modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 04/2017

Stadt Weimar - Haus der Weimarer Republik

Perspektive

Perspektive

Anerkennung

Preisgeld: 2.000 EUR

Rustler Schriever Architekten PartG mbB

Architektur

Erläuterungstext

Ein Haus der Demokratie
Das neue „Haus der Weimarer Republik“ steht für Offenheit, Transparenz und Flexibilität. Es ist ein Haus für die Menschen, für die Freiheit und für die Demokratie. Diese Vision für das „Haus der Weimarer Republik“ versucht der Entwurf baulich umzusetzen.
Wir begreifen es als Chance für das „Haus der Weimarer Republik“ die historischen Fragmente nicht nur jeweils zu ergänzen oder das historische Zeughaus-Gebäude in seiner ursprünglichen Kubatur (neben dem Museumsbau) wieder erlebbar zu machen, sondern vielmehr aus diesen historischen Schichten und Fragmenten ein einheitliches Gebäude für die Gegenwart und die Zukunft zu entwickeln, ein einheitliches Haus, welches durchgehend offen, flexibel, frei bespielbar, demokratisch, barrierefrei und transparent ist und sich in dieser Sprache auch nach außen präsentiert.
Der neue Erweiterungsbau gliedert, strukturiert und verbindet die einzelnen bestehenden Gebäudeteile mit ihren verschiedenen Ebenen. Er ordnet die bestehenden Höhenniveaus und bildet dabei gleichzeitig eine verbindende offene Gebäudehülle mit hoher Flexibilität und Möglichkeiten für vielseitigste zukünftige Nutzungen.

Flexibilität und Offenheit
Das neue gläserne Forschungs- und Veranstaltungszentrum auf den historischen Mauern des ehemaligen Zeughauses verbindet sich mit dem historischen Museumsgebäude über die beiden Ergänzungsbauten im Norden und Süden. Ein durchgängiges öffentliches Haus entsteht.
Das gesamte Haus lässt sich als eine durchgehende museale Fläche frei bespielen, für mögliche Jubiläums- oder Sonderausstellungen, ein durchgehender Rundgang durch das gesamte Haus ist möglich. Das Museum lässt sich auch unabhängig vom Veranstaltungs- und Seminarbetrieb nutzen. Darüber hinaus sind vielseitigste parallele Nutzungsvarianten möglich, Parallelveranstaltungen, Einzelseminare, Lesungen, wissenschaftliche Kongresse.
Der stützenfreie Neubausaal lässt vielseitige flexible Aufteilungen zu. Einige Nutzungs- varianten sind in den Piktogrammen auf den Plänen veranschaulicht. Für multimediale Bespielungen und Vorträge mit Projektionen können definierte Bereiche der Fassade verdunkelt werden. Das neue Veranstaltungs- und Forschungszentrum bietet großzügige Ausblicke über den gesamten Zeughofplatz.
Das Cafe mit Freisitz ist an zentraler städtischer Stelle direkt südlich zur kleinen Gasse am Museumsbau vorgesehen, das Cafe lässt sich auch für möglichen Abendbetrieb autonom vom Museumsbetrieb zur Veranstaltung hinzuschalten, auch mit direktem Eingang, der Shop ist für diese Zwecke abtrennbar. Der Garderobenbereich kann je nach Nutzung auch für den Forschungs- und Seminarbetrieb hinzugeschaltet werden. Auch der große Saal im Museum kann zum Forschungszentrum für Veranstaltungen hinzugeschalten werden, auch autonom vom Museum, mit separatem Eingang.
Die Verwaltung ist im Erdgeschoss der historischen Zeughausmauern geplant. Ein großer Besprechungsraum mit raumhoher Verglasung und Ausblick auf den Zeughofplatz, ein Bibliotheksraum, sowie kleinere Büroräume beherbergen die Verwaltung des neuen Zentrums. In der historischen Türöffnung des Zeughauses ist der neue Eingang zum Forschungs- und Veranstaltungszentrum vorgesehen.
Der Aufzug an zentraler Stelle im Neubau gewährleistet eine barrierefreie Erschließung des gesamten Hauses. Der Sanitärbereich ist im Untergeschoss vorgesehen, dieser ist sowohl vom Museum, wie auch vom Veranstaltungs- und Seminarbereich zugänglich und kann auch abgetrennt, nur einzeln zugeschaltet werden. Die Verwaltung erhält einen internen Sanitärbereich. Die Lagerflächen sind im Untergeschoss geplant mit Andienung an den Aufzug.

Statik
Der Neubau wird nicht auf die historischen Mauern des Zeughauses gesetzt, sondern über neue Stützen unabhängig von den Bestandmauern gegründet. Die historischen Fundamente des ehemaligen Zeughauses werden unberührt belassen. Die neuen Stützen sind versetzt zu den historischen Stützfundamenten, in ihrem Charakter jedoch den historischen Raum des alten Zeughauses bildend. Flexible Grundrissaufteilungen im Erdgeschoss des ehemaligen Zeughauses sind somit im Inneren möglich, auch flexibel für spätere Umnutzungen.

