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Offener Wettbewerb | 02/2024

Neubau Zentralküche in Graz (AT)

Anerkennung

Preisgeld: 6.600 EUR

SPhii_architectural collaboration

Architektur

gh bauphysik

Bauphysik

tragwerkspartner zt gmbh

Tragwerksplanung

AllesNachPlan Ingenieure OG

TGA-Fachplanung

atelier dede

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

KOCHEN IM PARK

stellen sie sich vor, sie arbeiten als hilfskoch in der küche graz am neuen standort.
zum arbeitsbeginn um 0400 gibt es noch keine öffentliche verkehrsanbindung, daher fahren sie mit dem fahrrad. es ist noch dunkel und nun beginnt es auch noch zu regnen. ja, der wetterbericht hat das gestern verkündet, shit.
sie wissen, dass sie bei der herrgottwiesgasse abbiegen müssen, da wo das schwarze hölzerne teil mit den vielen bäumen steht.
endlich unter dem vordach angekommen, können sie ihr fahrrad abstellen und den akku ihres lasten- rades kostenlos aufladen (sie wollen ja nach der arbeit die marillen auf der dachterrasse ernten und zu hause einkochen). noch ist alles dunkel, nur das vordach wirft sanfte lichtkegel auf den nassen as- phalt. mit der keycard öffnen sie die haupteingangstüre und betreten die „black box“ und siehe da:
ein freundlicher innenhof mit einer schwarzkiefer, latent angeleuchtet, schimmert durch das ornament- glas und zaubert ihnen trotz aller wiedrigkeiten ihrer anreise ein lächeln ins gesicht. die warmen holzo- berflächen der innenwände, der leicht grün flockige boden der PU-beschichtung und das angenehme kunstlicht führen sie in die garderobe im obergeschoss, wo sie sich entsprechend für den reinraum in der küche vorbereiten und umziehen können. voll motiviert gibt’s noch einen espresso mit den kolle- gen und eine kurze arbeitsanweisung bevor sie voller tatendrang und mit freude über ihren schönen arbeitsplatz in ihr tagwerk starten.
die mittagspause wird dann gemeinsam mit den kollegen auf der dachterrasse eingenommen, der chefkoch läd heute zum einjährigen jubiläum des neuen standortes zu schweinsripperln, gegrillt am outdoorgrill über holzkohle, dazu frische kräuter vom dachgarten mit kartoffeln und als dessert joghurt mit frischen beeren, auch aus dem eigenanbau. der nachmittag verfliegt mit ein paar teambesprechun- gen, sie ernten noch die marillen und fahren mit einem fröhlichen lächeln im gesicht nach hause zu ih- rer familie.
Der regen wurde mittlerweile von einer feinen, sommer-nachmittagssonne abgelöst.

holzbau-konstruktion:
aussenwände hochwärmegedämmter holzriegel mit zellulose einblasdämmung,
vorgehängte holzfassade, konstruktives rastersystem mit punktstützen und trägern, darüber brettsperrholzdecken, alles als vorgefertigter elementbau für eine rasche montage vor ort;
grundbau aus ortbeton, mit umlaufender schürze (frostschürze / fundament) sowie entsprechenden verstärkungen im bereich der punktstützen.

fassade:
die umschliessende äusserste hülle wird aus vorgefertigten, stehenden, schwarz lasierten holzlamel- len, welche als fertige module „eingehängt“ werden, hergestellt.die „einschnitte“ (lichthof an der herrgottwiesgasse, innenhof) werden mit einer 3s-verglasung entspre- chend verglast, die fassade an der zugangsrampe und der dachterrasse werden mit schwarz lasierten flächigen holzplatten, hinterlüftet, verkleidet.
die komplette fassade ist im sinne der grauen energie nachwachsend und im sinne der lebenszyklen sortenrein demontiertbar und reversibel.

haustechnik:
heizung mit max 155 kW:
eine reversible wärmepumpenanlage über erdwärmesonden deckt den notwendigen energiebedarf für die hochdämmende hülle. die gering notwendige beheizung erfolgt im erdgeschoss über die lüftungs- anlage und im obergeschoss über eine fussbodenheizung.
eine detaillierte nachberechnung hat für den notwendigen luft-volumenstrom 32.000 m3/h, für die stati- sche heizung (fbh nur im og) 35 kW, für die heizung über die lüftung 110 kW und für die warmwasser- bereitung 10 kW ergeben.
kühlung mit max 150 kW:
der free-cooling betrieb der tiefensonden und die bei wärmespitzen aktive kühlung der wärmepumpen decken den kühlungsbedarf des kompakten volumens ab.
für die lüftung kommen 2 lüftungsgeräte mit je 16.000 m3/h für die küche und ein lüftungsgerät mit 8.000 m3/h für den allgemein-bereich zum einsatz.
eine vollflächige edelstahl-lüftungsdecke im grossküchenbereich sorgt für den entsprechenden luftaus- tausch. die gesamt notwendige haustechnik findet im 2.obergeschoss bei mind 3 m raumhöhe und rnd 280 m2 nutzfläche leicht das auslangen.
eine entsprechend detaillierte berechnung hat für die statische kühlung über den fussboden 40 kW und für die kühlung über die lüftung 110 kW ergeben.
Eine entsprechende PV anlage mit denkbaren batteriespeichern liefert die kostenlose energie von der sonne.

