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Award / Auszeichnung | 06/2010

Preis des Deutschen Stahlbaus 2010

Cape Town Stadium

ZA-7130 Kapstadt

Gewinner

gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Architektur

schlaich bergermann partner - sbp SE

Tragwerksplanung

Conceptlicht GmbH

Lichtplanung

PROJEKT PRO

Hersteller

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sport und Freizeit

  • Projektgröße:

    110.000m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2010

Projektbeschreibung

Cape Town Stadion, Kapstadt, Südafrika

Das Stadtbild von Kapstadt wird beherrscht von Tafelberg, Signal Hill und Atlantischem Ozean. Das Cape Town Stadium bildet eine Landmarke am Fuß des Signal Hill und fügt sich respektvoll in seine Umgebung ein. Dieser einzigartige Ort verbindet sich mit der Herausforderung, einen Solitär zu errichten, der das weltweit bekannte Postkartenmotiv nicht stört, sondern bereichert.

Die Aufgabe bestand darin, ein Stadion auf einem Teilgelände des sogenannten Green Point Common, einem 80 ha großen öffentlichen Park in der Stadtmitte, sollte so gestaltet werden, dass es Teil der Signatur von Kapstadt wird. Das Parkgelände umfasst den ältesten Golfplatz und den ältesten Rugby-Club Südafrikas, ist von Wohngebieten umgeben und liegt in der Nähe des zentralen Geschäftsviertels am alten Victoria & Alfred-Hafen von Kapstadt, das heute die touristische Hauptattraktion der Stadt ist.

In der Stadtgeschichte spielt das Gelände des Green Point Common eine wichtige Rolle. Als felsige Brachfläche wurde es 1923 von der Regierung der Südafrikanischen Union der Stadt Kapstadt als Gemeindeland überschrieben, auf dem Naherholungsflächen und Sportanlagen geschaffen werden sollten. In den vergangenen Jahrzehnten war die Fläche dieses Gemeindelandes erheblich reduziert worden und der größte Teil nicht mehr öffentlich zugänglich, da er an private Sportvereine und andere Organisationen verpachtet wurde.

Nach sorgfältiger politischer Abwägung wurde beschlossen, das Stadion als Bindeglied zwischen dem Geschäftsviertel und dem Green Point Common zu platzieren und die bestehenden Sportanlagen neu zu ordnen. Das Artillerie-Fort Wynyard, der Green Point Cricketplatz und der Golfclub wurden in den öffentlichen Park integriert.

Die schwingenden Konturen des Stadions bilden wie eine unterlegte dritte Stimme mit der Horizontalen des Tafelbergs und der Kuppe des Signal Hill einen harmonischen Dreiklang. Der leicht konzipierte, kreisrunde Bau erscheint unaufdringlich, respektiert seine Umgebung und wird stark von den ortstypischen Lichtverhältnissen "mitgestaltet", weil er mit seiner transluzenten Außenhaut im Lauf der Tages- und Jahreszeiten auf wechselnde Wetter- und Tageslichtverhältnisse reagiert und – unterschiedlich beleuchtet – skulptural in Erscheinung tritt.

Dieses Gestaltungskonzept wurde mit den rein funktionalen Erfordernissen kombiniert. Für die Zuschauer entsteht eine logische, aber sinnliche Struktur und für den Stadioninnenraum eine dichte Atmosphäre für Fußball- und Rugbyspiele sowie Konzerte. Das Stadion bietet Sitzplätze für 68.000 Zuschauer – davon 2.400 Business-Sitze und 2.500 Logen-Sitze - auf drei Tribünen übereinander.

Breite Erschließungspromenaden auf den Ebenen 2 und 6 bilden "Wandelhallen" rund um die Stadionarena und bieten den Besuchern Bewegungsfreiheit, Verweilqualität und leichte Orientierung im Stadion. Von der "Wandelhalle" aus bleibt das Spielfeld sichtbar. Die obere "Wandelhalle" bietet aus einer Höhe von 25 m einen Panoramablick über Green Point Common, Stadt und Ozean.

Das parabolische Tribünenprofil bietet allen Zuschauern optimale Sicht auf das Spielfeld. Die stark geschwungene Kontur des obersten Tribünenrandes im Kontrast zum leicht schwingenden Dachrand ergibt sich aus deren funktionaler Geometrie. Während der Fuß-ball-WM 2010 werden auf der obersten Tribüne auf zwei Seiten provisorische Sitzreihen montiert, die später Klub- und Veranstaltungsräumen weichen sollen. Da-durch reduziert sich die Zahl der Sitzplätze von 68.000 auf 55.000 und die Anzahl vermietbarer Flächen wird erhöht, die nach der WM zur Wirtschaftlichkeit des Stadions beitragen sollen.

