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Award / Auszeichnung | 08/2017

Auszeichnung Guter Bauten 2017 Mülheim an der Ruhr

Bürogebäude Turck

DE-45472 Mülheim an der Ruhr, Witzlebenstraße 7

Anerkennung

Eller + Eller Architekten

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten

  • Projektgröße:

    4.200m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2013
    Fertigstellung: 01/2016

Projektbeschreibung

Hauptverwaltung Turck, Mülheim a. d. Ruhr
2013-2016

Generalplanung, LP 1-9

Bauherr Hans Turck GmbH & Co. KG, Mülheim a. d. Ruhr
BGF 4.200 m²

Der Neubau des Bürogebäudes der Hans Turck GmbH & CO. KG besteht aus einem U-förmigen Gebäudekörper, der sich im rückwärtigen Bereich des campusartigen Parks befindet. Das Gebäude weist drei Vollgeschosse auf und ist nicht unterkellert. Das Erdgeschoss nutzt das bestehende Geländegefälle und ist nach Osten zum Mitarbeiterparkplatz teilweise in das Gelände eingegraben, um auch auf dieser ca. 3,50m höher gelegenen Ebene einen Zugang zum Gebäude zu ermöglichen.

Der großzügige Empfangs- und Konferenzbereich öffnet sich zum grünen Park. Im Erdgeschoss des südlichen Seitenarms liegen Büroräume. Im teilweise eingegrabenen südöstlichen Bereich des Erdgeschosses befinden sich die Technik- und Nebenräume. Im natürlich belichteten Bereich sind der Empfang, die Konferenz- und Besprechungsräume sowie die dazugehörenden Aufenthaltsbereiche angeordnet. Das 3-geschossige Atrium in der Mitte des Gebäudes sorgt für eine großzügige natürliche Belichtung der Foyer- und Wartebereiche sowie für interessante Blickbeziehungen. Der hochwertige Gebäudekörper sticht aus der gewerblich geprägten Umgebung hervor und schafft ein klares Bild von Identität.

Der Haupteingang befindet sich mittig an der Westfassade und ist schon von weitem sichtbar. Durch das Zurückspringen des Erdgeschosses im Eingangsbereich ist der Haupteingang auch für Besucher leicht auffindbar. Im Norden befindet sich der großzügige Park in dem die großen Bestandsbäume erhalten werden. Nach Süden und Westen wird ein neuer großzügiger Park angelegt, der den Mitarbeitern schöne Ausblicke bietet. Die Qualität der Arbeitsplätze und des Standorts der neuen Firmenzentrale der Firma Turck kann durch die neuen Grünflächen gesteigert werden.

Vom Foyerbereich aus gelangt man über ein durchgehendes Atrium in die oberen Geschosse. Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich die Büroarbeitsplätze. Die Geschäftsleitung ist im zweiten Obergeschoss des nördlichen Gebäudeteils angesiedelt und über einen getrennten Zugang zu erreichen. Die Regelbüros weisen eine Tiefe von ca. 5m auf und sind entlang der Fassaden angeordnet. Über dem Foyerbereich befindet sich die Kommunikationszone mit Besprechungsräumen, Teeküche, Meeting Points und Kopierstation. Die Trennwände der Besprechungsräume zum Flur sollen als Glastrennwände ausgeführt werden, damit der visuelle Bezug zum Park für alle Mitarbeiter erhalten bleibt.

Die innere Erschließung erfolgt über eine großzügige Freitreppe die sich im 3-geschossigen Foyer befindet sowie über die beiden Aufzüge. Des Weiteren stehen drei Fluchttreppenhäuser zur Verfügung.
Die Standardbüros im ersten und zweiten Obergeschoss werden über einen durchlaufenden Flur erschlossen. Im Bereich der Kommunikationszonen im Atrium der Obergeschosse öffnen sich die Flure zur Fassade. Dies ermöglicht einen Blick in die Umgebung und sorgt für eine großzügige natürliche Belichtung. Ein Glasdach über dem Atrium lässt ebenfalls natürliches Licht ins Atrium. Die Büroetagen lassen sich sowohl als Einzel- als auch als Großraumbüros nutzen. Ein späterer Umbau des Büroausbaus ist möglich, auch weil die Fassade so flexibel gestaltet wurde, dass ein Bürotrennwandanschluss an jeder Büroachse möglich ist. Die gewählte Grundrissform lässt alle zeitgemäßen Büroorganisationsformen zu.