landschaft:
kochen im park ist das motto:
daher wird die dachterrasse zum park. ein lehrgarten mit gemüse- und obstpflanzen bringt den schü- lern den nahrhaften lebensraum näher. hochbeete beinhalten schwach- und starkzehrer, beerensträu- cher, obstbäumchen und kräuterbeete. die ernte wird von den köchen auch entsprechend „bio“ weiter- verarbeitet.
biodiversität in der „gstettn“:
das östliche wäldchen aus klimafitten bäumen mit wildblumenwiesen, wildstauden, wildgräsern, wild- kräutern und diversen blütensträuchern bietet platz für ein rückzugsgebiet für flora und fauna. insekten und kleintiere bestäuben in weiterer folge den lehrgarten auf der dachterrasse und bringen den hinter- hof zum duften und blühen.
der innenhof dient nebst der belichtung und der belüftung mit seiner eleganten schwarzkiefer auch für ruhe und konzentration bei der arbeit.
gemäß der empfehlung der stadt graz werden klimafitte bäume grosszügig gesetzt.
feldahorn, hainbuche, purpurerle, felsenbirne, gemeine hasel und co sorgen für eine entsprechende artenvielfalt.

bauphysik:
durch die geplante orientierung, die bauform und bauweise des gebäudes ist ein hohes maß an nach- haltigkeit, in hinblick auf die herstellung, den betrieb und die entsorgungsphase des gebäudes garan- tiert.
das gebäude wird mit einer hochwärmegedämmten thermischen hülle geplant um die anforderungen an die energiestandards einhalten zu können und ein hohes maß an resilienz aufzuweisen. es werden zu einem größtmöglichen anteil, nachwachsende und nachhaltige roh- bzw. baustoffe vorgesehen. durch die durchdachte bauform werden die arbeitsräume optimal mit natürlichem licht versorgt. künstli- che beleuchtung wird mittels hocheffizienter led-technologie gedeckt.
in allen notwendigen bereichen werden integrierte akustikmaßnahmen umgesetzt, um ein lärmgemin- dertes arbeitsumfeld zu bieten.
durch die genannten maßnahmen werden alle vorgaben hinsichtlich co2 emissionen eingehalten. zu- dem können in der klimaaktiv-deklaration beste ergebnisse erreicht werden.
der innenhof, die dachterrasse und das gründach bieten, neben erholungsbereichen für mitarbeiter, le- bensraum für verschiedenste lebewesen und lassen ein mikroklima entstehen welches sich positiv auf das gebäude und die umgebung auswirkt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebaulichen Vorgaben werden im Projekt erfüllt. Der Umgang mit Freiraum, insbesondere mit den Bestandsbäumen und dem Trampelpfad ist gut gelöst. Das Freiraumangebot für die Mitarbeiter:innen als schaugartenartiger Dachgarten ist sehr großzügig angelegt. Der Haupteingang über die Ostfassade dient nicht der Adressbildung. Das Projekt reagiert auf den Bestandsbaum im Straßenraum durch eine Einbuchtung der Fassade und spielt dieses Gestaltungselement mit dem zentralen Atrium weiter. Das grüne Zentrum wird gestalterisch ausdrücklich gewürdigt. In der weiteren Diskussion stellte sich diese grüne Mitte aber auch als Schwachpunkt des Projekts heraus, weil der Zwangspunkt im Zentrum die optimale Küchenorganisation erschwert. Die Fassade ist gut durchgearbeitet und angemessen. Die dunkle Farbgebung fördert Überwärmung und ist nach aktuellen Vorgaben der Stadt so nicht mehr umsetzbar.

Der Entwurf stellt einen spannenden Zugang zum Thema Großküche dar, die sich um ein parkähnliches Zentrum anordnet. Diese Anordnung wird dem Betriebsablauf jedoch nicht gerecht.

Die Wahl und Ausdifferenzierung der konstruktiven Durchbildung (Holzriegelbauweise) ist im Sinne der konstruktiven Nachhaltigkeitsaspekte besonders hervorzuheben. Weiters sind die geplanten Maßnahmen und Überlegungen zur Minimierung der Treibhausgasemissionen (u.a. durch Verzicht auf das UG) hervorzuheben.
WBW plakat 01

WBW plakat 01

WBW plakat 02

WBW plakat 02