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Offener Wettbewerb | 06/2005

Umbau eines denkmalgeschĂŒtzten Hallenbades zur Kunsthalle

Die in die Schwimmhalle eingestellte Cella orientiert sich an den Maßen des ehemaligen Schwimmbeckens

Die in die Schwimmhalle eingestellte Cella orientiert sich an den Maßen des ehemaligen Schwimmbeckens

Ankauf

Gerhards & GlĂŒcker

Architektur

ErlÀuterungstext




Aufgabe
Das zwischen 1931 und 1933 erbaute Ernst-Sachs-Bad soll der Nutzung einer Kunsthalle zugefĂŒhrt werden. Die Stadt möchte damit die IdentitĂ€t der Stadt im Spannungsfeld von Industrie und Kunst weiter stĂ€rken.
Erneuern und Bewahren sind bei der Konversion die Schwimmbads die Stichworte unseres Beitrags.
Dabei haben wir eine Kartografie der erhaltenswerten Orte und Materialien erstellt, und diese zur Grundlage der Analyse des GebÀudes gemacht.
Die erhabene AtmosphĂ€re des historischen GebĂ€udes zu bewahren und dennoch die funktionalen Anforderungen an eine moderne PrĂ€sentation von Kunst – Klima, Licht, FlexibilitĂ€t – zu erfĂŒllen, sich in die Raumsprache des GebĂ€udes einzufĂŒhlen, und dennoch das Neue offensiv zu zeigen, das sind die Aufgaben des Wettbewerbs.
Aus dem offensiven Umgang mit dem historischen GebĂ€ude – man zeigt, dass sich die Nutzung des GebĂ€udes, also auch das RaumgefĂŒge innerhalb des GebĂ€udes, verĂ€ndert hat, ergibt sich eine SelbstverstĂ€ndlichkeit im Umgang mit der historischen Bausubstanz. Diese Dichotomie macht die Einzigartigkeit dieses Ortes aus und ist Grundlage unseres Beitrags.

Stadt und Landschaft
Das VerhĂ€ltnis des Ernst-Sachs-Bads zur Stadt hat sich im Laufe der Jahrzehnte verschoben. Ehemals als SolitĂ€r an hervorgehobener Stelle auf den Wallanlagen gelegen, hat sich der StadtÂŹkörper nĂ€her an das GebĂ€ude heran geschoben und seine einzigartige Aura arg beschnitten. Es gilt dieses VerhĂ€ltnis neu zu klĂ€ren und die AußenrĂ€ume des GebĂ€udes zu restrukturieren.
Die im Auslobungstext anklingende Fragestellung, ob der Haupteingang des GebĂ€udes im Nordosten auf der dem Park zugewandten Seite liegen sollte, haben wir lange diskutiert, uns jedoch aus drei GrĂŒnden dagegen entschieden:
1 Auf Grund der inneren Raumlogik des GebĂ€udes mit seiner charakteristischen Eingangshalle, deren Raumstruktur und MaterialitĂ€t auf einen Haupteingang aus dem SĂŒden ausgerichtet und fĂŒr Ausstellungszwecke schwer nutzbar ist.
2 Da die Straße am JĂ€gersbrunnen eine der Hauptschlagadern der Innenstadt ist, halten wir eine Orientierung hin zur Stadt fĂŒr geboten und eine Erschließung von dort fĂŒr selbstverstĂ€ndlich.
3 Da auch die neue Bibliothek und das Georg-SchĂ€fer-Museum sich zum Main hin situieren, erscheint eine stĂ€dtebauliche Beziehung zum Main – auch wenn sie in zweiter Reihe stattfindet – sinnvoll.
Eine Erschließung am Parkhaus vorbei durch die Stadtmauer und ĂŒber den Messeplatz erscheint uns zu konstruiert.
Der sĂŒdöstliche Außenraum zwischen RĂŒfferstraße und JĂ€gersbrunnen sollte einen „steinernen“ Charakter als Stadtplatz bekommen, der Zugang zur Kunsthalle großzĂŒgiger formuliert und das VerhĂ€ltnis zum Messeplatz neu bestimmt werden.
Der Landschaftsraum der ehemaligen Wallanlage zwischen Stadttheater und JĂ€gersbrunnen wird als Insel mit verschiedenen FunktionsflĂ€chen und Bewegungsmustern begriffen. Sie umhĂŒllt die neue Kunsthalle und das Theater und bildet einen Auftakt fĂŒr den Kulturgenuss.
Die Stadtmauer und die RĂŒffer- bzw. Roßbrunnenstraße, an denen eine Baumreihe als Filter in den Ă€ußeren Stadtraum dient, rahmen das Ensemble.
Die GrĂŒnanlage teilt sich in einzelne Wiesenplateaus, die durch breite Stufen miteinander verbunden sind und sich an GebĂ€udekanten, Blick- und Laufbeziehungen orientieren.
Um den grĂŒnen Charakter der Anlage nicht zu durchbrechen erhĂ€lt die Ebene des heutigen Messeplatzes einen Schotterrasen. Dadurch eignet sich dieses Plateau als temporĂ€rer Stellplatz fĂŒr Kraftfahrzeuge, Buden und BĂŒhnen.
Der vorhandene Baumbestand wird ausgelichtet und gibt somit Blicke auf die Stadtmauer frei. Sie wird ebenfalls durch einen begleitenden Weg in Szene gesetzt, der gleichzeitig die Verbindung von SĂŒden nach Norden schafft.
Zwei steinerne PlĂ€tze mit Wasserelementen bilden nördlich und sĂŒdlich die EntrĂ©es zu den KulturhĂ€usern. An der Kunsthalle lĂ€uft ein Wasserband durch den Sandsteinplatz ĂŒber die Stufen hinab. In den Park werden Pflanzgruppen und WasserflĂ€chen eingefĂŒgt, welche dem jeweiligen Ort einen besonderen Reiz verleihen.