Energetisches Konzept
Das Gebäude versucht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Ressourcenverbräuchen für Erstellung und Betrieb des Gebäudes und den steigenden Komfortansprüchen der Nutzer herzustellen. Auf eine volle Klimaanlage wurde aus diesem Grund verzichtet. Durch eine oberflächennahe Betonkernaktivierung werden die Stahlbetondecken im Sommer gekühlt und somit die Strahlungstemperatur im Raum reduziert. Selbst bei einer höheren Lufttemperatur wird der Raum als kühler empfunden. Die Energie zum Kühlen/Heizen wird über Gaswärmepumpen gewonnen. Die Grundtemperierung der Büroräume erfolgt über die massiven Stahlbetondecken. Darüber hinaus sorgt eine mechanische Be- und Entlüftung mit Wärmetauscher für den hygienischen Luftwechsel in allen Büro- und Besprechungsräumen.
Der Entwurf sieht des Weiteren vor, das Wohlbefinden des Nutzers zu erhöhen – z.B. durch öffenbare Fenster mit Ausblick in den umliegenden Park oder in die Aue im Norden, durch kommunikative Räume und eine transparente Arbeitsumgebung.

Gebäudehülle
Die neue Hauptverwaltung der Hans Turck GmbH & CO. KG zeichnet sich durch eine klargegliederte Gebäudehülle aus. Die vertikalen Elemente der Pfosten-Riegelfassade werden durch bodengebundene absturzsichernde Verglasung und geschlossene Leichtmetallpaneele mit Lüftungsflügeln gegliedert. In jedem Büro steht mindestens ein Lüftungsflügel zur Verfügung. Der außenliegende Sonnenschutz wird hinter horizontal umlaufenden Leichtmetallbändern angeordnet. Das Erdgeschoss weißt ebenfalls großzügige bodengebundene Glasflächen auf und ermöglicht großzügige Ausblicke in die Umgebung.

Beurteilung durch das Preisgericht

An der Nahtstelle zwischen kleinteiliger Wohnbebauung einerseits und heterogen angelegtem Industriegebiet andererseits ist ein modernes Verwaltungsgebäude zu finden, welches in ungewohnter Bauqualität überrascht. Der deutlich von der Dessauer Straße zurückgesetzte u-förmige Baukörper schafft gekonnt, trotz seiner Höhe, einen angemessenen Übergang zur meist ein- bis zweigeschossigen Wohnbebauung zum angrenzenden Grüngürtel im Norden. Seine Formgebung reduziert die Wirkung der Baumasse wohltuend.

Die Erschließung des Neubaus erfolgt über zwei Zugänge mit unterschiedlichem Anspruch. Hierbei scheint der im Westen angelegte Haupteingang in seiner Gestaltung überformuliert.

Durch die hochwertige Fassadengestaltung mit den bodentiefen Fenstern wird der Außenraumbezug gestärkt. Die vorgehängte Fassade des Bürohauses hat mit Blick auf die Energiebilanzierung ein sinnfälliges Verhältnis zwischen opaken und transparenten Flächen und ermöglicht eine Individualisierung der Lüftung und des Sonnenschutzes. Dies ist der Nutzerakzeptanz des im Grundsatz auch im Inneren offen konzipierten Hauses zuträglich. Die differenzierte Erschließungssystematik der Baukörper ermöglicht unterschiedlichste Nutzungsszenarien und somit eine hohe Flexibilität für die Zukunft.

Das Bürogebäude Turck stellt einen sinnfälligen Beitrag zur Nachhaltigkeitsdiskussion dar. Insbesondere der ablesbare Bau- und Gestaltwille ist hervorzuheben und zu betonen. Man wünscht sich mehr von solch hochwertigen Projekte in Baugebieten, in denen es zuweilen nicht um Architektur und daraus resultierende Lebensqualität geht.