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Award / Auszeichnung | 05/2015

Deutscher Naturstein-Preis 2015

Technisches Dienstleistungszentrum Bielefeld

DE-33602 Bielefeld, August‐Bebel‐Straße 92

Sieger Kategorie C: Massive Bauteile und Bauen im Bestand

Preisgeld: 5.000 EUR

Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

BBVG-Bielefelder Beteiligungs- und Vermögensverwaltungs GmbH

Bauherren

GSE Ingenieur - Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner

Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Alhäuser + König Ingenieurbüro GmbH

TGA-Fachplanung

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Bauphysik

LAUSTER STEINBAU GMBH

sonstige Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Staatliche und kommunale Bauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2010
    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

Der Entwurf der Architekten sah vor, das bestehende Kreishaus unter Beibehaltung seiner für die 50er Jahre prägenden Merkmale zu sanieren und zu erweitern. Der Riegel des Bestandsgebäudes wurde zu einer komplexen Gebäudefiguration ergänzt, die auf die unterschiedlichen angrenzenden Situationen reagiert und den Bestand auf diese Weise stärker in die bestehende Stadt integriert. Obwohl in ihrer Materialität und Architektursprache bewusst einheitlich gestaltet, kann die Figur durch die unterschiedlichen Gebäudeflügel und offenen Höfe auch als eine Addition von Einzelgebäuden wahrgenommen werden, die mit der Parzellierung anliegender Straßen korrespondieren. Somit fügt sich die große Baumasse behutsam in die Stadtstruktur ein und verleiht dem Ort eine angemessene Maßstäblichkeit.

Das zentrale Foyer ist das Kernstück des neuen Gebäudekomplexes. Neu- und Altbau werden durch das mehrgeschossige Atrium mit einander verbunden, wobei die wiedererrichtete elegante Wendeltreppe den neuen Raum über alle Geschosse erschließt. Im Inneren unterscheiden sich das alte Kreishaus und der Erweiterungsbau jedoch von einander. Während im Altbau die klassische Aufteilung mit einem Flur und einzeln abgehenden Büros beibehalten wurde, verfügt der Neubau über transparente Büros, die um Kombi-Zonen herum angeordnet sind. Eine weitere Besonderheit stellt der aufwendig sanierte, zweigeschossige, große Saal mit Galerie dar, der für Besprechungen genutzt wird.

Während der Hof an der Falkstraße als ein ruhiger Vorplatz gestaltet wurde, der als ein zusätzlicher öffentlicher Eingang dient und eine behindertengerechte Erschließung des Gesamtkomplexes gewährleistet, ist der Südhof als ein vertiefter, von der Viktoriastraße durch eine niedrige Sitzmauer getrennter Garten konzipiert. Der zum Blockinneren hin orientierte westliche Hof ist als eine erhöhte Terrasse gestaltet, unter der sich die Garage befindet.

Bei dem Technischen Dienstleistungszentrum handelt es sich um ein funktionales wie auch in energetischer Hinsicht äußerst wirtschaftliches Bürogebäude. Dies gilt auch für den Altbau, da die bestehende Fassade nicht mehr tragfähig war und ebenfalls durch eine gedämmte Natursteinfassade aus Jura-Kalk ausgetauscht wurde.

Beurteilung durch das Preisgericht

Es ist äußerst bemerkenswert, wie bei der Sanierung und Erweiterung des Technischen Dienstleistungszentrums in Bielefeld auf selbstverständliche Weise die Sprache des Bestandsbaus aus den fünfziger Jahren aufgenommen und fortgeschrieben wurde. Das Besondere des Projekts liegt in der Verschmelzung von Bestand und Erweiterung zu einer homogenen Einheit, die aus der Architektur des Ursprungsbaus entwickelt wurde. Der städtebauliche Ansatz verfolgt mit Erfolg die Integration der großen Baumasse in die kleinteiligere Umgebung. Die Gliederung des Gesamtkomplexes und der entstehenden Außenräume reagiert auf die unterschiedlichen Anschlussbereiche der Umgebung. Das Haus wirkt wie eine Gruppe gleicher Häuser, die für sich mit ihren Nachbarn kommunizieren und dennoch ein großes Ganzes bilden. Alt- und Neubauteile sind erst auf den zweiten Blick voneinander zu unterscheiden. Dazu trägt maßgeblich die einheitliche Materialität der Fassade aus Jura Kalkstein bei. Es hat Vorbildcharakter, dass der energetischen Sanierung des Altbaus nicht das Bild eines mit Naturstein umhüllten Baus zum Opfer gefallen ist. Das warme, freundliche Erscheinungsbild des Gebäudes unterstützt erheblich die harmonische Einfügung der großen Baumasse in den Stadtraum. Bei einheitlicher Materialität und Gliederung aller Fassaden erzeugt ihre subtile Varianz in der Nahsicht ein für ein Technisches Rathaus ungewohnt sinnliches Erscheinungsbild. Die sorgfältige Detaillierung und der materialgerechte Einsatz des Natursteins an der Fassade machen das Bild eines harmonischen Ganzen möglich, das sich wohltuend von kontrastierenden Ansätzen bei vergleichbaren Bestandssanierungen und -erweiterungen abhebt. Der Bau steht als gelungenes Beispiel für eine Sanierung als Bauaufgabe der Zukunft und zeigt dabei auf selbstverständliche Weise, wie ein respektvolles Fortschreiben vorgefundener Architektur als erfolgversprechende und nachhaltige Lösungsstrategie dienen kann.