und erweitern den Campus der Verwaltung in selbstverständlicher Weise. Das gedrungene Hochhaus fügt sich nahtlos in die heterogen gewachsene Bebauungsstruktur ein und verwebt sich konsequent mit der überlagerten Freiraumstruktur. Als solitärer Baustein vermittelt der wohlproportionierte, vierzehngeschossige Neubau in seiner volumetrischen Erscheinung zwischen den verschiedenen Massstäben vor Ort und transformiert den kammartig gegliederten Campus der Verwaltung in eine durchlässige Gesamtanlage.

Stringent formuliert der Neubau als Gegenüber zur Finanzverwaltung einen wohlproportionierten und repräsentativ gestalteten Eingangsplatz mit einer klaren Adressierung. Das Ensemble der Villa Schober bleibt integral erhalten und der Dammweg wird zu einer attraktiven Wegverbindung vom Bahnhof bis zum Quartierpark Kreuzboden, die durch die öffentliche Programmierung des Erdgeschosses im Hochhaus deutlich gestärkt wird.

Der klaren Konstruktion, Struktur und Fassade folgend, ist die vertikale Gliederung des Programmes überzeugend gelöst. Die unterschiedlichen Sicherheitszonen werden gestapelt angeordnet und das einladende Foyer ermöglicht eine effiziente Triage der verschiedenen Nutzerströme. Der Gastronomiebereich mit Küche und Terrasse wird den Anforderungen an ein Restaurant im Park gerecht und ist über einen ansprechenden Aussenbereich gut mit dem öffentlichen Freiraum verbunden. Der Konferenzbereich ist über eine gewendelte Treppe direkt an den Publikumsbereich im Erdgeschoss angebunden.

Dank einer klaren statischen Konzeption und einem ausgewogenen Ineinandergreifen verschiedener Gewerke wird in jeder Hinsicht eine effiziente Struktur für ein zeitgemässes Hochhaus geschaffen. Der ringförmige Aufbau aus Betonkern, einem modularen Gitter in Holzbauweise und einem technischen Fassadengerüst gliedert den Hochbau. Der zentral positionierte Erschliessungskern erfüllt die Anforderungen des Brandschutzes im Hochhaus und übernimmt als «innere Piazza» eine repräsentative sowie verbindende Funktion.

Flexibel bespielbar werden auf der knapp bemessenen Geschossfläche durchschnittlich 45 Arbeitsplätze geschaffen. Der modulare Aufbau folgt dem Prinzip «Infill» und kann räumlich auf die Bedürfnisse einer modernen Arbeitsweilt reagieren. Einzelbüros, Gruppenarbeitsplätze, Besprechungsräume und Zonen für den informellen Austausch werden angeboten und können dank einer konsequenten Systemtrennung über zweigeschossige Loggien in der Vertikalen räumlich verlinkt werden.

Der oberirdische, begrenzte Fussabdruck sowie die Stapelung der Nutzungen verweisen auf einen nachhaltigen Umgang mit dem Thema Boden und Freiraum. Trotz des Mehrwertes bleibt der Spielraum, eine moderne Bürolandschaft zu etablieren, sehr begrenzt. Das ungünstige Verhältnis von Kern zu Bürofläche schränkt die Nutzungs-Variabilität deutlich ein, welche die «innere Piazza» als Begegnungsort und möglicher Shortcut nicht aufzuwerten vermag.

Die Zufahrt der Einstellhalle und die unterirdische Anlieferung werden über die angepasste Zufahrt an der Rheinstrasse angeboten und scheinen soweit plausibel, wobei einige Verkehrs-Kreuzungen zu bewältigen sind. Aufgrund der guten Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz und der Möglichkeit, den Fussabdruck unter Erde weiter zu beschränken, schlagen die Verfassenden eine mögliche Reduktion der Parkplätze anhand eines Mobilitätskonzeptes vor.

Der architektonische Ausdruck ist im Wesentlichen von der Nutzungsstapelung, einem technischen und räumlichen Fassadenkleid, der «Techné», mit den ausladenden resp. einladenden Vordächern im Sockelbereich geprägt. Überzeugend wird dabei die robuste Holzstruktur mit einem feingliedrigen metallenen Fassadengitter umhüllt und in einen zeitgemässen, urbanen Ausdruck transformiert.

