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einphasiger offener städtebaulich/freiraumplanerischer Ideenwettbewerb nach GRW 95 | 11/2005

Städtebaulich-freiraumplanerischer Ideenwettbewerb "Postgelände"

Preisgruppe 1

buttler architekten GmbH

Architektur

Webersinke Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext



Erläuterungen Stadtmuseum – Ludwigsluster Ausstellungen - eine neue Struktur kann wachsen, wie die Stadt, der Park, die Gärten ...

Ziel des Wettbewerbes kann es nur sein, für die Stadt Ludwigslust eine Lösung zu entwickeln, die langfristig und ganzjährig die Attraktivität, den Tourismus und in erster Linie die Lebensqualität für die Stadtbürgerinnen und -büger stärkt, und den bereits im Ansatz vorhandenen in einen erweiterten ÖFFENTLICHEN RAUM formt, um:

- Regelmäßig Besucher regional bis Hamburg, Schwerin und Berlin mehrfach im
Jahr und wegen unterschiedlicher Anlässe zu gewinnen,
- Touristen überregional als ausstrahlendes Zentrum anzuziehen mit Schloss
(Land - Historie) und neuer Stadtpräsentation (Stadt - Historie / Gegenwart / Zukunft)
- Junge Leute und Kulturinteressierte anzuziehen, sesshaft zu machen oder zu
binden, die eine Lebensqualität in Ludwigslust erleben und selbst mitgestalten
wollen
- Auch in den Wintermonaten gezielt mit Veranstaltungen die Stadt und den Umkreis
zu beleben.

Neben der barocken, höfischen Denkmalachse: Parterre, Schloss, Bassin und Kirchenplatz wird ein zweites Zentrum der bürgerlichen, in der Gegenwart lebenden Stadtgesellschaft gebildet, das sich über Rathaus, Bibliothek, Verwaltung auch auf eine lebensnahe Präsentation von Veranstaltungen im Rahmen eines kleinen Stadtmuseums mit wechselnden Ausstellungen erstreckt. Hier kann die städtische, in erster Linie bürgerliche Kunst und Geschichte, aber auch das neue Kulturleben mit Vorträgen, Märkten, Ausstellungen usw. über das gesamte Jahr praktiziert werden.

Der Reigen der Ludwigsluster Museen (Schloss/höfische Kultur, Kutschen, Musik) wird mit dem Schwerpunkt des Städtischen sinnfällig geschlossen, was sich u.a. auch mit solchen Fragestellungen befassen kann, wie Erzeugung eines Bedarfs in schwierigen Zeiten, den Wohnsitz in Ludwigslust zu nehmen. Ludwigslust war eine barocke Neugründung in nicht minder schwierigen Zeiten etwa 100 Jahre nach Beendigung des Dreißijährigen Krieges ...

Als Betreiberkonzept wird ein kostenminimiertes/optimiertes Konzept für die Organisation des Stadtmuseums mit einer kleinen ständigen historischen Ausstellung zur Stadtgeschichte und deren Besonderheiten (z.B. Pappmaché-Manufaktur in Verbindung mit Meiningen/Thüringen) vorgesehen, welches durch einen Ausstellungspavillon mit Multifunktionalraum und flexiblen Ausstellungsräumen für verschiedenste Präsentationen gestaltet wird. Die jährlich vorgesehenen 4 - 6 Ausstellungen können durch kostengünstige Honorar-Kuratoren einzeln und thematisch unterschiedlich vorbereitet werden, indem die Kuratoren jeweils für eine Ausstellung damit beauftragt werden, diese inhaltlich und technisch in den Räumen des Stadtmuseums zu organisieren. Hierfür gibt es zwei kleine Kuratoren- bzw. Künstlerwohnungen, die gleichzeitig als Gästewohnungen der Stadt genutzt werden können. So muss keine zusätzliche Personalstruktur für das Gebäude über das stundenweise Kassenpersonal hinaus aufgebaut werden. Das Café kann in Eigenbetrieb oder als Treffpunkt des Ludwigsluster Stadtmuseum- Vereins selbst unterhalten werden. Nach einer Institutionalisierung der Veranstaltungen und Ausstellungen kann die Stadt bei Bedarf einen Museumsdirektor berufen, der die bisher offene Organisation übernimmt. Eine wachsende Struktur ...

