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Offener Wettbewerb | 08/2014

Neubau Garderobengebäude und Kunstrasenfelder Sportanlage Bodenweid

1. Rang

Arthur Huser Architekt ETH SIA

Architektur

Weber + Brönnimann AG - Ingenieure

Bauingenieurwesen, Landschaftsarchitektur

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

Marc RĂĽfenacht Bauphysik + Energie

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Durch die kluge Setzung der zwei langen, eingeschossigen Volumen an den Stirnseiten der neuen Fussballfelder entsteht eine räumlich und funktional überzeugende Zugangssituation. Die Platzierungen des westlichen Spielfelds und des Garderobengebäudes erfolgen orthogonal zum angrenzenden Industrieareal, während das zweite neue Spielfeld mit dem stirnseitigen Werkhofgebäude unmittelbar an die bereits vorhandenen Plätze angebunden wird. Damit erzeugt der Vorschlag eine attraktive, übersichtliche Gesamtanlage mit klarer Hierarchie von Wettkampfplatz und Trainingsgelände, sowie eine grosszügig dimensionierte dazwischenliegende Freifläche. In funktionaler Einfachheit werden die Zufahrten und Parkierungsflächen im strassenseitigen Rückraum der Bauten folgerichtig angeboten.

Mit starkem Ausdruck und einheitlich ausgestalteten Hochbauten in Beton schafft der Projektvorschlag eine klare Identität. Der Stützenraster mit den vertikal gestalteten Holzfüllungen erinnert auf angenehme Weise an die Typologie von Freibadanlagen. Die markanten Vertikalelemente gliedern den langen Garderobenkörper vorteilhaft. Demgegenüber wirkt der Werkhof wie ein langgezogener Garagenbau und unterstützt so die beabsichtigte Unterordnung als Nebengebäude. Unerwünscht scheint der Durchblick bei den vier Parkfeldern für Betriebsfahrzeuge, stört dieser doch die Grundidee des räumlichen Auftakts beim Zugang.

Mit der Verteilung der geforderten Räume auf ein Hauptgebäude und ein Werkhofgebäude sowie deren subtiler Anordnung erreichen die Verfasser eine prägnante Eingangssituation, welche für den Fussballcampus eine überzeugende Adresse zu bilden vermag. Mit der klaren Trennung der Parkierungsflächen für Automobile und Zweiräder erfolgt bereits bei deren Ankunft eine räumliche Ordnung. Das dem Garderobengebäude angegliederte Betonvordach mit seinem eigenständigen Ausdruck wird als einladende Geste empfunden. Die kompakte PW-Parkierung, diskret unter Bäumen organisiert, gibt dem Ankunftsplatz eine angemessene Grösse und Gewichtung und setzt gleichzeitig den Werkhof in den Hintergrund. Sowohl die innere Wegführung wie auch die Traversierung zwischen Wohnquartier und der Naherholungszone Könizbergwald sind überzeugend ausformuliert.

Das eingeschossige, gestreckte Garderobengebäude, klar auf die bestehenden Industriebauten ausgerichtet, erreicht eine beachtliche Länge, die mit den unterschiedlichen Breiten der Vordächer wiederum geschickt gebrochen wird. Der zenital belichtete Zugang zu den additiv aufgereihten Nutzräumen kann – auch mit der angedeuteten Aufweitung im Bereich der Materialräume – dieser Länge nichts wirklich Wirksames entgegensetzen. Jedoch sind die Raumbeziehungen ausserordentlich klar formuliert und lassen einen einfachen, problemlosen Betrieb in allen geforderten Konstellationen erwarten. Nicht optimal scheint der Standort des Konsumationsbereiches, fehlt ihm doch der erwünschte direkte Blick auf die Sportanlage. Mit der folgerichtigen Abtrennung des Erstligaplatzes und der ringsum vorhandenen Freifläche besteht ein vielfältiges, sehr attraktives Zuschauerangebot.