Städtebau
Das städtebauliche Konzept sieht für das gesamte Zeughofquartier eine innerstädtische Verdichtung vor. Der historischen Innenstadtbebauung folgend sehen wir im Wesentlichen zwei Blockbebauungen vor, welche die historischen Plätze definieren und den Straßen- verlauf fassen.
Die Blockbebauung an der Geleitstraße ist 3-geschossig geplant, sie fasst den kleinen Platz mit Brunnen an der Geleitstraße und fasst den Zeughofplatz nach Osten. Die weitere etwas offenere Blockbebauung an der Böttchergasse ist 2-geschossig vorgesehen und schafft eine räumliche Begrenzung des gesamten Gassenzuges.
Das historische Bestandsgebäude Böttchergasse 9 wird saniert und zu einem verlängerten Riegel ergänzt. Leicht abgerückt schließt sich die 2-geschossige Bebauung zu einem Block zwischen Zeughofplatz und Böttchergasse. Der innerstädtische Zeughofplatz wird durch dieses Konzept erst richtig gefasst und die Weimarer Innenstadt wird nach historischem Vorbild verdichtet. In Abwägung, zu Gunsten einer zeitgemäßen innerstädtischen Verdichtung, wird das bestehende 60er Jahre Wohngebäude rückgebaut, auch zu Gunsten flexiblerer zeitgemäßer Grundrissformen.
Unser Konzept sieht eine innerstädtische Mischnutzung vor, welche eine vitale städtische Quartiersentwicklung anstrebt. Kernnutzung ist für diese zentrale Quartiersentwicklung Wohnbebauung mit klassischer innerstädtischer öffentlicher Geschäftsnutzung im Erdgeschossbereich der Geleitstrasse, direkt anknüpfend an die bestehende Geschäfts- nutzung der Marktstraße und Windischenstraße. Auch ist eine Geschäftsnutzung im Erdgeschoss zum Zeughofplatz anzustreben, gemischt mit Nutzungen, wie Künstlerhof, Ateliers, Galerieansiedelung und einer Kindertageseinrichtung zum benachbarten Spielplatz.

Vision
Ein neues zeitgemäßes Haus entsteht und macht Weimar auch im 21. Jahrhundert zu einer ersten Adresse im Geiste der Demokratie, offen, transparent, frei, einladend zum Austausch. Eine Agora, ein Forum für die Bürger. Das neue Haus zeigt bereits nach außen mit seiner ganzen Erscheinung das Wesen der Demokratie.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Gebäudeidee besteht in der Zusammenfassung der baulichen Fragmente unterschiedlicher Zeiten und Nutzungen zu einem Ganzen. Dabei werden die Seitenflügel des ehemaligen Bauhausmuseums ergänzt und das ehemalige Zeughaus eingeschossig aufgestockt. Städtebaulich wird somit ein zurückhaltender Baukörper erzeugt, der leider von der Theaterplatzseite auf Grund seiner Höhe nicht erlebbar wird.

Die im Ideenteil vorgeschlagene städtebauliche Lösung erzeugt einen angemessenen Zeughausplatz, der aber durch die Anordnung von zweigeschossigen Wohngebäuden nicht ausreichend gefasst wird. Die Überlagerung mit dem Künstlergarten erscheint im Detail aber lösbar. Die Gebäude wirken etwas zu niedrig und eine Funktionsüberlagerung evtl. durch kunstnahe Nutzungen erscheint wünschenswert.

Der Hauptzugang des künftigen Hauses der Weimarar Republik befindet sich gegenüber des Nationaltheaters und ist somit richtig positioniert. Die dienenden Funktionen werden aus dem Bestand der Eingangsorganisation übernommen.
Allerdings nutzt das Café nicht den attraktiveren nördlichen Freiraum und dienende Flächen sind nicht erkennbar. Hier besteht Optimierungsbedarf. Die Erdgeschossflächen der Remise und die Obergeschossfläche der Zeughausergänzung werden als multifunktionale Fläche mittels eines Raumkontinuums ausgewiesen. Es ergeben sich vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, die an einem Rundweg angeordnet sind. Auffällig ist aber, dass die Funktionen der Mehrzweckräume nicht so gut in die bauliche Hülle der Erweiterungsfläche passt.
Die notwendigen mobilen Trennwände werden das offene Bild, welches in der Perspektive angedeutet wird, beeinträchtigen. Hier sollte über eine geänderte Raumanordnung nachgedacht werden. Ebenfalls sollte der Ausstellungsbereich II eindeutiger das Potential der angrenzenden Aussenfläche nutzen. Die Büroflächen liegen dann folgerichtig im Erdgeschoss zum Zeughausplatz. Eine Belebung dieser Seite kann aber somit nicht erfolgen.

Das ergänzte Volumen stellt mit seiner eleganten Anmutung eine angemessene Idee der Offenheit der Gebäudenutzung dar. Die Schlankheit der Konstruktion und die konstruktiv nicht dargestellte Glashaut bedürfen in einer Realisierung hoher Aufmerksamkeit. Die Gleichbehandlung der drei neuen Gebäudeseiten steht im Kontrast zu der Nichtöffnung des nördlichen Freibereichs und verhindert so eine Wahrnehmung der Gebäudekonfiguration in seiner Gänze. Die gewünschte Aussenwirkung des Gebäudes kontrastiert hier stark mit dem Hinterhofcharakter der verbleibenden Freiflächen.

Für eine mögliche Realisierung sind besonders die Themen Sonnenschutz und Klimatisierung zu untersuchen. Ebenso bergen die offenen Treppenräume brandschutztechnische Probleme, die beachtet werden müssen. Der Entwurf scheint auf Grund seines überschaubaren Volumens und der guten Abbildung des Raumprogramms im Kostenrahmen realisierbar. Er stellt durch seine zurückhaltende Architektursprache und hohe Funktionalität einen guten Beitrag im Wettbewerbsverfahren dar.
Lageplan

Lageplan