ARCHITEKTURPREIS DER STADT LEIPZIG ZUR FÖRDERUNG DER BAUKULTUR

Der im Juli 2014 eröffnete, 11 ha große Bürgerpark ist als zweiter Bauabschnitt der am intensivsten genutzte und gestaltete Bereich des Grünen Bogens.
Mit der Ansiedlung des Unternehmens „Amazon“ im Jahr 2006 ergab sich die einmalige Chance, das Erfordernis der Regenwasserentsorgung für das benachbarte Gewerbe-gebiet Heiterblick mit der Entwicklung des Grünen Bogens zu verknüpfen. Dabei wurde eine beispielhafte naturnahe Entwässerungslösung im Einklang mit dem Landschafts-schutzgebiet „Paunsdorfer Wäldchen – Heiterblick“ entwickelt sowie das Umfeld des Sees als Parkanlage gestaltet, welche den Bedürfnissen der Anwohner gerecht wird, Freizeitnutzungen konzentriert und so sensiblere Bereiche des Grünen Bogens entlastet.
Herzstück dabei ist ein 1,4 ha großer, fast 400 Meter langer und zwei Meter tiefer Landschaftssee. Eine Staulamelle von einem Meter über dem ständigen Wasserspiegel ist bei Starkregenereignissen für die temporäre Aufnahme von 17.000 Kubikmeter Regenwasser ausgelegt. Neben seiner Funktion als naturnahem Regenrückhaltesystem dient er als Attraktion für die Naherholung, als neuer Lebensraum für Vögel, Fische und Amphibien sowie als Angelgewässer. Für die Sicherung der Wasserqualität sorgt eine Sprudelanlage am nördlichen Seeufer mit angeschlossenem Reinigungsgraben, welcher den See auf ganzer Länge begleitet, für die Wasserzirkulation im See sorgt, als Biotop funktioniert und zum Spiel mit dem Wasser einlädt.
Der gesamte Aushub des Sees wurde zu zwei Hügeln geformt und bildet mit dem Seebecken eine abwechslungsreiche Topographie mit ganz eigener Atmosphäre. Neben der zu einer mächtigen Allee aufgewachsenen Promenade, die als Rückgrat des Bürgerparks wie des gesamten Grünen Bogens einmal das Wohngebiet umrunden soll, erschließen Uferwege das Gewässer. Das Aussichtsplateau auf dem südlichen Hügel kann barrierefrei erreicht werden. Die lang gestreckte, weithin sichtbare Stütz-mauerkante nimmt ein Motiv des vorangegangenen Bauabschnitts, der Terrasse Bürgerpark, als Grenzlinie zwischen gestaltetem Freiraum und dem Naturraum (hier dem künftigen Wald, auf. Am Seeufer wurde ein behindertengerecht erreichbarer Angelplatz eingerichtet. Sukzessiv aufgewachsene Wald- und Gehölzflächen wurden in die Gestaltung einbezogen und entwickelt.
Die nachhaltige Bewirtschaftung, organisiert durch einen differenzierten Pflegeplan, wurde frühzeitig bei der Gestaltung des Parks berücksichtigt. In enger Abstimmung mit dem Amt für Stadtgrün und Gewässer und den künftigen Bewirtschaftern wurden die Ausstattungs- sowie die baulichen Elemente robust und einfach gestaltet und die Grünflächen in verschiedene Pflegekategorien gegliedert.
Intensiv nutzbaren Kurzrasenflächen um Spielplätze und -wiesen und einer Liegewiese am flachen Seeuferbereich stehen extensiv gepflegte Wiesen- und Gehölzflächen bis hin zu naturnahen Bereichen, wie der Waldfläche im Westen, gegenüber. Dieses Zusammenspiel fördert das Naturerlebnis und sichert das Nahrungsangebot für Insekten und Vögel: So findet auch der Distelfink im Winter ausreichend Nahrung.
Seit Anbeginn der Planung wurden die Anwohner bei vielfältigen Veranstaltungen in die Entwicklung des Grünen Bogens und des Bürgerparks einbezogen bis hin zur Namensgebung „Paunsdorfer Bogensee“ durch die Bürger.

Die schrittweise Realisierung des „Grünen Bogens“ Paunsdorf ist ein beispielhaftes Projekt zur Weiterentwicklung des städtischen Freiraumsystems von Leipzig. Mit dem Bürgerpark ist ein Abschnitt entstanden, der vor allem als Erholungsraum für die Einwohner der angrenzenden Wohnsiedlung konzipiert ist, jedoch gleichermaßen auch Funktionen des Naturschutzes erfüllt. In einer gelungenen Abfolge extensiver und intensiver Parkräume werden unterschiedliche Qualitäten und Potenziale angeboten, die eine große Nutzungsvielfalt ermöglichen. Dieses Ziel wird durch eine abgestufte Raumfolge unterstützt, die in einer rhythmischen Idee weite, offene Räume mit dichten, intimeren Sequenzen verknüpft.

Das für die Entwässerung eines angrenzenden Gewerbegebietes notwendige Regenrückhaltebecken wird in gekonnter Weise integriert, Aushub und Anschüttungen schaffen eine spannungsvolle Topografie. Vor allem die mit der Seefigur geführten Sichtbeziehungen unterstützen den Eindruck der Offenheit und Weite. Der Charakter des landschaftsorientierten Parks wird mit breit angelegten ästhetischen Mitteln zum Ausdruck gebracht. So stehen naturnahe, rauhe Flächen und Wegerouten neben eher städtischen, intensiver genutzten Platzflächen. Materialien und Ausstattungselemente sind in ebenso schlüssiger Weise differenziert eingesetzt, wobei ein am Gedanken der Nachhaltigkeit orientierter Gestaltungsduktus deutlich erkennbar ist.

Positiv auf die Akzeptanz der Anlagen wirkt sich die frühe Einbeziehung der Bewohner in den Planungsprozess aus, so dass trotz der peripheren Lage ein guter Erhaltungszustand zu verzeichnen ist. Auch wurde bereits in der Planung ein langfristiges Pflegekonzept erarbeitet, wodurch die Intentionen der Verfasser auch in einigen Jahren noch deutlich ablesbar sein werden. Insgesamt sind die entstandenen Anlagen als ein wertvoller Beitrag zur Entwicklung einer urbanen grünen Infrastruktur zu werten.