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Award / Auszeichnung | 08/2017

Auszeichnung Guter Bauten 2017 Mülheim an der Ruhr

HRW - Neubau Hochschule Ruhr-West

DE-45479 Mülheim a.d. Ruhr, Duisburger Straße 100

Auszeichnung

HPP Architekten GmbH

Architektur

ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH

Architektur

Peutz Consult GmbH

Akustikplanung

WINTER Beratende Ingenieure für Gebäudetechnik

TGA-Fachplanung

Die Planergruppe

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Hochschulen, Wissenschaft und Forschung

  • Projektgröße:

    62.000m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 07/2012
    Fertigstellung: 06/2016

Projektbeschreibung

Die Hochschule Ruhr West in Mülheim an der Ruhr - kurz HRW - ist Teil einer landesweiten Entwicklung neuer Hochschulen. Mit insgesamt acht Gebäuden und rund 62.000 qm BGF erreicht die Hochschule die Dimensionen eines eigenständigen Quartiers: Vier Institutsgebäude, eine Mensa, ein Hörsaalgebäude und eine Bibliothek sowie ein Parkhaus entstanden auf dem ehemaligen Bahnareal im Stadtteil Broich. Die HRW fungiert jedoch nicht nur als neue Bildungseinrichtung, sondern zugleich auch als wichtiger Bestandteil einer Stadtentwicklungskonzeption für das gesamte Umfeld der Hochschule. Daher orientieren sich die verschiedenen Gebäude des Campus in Bezug auf Volumen und Höhenentwicklung an der Umgebung und öffnen sich bewusst zum Stadtteil und zu der angrenzenden Bebauung.

Das Wohngebiet und die Infrastruktur entlang der Duisburger Straße werden durch Veranstaltungen und Nutzungsangebote der neuen Hochschule belebt und aufgewertet. Gleichzeitig entsteht auf dem Campus eine Vielzahl an unterschiedlichen öffentlichen Räumen, die zum Verweilen einladen und auch den Anwohnern für Freizeitaktivitäten zur Verfügung stehen.

Der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft HPP / ASTOC für den neuen Hochschulcampus an der Duisburger Straße ging als Sieger aus einem europaweit ausgeschriebenen Bewerbungsverfahren mit 2-stufigem Wettbewerb und insgesamt 15 Teilnehmern hervor.

Auf Grund der technischen Ausrichtung der Studiengänge am Mülheimer Standort (Informatik, Ingenieurwissenschaften, Mathematik, Naturwissenschaften und Wirtschaft) wurde im Hinblick auf die Versorgungsplanung und -technik sowie auf die Klimaverträglichkeit der Gesamtentwicklung besonders viel Wert gelegt. Die Umsetzung des Projektes erfolgte als Generalplaner, hierbei wurden insgesamt 15 Fachingenieurbüros unter Vertrag genommen.


STÄDTEBAULICHE STRUKTUR
Die neue Hochschule Ruhr West konzentriert sich auf einen identitätsstiftenden Platz. Mit dieser einladenden Geste wird der neue Campus im bestehenden Quartier verankert. Die Gebäude mit gemeinschaftlicher Nutzung zentrieren den Campus in der Öffentlichkeit und die unterschiedlichen Fakultäten sind über ihre Foyers von dieser Mitte aus erschlossen. So wird auch das Wohnquartier auf der Südseite der Duisburger Straße zum Akteur am Campus. Der Stadtteil Broich wandelt sich zu Mülheims neuem Hochschul-Stadtteil. Die Struktur des Campus unterstützt diese Entwicklung.

RÄUME UND FUNKTIONEN
Der Quartiersplatz ist in Teilbereiche mit unterschiedlichen Raumqualitäten gegliedert. Das Campusfoyer bildet mit Säulenleuchten-Reihen den Haupteingang zum Campus. Die dicht gestellten Leuchten erhellen nicht nur bei Nacht das Entree, sie heben auch bei Tageslicht die Eingangssituation prägnant hervor. Der Platz ist mit großformatigen Platten belegt. Intarsien aus Ortbeton markieren die Platzmitte und die ruhigen Aufenthaltsbereiche und stellen einen Bezug zur industriellen Vergangenheit her.
Die Campusmitte wird durch ein Wasserspiel aus drei Fontänenfeldern akzentuiert, die im Gegenüber zu den Foyers besondere Anziehungskraft entfalten. Zahlreiche Sitzmöglichkeiten bieten nicht nur für Studierende die Gelegenheit, das Geschehen auf dem Campus zu beobachten oder eine Auszeit zu nehmen. Auf dem gesamten Quartiersplatz bieten einzelne Vogelkirschen – mit Bänken kombiniert – attraktive Aufenthaltsanlässe.

Abseits der Campusmitte laden Rasenbänke und leicht terrassierte Bankreihen – ähnlich einem klassischen Amphitheater – zu einer Mittagspause im Freien ein. Diese Orte der Entschleunigung bieten Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten im lichten Schatten der Kirschbäume. Der Blühaspekt im Frühjahr und die Laubfärbung im Herbst ermöglichen das intensive Erleben der Jahreszeiten. Durch Aufstellen einer Großleinwand wird das Amphitheater zum Open-Air-Kino oder zur Public-Viewing-Arena. Die Ausrichtung des Campus zur Stadt wird durch parallel zur Duisburger Straße verlaufende Baumreihen aus japanischen Schnurbäumen betont. Sie prägen die funktionalen Räume der barrierefreien Parkplätze, der Stellplatzanlagen für Fahrräder und der Anlieferungszufahrten.
Die vier Institutsgebäude besitzen jeweils einen – mal mehr, mal weniger geschlossenen – Innenhof oder eine Terrasse. Staudenpflanzungen und jeweils ein Magnolienbaum machen diese introvertierten Orte zu ruhigen grünen Inseln mit weiteren Sitzmöglichkeiten.

