modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2011

Parkhaus Coulinstrasse

4. Preis

wittfoht architekten bda, Prof. Jens Wittfoht

Architektur

Erläuterungstext

Situation I Städtebauliche Funktion I Gestaltungskonzept

Der Entwurf für das neue Parkgebäude an der Coulinstraße entstand durch die Auseinandersetzung mit zwei inhaltlichen Schwerpunkten. Zum einen geht es darum, die optimale Funktion des vorgeschlagenen Parksystems zu gewährleisten. Zum anderen geht es um die Einfügung eines solchen Funktionsgebäudes in die besondere stadträumliche Situation.
Die optimale Funktion bezieht sich auf Klarheit und Übersichtlichkeit der Wegeführungen, auf Freundlichkeit und Offenheit des Baukörpers, auf Farbgebung und Lichtführung in den Ebenen. Mit anderen Worten es geht um die positive räumliche Gesamtatmosphäre.
Die außergewöhnliche Lage des Wettbewerbsgebietes im Spannungsfeld zwischen der Fußgängerzone der Altstadt Wiesbadens und dem topografisch exponierten Schulberg, schafft die besonderen städtebaulichen Rahmenbedingungen.
Die vorhandenen Straßen- und Wegeverbindungen werden aufgenommen und gestärkt.
Die heutige Treppenanlage in der Schützenhofstraße wird durch eine „Neue Treppe“, die sich in Form und Gestalt dem historischen Vorbild anlehnt, ersetzt. Durch ihren axialen Aufbau steigert sie die Wirkung der Sichtachse zum Schulberg. Eine Terrasse auf halber Höhe verbindet sich mit einem kleinen „Zwischenplatz“ im Bereich der heutigen „Hemingway Lounge“. Diese wird ersetzt durch einen zweigeschossigen, schlanken, gläsernen Baukörper. Er vermittelt die Höhenniveaus zwischen „Coulinstraße“ und „Zwischenplatz“. Gleichzeitig hält er angemessenen Abstand zu dem historischen Bestandsgebäude. Der gesamte Bereich wird dadurch stadträumlich aufgewertet und der topographische „Bruch“ zwischen Langgasse und Coulinstrasse wird entschärft.
Auch der Bereich um das heutige „Gemeindebadgässchen“ wird stadträumlich neu gegliedert. Über einen großzügigen Zugang gelangt man von der höher gelegenen Coulinstraße in das tiefer gelegene Gemeindebadgässchen. Diese klare, transparente Wegführung verbindet die Gedenkstätte „Namentliches Gedenken“ mit der Innenstadt. Wesentliche Orte der Stadt finden so zueinander. Auch die Aufenthaltsqualität im Bereich des Gemeindebadgässchens wird gestärkt, was wiederum von Vorteil für die angelagerten Laden- und Gastronomieflächen ist.
Die Umgestaltung des stadträumlichen Umfeldes trägt somit auch wesentlich zur Akzeptanz des neuen Parkhauses bei.
Die gestalterische Qualität des neuen Parkhauses entsteht aus der Eigenheit der Bauaufgabe. Architektonisches Ziel ist die Entwicklung eines originären Typus, der dieser speziellen Aufgabe entspricht und sie nicht verschleiert. So kann die Identität eines Gebäudes und eines Ortes entstehen.
Die Baumasse wird aufgebrochen und in zwei Gebäudeteile organisiert: einem unteren Teil, der sich in Höhe, Farbgebung und Proportion mit der umgebenden Bebauung auseinandersetzt und einem oberen Teil, der sich vom Sockel löst und als „fünfte Ansicht“ fungiert. Dieser Teil unterscheidet sich äußerlich durch seine Fassadengestaltung – die „Hängenden Gärten“. Das Parken im Split- Level- System schafft hierfür die günstigen Voraussetzungen.
Es werden horizontale und vertikale Elemente (Lichthof, Treppen) eingefügt und mit den Gebäudeteilen verwoben. Ein offener Lichthof schiebt sich als dreidimensional erlebbarer Raum zwischen die Fassade an der Schützenhofstraße und die Parkebenen.
Gleich einer Karosserie legt sich eine Fassade um die nach Außen gewandten Seiten des unteren Baukörpers. Sie akzentuiert und vermittelt gleichermaßen und nimmt so die unterschiedlichen Bedingungen am Ort auf. Durch ihre offene, geometrische Struktur entstehen Schichtungen in die Tiefe. Wechselnde Lichtverhältnisse lassen immer wieder neue Eindrücke und Bilder entstehen. Bei Nacht gleicht das illuminierte Parkhaus einem leuchtenden „Stadtlampion“.
Die Fassaden des oberen Gebäudeteils sind offen und erhalten ein Rankgerüst bestehend aus Spannseilen mit i. T. vorgeblendeten Holzlamellen ("Hängende Gärten").
Eine leichte Dachkonstruktion auf dem südlichen Gebäudeflügel bildet den oberen Abschluss des Baukörpers. Hier kann eine Photovoltaikanlage zur Energiegewinnung installiert werden.