Ein kritisches Argument gegen das politisch gewollte Stadion mitten in der kleinmaßstäblichen Umgebung war die Höhe des Neubaus. Wegen des felsigen Untergrunds ließen sich Spielfeld und unterste Zuschauertribüne nicht in den Boden absenken. Um die Höhe des Stadions optisch zu reduzieren, sahen wir ein erhöhtes Plateau vor, das als künstliche Landschaft zwischen Umfeld und Stadion vermittelt und so die wahrgenommene Höhe niedriger erscheinen lässt. Breite Rampen und Treppen führen von drei Seiten aus auf dieses Plateau, das Flächen für 1.200 Pkws, Warenanlieferung, Feuerwehr und Rettungsdienste verbirgt.

Die Notwendigkeit, das flache Hängedach gegen aerodynamischen Auftrieb zu beschweren und Regenwasser ohne Pumpen nach außen abzuleiten, führte uns zu einer innovativen konstruktiven Lösung: einer Synthese von sattelförmig gekrümmtem Seilhängedach und Fachwerkbinderkonstruktion mit schwerer Glasdeckung zur Sicherung gegen Windsog nach oben.

Diese Stahlfachwerke auf tragenden Kabeln bilden den Kern der beidseitig verkleideten Dachkonstruktion. Die 36.000 m2 große Dachfläche besteht aus Verbundglas, wobei der innere 16 m breite Ring aus Klarglas gefertigt ist, damit das Spielfeld viel natürliches Licht erhält. Die äußeren Glasflächen sind emailliert, um die Hitzedurchlässigkeit zu reduzieren und die Lichtintensität um 80 % zu senken. Die Unterseite der Dachkonstruktion ist, wie die Fassaden, mit einer transluzenten Membran bespannt, die nicht nur technische Installationen verdeckt, sondern auch zur Schalldämmung dient. Lautsprecheranlage, Flutlicht und Tribünenbeleuchtung wurden in das Dach integriert. Verglichen mit ähnlich großen Dächern ist dieses Dach trotz seines Glasgewichts von nur 4.500 t eine Leichtkonstruktion.

Die Fassadenhaut wurde als horizontal profilierte Membran gespannt. Ihr Wellenrelief verwandelt das Stadion in eine transluzente Großskulptur. Die Memb-ran besteht aus transparentem Glasgewebe mit Silberbeschichtung und umspannt das Tragwerk wie ein Schleier, der Blicke ins Innere erlaubt und bei den stets unbeständigen Wetterverhältnissen in Kapstadt häufig wechselnde Reflektionen bietet – wie die wech-selnden Lichtverhältnisse und Stimmungen des Tages: weiß und licht an hellen Sommertagen und in Grau gehüllt an stürmischen Wintertagen. Bei Sonnenuntergang wird das Stadion in glühendes Rot getaucht; nachts schimmert es wie ein leuchtender Lampion und enthüllt sein Inneres.

Kapstadts weltbekanntes Stadtbild ist architektonisch bereichert. Das neue Stadion hat auf selbstverständliche Weise seinen Platz in der signifikanten Stadtlandschaft beim Kap der Guten Hoffnung und in den Herzen der schwarzen und weißen Bürger eingenommen.


Gutachten: 2006 – 1. Preis
Entwurf: Volkwin Marg und Hubert Nienhoff mit Robert Hormes
Projektleitung: Robert Hormes
Projektmanagement: Michèle Rüegg
Mitarbeiter: Christian Blank, Margret Böthig, Sophie-Charlotte Altrock, Lena Brögger, Martin Glass, Chris Hättasch, Patrick Hoffmann, Andrea Jobski, Martin Krebes, Holger Betz
Statik: schlaich bergermann und partner; BKS Ltd.; Iliso Consulting; Henry Fagan & Partners; KFD Wilkinson; Arcus Gibb, Kapstadt
Arbeitsgemeinschaft mit: Louis Karol architects, Point architects, Kapstadt
Projektsteuerer: MDA Mitchell du Plessis Associates, BKS (pty ltd), engineering and management, Ariya project managers, Ngonyama Okparnum Associates, Kapstadt
Lichtplanung: Conceptlicht, Traunreut
Generalunternehmer: Murray & Roberts, WBHO
Bauherr: City of Cape Town, spv 2010
Sitzplätze: 68.000
Bauzeit: 2007–2009
© Marcus Bredt

© Marcus Bredt

© Marcus Bredt

© Marcus Bredt

© Marcus Bredt

© Marcus Bredt

© Marcus Bredt

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© Marcus Bredt

© Marcus Bredt

© Marcus Bredt

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© Marcus Bredt

© Marcus Bredt

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© Bruce Sutherland

© Bruce Sutherland

© Bruce Sutherland

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