modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2011

Neugestaltung (Innenausbau) der U-Bahn Haltestelle Dortmund Hauptbahnhof

2. Preis

KZA.plant GmbH

Architektur

start.design GmbH

Lichtplanung

Erläuterungstext

AUFGABE
Die Haltestelle der U-Bahn unterhalb des Dortmunder Hauptbahnhofes gilt als zentrales „Eingangstor“ Dortmunds für den öffentlichen Personenverkehr. Sie soll entsprechend ihrer Bedeutung des europäischen Verkehrsknotenpunktes Dortmund Hauptbahnhof neu gestaltet werden. Die Verteilerebene zwischen den DB-Gleisen (oben) und den U-Bahn Gleisen (unten) ist zugleich Teil einer wesentlichen fußläufigen Verbindungsachse zwischen City und nördlicher Innenstadt.
Anlass für die Neugestaltung ist die Erweiterung der Anlage durch den Bau der Seitenbahnsteige, der schrittweise erfolgen soll, sowie des Anschlusses des Quertunnels zur besseren Erschließung des DB-Bahnhofs. Dabei ist die vorgegebene Rohbausituation fix und soll innenräumlich gestaltet werden – ergänzend ist der nördliche Eingangsbereich zur Verteilerebene und Zugang zur Dortmunder Innenstadt neu zu fassen. Die Planung erfolgt im Team Architekt – Lichtplaner.

KONZEPT/LEITIDEE: LICHTWAND
Ausgangspunkt der räumlichen Veränderung der U-Bahn Station ist der Bau der seitlichen Ergänzungsflächen für den späteren Anschluss der Seitenbahnsteige. Diese Ergänzungsflächen verbinden beide Ebenen mit Lufträumen, Treppen und Aufzügen.

Die Lichtwände als zentrale Leit- und Beleuchtungsskulptur fassen und begleiten den mittigen Verbindungsraum in der Verteilerebene. Sie „stecken“ sich durch den Boden der Verteilerebene und sind im Luftraum und der Bahnsteigebene erlebbar

Die zentrale Straße wird aufgrund ihres klaren Grundrisses zu einem hellen Verbindungsraum ohne bedrückenden Tunnelcharakter zwischen den Platzräumen an den Enden

Die Plätze bilden die Endpunkte des zentralen Verbindungsraumes und übernehmen die Verteil- Funktionen zu den Ausgängen, zur U-Bahn und zum DB-Bahnhof.
Die neuen großzügigen Räume sind übersichtlich und klar erfassbar mit einer deutlich verbesserten Orientierbarkeit.

ENTWURF
Verteilerebene
Zwischen den raumfassenden, geschosshohen hinterleuchteten Opal-Glaswänden spannt sich der leicht gebogene, großzügig lesbare Raum der Verteilerebene, der in seiner Mittelachse durch helle Stützentrommeln, die die Bestandsstützen verkleiden, akzentuiert wird. Die seitlichen LED-hinterleuchteten Glaswände verkleiden die durch die Erweiterung freigestellten Stützen und begleiten die Lufträume. Öffnungen in den Glaswänden markieren den Zugang zu Aufzügen und Treppen. Die hinterleuchteten Glaswände bilden sowohl räumlich Fassung, Wegeleitung und Orientierung. An jedem Ende der Verteilerebene erweitert sich der Raum zur platzförmigen Fläche. Im Norden öffnet sich der Platz über eine vollständig verglaste Fassade zum Ausgang Innenstadt Nord mit einem neu gestalteten, großzügigen, filigran auskragenden Dach und einer außenseitig zum Eingang hin abgesenkten Platzfläche. Der gedrungene Eingang verschwindet und ein breiter,
gläserner und repräsentativer Auftakt als Zugang zu Innenstadt entsteht.
Im Süden öffnen sich aus der Platzfläche die Anschluss-Tunnel zur Innenstadt und zum DB-Bahnhof. Beide Plätze werden durch je 4 Lichtdecken heller ausgebildet als die verbindende Straße entlang der Lichtwände, was ihre Funktion als Verteiler- und Erschließungsflächen unterstreicht. Die Abgänge zur Bahnsteigebene werden mit farbig gestalteten Brüstungen gefasst, so dass bereits aus der Entfernung die Zugänge zur Bahnebene erkennbar werden.
Jeweils am Ende der Glaswände, im Übergang zu den Platzbereichen sind die geforderten Absperrgitter in schrankähnlichen Nischen untergebracht.
Service Point und Inseln für Fahrkartenautomaten werden in der zentralen Achse der Verteilerebene vorgesehen und können nach Erfordernis aufgestellt werden.

