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Offener Wettbewerb | 04/2014

Neubau der Hochschule Luzern – Musik

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 35.000 EUR

Enzmann Fischer Partner AG

Architektur, Projektsteuerung

BÜRO KONSTRUKT

Architektur, Projektsteuerung

applied acoustics GmbH

Akustikplanung

EXA Baumanagement AG | eh. TGS Bauökonomen AG

sonstige Fachplanung

Felder Ingenieure Planer AG

Bauingenieurwesen

Rebsamen Elektroplan AG

TGA-Fachplanung

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

freiraumarchitektur gmbh

Landschaftsarchitektur

Martinelli + Menti AG

Bauphysik

Gruner AG

Brandschutzplanung

Andres Bosshard

Kunst

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Überarbeitung des Projektes in der Bereinigungsstufe hat gezeigt, dass das sehr klare und robuste Konzept einen hohen Grad an Anpassungsfähigkeit mit sich bringt. Die im Pflichtenheft geforderten Auflagen konnten weitgehend erfüllt werden und wurden im Rahmen der Schlussabgabe vorbildlich und nachvollziehbar dargestellt.

Die betrieblichen Abläufe wurden weiter präzisiert und haben ein sehr hohes Niveau erreicht. In der Vorprojektphase müssen nur noch wenige Feinjustierungen vorgenommen werden. Die Bibliothek ist von der räumlichen Disposition her sehr gelungen, muss aber in Bezug auf die Wegführungen und Zutrittsberechtigungen innerhalb der vorgegeben Fläche noch stark überarbeitet werden.

Anhand von Volumenverschiebungen und inneren Umorganisationen konnten die Belichtungssituationen für eine Grosszahl der Räume entscheidend verbessert werden. Gleichzeitig konnte das Volumen mittels vereinfachter Konstruktion reduziert und die aufwändige Baugrube verkleinert werden.

Dass die ökonomischen Optimierungen auf fundierten Grundlagen basieren, zeigen die detaillierten Nachweise bezüglich Tragwerk, Schallschutz, Akustik und Haustechnik. Inwieweit der aus energetischen Gründen wünschbare Verzicht auf Kühlung bei den mechanisch belüfteten Räumen vertretbar ist, muss mit einer folgenden Simulation nachgewiesen werden.

Die konzeptionelle Bearbeitung der Umgebung mit dem Südpolareal zeigt, dass bei einem gemeinsamen Willen eine einladende und grosszügige Zugangssituation für die Fussgänger und den Langsamverkehr auf der Allmendseite möglich und wünschenswert ist. Es wird auch plausibel erklärt, dass sich daraus keine Abhängigkeit ergibt.

Die kräftige Innenarchitektur wurde aufgrund der optimierten Konstruktionen und den damit verbundenen Wegfall der Rippendecken überarbeitet. Es bleibt jedoch der Ansatz von der „gepflegten Rauheit“ der dem Innern eine starke, physisch erfahrbare Atmosphäre verleiht. An der werthaltigen Klinkerfassade wurde trotz Kostendruck richtigerweise festgehalten. Dies unterstützt die nachhaltige Absicht, ein Bauwerk zu erstellen das über längere Zeit altern darf und dadurch weiter an Ausdrucksstärke gewinnen wird.

Die Verfasser verstanden es in der Bereinigungsstufe mit erheblichem Aufwand den gesetzten wirtschaftlichen Vorstellungen des Auftrags vor allem durch Volumen- und Flächenreduktionen sich deutlich zu nähern. Zudem werden noch weitere Einsparmöglichkeiten vorgeschlagen. Im Vergleich zum ohnehin schon klingenden Projekt der ersten Stufe werden die Saiten gekonnt noch feiner und präziser gestimmt. Insgesamt ergibt sich ein Projektvorschlag der die Aufgabe gekonnt aufnimmt und eine dem Thema Musik vergleichbare architektonische Erscheinung erwirkt.