Städtebaulich wird aus der vorhandenen Gebäude-Typologie: Vorderhaus–Hof-Hofgebäude/Remise–Garten unter Einbeziehung der ehemaligen Remise ein neuer Garten mit Pavillon entwickelt, der zugleich eine Blockrand- Schließung vornimmt und den Gartenraum beruhigt. Hier können auch im Aussenraum unterschiedliche Veranstaltungen und Nutzungen stattfinden. Die vielfältigen Nutzungen des Stadtmuseums + Ludwigsluster Ausstellungen in den beiden Gebäuden umfassen:

Remise Erdgeschoss:
- Stadtmuseum mit ständiger Ausstellung, ein kleines Café, ein multifunktionaler
Raum für Museumspädagogik und Gastatelier, Sanitärräume im KG und
Beh.-WC im EG

Remise Obergeschoss:
- Stadtmuseum mit ständiger Ausstellung, ein kleines Büro, zwei kleine
Kuratoren- oder Künstlerwohnungen, gleichzeitig Gästewohnungen
der Stadt

Pavillon:
- Ein multifunktionaler Veranstaltungs- und Ausstellungsraum (ca. 15,5 x 15,5 m)
mit Oberlicht frei nutzbar für Vorträge, Märkte (z.B. Kunsthandwerker-Markt)
und
- ein flexibler Ausstellungsraum (ca. 28,0 x 4,5 m) für verschiedenste Präsentationen
nutzbar durch optimale Belichtung und demontierbare Schiebewände für:
- freie Ausstellungen (z.B. Plastiken, Modelle, Pappmaché/ Papiere)
- Kabinett-Ausstellungen (Zeichnungen, Malerei, Fotografien)
- Mäander-Ausstellungen (Dokumentar-, geschichtliche Ausstellungen).

Ein besonderes thematisches Anliegen des Stadtmuseums + der Ludwigsluster Ausstellungen muss die Vorstellung und Pflege der Persönlichkeiten sein, vor allem unbekannter oder vergessener, die in Ludwigslust geboren wurden und aufwuchsen, wie z.B. der Photograph Erich Kastan.

Das Freianlagen-Konzept orientiert sich mit zeitgemäßen Mitteln an der in Ludwigslust historisch nachweisbaren privaten Gartenkultur, die sich immer auch die höfische zum Vorbild nahm. Der Garten als Erholungs-, Ausstellungs- und Festraum. Die neue Gartengestalt verwendet alte Mittel - Bäume, Heckenwände, Heckenparterre - und übersetzt sie in die gartenarchitektonische Jetztzeit. Die städtische Gartenkultur lebt weiter. Eine wachsende Struktur ...

Die Erschließung wird langfristig so entflochten, dass ohne wesentliche Beeinträchtigung eine zukünftige Zufahrt des Telekom-Geländes für z.B. eine mögliche Wohnbebauung im Hofraum gesichert ist. Für eine Entwicklung des Hofraumes stehen alle Möglichkeiten offen. Die Realisierung des ehem. Postgrundstückes kann und wird bau- und in der Finanzierung- abschnittsweise erfolgen müssen. Eine wachsende Struktur ...

Alternative Nutzungen für diesen Standort scheiden u.E. aus, da:

- für das Wohnen die bereits leerstehenden historischen Gebäude dringlich
genutzt werden sollten
- für betreutes Wohnen/ Altenpflegeheime genügend unbebaute Flächen
sowie ungenutzte Gebäude zur Verfügung stehen
- für PKW-Parkstellflächen weniger wertvolle Flächen in Zentrumsnähe existieren
- für einen neuen Garten allein der Bedarf nicht auszumachen ist
- für diesen zentralen Bereich eine private Nutzung weniger sinnvoll erscheint.

Möglicherweise bestünde eine Alternative darin, dass Unterkunftsmöglichkeiten im unteren Preissegment, beispielsweise für Jugend-, Rucksack- und Radtouristen - ähnlich den skandinavischen Vanderhejmen - eingerichtet werden, was bei der vorgeschlagenen städtebaulichen Struktur als Variation ebenfalls umsetzbar wäre.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Vorschlag, auf dem Plangebiet ein museales Ausstellungsgebäude mit kleinem Park zu etablieren, wird mit großer städtebaulicher und architektonischer Souveränität vorgetragen. Die damit entstehende öffentliche Zone grenzt sich von der halböffentlich wirkenden Posttüsche durch Mauern und architektonisch gut strukturierten Galeriewänden ab. Durch die Erhaltung der Remise und deren Nutzung als Cafe wird das Plangebiet in einen „steinernen“ und einen „grünen“ Bereich aufgeteilt, aber gleichzeitig auch öffentlich verwoben.
Die Größenordnung der Einrichtung ist für Ludwigslust angemessen und durchaus geeignet für eine privat-öffentliche Kooperation. Es erscheint daher empfehlenswert, diese Vorschläge einer erweiterten interessierten (Fach-)Öffentlichkeit bekannt zu machen bzw. gezielt Kulturagenturen anzusprechen.
Das mit einer attraktiven, modernen musealen Einrichtung erweiterte touristische Angebot Ludwigslust würde womöglich auch die „schwierigen“ Jahreszeiten überbrücken helfen.