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Award / Auszeichnung | 10/2016

Aluminium-Architektur-Preis 2016

DC Towers

AT-1220 Wien, Donau City

Anerkennung

DPA Dominique Perrault Architecture

Architektur

GUARDIAN Thalheim GmbH

Hersteller

Bollinger+Grohmann

Bauingenieurwesen

Werner Sobek AG

Fassadenplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten; Hochhäuser; Tourismus, Gastronomie, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    229.000m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2004
    Fertigstellung: 01/2016

Projektbeschreibung

DC tower I
26.02.2014

Die Übergabe eines Gebäudes ist für den Architekten immer ein besonders bewegender Moment. Er kennzeichnet den Schlusspunkt eines langen Vermittlungsprozesses, von der gänzlich virtuellen Geste der ersten Skizzen bis hin zur Feinabstimmung der letzten Details in situ. Jener Akteur, der über einen längeren Zeitraum fortwährend die territorialen Parameter neu adaptiert hat, tritt von der Bühne ab. Er übergibt nun das Zepter an jene, für die er tätig war. Die Architektur geht in diesem Augenblick von einer intellektuellen und konzeptuellen Auffassung zu etwas über, das fundamental physisch und real ist.

In Wien verstärken sich diese Gefühle durch den ikonischen Charakter und die ausgeprägte Sichtbarkeit des DC Tower 1, aber auch durch die Geschichte, die mich mit dem Projekt verbindet. Eine Geschichte, die vor zwölf Jahren begann, im Jahre 2002, als die WED einen internationalen Wettbewerb für die Gestaltung des letzten Abschnitts der Donau City ausschrieb, und dessen Entwicklung noch andauert.

Der Ausgangspunkt ist ein Standort mit einem unglaublichen Potenzial. Wir haben hier einen freien Bauplatz mit Blick auf das imperiale Wien, der durch seine Lage am östlichen Ufer mit der gesamten Donaulandschaft verbunden ist und darüber hinaus jene Brücke akzentuiert, die die beiden Teile Wiens verbindet. Es handelt sich dessen ungeachtet nicht um einen unberührten Ort. Mehrere Projekte wurden hier bereits konzipiert, es gibt eine konzeptuelle Vorgeschichte, eine äußerst interessante Virtualität.

Sehr bald habe ich mich für das Verhältnis dieses Brückenkopfs mit dem Rest der Donau City und dem Flussufer interessiert, aber auch für die Voraussetzungen für die Belebung eines öffentlichen Raums, der auf einer Platte entsteht. Wir haben also den Auftrag genutzt, um ein tatsächliches Eingangstor zur Donau City zu entwerfen.

Im Gegensatz zu früheren Entwicklungsprojekten hat die WED an diesem Ort eine gemischte Nutzung vorgeschrieben, was unserem Ziel einer zeitgemäßen Urbanität entgegenkommt, wie wir sie in zwei Türmen verwirklichen wollen.

Diese beiden Türme agieren wie zwei ungleiche Hälften eines gigantischen auseinander gebrochenen Monolithen, die ein Tor bilden. Die bewegten Fassaden beleben den so geschaffenen Zwischenraum. Dabei werden die Türme leicht zum Fluss hin ausgerichtet, um mit dem Rest der Stadt in einen Dialog zu treten und weder dem historischen noch dem neuen Wien den Rücken zuzukehren.

Heute steht der erste der beiden Türme und das Ergebnis ist ziemlich beeindruckend, nicht zuletzt dank der wunderbaren Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Hoffmann-Janz. Die plastische Qualität der gefalteten Fassade erlaubt es, die Skyline der Donau City neu zu interpretieren, sie wird durch diese Wellen zur Initialzündung einer neuen Dualität. Die Falten bilden einen Gegensatz zur braven Strenge der drei anderen Fassaden und erzeugen eine Spannung, die den öffentlichen Raum und den Fuß des Turms elektrisiert.

Die Faltenbildung der Fassade verleiht dem Turm einen fließenden, immateriellen Charakter und eine Modellierbarkeit, die ihn jederzeit auf eine Lichtsituation, eine Spiegelung oder ein besonderes Ereignis reagieren lässt. Mit meiner Designpartnerin Gaëlle Lauriot-Prévost haben wir versucht, in den Innenräumen des Turms genau das Gegenteil zu bewirken: die Räume sollen hier sehr stark physisch spürbar, sehr präsent sein. Die Struktur verbirgt sich nicht, sie entzieht sich nicht dem Blick. Das Betonskelett wird zur Schau gestellt und kann berührt werden. Stein und Metall leisten in den Hallen und Gängen ihren Beitrag zur Farbgebung des Turms, zu seiner großzügigen und beruhigenden Körperlichkeit.

Das Schaffen zeitgenössischer Architektur hat zur Folge, dass die eigentliche Arbeit des Architekten oft verborgen bleibt, das „Schneidern“ und „Nähen“ ebenso wie die Kontextualisierung und die Verankerung des Projektes in seiner Umgebung. Das Design ergibt sich meist in einem späteren Arbeitsschritt. Türme erscheinen oft wie vom Boden losgelöst, wie reine architektonische Objekte, die für sich allein stehen. Sie müssen auf den Boden der Tatsachen zurückgeführt werden und in den Städten verankert werden, in denen sich urbane Substanz befindet. Die grundlegende Horizontalität der Stadt und der öffentlichen Räume muss mit vertikalen Ausschlägen konfrontiert werden.

