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Offener Wettbewerb | 06/2015

Liniendesign U5, Wiener Linien

1. Rang

YF architekten zt gmbh

Architektur

franz

Architektur

Erläuterungstext

anknüpfen & weiterentwickeln
Die Gestaltung des LINIENDESIGNS der U5 baut auf die qualitativ hochwertigen und bestens bewährten Standards sowie die mehr als 40‐jährigen Erfahrungen der Wiener Linien auf. Grundmotive werden aufgenommen und zeitgemäß weiterinterpretiert.

beschleunigen & bremsen
Das Grundthema des Beschleunigens und Bremsens und die Linienfarbe werden zu den wesentlichen Komponenten des LINIENDESIGNS.
Die dynamische Bewegung der U‐Bahn Benutzer sowie der U Bahn Züge werden das zentrale Thema des LINIENDESIGNS.
Die Rhythmisierung der geschlossenen Rahmen der Aufnahmegebäude und die farbigen Wand‐ und Deckenstreifen der Stationen werden zur gestalterischen Partitur der Geschwindigkeit.

signal & orientierung
Es werden eigenständige, identitätsstiftende und an unterschiedliche örtliche Gegebenheiten anpassbare Aufnahmeund Stationsgebäude konzipiert, die durch Reduzierung und Komprimierung der Farbdichte und gleichzeitig Erhöhung und Einschränkung des natürlichen Lichtes – HELL – DUNKEL – in ihrer Gestaltung und Sprachlichkeit die EIN‐ u. AUSGÄNGE kenntlich machen.
Die variierte Anordnung von Rahmen und Verglasungen kennzeichnen auf deutliche Weise den Zugang der Station, man wird förmlich vom öffentlichen Raum in das Bauwerk gezogen.
Der gestalterische Längs‐Diagonalknick der Konstruktion weist nach unten zu den Bahnsteigen der Station. Auf den Bahnsteigen leitet der Rhythmus der breiten, türkisfarbenen Streifen von der weniger hellen Bahnsteigmitte zu den hellen Ausgängen an den Bahnsteigenden.

transparent & geschlossen
Das innovative und ökonomische Gestaltungskonzept bedient sich einer minimalistischen Formensprache und präsentiert sich unspektakulär, dabei gleichzeitig elegant, unter Verwendung weniger Materialien, die auf einfache Art und Weise mit Licht und Schatten, mit Hell und Dunkel, der Farbigkeit und Reduktion arbeiten.
Lichtdurchlässigkeit, wo sie wichtig ist, und Geschlossenheit, wo sie gefordert wird.
Das Konzept ermöglicht es, auf alle geforderten Funktionen zu reagieren ohne vom signifikanten Erscheinungsbild abzulenken.

leicht & robust
Die U‐Bahn ist in erster Linie ein Verkehrsbauwerk mit all seinen Auflagen, Vorschriften und technischen Rahmenbedingungen.
Dieses Liniendesign zeigt sich bescheiden und mutig zugleich: bescheiden in der Leichtigkeit seiner vertikalen Strukturierung und mutig in der bewussten Taktung und geometrischen Wegweisung des Hinabtauchens in den Untergrund und dabei stark genug, Identitäten zu stiften und Symbol zu sein.
Die Grundkonstruktion ist robust, äusserst gebrauchstauglich und vandalensicher.
Die subtil geknickte Formausbildung sorgt für die erforderliche Leichtigkeit und erstrahlt zugleich freundlich und hell.

Funktionalität:
Die Konzeption der Stationsgestaltungen und der Zugangsgebäude stehen unter der Prämisse der grösst möglichen Funktionalität.
Die Aufgangseinhausungen und Aufnahmegebäude sind in ihrer Funktionalität selbsterklärend. Der Zugang ist gut ablesbar, die diagonale Schräge entlang der Längswände erklärt einfach und klar die Zielrichtungen. Die Stationen sind hell und damit sicher, sie sind übersichtlich und einfach verständlich.

Materialität:
Die eindeutige Grundhaltung wird durch die Einheitlichkeit der Gestaltungselemente und die qualitativ hochwertige Materialität zum Ausdruck gebracht.

Aufnahmegebäude, Einhausungen
Die primäre Tragstruktur besteht aus Stahlrahmenkonstruktionen, die mit weiss beschichtetem Aluminiumblech verkleidet werden.
Zwischen diesen monolithisch wirkenden Rahmen sind Fixverglasungen eingesetzt bzw. erforderlichenfalls auch Fluchttüren eingebaut.
Die mittig angordnete Automatenbox ist in gebürstetem Niro ausgeführt.