Bahnsteigebene
Durch den Bau der seitlichen Ergänzungsflächen verbreitern sich die Bahnsteige in ihrem Mittelbereich und bilden großzügige Räume, die durch die Herstellung der Lufträume besonders akzentuiert werden. Die hinterleuchteten Glaswände begleiten diese Lufträume und verzahnen so die Ebenen visuell miteinander. Entlang der Mittelzone des Bahnsteiges ragen die Lichtwände der
Verteilerebene aus der Decke heraus und begleiten und beleuchten die Bahnsteige.
Die Decke über den Bahnsteigen wird als Schallschluckelement abgehängt, ein halb-integriertes Lichtrohr verläuft entlang der Bahnsteigkante über die gesamte Länge des Bahnsteigs.

Sicherheit, Brandschutz
Zur Vermeidung herabfallender Gegenstände im Bereich der Lufträume werden die hinterleuchteten Glaswände aus kratz- und stoßfestem „Opalika“-Glas geschosshoch ausgeführt. Dadurch wird auch der Rauchübertritt zwischen der Bahnsteigebene und der Verteilerebene verhindert. Mobile Rauchschürzen (Rauchvorhänge) werden in die Decke der Verteilerebene integriert und schotten im Brandfall die Treppen- und Aufzugsverbindungen ab.
Da die Lufträume zur Verteilerebene geschlossen sind, können sie im Brandfall auch als Rauchreservoir der Bahnsteigebene dienen.
Es wird vorgeschlagen die Rollgitter zum zeitweiligen Schließen der Bahnsteigebene im Bereich der Treppenaustritte in der Bahnsteigebene zu installieren.

Material
Alle für den Innenausbau vorgesehenen Materialen sind widerstandsfähig und langlebig.
Die mit LEDs hinterleuchteten Lichtwände werden in kratz- und stoßfestem „Opalika“-Glas der Firma Schott vorgesehen. Das Glas hat die Eigenschaft, das Licht gleichmäßig zu streuen, durch die spezielle „clear-shield“ Beschichtung hat es außerdem schmutzabweisende und pflegeleichte Eigenschaften. Die restlichen Wandflächen werden mit Platten aus Glasfaser armiertem Beton in einem dunklen Grauton verkleidet, die Stützenverkleidungen erfolgen im gleichen Material, aber in hellem Grauton. Die Brüstungen, Treppen-begleitenden Wände, sowie alle Stützen und schienennahen Wände in der Bahnsteigebene werden mit einem polierten Hartputz überzogen und wasserfest lackiert. Sämtliche Fußböden erhalten einen verschleißfreien und rutschhemmenden Industrieestrich mit Korundeinstreuung. Die Decken werden in der Verteilerebene in GK vorgesehen, im Bahnsteigbereich sind als offene Metalldecken mit Schallschluckauflage geplant.

ERWEITERUNGSMÖGLICHKEITEN
Als Erweiterungsmaßnahmen der U-Bahnstation sind der Bau der Seitenbahnsteige, sowie der der Anschluss des Quertunnels als Verbindung zum DB-Bahnhof geplant. Zur Erleichterung des späteren Anschlusses werden in den Rohbauwänden herausnehmbare Felder vorgesehen. Alle hierfür benötigten Flächen werden freigehalten und sind jetzt bereits Teil der Planung. Das gewählte Konzept wird durch die spätere Erweiterung nicht beeinträchtigt.

UMGANG MIT DER KRÜMMUNG DER ANLAGE
Zur Vermeidung von Pass- und Zwickelstücken in Decke und Fußboden sieht das Konzept den großfl ächigen Einsatz ungerichteter Bauteile auf den ebenen Flächen vor. Der Fußboden wird feldweise, mit Fugen in den Stützenachsen, mit einem verschleißfreien, geschliffenen Industrieestrich mit Korundeinstreuung belegt. Die Decken der Verteilerebene werden als GK-Konstruktion abschnittsweise erstellt, Dehnungsfugen werden berücksichtigt. Die Decken in der Bahnsteigebene sind aus Metallprofi len vorgesehen, die Krümmung der Anlage wird in den Fugen aufgenommen. Der Ausbau der Anlage ist im laufenden Betrieb möglich.

LICHTKONZEPT
Verteilerebene
Das Beleuchtungskonzept folgt der architektonischen Grundidee zur „Aufteilung“ der Verteilerebene in zwei „Platzbereiche“ und eine „Straße“ als Bewegungsbereich. In den beiden unterschiedlichen Bereichen kommen zwei Beleuchtungsansätze zum Tragen, die in ihren Aussagen klar und funktional der Architektur folgen.