Die Arbeit am Fundament, an der Verankerung des DC Tower 1 war von zentraler Bedeutung und dementsprechend spannend. Besondere architektonische Anordnungen charakterisieren die Beziehung des Turms zum Boden. An der Rückseite steigt der öffentliche Raum über Rampen vom unterirdischen Straßenniveau zum eigentlichen Oberflächenniveau an. Diese Topographie verleiht dem Turm eine Dynamik und schafft einen öffentlich zugänglichen Raum, durch welchen das Auftreten eines so dominanten physischen Objekts erst ermöglicht und akzeptabel wird. Neben den anderen drei Fassaden erheben sich, wenn man auf den Turm zugeht, zunehmend Metallschirme aus dem Boden, die die gewaltige Eruption des Turms abschwächen sollen, indem sie die Bewegungen der Stadt mit der Bestimmung des Turms verbinden. Eine wichtige Aufgabe bleibt es das Potential der Randzonen dieser urbanen Landschaft zu nützen, um das Flussufer besser zur Geltung zu bringen.

Die Stadt Wien beweist mit diesem ersten Turm, dass die punktuelle und kontrollierte Errichtung hoher Gebäude einer gedeihlichen Stadtentwicklung zuträglich sein kann und zeitgemäße gemischte Strukturen entstehen lässt, welche wirtschaftlich und energieeffizient sind und die Erfordernisse einer modernen Metropole erfüllen.


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Das Projekt der DC Towers stellt die „Tür zur Donau City“ und seiner Öffnung zum Fluss dar. Es handelt sich hier nicht um zwei alleinstehende Türme, sondern um zwei Gebäude, die miteinander im Dialog stehen und miteinander auftreten. Diese prägende Erscheinung wird zum Symbol eines neuen und ganz speziellen Ortes in der Stadt Wien. Die Silhouette der Donau City wird durch die Emergenz (Erscheinung) dieser beiden neuen „Köpfe“ transformiert. Das Volumen der oberen Gebäudeabschlüsse ist schräg zugeschnitten und markiert sozusagen den Zwischenraum, die Richtung des Plaza und der Eingangs-Passage in das Quartiers von der Wasserseite her kommend.

Die Architektur der Fassaden verstärkt diese familiäre Relation zwischen den beiden Türmen. Die dem Platz zugewandte Fassade besteht aus einem Spiel von Faltungen aus Glas, das uns an die bewegte Wasseroberfläche der Donau erinnert. Diese „flüssige“ vertikale Fassade erzeugt eine Bewegung, eine lichtbrechende und spiegelnde Welligkeit, ähnlich einem optischen Gerät oder den Facetten eines geschliffenen Kristalls.

Die drei anderen vertikalen und ebenen Fassaden stellen den Rahmen oder den (Schmuck-)Kasten des Bauwerks dar, die die skulpurale Fassade einfasst und diese noch hervorhebt. Die Materialien Glas und Metall erreichen durch die Betonung der verschiedenen Schichten des Glases und der patinierten bronzenen Farbe des Metalls eine gewisse Tiefe. Darüber hinaus werden die drei Fassaden durch die ebenfalls bronzefarbenen Linien vertikal geriffelt und rhythmisiert um eine subtile Vibration zu dem abwechselnden Spiel der Glas- und Metallflächen hinzuzufügen. Im Gegensatz dazu funkelt die gefaltete Fassade mit seinem klaren konstruktiven Prinzip einer doppelten Haut durch die klare und transparente Oberfläche der äußeren Gläser wie einen immateriellen Firnis (Glasur).

Das Ensemble dieser beiden Gebäude wird durch ein sehr strukturiertes und komplexes städtebauliches Projekt begleitet. Die Ankunft mit dem Auto wird durch einen in die Fußgängerfläche eingeschnittenen „Patio“ (Innenhof) organisiert. Diese weite Öffnung bringt Tageslicht in die Untergeschosse und erlaubt auch hier natürliche Belüftung. Breite Treppenanlagen erlauben den fußläufigen Zugang auf das Plaza-Niveau. Dennoch ist auch von dieser Autozufahrt selbstverständlich ein direkter Zugang in den Fuß des größten Turmes mit seinem Hotel, den Büros oder den Wohnungen möglich.

