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Award / Auszeichnung | 10/2015

Brandenburgischer Baukulturpreis 2015

Brücke über den Abschnittsgraben

Brücke über den Abschnittsgraben

Turmberg Lebus - Visualisierung der Bischofsburg

DE-15326 Lebus

Sonderpreis

Preisgeld: 2.500 EUR

BW& P Landschaftsarchitekten BDLA

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2012
    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

TURMBERG LEBUS
VISUALISIERUNG DER BISCHOFSBURG

1999 wurde die Altstadt Lebus als Sanierungsgebiet festgelegt. Das wichtigste Sanierungsziel war eine Umgestaltung des Turmberges als ehemaliger Bischofssitz. Die historische und mittlerweile auch touristische Bedeutung des gesamten Burgberges galt es heraus zu arbeiten. 2003 fand ein erstes Gutachterverfahren zur Zukunft des Turmberges statt. 2009 erhielt das Büro BW&P Landschaftsarchitekten den Auftrag, auf der Grundlage seines Beitrages eine Planung weiter zu erarbeiten.

Eng verknüpft mit den Ausgrabungen auf dem Turmberg ist der Archäologe Prof. Dr. Wilhelm Unverzagt (1892-1971), der zwei Grabungskampagnen auf dem Turmberg durchführte und Bauwerke von ca. 1400-1590 entdeckte, wobei die Erforschung der Bischofsburg im Vordergrund stand.
1983 sind die Ausgrabungen, Museumsbaracke und Ausstellungen der Stadt Lebus übergeben worden. 1988 wurde der gesamte Burgwall unter Schutz gestellt. Die Museumsbaracke auf dem Turmberg wurde 1994 abgerissen. Die offen liegenden Reste des Gemäuers mussten zu ihrer Erhaltung verfüllt werden.

Nachdem die Grabungen von Prof. Dr. Unverzagt zur Rettung seiner Grabungsergebnisse wieder zugeschüttet worden waren bzw. langsam zuwucherten, war der Turmberg nur noch für die Fachwelt interessant. Besucher, Fachleute bzw. Kulturinteressierte kamen zum Turmberg und fanden kaum noch Spuren. Bis 2012 lagen die Flächen als unbefestigter Hügel mit einem zugedeckten Turm und einem zugewucherten Graben brach, über dem sich einmal eine Zugbrücke spannte, dessen Fundamente noch teilweise vorhanden waren.

BURGGRUNDRISS
Auf dem Turmberg Lebus wird die alte Burganlage auf Grundlage der Grabungsergebnisse von 1935 - 1979 visualisiert. Dies geschieht in erster Linie durch eine Grundrissnachbildung. Der Grundriss basiert auf den gefundenen Mauerfundamenten im Boden. Diese verblieben im Boden und wurden mit einem Vlies geschützt.
Alle Materialien und Bauten sind in enger Absprache und Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Amt für Denkmalpflege und Archäologisches Museum ausgesucht und entstanden.
Die Mauern wurden durch 70 cm hohe Cortenstahlwände nachgebildet, die mit Erde gefüllt wurden und eine Rasenansaat erhielten. Die Höhe von 70 cm ist so gewählt, dass auf eine Absturzsicherung verzichtet werden konnte. Das Material für die Nachbildungen auf dem oberen Plateau ist Cortenstahl. Das Material ist bewusst gewählt worden, weil die Grundrissnachbildung nicht historisierend, sondern künstlerisch verfremdet sein sollte. Der besondere Stahl ist auf Grund seiner Oberfläche gewählt worden. Der erdfarbene Farbton fügt sich sehr harmonisch in die Landschaft ein. Die Oberfläche entsteht durch Bewitterung. Das Besondere an diesem Stahl ist jedoch, dass unter der eigentlich oberflächigen Rostschicht eine besonders dichte Sperrschicht aus fest haftenden Sulfaten bzw. Phosphaten entsteht, die das Bauteil vor weiterer Korrosion schützt.
Auf dem tiefer liegenden Platz erfolgt die Nachbildung in der Ablesbarkeit im Pflaster. Hier markieren Natursteinflächen den Burggrundriss.

GELÄNDE
Damit die Burg in ihrer Gesamtheit wahrgenommen wird, ist das Gelände in seinem jetzigen Zustand höhenmäßig verändert worden. Der aufgeschüttete Hügel auf dem Turmberg wurde geebnet. So entsteht ein oberes Plateau mit der Burg auf der Höhe von 54.90 m. Der höher liegende Teil, in Rasen gehalten, bleibt bewusst angehoben. Ein Befahren der Fläche wird somit unterbunden und bietet Schutz. Eine Böschung mit Erschließungsweg verbindet die Fläche des Burggrundrisses mit dem Platzbereich.

AUSSICHTSKANZEL - TURM ZUR ODER
Im Bereich des heutigen Zuganges zum Turmberg von der Oder her stand früher ein angenommener Turm der Burganlage. Diese Situation wird genutzt, um eine neue Treppenanlage zwischen zwei Cortenstahlwänden zu führen. Oben angelangt, sieht man auf einer Aussichtskanzel mit Blick auf die Oder und das dahinter liegende Odervorland bis hin zum Höhenzug östlich der Oder. Die Assoziation eines Turmes entsteht, wenn diese 3,10 m hohe gebogene Wand abends angestrahlt wird und von der Oder sichtbar ist.

