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Einladungswettbewerb | 10/2014

Neubau eines Gemeindehauses St. Martin

Ansicht Süd

Ansicht Süd

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 3.500 EUR

Bau Eins Architekten BDA - Denis Andernach, Nicolas Bahnemann

Architektur

Erläuterungstext

Duktus:
Zum Zeitpunkt ihrer Erbauung lag die katholische Pfarrkirche St. Martin am Rand des Ortes.
Südlich schloss sich das freie Feld an. So entstand im Zuge der Ortserweiterung kein neuer Ortskern, sondern viel mehr eine Kirche, dessen Umfeld durch ein loses Gefüge an Wohnbauten und Bedarfsbauten bestimmt wird. Die Einzelstellung der Kirche blieb seit Ihrer Erbauung bestehen.
Der Baumbestand an Platanen und Buchenbäumen bzw. Kiefern und Blautannen wuchs im Laufe der Jahre zu einem stattlichen Ensemble heran, und bildet einen „Grünen Ring“ um den Sakralbau.
Diesen Duktus setzt der Entwurf nun fort:
So wird die Kirche um einen weiteren Solitärbau ergänzt, der sich nicht als Antipode zur Kirche, sondern als Teil der parkähnlichen Anlage versteht. Es werden weder Fluchten aufgenommen, noch durch die Ausformulierung eines hohen Daches eine unangemessene Konkurrenz zur Kirche erstellt.
Die bauliche Gestalt des Neubaus folgt der Formulierung interner Abläufe und Bedürfnisse einer funktionierenden Gemeinde:

Städtebau:
Der „grüne Ring“ um die Kirche besteht aus 2 Elementen: Der Umgang mit seinen hochgewachsenen Laubbäumen und die durch Nadelbäume definierte Rasenfläche südlich der Kirche.
Inhaltlich ist das Gebäude im direkten Bezug zu beiden Flächen zu sehen:
So schiebt sich der Neubau an der Grenze beider Bereiche aus der Flucht der Kirche St. Martin und offenbart in der Achse des Umgangs seinen Eingangsbereich.
Diese einladende Geste wird dadurch betont, dass sich das Dach im Zugang weitet und einen Unterstand bietet. Eine integrierte Sitzbank lädt zum Verweilen ein.
Ebenso bezieht sich der Bau durch die Positionierung des Saales in das entgegen gesetzte Eck auf die Rasenfläche südlich des Umgangs. Das „aufsteigende“ Dach zum Grünraum qualifiziert den Saal und versinnbildlicht den Außenbezug. Der Baumbestand an Nadelbäumen trennt auf unaufgeregte Weise die Wiese vom Straßenraum. Bäume werden hier je nach Alter und Zustand durch neue ergänzt.

Nutzung und Funktion:
Der Grundriss ist als Funktionsdiagramm öffentlicher Bereiche und Rückzugsräume zu verstehen:
Drei Raumgruppen (Büros / dienende Räume und Küche/ Archiv) definieren die räumliche Fassung für Foyer, Saal und Flur/Teeküche. Die Belichtung dieser Bereiche wird durch die Ausbildung von Pultdächern begünstigt.
Mit diesem kleinen Kniff wird bei einem sehr kompakten Grundriss ein großzügiges Raumgefüge geschaffen. Eine Funktionale Trennung zwischen Pfarrheim und Pfarrbüro ist jederzeit durch Verschließen einer Glastür und einem separaten Eingang möglich. Der Besprechungsraum wurde direkt dem Foyer zugeordnet, um hier eine vielfältigere Nutzung zu ermöglichen.
Die Cateringküche wird von Süden beliefert, sich „kreuzende Wege“ werden bei Veranstaltungen vermieden.

Konstruktion und Material:
Die Konstruktion des Gebäudes wird massiv mit einer 3-schaligen Konstruktion ausgeführt:
Innen verputztes Mauerwerk mit Dämmschicht und eine vorgemauerten Fassade aus kohlegebrannten Ziegeln tragen der massiven Gestalt des Kirchenbaus Rechnung.
Das Dach wird mit Filigrandecken ausgeführt, im Bereich der Pultdächer ein Sparrendach, welches insbesondere im Saal zur Qualifizierung des Raumes beiträgt.

Energie:
Eine kompakte Bauweise dient immer der Minimierung der Lebenszykluskosten. Mittels Solarthermie wird das Brauchwasser erwärmt. Eine Fußbodenheizung, betrieben durch Geothermie, reguliert die Wärme der Räume im Winter. Um zu starke Wärmeverluste über das Lüften im Winter zu verhindern, wird empfohlen, eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung zu integrieren.

Ziel:
Das Gemeindehaus ist von zentraler Bedeutung für das gesellschaftliche Leben von Gau Bickelheim.
Dieser Bedeutung wird ein Gebäude nur gerecht, wenn es sich nicht als Exot sieht, sondern als ein Teil des Großen Ganzen einer Gemeinde. Einladend, für viele Nutzer- Optionen offen, mit einer unaufgeregten dabei differenzierten Architektur. Als wäre es bereits immer Teil der Gemeinde gewesen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude definiert und zoniert die Freifläche hinter der Kirche. Durch die Position auf dem Gelände und die öffnende Geste in der Dachlandschaft wird der Besucher entlang des Kirchengebäudes auf den Haupteingang geführt. Zwischen Neubau und Kirche wird durch die Wahl der Materialien ein eher städtischer Platz gebildet, während die Freifläche nach Süden und Westen den ländlichen Charakter betont. Daraus resultiert eine hohe Nutzungsvarianz. Insbesondere die Verknüpfung von Saal und Außenanlage birgt große Potentiale. Der kompakte Solitär überzeugt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Kritisch wird in Teilen die innere Organisation gesehen, die an der einen oder anderen Stelle überarbeitungsbedürftig ist. Dies gilt auch für die Betonung des Daches über dem Nebeneingang und die prinzipielle Unentschiedenheit im Umgang mit den Übergängen Dach und Wand. Die Materialauswahl ist nachvollziehbar und zurückhaltend und ist in der Lage, eine Einheit mit der Kirche zu bilden. Das Energiekonzept für die Brauchwassererwärmung ist nicht wirtschaftlich darstellbar.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Ansichten Nord, West

Ansichten Nord, West

Piktos, Schnitt, Ansicht

Piktos, Schnitt, Ansicht