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Award / Auszeichnung | 03/2016

Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2016

Blick über Altmarkt

Blick über Altmarkt

Neugestaltung Altmarkt Stadt Zeitz

DE-06712 Zeitz, Altmarkt

Auszeichnung

DÄRR LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Landschaftsarchitektur

Stadt Zeitz

Bauherren

Steinwerkstatt Christian Späte GmbH

Kunst

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2012
    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

KONZEPTION

Ziel des Entwurfes war es, mit einfacher und zeitgemäßer Formensprache, die ursprüngliche Einheit des Platzes wieder herzustellen. Historische Linienführungen werden neu interpretiert und so die vorhandene Gefällesituation durch breitere, flachere Böschungen unter Beibehaltung des nördlichen Platzgefälles gelöst. Damit wird eine direkte barrierefreie Verbindung zwischen dem Rathaus und dem gegenüberliegenden Gewandhaus ermöglicht. Der gesamte Platz mit seinen unmittelbar angrenzenden Straßen wird als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen. Die flach geneigten, mit Frühlingsgeophyten ausgestatteten Rasenflächen sind durch breite Natursteinelemente eingefasst. Die Homogenität der Wege- und Platzflächen wird durch Granitpflaster erreicht. Es entstand eine Fläche, die zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten bietet und das hervorragende Gebäudeensemble wirkungsvoll in Szene setzt. Die Beleuchtung hellt historische Bauten, Bauteile und Objekte auf. Stelen in der Funktionslinie vor dem Gewandhaus und zwischen den Bäumen, die auf das Rathaus zuführen, bieten attraktive, nachts erhellte Informationsträger.
Hockerbänke, Fahrradständer und Papierkörbe komplettieren den Platz. Dem Mahnmal für die Opfer des Faschismus ist bei der Umgestaltung des Platzes ein repräsentativer Standort zugewiesen worden. Der Wiederaufbau des Denkmals, bestehend aus Sockel und Plastik, erfolgte unter Verwendung der im Vorfeld abgebauten Materialien.
An der Nordwestecke des Altmarktes sind bei archäologischen Grabungen Fundamentreste eines größeren Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert zu Tage getreten. Dieser Fund ist Bestandteil des Unterirdischen Zeitz, einem Labyrinth unterirdischer Gangsysteme. Die Befunde wurden künstlerisch verfremdet und als oberflächengleiches Bodenrelief in Form des Nebelbrunnens abgebildet. Der in der modernen Kunst gebrauchte Ansatz der verfremdeten fragmentarischen Wiedergabe von verlorenen Elementen soll neugierig machen und den Geist des Ortes erhalten. Geschliffener schwarzer Basalt lässt es zu, die Ausdehnung des Kellerraumes nachzuvollziehen. Eingelassene Nebeldüsen legen in Abständen einen feinen kniehohen Wassernebel über das Relief, lassen es verschwinden und langsam wieder zu Tage treten. Die Umgestaltung des Altmarktes setzt Impulse für die Stadtentwicklung und belebt den innerstädtischen Standort.

Mit der Neugestaltung des Altmarktes wurde ein grundhafter Ausbau des Platzbereiches und eines Großteils der umlaufenden Erschließungsstraßen notwendig. Ziel war die Ausbildung einer verkehrsberuhigten Zone.
Bei der Ausführung der Arbeiten wurde besonderer Wert auf die Qualität der zu liefernden Naturwerksteine gelegt. Dies betraf sowohl die mineralogisch-petrographischen und technisch-physikalischen Gesteinseigenschaften als auch die Herstellung, Bearbeitung (insbesondere Oberflächenbearbeitung) und Maßhaltigkeit.
Im Rahmen der Baumaßnahme sind verschiedene Gesteinsvarianten als Pflaster; Platten, Stufen und Mauerabdeckstein zum Einsatz gekommen. Um das Pflasterbild zu beleben, wurde ein breites Farbenspektrum ausgewählt.
Der Pflaster- und Plattenbelag wurde je nach Einsatzort in Materialstärken von 12 und 14 cm geliefert und in gebundener und ungebundener Bauweise eingebaut.
Die Neugestaltung des Altmarktes erfolgte im Konsens mit den Denkmalbehörden und kann als ein gelungenes Beispiel, für den Umgang mit Denkmalsubstanz und der gleichzeitigen Reaktion auf die moderne Nutzung, gelten.


BEURTEILUNG PREISGERICHT
Platz als offene, flexible Bühne des öffentlichen Lebens – aus diesem tragenden Prinzip der klassischen europäischen Stadt überzeugend entwickelt, präsentiert sich der Altmarkt in Zeitz nach seiner Umgestaltung als ansprechend einladende wie lebendig bespielbare Mitte der Stadt.
Die vorgefundene räumliche Situation mit einer stark überformten Topographie, dem vorgefundenen Denkmal und einem weit vom Platz zurückspringenden Rathaus war denkbar schwierig. Mit einer großzügigen wie klaren Geste gelang es jedoch den Verfassern, jegliche unangemessene Fragmentierung zu vermeiden und alle Beteiligten lesbar an einem gemeinsamen Platz zu versammeln. Durch die Einbeziehung von landschaftlichen Elementen wie geneigten Rasentapis und eingelegten Rampenwegen wird in eleganter Wegeführung barrierefrei zwischen den unterschiedlichen Niveaus vermittelt und mit visuell gut wirksamem ansprechendem Grün eine freundlich einladende Atmosphäre erzeugt.
Durch die Inszenierung der Topographie, dem Wechsel von blühendem Grün zu offenen einladenden Rasenflächen und dem lesbaren Bruch der ansonsten rahmenden Baumreihe wird die besondere Stellung des Rathauses am Platz subtil, aber gekonnt hervorgehoben. Das offene Konzept erlaubt eine flexible Bespielung des Platzes – auch für zukünftige, heute noch nicht absehbare Ansprüche – und integriert verträglich die heute noch erforderlichen Stellplätze.
Die gewählte nachhaltige Materialität und dargestellte bauliche Umsetzung ist qualitätvoll und dem Raum angemessen. Die Ausstattung des Platzes ist ansprechend zurückhaltend, die wenigen verwendeten Elemente sind sinnvoll gewählt und den Raum belebend platziert.
Rasenspiegel

Rasenspiegel

Blick über Altmarkt

Blick über Altmarkt

Nebelbrunnen - Reminiszenz historischer Stadtgrundriss

Nebelbrunnen - Reminiszenz historischer Stadtgrundriss

Treppendetail

Treppendetail