Wahl in die Bereinigungsstufe

Die volumetrische Setzung durch die Projektverfasser ist die Folge einer präzisen Lektüre der Allmend und derer räumlichen Strukturen. Im heterogenen Industriegürtel zwischen Anlieferungsinfrastrukturen und neuer Flaniermeile setzen sie die Musikhochschule an den Park „ Allmend“ und verstehen die Schule gemeinsam mit dem Südpol als öffentlichen „hot spot“ im vis a vis zum Luzerner Fussballstadion. Das vorgeschlagene Hochhaus, als mögliche Ausnutzungsreserve im Modell aufgezeigt, unterstützt die städtebaulich übergeordnete Geste.

Der architektonische Ausdruck der Schule wird über Referenzen internationaler Industriearchitektur hergeleitet und mit der unmittelbaren, industriellen Nachbarschaft begründet. Der Widerspruch zwischen industriellem Pragmatismus und dem Anspruch des zeichenhaften Hotspots zeigt sich in der Visualisierung der im Verhältnis zum Innenleben eher kraftlosen Parkansicht. Das Gebäude wird als fünfgliedrige, gerichtete Anlage organisiert. Die zentrale Mittelhalle wird als Haupterschliessung inszeniert. Sie wird beidseitig flankiert von dienenden feingliedrigen Raumschichten, die sowohl die funktionalen Vertikalerschliessungen als auch die horizontale Feinverteilung aufnimmt. Diese Schicht nimmt ausserdem vier vertikale Kamine auf, die sowohl als Klangröhren als auch als Lichthöfe dienen. Inwiefern diese die sinnlichen, spezifisch-klanglichen Stimmungen erzeugen und zusätzlich das tiefe Gebäude mit zenitalem Licht versorgen können, müsste noch am Modell weiterentwickelt und nachgewiesen werden. Den zwei gleichwertigen Erschliessungsschichten angefügt sind je ein Bund Räume mit der notwendigen Feinverteilung. Hier zeigt das klare und stringente strukturelle System sein Handicap. Auf der einen Seite sind die Proportionen der Foyers teilweise Resultat geometrischer Vorgaben von Haupträumen, während in den oberen Geschossen Büros und Kombizonen eher suboptimal angeordnet werden. Der räumliche Aufbau erzeugt vielfältige und spannende Raumabfolgen.

Der zweiseitige Zugang zur Haupteingangshalle vermag sowohl auf die unklare übergeordnete Adressbildung als auch auf die unterschiedlichen Bedürfnisse an Öffentlichkeit und den damit verbundenen Betriebsabläufen gut reagieren. Den guten Zonierungen mit Vorbereichen zu den Hauptsälen im Erdgeschoss stehen teilweise langen Wege gegenüber.

Ensembleräume und Einzelunterrichtszimmer werden dem Programm folgend ohne Tageslicht ausgebildet. Für die „Raum in Raum“- Konstruktion mag die Anordnung wohl sinnvoll sein.

Die teilweise labyrinthischen Erschliessungssysteme und das vor allem im Untergeschoss nicht vorhandene Tageslicht wirken doch sehr funktional.

Die Konstruktionsweise des Gebäudes ist sehr robust und entspricht der gerichteten Tragstruktur und der gewählten Raumstruktur. Mit der Mischbauweise von Ort- und Vorfabrikationsbeton wird geschickt auf die vorhandenen Spannweiten reagiert. Das Low-Tech Haustechnik Konzept entspricht dem gewählten architektonischen Ausdruck. Die keramische Fassade ergänzt die innere mineralische Materialwahl sehr gut. Die Präsenz und der Auftritt könnten vor allem an den Eingangsseiten bedeutend selbstbewusster sein.

Zu Gunsten der innenräumlichen Qualitäten werden für die Realisierung mehr Fläche und Volumen benötigt. Dank des innovativen Konzeptes in der Gebäudetechnik ergeben sich im Vergleich mittlere Investitionskosten. Die Fassade mit dem Sichtmauerwerk lässt einen geringen Unterhalt an der Hülle erwarten, im Innern bewegen sich die Betriebskosten im mittleren Bereich.

Das Projekt überzeugt in seinem gesamten Erscheinungsbild durch eine feinfühlige Auseinandersetzung mit dem Ort und der gestellten Aufgabe. Dadurch ergibt sich eine klingende, architektonische Manifestation mit einem ausdruckstarken Volumen.