Das einfache und kompakte Holzhochhaus zeichnet sich durch ein klares Tragsystem mit dem Nachweis eines durchgehenden Lastabtrags und einer konsequenten Systemtrennung aus. Das Tragwerkskonzept ist im gewählten Raster als Hochhaus in Holzbauweise so gut umsetzbar. Im Konferenzgeschoss ist die Abfangung der 13 Obergeschosse nachzuweisen. Durchdringungen der Haustechnik durch das Primärtragwerk sind sorgfältig zu planen. Voraussetzung für die Realisierbarkeit ist ein objektbezogenes Brandschutzkonzept, in welchem aufgezeigt wird, dass die Holz-Rippendecken aus Nadelholz gleichwertig mit dem Schutzziel einer RF2-Decke sind. Das Tragwerk ist konsequent auf der Warmseite angeordnet. Stützen und Rippen können aus lokalem Holz beschafft werden.

Der Gebäudeentwurf zeichnet sich durch eine hohe Effizienz aus. Der kompakte Bau mit einem Betonkern und einer umschliessenden Holzbauweise sorgt für tiefe graue Emissionen. Das aufwändig konstruierte Fassadengerüst leistet mit den umlaufenden PV-Modulen und seiner permanenten Beschattung einen Beitrag zur Nachhaltigkeit und trägt zu einem behaglichen Innenraumklima bei. Die nichttragenden Innenwände bilden eine gute Grundvoraussetzung für Flexibilität, die jedoch mit der gewählten Fassadenstruktur und der vorgesehenen Haustechnik eingeschränkt wird. Das Energiekonzept stellt eine hohe Selbstversorgung sicher. Eher kritisch ist der grosse Fensterflächenanteil und die eher wenig thermisch aktivierbare Masse in Bezug auf den sommerlichen Wärmeschutz. Die SNBS Platin-Zertifizierung ist grundsätzlich erreichbar.

Den steilen, bewaldeten Bahndamm, die historische Villa mit Nutz- und Landschaftsgarten, die sachlichen Verwaltungsgebäude mit Infrastruktur und das Abstandsgrün eruieren die Verfasser als aufeinanderprallende Gegensätze. Der geringe Fussabdruck des vorgeschlagenen Baukörpers auf der Bodenebene soll Raum für einen grosszügigen Freiraum lassen, der die Gegensätze vereint und zugleich akzentuiert: Eine Abfolge fliessend ineinander übergehender Räume und Typologien bedient Nutzungsbedürfnisse, ökologische und siedlungsklimatische Ansprüche, baut auf bestehende Stärken und Charakteristika auf und gibt sich allseits zugänglich.

Die Platzgeste im Kern der Anlage soll dem Neubau eine Adresse und ein in Ausstrahlung und Proportionen angemessenes Entrée anbieten und die heutige «Rückseite» der bestehenden Verwaltungsgebäude mittels eines gestalterischen Kunstgriffs im Zentrum in Form einer begehbaren Grünfläche mit raumbildenden, schattenspendenden Bäumen stark aufwerten. Das im positiven Sinne pragmatische, wohltuend klare Aussenraumkonzept von PRISMA deutet die Spuren des Ortes weitestgehend richtig und überführt sie in ein stimmiges, glaubwürdiges Ganzes.

Der Entwurf fasziniert durch seine einfache und stringente Umsetzung der programmatischen Konditionen. Mit präzisen konzeptionellen Entscheiden entwickeln die Verfassenden ein überzeugendes Holzhochhaus mit einem raffinierten Techné-Kleid welches den Campus der Verwaltung gekonnt erweitert. Die an sich gut durchdachten Bürogeschosse erfüllen viele Anforderungen eines modernen Büroalltages, doch beschränkt das ungünstige Flächenverhältnis von Kern zu Nutzfläche und die begrenzte Geschossfläche den gesuchten Austausch innerhalb der Verwaltungen stark.
Visualisierung

Visualisierung

Visualisierung

Visualisierung

Visualisierung Innenraum

Visualisierung Innenraum

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Regelgrundriss 1:200

Regelgrundriss 1:200

Ansicht 1:200

Ansicht 1:200

Querschnitt 1:200

Querschnitt 1:200

Detailschnitt 1:50

Detailschnitt 1:50

Tragwerk

Tragwerk