Architektur
„Ein Hinweis: ich stehe zwischen zwei SĂ€ulenreihen und blicke durch den so gebildeten Raum in die Landschaft. Diese ist seitlich durch die SĂ€ulen verdeckt, denn diese bilden in der VerkĂŒrzung eine FlĂ€che, durch deren unsichtbare ZwischenrĂ€ume das Licht eintritt. Erst wenn man sich dreht, sieht man zwischen der SĂ€ulenreihe seitlich hinaus. Ich glaube, daß fĂŒr uns heute dieser geschlossene Raum und gleichsam offene Raum eines der bedeutungsvollsten Erlebnisse griechischer Tempelarchitektur sein kann.“ (Max Bill)
Die universell einsetzbare Typologie des GebĂ€udes mit ihren flĂŒgelförmig angeordneten FunktionsrĂ€umen, der basilikalen Schwimmhalle, dem Hof und dem einseitigen Annex mit Arkadenhalle lĂ€sst eine Neuinterpretation des GebĂ€udes selbstverstĂ€ndlich erscheinen.
Analog zur inneren Raumstruktur und MaterialitĂ€t – von der Zelle bis zur Halle, von der weiß verputzten Wand bis zur Natursteinwand - können der KunstprĂ€sentation im Ernst-Sachs-Bad charakteristische RĂ€ume zur VerfĂŒgung gestellt werden, die es an anderen Orten nicht gibt. Damit schafft man eine unverwechselbare AtmosphĂ€re des Kunsterlebens.
Die Hauptintervention unseres Entwurfs bezieht sich auf die ehemalige Schwimmhalle.
Eine eingestellte Cella, die einerseits das Volumen des ehemaligen Schwimmbeckens erahnen lĂ€sst, andererseits den Ort der Kunstbetrachtung vom Ort der Erschließung trennt, fĂŒhrt die Idee dieses basilikalen Innenraums fort, und teilt ihn in ein Hauptschiff und zwei Seitenschiffe. Im „Hauptschiff“ finden auf der Ebene - - 4.22 m und +2.90 m zwei große AusstellungssĂ€le Platz, die die GrĂ¶ĂŸe des ehemaligen Schwimmbeckens von 12 m x 25 m haben und flexibel mit eingestellten WandflĂ€chen zu strukturieren sind.
Die „Seitenschiffe“ dienen der Erschließung dieser AusstellungssĂ€le und als kurze Verbindung zwischen Foyer und NordflĂŒgel.
So dient der Raum der ehemaligen Schwimmhalle als Gelenk zwischen der oberen AusstellungsflĂ€che und der unteren AusstellungsflĂ€che und gleichzeitig als Lichthof fĂŒr die untere Ausstellungsebene.
Die je nach Blickwinkel geschlossen oder offen wirkende StĂŒtzenreihe der Cella ĂŒberhöht die erhabene Festlichkeit der Schwimmhalle und bezieht sich auf den Rhythmus der Dachbinderstruktur. Gleichzeitig wirkt sie als Lichtfilter fĂŒr die dahinterliegenden Ausstellungsebenen. Die plastisch ausgebildete Dachstruktur bezieht sich auf die im GebĂ€ude vorhandenen Rippendecken, und dient gleichzeitig als Reflektor der Beleuchtung.
Dass man einerseits das erahnt, was es ehemals gab, andererseits den Raum aber in einer sehr offensiven Weise interpretiert, ist exemplarisch fĂŒr unsere Haltung zum GebĂ€ude und exemplarisch fĂŒr die vom Auslober geforderte wechselseitige Steigerung von neuer Nutzung in vorhandener HĂŒlle. Dieser Raum soll ein weiteres Glied in der Kette der signethaften Orte der Kunst in Schweinfurt sein, und so das Leitmotiv der Stadt – „Industrie und Kunst“ – weiter stĂ€rken. Als unsere Vorbilder fĂŒr den Umgang mit historischer Bausubstanz seien stellvertretend drei Namen genannt: Hans Döllgast, Rudolf Schwarz, Dom van der Laan.
Die AusstellungsflĂ€chen werden ĂŒber die am Innenhof liegende Seite - der Typologie eines Klosters folgend – erschlossen.
Damit ist auf jeder Ebene ein geschlossener Kreislauf der BesucherfĂŒhrung möglich.
Durch die klare rĂ€umliche Zonierung von Eingangsbereich, Ausstellungsbereich und Verwaltungsbereich ist eine gute Orientierung fĂŒr den Besucher gegeben.
Jede der drei Ausstellungsebenen kann vom Foyer aus unabhÀngig erschlossen werden.
Die wie ein Tisch eingestellte temporĂ€re Überdachung des Innenhofs soll gleichzeitig als „WerbeTafel“ fĂŒr die neue Nutzung dienen. Sie kann nachts von unten angestrahlt oder mit Projektionen bespielt werden. So wird ein lebendiges Signal in die Stadt hinausgeschickt, dass sich die Nutzung des GebĂ€udes verĂ€ndert hat.
Die Galerie im Obergeschoss

Die Galerie im Obergeschoss

Die neue IdentitĂ€t des GebĂ€udes wird auch nach außen signalisiert; die AußenrĂ€ume werden neu definiert

Die neue IdentitĂ€t des GebĂ€udes wird auch nach außen signalisiert; die AußenrĂ€ume werden neu definiert

Grundriss EG

Grundriss EG

LĂ€ngsschnitt

LĂ€ngsschnitt

Konzeptskizze Cella

Konzeptskizze Cella