Der als Prallwand zum Spielfeld hin gesetzte Werkhof erzeugt wohl eine klare Abgrenzung zur Eingangssituation, vermag aber in fussballbetrieblicher Hinsicht noch nicht zu genügen. Eine klare Absetzung vom Spielfeldrand ist unabdingbar und löst gleichzeitig die fehlende, grosszügigere interne Verbindung zu den bestehenden Spielfeldern.

Äusserst spannend wird die präzise Aussenraumgestaltung empfunden, ermöglicht sie doch eine vielseitig differenzierte Nutzung. Durch die zwei grossen, triangulierten Freiflächen, wovon die südlich gelegene einen feinen Übergang zum Wald schafft, sind die Voraussetzungen sowohl für einen temporären Turnierbetrieb wie auch für eine generell positive Aneignung der Anlage durch die Nutzenden gegeben.

Der Entwurf besteht aus zwei eingeschossigen Neubauten mit Verzicht auf Unterkellerung. Die massive Betonkonstruktion mit Holzfüllelementen und Innenwärmedämmung erscheint noch mit einigen Wärmebrücken behaftet. Das Dach ist extensiv begrünt, das Betonvordach erlaubt eine passive Beschattung, welche zusammen mit dem angemessenen Glasanteil und dem aussenliegenden Sonnenschutz, trotz der geringen thermischen Masse im Innenraum ein geringes sommerliches Überhitzungsrisiko annehmen lässt.

Durch den Verzicht auf eine Unterkellerung, die beschriebene Materialisierung und die aus dem Entwurf ersichtlichen Dämmstärken scheinen die Voraussetzungen für die Einhaltung der Minergie-P-ECO-Anforderungen vorhanden. In der Projektentwicklung ist den vorhandenen Wärmebrücken und der innenliegenden Wärmedämmung mit den Auswirkungen auf die thermische Behaglichkeit im Sommer besondere Aufmerksamkeit
zu schenken.

Das Gebäudetechnikkonzept mit der zentralen Wärmeerzeugung durch eine Erdwärmesonden-Wärmepumpe und separater Wärmepumpe für die Warmwasseraufbereitung mittels Frischwasserstationen erscheint bezüglich Hygiene im Ruhebetrieb ein sinnvoller Ansatz, kann jedoch die erwarteten Leistungsspitzen kaum genügend decken. Es ist entsprechend weiterzuentwickeln. Zusammen mit der optional beschriebenen PV-Anlage ist ein hoher Anteil erneuerbarer Energie möglich. Der Einsatz
der thermischen Solarnutzung im Kontext zur PV-Anlage ist bezüglich Aufwand / Nutzen im Projektverlauf zu prüfen. Die Beheizung der Räume mit Fussbodenheizung und das Lüftungskonzept mit Kaskadennutzung gemäss Beschrieb erscheinen zweckmässig, sind jedoch weiter zu entwickeln. Der Platzbedarf für die Technik ist im Entwurf früh anzugehen.

Die beiden Gebäude als Betonkonstruktionen mit Holzausfachung und den optimierten Nutz- und Geschossflächen lassen Erstellungskosten erwarten, die im unteren Drittel der Projekte der engeren Wahl liegen. Die Langlebigkeit im Betrieb erscheint mit der vorgeschlagenen Materialwahl gut erfüllt. Durch den Verzicht auf ein Untergeschoss fällt die etwas grössere Aussenhüllfläche der durchgehend eingeschossigen Lösung nicht negativ ins Gewicht. In der Gesamtbetrachtung erreicht der Vorschlag unterdurchschnittliche Kostenkennwerte.

Mit der klaren Abgrenzung im Zugangsbereich und der gelungenen Einbettung in die Umgebung erhält das Projekt einen identitätsstiftenden, campusartigen Ausdruck. Der optimal genutzte Dreiecksplatz zwischen Wettkampffeld und Trainingsanlage verspricht nebst Fussballgenuss auch Aufenthaltsqualität für begleitende, am Spielgeschehen weniger interessierte Besucher. Dem Team ist es gelungen, in seinem starken Entwurf die funktionalen Anforderungen mit einer prägenden Ausdrucksweise zu verbinden und mit der präzisen Setzung ein Gesamtensemble vorzuschlagen, das in allen wesentlichen Bereichen zu überzeugen vermag.