„Platzbereiche“
Die ausgeweiteten Raumbereiche werden von jeweils vier Lichtdecken überspannt, die dem Raum sowohl horizontal als auch vertikal eine Großzügigkeit verleihen, die für diese Verteilungsbereiche angemessen sind. Die Lichtdecken verfügen über eine Lampenbestückung und eine Steuereinheit, die eine stufenlose Veränderung der Lichtfarbe (neutralweiß – tageslichtweiß ) und des Lichtstärkenniveaus ermöglicht. Insgesamt ist das Beleuchtungsniveau im „Platzbereich“ deutlich höher als im Übergangsbereich. Auf der Nordseite schafft das erhöhte Lichtniveau tagsüber einen angenehmen Übergang vom Tageslicht im Außenbereich in das Innere des Bahnhofs. Auf der
Südseite bildet der helle Platzbereich ein Gegengewicht zum durch Tageslicht beeinflussten Nordeingang. Durch die Möglichkeit der Lichtfarbenanpassung wird die Wahrnehmung beider Bereiche angeglichen und löst durch die Tageslichtanmutung den Tunnelcharakter
der Verteilerebene auf. Die hellen „Endpunkte“ der Gesamtfl äche verkürzen für den Nutzer subjektiv die Distanz und bilden eine Zielführung zu den Abgangs- und Servicebereichen. Während der dunklen Tageszeit wird die Lichtstärke auf den Plätzen reduziert und auf ein neutralweißes Licht eingestellt.

„Straßenbereich“
Die Grundausleuchtung der Straße besteht aus rasterförmig angeordneten, quadratischen Downlights, die sich am Nordeingang als wegführende Geste bis in das Vordach des Eingangsportals fortsetzen. Einige Downlights werden mit einer asymmetrischen
Abstrahlcharakteristik zur Hervorhebung von Wandbereichen eingesetzt.

Lichtwand
Das zentrale Lichtelement bildet die LED-Lichtwand, sie ist das horizontale und vertikale Verbindungselement im U-Bahnhof. Horizontal verbindet die Lichtskulptur die beiden Platzbereiche miteinander. Als durch die Decke „gesteckte“ Lichtwand reicht sie hinab bis zur Bahnsteigebene und verbindet die zwei Ebenen optisch miteinander. Zusätzlich erzeugt die Rückansicht im erhöhten Deckenbereich der Bahnsteigebene einen spannenden Lichtraum und wertet den Wartebereich auf.

Bahnsteigebene
Halb in die Decke eingelassene Lichtrohre folgen dem Bahnsteigverlauf und sorgen zum einen für die erforderliche Ausleuchtung der Bahnsteige, zum anderen bilden sie die Längen des Bahnsteige ab und zeigen den Nutzern die Dimension der Plattformen. Die Beleuchtungsstärke wird während der Wartezeiten auf ein normgerechtes Maß eingestellt. Kurz vor Eintreffen eines Zuges wird das Beleuchtungsniveau deutlich hoch geregelt und signalisiert den Wartenden die baldige Ankunft, erhöht die Aufmerksamkeit und den Sehkomfort. Die Verteilerzonen auf den Bahnsteigen im Bereich der Treppenaufgänge und der Aufzugsanlage werden durch zusätzliche Leuchten aufgehellt. Gelbe LED-Linien konturieren die Aufzugskonstruktion und führen den Blick in den erhöhten Luftraum.

Fuß- und Fahrtreppen
Die Grundausleuchtung der Treppenbereiche ist bereits durch die Deckenleuchten in Verteiler- und Bahnsteigebene gegeben, zusätzlich werden Fahr- und Fußtreppen durch integrierte LED-Linien im Handlauf beleuchtet, eine absolut schattenfreie Ausleuchtung ist somit gewährleistet.

Leuchtmittel, Vorschaltgeräte
Aus Gründen der einfachen und preisgünstigen Wartung kommen mit Ausnahme der LED-Systeme nur zwei Leuchtmittel zu Einsatz, die über eine Lebensdauer verfügen, die einen dreijährigen Wartungszyklus ermöglicht. ( T5-Langfeldröhren und Kompaktleuchtstoffl ampen in Longlife – Ausführungen). Alle Vorschaltgeräte sind energiesparende EVG´s, zum Teil in 1-10V oder Dali Ausführung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch seine klare Konzeption von Plätzen und Straßen, die durch das Beleuchtungskonzept noch einmal gestärkt wird. Problematisch ist die Verlegung der Rampen und Stufen in dem Außenbereich.
Die seitlichen Lichtelemente verknüpfen die Verteiler- und Bahnsteigebene auf geschickte
Weise. Durch die Anordnung der Lichtflächen in Bezug auf Zu- und Abgänge wird die Erkennbarkeit der Verkehrsfunktionen deutlich. Unterstützt wird dies noch einmal durch das orangefarbene Band als Signalfarbe der Stadtbahn.
Funktionale Komponenten der Fahrgastinformation erscheinen gut integrierbar.
Die Kopfseiten der Seitenschiffe sollten auf der Südseite geöffnet werden, um eine visuelle
und akustische Transparenz zu ermöglichen.
Die Ausgewogenheit zwischen Grundbeleuchtung und Effektbeleuchtung muss überprüft
werden, auch unter energetischen Aspekten.
Die Oberflächen der Böden und Wände sollten hinsichtlich der Werthaltigkeit und der Kosten noch einmal reflektiert werden.
Blick aus der Verkehrszone der Bahnsteigebene auf die Glaswand

Blick aus der Verkehrszone der Bahnsteigebene auf die Glaswand