Nach Norden öffnet sich der Campus mit Liege- und Spielwiesen. Einzelne Roteichen übernehmen hier eine Filterfunktion und spenden im Sommer Schatten. Auf den Wiesen sind Spielfelder für Fußball und Beachvolleyball angelegt. Diese Angebote dienen auch den Bewohnern des Quartiers und den zukünftigen Nutzern des Radschnellwegs. Durch die sehnlichst erwartete Fertigstellung des Radschnellwegs wird der Campus innerhalb weniger Minuten von der Innenstadt aus erreichbar sein.

BELEUCHTUNG
Das Campusfoyer ist mit den dicht gestellten Säulenleuchten klar als Haupteingang erkennbar. Von dort aus kann jedes Gebäude über ausgeleuchtete Wege sicher erreicht werden. Die hell leuchtenden Foyers heben sich deutlich von der Gebäudekubatur ab und werden unmissverständlich als Eingänge wahrgenommen. Die Grundbeleuchtung des Campus wird durch die atmosphärische Beleuchtung der Aufenthaltsbereiche komplettiert. Einbaustrahler akzentuieren die Sitzgelegenheiten und einige prägende Bäume werden dezent angestrahlt.

REGENWASSER
Sämtliche nicht als Terrassen genutzte Dachflächen sind extensiv begrünt und geben das Regenwasser stark verzögert ab. Der überwiegende Teil des Oberflächenwassers wird in dezentralen unterirdischen Anlagen gesammelt und versickert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das dem Bau der Hochschule Ruhr West zugrunde liegende Hochbaukonzept der ARGE HPP/ASTOC überzeugt durch klar gegliederte Raumstrukturen und Urbanität mit einer für einen Hochschulstandort angemessenen maßstäblichen Bebauung von zwei bis fünf Geschossen. Kompakte, in die Höhe gestaffelte Baukörper der Institutsbereiche prägen mit zurückhaltender Formensprache die Raumkanten. Die Haupterschließung erfolgt hierbei über die Foyers, die sich in Richtung der Campusmitte orientieren.

Die eingestellten Solitärgebäude (Hörsaal, Bibliothek, Mensa) treten mit eigenständiger architektonischer Haltung in Erscheinung, wobei die Bibliothek symbolisch eine Sonderstellung einnimmt. Als würfelförmiger Kubus erbaut, liegt in ihr das Wissen aller Forschungen verborgen.

In Bezug auf die Materialität ist die Architektursprache reduziert. Durch die nuancenreiche Gestaltung der Fassade mit beigen und hellbrauen Ziegeln, den Fensterbändern und roten Sonnenschutzlamellen stehen alle Baukörper im Dialog zueinander und definieren eine einheitliche Hochschuladresse.

Im Inneren erzeugen Sichtbetonwände und -böden einen gewünschten Werkstattcharakter, der durch das farbige Mobiliar aufgelockert wird. Verbindendes Element zwischen den acht Neubaukörpern sind die als Kommunikations-, Aufenthalts- und Wegeflächen konzipierten Freiräume. Freiraummittelpunkt ist hierbei der Forumsplatz als Ort der Kommunikation mit allen wichtigen Einrichtungen mit öffentlichem Charakter (Mensa, Bibliothek, Hörsaalzentrum).

Der den Institutsgebäuden zugrunde liegende modulare Aufbau ermöglicht ein variables und flexibles Raum-und Funktionsprogramm (Forschung, Büro, Lehre). Damit wird ein nachhaltiger Beitrag zur maximalen Flexibilität geleistet und ermöglicht einer wachsenden Hochschule auch zukünftig ein „Atmen“.

Neben der „Nachhaltigkeit der Architektur“ überzeugt das Konzept der ARGE HPP/ASTOC auch durch eine Optimierung der Energieeffizienz. Hierbei wurden die energetischen und raumklimatischen Potenziale, die insbesondere in der Ausbildung der Baukörper liegen, durch eine kompakte Bauweise, klare und einfache Orientierung und Minimierung der Verschattung umgesetzt. Die Fassadenausbildung mit der natürlichen Belichtung und Belüftung trägt ebenfalls zu einer positiven Energiebilanz bei.

Der Bau der Hochschule Ruhr West ist ein gelungenes Beispiel für nachhaltiges, energieeffizientes, urbanes und lehrendes Bauen.
Lageplan Campus

Lageplan Campus

Quartiersplatz

Quartiersplatz

Campusfoyer

Campusfoyer

Amphitheater/ Public Viewing

Amphitheater/ Public Viewing

Quartiersplatz

Quartiersplatz

Detail/ Quartiersplatz

Detail/ Quartiersplatz

Detail/ Raseninseln und Kirschbaum

Detail/ Raseninseln und Kirschbaum