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Award / Auszeichnung | 05/2017

Das Goldene Haus 2017 „Gut geplant – Unser Haus ist nachhaltig und smart“

Haus K

DE-48147 Münster

2. Preis

MS PLUS ARCHITEKTEN

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2015
    Fertigstellung: 01/2016

Projektbeschreibung

Durch das Implantieren eines Treppenmöbels an zentraler Stelle im Wohnhaus K reorganisieren die jungen Architektinnen aus Münster die vorgefundene Grundrissstruktur eines Wohnhauses aus den 50er Jahren so, dass eine zeitgemäß offene Raumabfolge für eine vierköpfige Familie entsteht. Die Treppe ist Alleskönner und Raumwunder zugleich und schafft so auf ansprechende Weise eins: Platz. Auf nur drei Quadratmetern schraubt sich die Treppe hinauf ins Obergeschoss in dem sich die Schlaf- und Kinderzimmer befinden.
Gleichzeitig beherbergt das Treppenmöbel neben dem Abstellraum unterhalb der Stufen ein Weinregal, eine Kaminbank und die TV-Aufhängung mit DVD-Regal und bespielt so die den Treppenkern umlaufenden Raumzonen: Flur, Küche, Ess-, Kamin- und Wohnbereich.
Konzeptionell klar und minimalistisch, dabei aber nicht kalt. Sehr aufgeräumt, dabei aber überaus wohnlich: durch den behutsamen Umgang mit Material und Farbe ist ein individuelles Einfamilienhaus entstanden, das von einem sensibel geführten Dialog zwischen Alt und Neu profitiert.
„Uns hat die bescheidene aber im Detail sehr durchdachte Bauweise der 50er Jahre inspiriert“ begründen die Architektinnen ihre Material- und Farbwahl.

Beurteilung durch das Preisgericht

Aus drei macht zwei und alles dreht sich um eine neue Treppe.
Das Haus aus den 1950’er Jahren, typisch für Münster in Ziegelbauweise gebaut, bot auf jeder Etage Platz für eine Wohnung. Die Wohnfläche pro Etage betrug früher ca. 85qm. Für die vierköpfige Baufamilie zu wenig Fläche. Zusammen mit den beiden jungen Architektinnen beschloss die Familie, die Wohnungen über eine interne Treppe zusammen zu legen.

Geplant – getan. Der Deckendurchbruch beschränkt sich auf lediglich drei Quadratmeter und war statisch zu lösen. Im Erdgeschoss wird die eingefügte Treppe Dreh- und Angelpunkt zwischen den Bereichen Kochen und Wohnen. Zur Küche hin findet ein offenes Weinregal Platz. Im Übergang vom Essplatz zum Wohnzimmer bietet die angehängte Sitzbank ein lauschiges Plätzchen vor dem Kaminfeuer. Auf der Rückseite wurde der Fernseher und die DVD Sammlung integriert. Natürlich nutzen die Architektinnen den Raum unterhalb der Treppe um Stauraum zu schaffen. So fällt die Treppe mehr als multifunktionales Möbel auf und weniger durch ihren eigentlichen Zweck. Für das neu geordnete Erdgeschoss ein echter Gewinn.

Ein ganz privates Reich für die Familie findet sich im Obergeschoss. Zwei große Zimmer für die Kinder, ein Schlafzimmer mit einer Ankleide, die sich hinter dem Treppenmöbel versteckt für die Eltern. Das Badezimmer teilen sich die vier. Wenn es später im Teenie Alter der Kinder zu Engpässen und Wartezeiten bei der Badbelegung kommen sollte, kann das Gästebad im EG einfach mitgenutzt werden.

Als ziemlich einfach stellte sich die Auswahl der Bodenbeläge heraus. In nahezu allen Räumen wurden die ‚alten’ Böden nur aufgearbeitet. Warum sollte man auch ein Würfelparkett aus Eiche, Solnhofer Platten und Schwarz/Weiße Steinzeugfliesen entfernen? Die Planerinnen fügten die wenigen Möbel behutsam wie gekonnt hinzu und setzen so farbliche Akzente in den sonst schlichten Räumen. Klingt leicht und einfach. Setzt jedoch voraus die vorhandene Qualität zu erkennen und diese dann weiter zu führen. Ansonsten kann leicht ein Bruch entstehen der dann gewollt und nicht gekonnt wirkt.

Das Dachgeschoss erschließt sich nach wie vor über das alte Treppenhaus und wird als Einliegerwohnung vermietet. Wenn sich später die familiäre Situation verändert und die Kinder ausziehen sollten, wäre es mit wenigen Eingriffen möglich aus der jetzt großen Wohnung wieder zwei separate Einheiten zu machen.

Ein positives Beispiel, wie alte Bausubstanz an die heutigen und auch zukünftigen Wohnsituationen angepasst werden kann und für die Jury deutlich einen Preis wert: Von diesen Häusern stehen viele tausend in allen deutschen Städten und warten darauf genauso klug umgebaut zu werden.