BRÜCKE
Dem Bau der Brücke ist besonderes Augenmerk geschenkt worden, weil die Burgmauer exakt erhalten ist, die Stümpfe der ehemaligen Zugbrücke ebenfalls. Mit einer Gesamtlänge von 22,45 m spannt sie sich über den Abschnittsgraben. Sie hat keine Stützen, sondern wird durch Widerlager getragen. Im Gesamterscheinungsbild passt sich die Brücke der Grundrissnachbildung der Burg an. Sie besteht aus einem 1,30 m breiten Weg aus Holz und einer beidseitigen geschlossenen Wand aus Cortenstahl.

WEST-TURM
Der in den alten Grabungen belegte Turm ist dokumentiert. Die Außenmauern des Turmes sind mit Erde angefüllt und mit Cortenstahl umgeben. Der Turm selbst ist hohl geblieben und hat eine Abdeckung ebenfalls aus Cortenstahl erhalten. Eine Öffnung am Rande dient der Belüftung.

BERGFRIED
Der Fund der Reste des großen Rundturmes, dem sogenannten Bergfried gehörte zu den großen freudigen Überraschungen in den archäologischen Grabungsarbeiten unter der Leitung von Kai Schirmer. Dieser war bei den langjährigen Forschungsgrabungen nicht aufgedeckt worden, da er unter den Resten eines im 2. Weltkrieg zerstörten Gebäudes lag. Der erhaltene Stumpf des vermutlich noch im Mittelalter wieder abgetragenen Turms besitzt einen Durchmesser von ca. 10 m. Die ursprüngliche Höhe des Turms könnte 20 bis 25 m betragen haben. Während das Kernmauerwerk des Turmes aus Feldsteinen ausgeführt wurde, besaß der Turm eine äußere Mauerschale aus sorgfältig zugehauenem Kalkstein.
Er erhob sich innerhalb des Burgareals. Da hier noch Teile des historischen Putzes und vor allem die Putzkehle erhalten waren, die den Anschluss an vorhandene Gebäude / Straßen markiert, ist er besonders gut eingepackt worden, so dass das Mauerwerk auch durch Frost keinen Schaden nehmen kann. Die Größe des Turmes beschreibt der innere Cortenstahlring. Der Kreis ist idealisiert.

ERSCHLIESSUNG / PLATZGESTALTUNG
Neben der Visualisierung der Burg ist auch die Straße "Schloßberg" weitergeführt worden. Sie mündet nun in eine Platzgestaltung, die alle funktionalen Anforderungen der Erschließung ermöglicht, aber auch ein Ort für Kommunikation ist.

Mit der Fertigstellung des Turmberges hat das Amt Lebus einen Ort für die Reminiszenz der alten Bischofsburg geschaffen. Die Bedeutung dieses Ortes wird für alle Bürger und Besucher wieder ablesbar.

Gefördert wurde die Baumaßnahme „Turmberg Lebus 1. BA“ im Rahmen der „Altstadtsanierung“. Diese ist Teil des Programmes „Städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen“, welches durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Brandenburg in ihren Bund-/ Länderprogrammen aufgelegt worden ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die alten Befestigungsanlagen, Siedlungsgebäude und drei Wehrtürme aus mittel- und spätslawischer Zeit auf dem Turmberg Lebus wurden in den 1930er und 1960er Jahren ausgegraben. 2012 entdeckte man überraschend bei den Bauarbeiten zu diesem Projekt einen noch älteren Burgfried. Diese alten Anlagen wurden mit Cortenstahlwänden umrandet und mit Rasen bedeckt, teilweise auch im Straßenpflaster nachgebildet. Dies schützt die originalen Bauteile und macht sie durch die Grundrissnachbildung wieder erlebbar. Der verwendete Cortenstahl, ein bewusster Akt der Verfremdung, ist gleichzeitig ein würdevoll alterndes Material, das sich durch seine Farbe – einem Erdton – wunderbar in die Landschaft einfügt. Eine neue Brücke – ebenfalls mit Cortenstahl verkleidet – führt zurückhaltend an alter Stelle über den Burggraben. Dem Landschaftsarchitekten ist hier eine abstrakte Nachzeichnung der alten Befestigungsanlagen mit großer Authentizität und gleichzeitig harmonischer Einfügung in die Landschaft gelungen.
Aussichtskanzel - Turm zur Oder

Aussichtskanzel - Turm zur Oder

Turmberg Lebus - historische Ansicht

Turmberg Lebus - historische Ansicht

Burggrundriss

Burggrundriss

Brücke über den Abschnittsgraben

Brücke über den Abschnittsgraben

Aussichtskanzel - Turm zur Oder

Aussichtskanzel - Turm zur Oder

Bergfried Grabungsfund

Bergfried Grabungsfund

Burggrundriss

Burggrundriss