Passagen, Stationen, Bahnsteige
Die Böden sind aus Granitsteinplatten geplant. Dabei ist die Plattenteilung unaufdringlich neutral und zurückhaltend vorgesehen, um von der Decken‐ u. Wandgestaltung, sowie den Leitsystemen nicht abzulenken.

Im Bereich der Decken sind Aluminiumpaneele konzipiert ‐ teilweise glatt, teilweise gelocht ‐ zur Sicherstellung der optimalen Raumakustik in den Stations‐ und Passagenbereichen.
Der Deckenspiegel sieht in den Stationsbereichen eine farbige Querstreifung vor, analog der Rhythmisierung der Gesamtkonzeption.

Die Wandverkleidungen sind aus emaillierten Stahlblechpaneelen in farbiger Rhythmisierung konzipiert.

Die Aufzüge sind transparent und durchsichtig in gehärtetem Sicherheitsglas und Niro‐Profilsystemen geplant.

Beleuchtung
Bei der gestalterischen Ausführung der Zugänge und Passagen wird auf die natürliche Belichtung bzw. auf die generell helle Ausleuchtung besonderer Wert gelegt.
Es sollen hauptsächlich direkte Beleuchtungssysteme eingesetzt werden.
Die Leuchten sind Längsbalken, die den Abschluss der Bahnsteig‐Deckenschürzen bilden und damit die Bahnsteige optimal linear beleuchten.

Link zum Video auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=IBWLVpgxR14

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Reinkarnation des U-Bahn-Bügels der ersten Ausbaustufe der Wiener U-Bahn. Das Projekt nimmt in seiner grundsätzlichen Konzeption Bezug auf die U-Bahn-Gestaltung der 1970er Jahre und formuliert die Gestaltungselemente in zeitgemäßer Form. Beim Aufnahmegebäude sind die ursprünglichen Bügel als monolithisch wirkender rechteckiger Rahmen mit nach Hinten zunehmender Tiefe ausformuliert. Dazwischen, wie früher mit Glas ausgefüllt, aber auch hier neu, in Abhängigkeit von der jeweiligen Rahmentiefe, variiert die Glaslichte. Daraus ergibt sich ein aus den Rahmen abgeleitetes Gebäude, das nach hinten zu durch die Reduktion der jeweiligen Glaslichten geschlossener wird. Man wird förmlich vom öffentlichen Raum aus in das Gebäude gezogen und erfährt, je weiter man hinein kommt, mehr Geborgenheit.

Die nach unten führende Stiegen- und Rolltreppenanlage führt die oben begonnene Rhythmik weiter. Dabei wird das Glas des Aufnahmegebäudes durch türkise Streifen ersetzt. Dieses Gestaltungsprinzip wird im gesamten Stationsbereich durchgehalten und erinnert auch hier durch die Querausrichtung der Streifen an die frühere, durch die früher in Linienfarbe gehaltenen Abdeckprofile geprägte Erscheinung. Es wird aber keineswegs das alte Design kopiert, sondern eine zeitgemäße Adaptierung des ursprünglichen Designs angeboten. Die Breite der türkisen Querstreifen werden in einer Art Sinusverteilung verändert, womit Bereiche mit schmäleren türkisen Streifen in Bereiche mit breiteren türkisen Streifen übergehen und damit eine Orientierung und Bewegung im Raum entsteht.

Funktional ist das Projekt entsprechend der Ausschreibung durchdacht. Die Situierung der Automatenbox in der Mitte des Zuganges wird als gute Lösung bewertet.

Für die weitere Umsetzung erscheint es wichtig, dass die einzelnen Rahmen des Aufnahmegebäudes ihre monolithische Wirkung behalten. Fugenteilungen von Verkleidungen wären hier unzweckmäßig. Deshalb soll eine entsprechende Materialwahl geprüft werden. Ebenfalls zu prüfen wäre, ob die Glaslichten im hinteren Bereich des Aufnahmegebäudes noch im Sinne des Gestaltungsprinzips verbreitert werden können, um eine zu hermetische Wirkung vom öffentlichen Raum aus zu vermeiden. Entlang der Fassaden sind auch innen schmale Reinigungsgänge vorzusehen. Im Stationsbereich selbst ist nur der Bodenbelag um diverse Notwendigkeiten der Barrierefreiheit zu ergänzen.

Das Projekt besticht durch seine expressive und eindeutige Grundhaltung die sich sowohl in der Präsentation im öffentlichen Raum, als auch in der durch die Querstreifen und die geschickte Kippung der Stationswände entstehenden Raumwirkung zeigt. Die gewünschte Neuformulierung eines U-Bahn-Designs für die neue Linie U5 ist damit vollkommen erfüllt worden.