An der Westseite des Platzes wird das Hotel sofort durch seinen überhängenden, auskragenden Baukörper sichtbar. Es handelt sich um ein glattes, gläsernes Volumen, in purer geometrischer Form und in goldener (bronzener?) Farbe. Die Fassade fungiert als ein Filter und ist innenseitig öffenbar. Von allen Seiten, auch über das dach, dringt natürliches Licht hinein.
Ähnlich einer Kompassnadel orientiert das Gebäude Foodcourt die verschiedenen Laufrichtungen der Fußgänger im Hintergrund und als Ein- bzw. Ausgang zum Platz und zu den Türmen. Auf der Rückseite bildet es eine Straße entlang des Techgate und ermöglicht eine Verbindung für die zukünftige Entwicklung des östlichen Teils des Quartiers. Mit seiner vorspringenden Gebäudeecke markiert es die Eingangspassage in das Herz des Platzes zwischen den Türmen und verbindet sich mit seiner anderen Ecke und in Verbindung mit einer großen Treppe mit dem Ostturm des Geländes. Dieses Gebäudeensemble schließt den Platz und schafft einen städtischen Raum mit menschlichem Maßstab, überragt von den geknickten Fassaden der beiden Türme.

Der öffentliche Raum kennzeichnet sich durch einen Wald von Schirmen aus Metallgewebe die vor der Sonne schützen, aber in erster Linie die unangenehmen Auswirkungen des Windes bricht und abhält. Diese wirksame Einrichtung erzeugt an diesem Ort Komfort und Menschlichkeit. Diese identitätsstiftenden Objekte können am Ort selber um die anderen Gebäude herum weiter entwickelt werden.

Die Fassaden des dreieckigen Gebäudes „Foodcourt“ setzen sich bewusst von denen der Türme ab. Die Fassaden ändern sich je nach Abstand des Betrachters zum Gebäude. Bei ausreichender Entfernung an den flachen gestreckten Baukörpers, z. B. von der Reichsbrücke kommend stellt sich das Gebäude als geschlossenes, einheitliches Volumen dar, funkelnd durch die spiegelnden Glasscheiben und die metallische Dacheindeckung, die sich über das gesamte Volumen zieht. Bei weiterer Annäherung, fussläufig, löst sich diese Gebäudehaut in feine vertikale Streifen auf, ähnlich einem Filter. Erst bei direktem Herantreten an die Fassade wird im dritten Schritt erkennbar, dass sich nun auch die einzelnen Streifen durch verschiedeneTransparenz unterscheiden. Diese Methodik erlaubt ein direktes Reagieren auf die Grundrisskonfiguration, die sich aus dem Inneren des Gebäudes, sozusagen aus dem Bauch heraus zu den Fassaden hin öffnet und eine Vielfalt an Durch- und Ausblicken ermöglicht. Dadurch wird auch die Beziehung zu den beiden aufstrebenden Türmen auf besondere Weise erlebbar. Zudem öffnet sich die Gebäudehülle, das sich wie ein Tuch über das gesamte Volumen legt, über die großzügige Dachverglasung auch in die Vertikale.

Der dreieckige Zuschnitt des Gebäudes ermöglicht eine maximale Aussicht auf die Donau, über den Platz hinweg, und die Urbanität des Flussufers wird auch im Inneren des Gebäudes mit seinen unterschiedlichen gastronomischen Nutzungen erlebbar. Das Haus wird Teil des städtischen Lebens, besonders wichtig und umgesetzt vor allem auch durch die Arkaden im Erdgeschoss auf Platzebene mit seiner großflächig öffenbaren Fassade.

Der zu städtischem Leben erwachte Platz erhält seinen menschlichen Masstab durch die bereits beschriebenen Schirme, ergänzt aber mit Bänken, verschienartiger Sitzmöglichkeiten und zum Donauufer hin sich verdichtender Grünflächen. All dieses städtische Mobiliar ordnet sich in seinen Proportionen dem Grundmodul des Schirmes unter, behält jedoch seinen zufällig erscheinenden Charakter der sich aus den Windbedingungen der Gebäudekonfiguration ergibt.
Das gesamte Quartier fügt sich durch diese urbanen Massnahmen in einen neuen Zusammenhalt. Mit seinen natürlichen Materialien aus dem Holz der Sitzgelegenheiten, den Grünflächen und den am Schirm hängenden Gärten auf der Zufahrtsebene -2 werden humane Aufenthaltsflächen in städtischem Kontext mit eigener Identität geschaffen.


Paris, im April 2007
Liftlobby

Liftlobby

Main lobby

Main lobby

Office floors

Office floors

Rooftop

Rooftop

DC Towers, Wien, Österreich © Beyer.co.at/DPA/ADAGP

DC Towers, Wien, Österreich © Beyer.co.at/DPA/ADAGP

DC Towers, Wien, Österreich © Beyer.co.at/DPA/ADAGP

DC Towers, Wien, Österreich © Beyer.co.at/DPA/ADAGP

DC Towers, Wien, Österreich © Beyer.co.at/DPA/ADAGP

DC Towers, Wien, Österreich © Beyer.co.at/DPA/ADAGP

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DC Towers, Wien, Österreich © Beyer.co.at/DPA/ADAGP

DC Towers, Wien, Österreich © Beyer.co.at/DPA/ADAGP

DC Towers, Wien, Österreich © Beyer.co.at/DPA/ADAGP

DC Towers, Wien, Österreich © Beyer.co.at/DPA/ADAGP

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DC Towers, Wien, Österreich © Beyer.co.at/DPA/ADAGP