Der Gebäudesektor wird für Deutschland immer mehr zum Problem: Wie mehrere Medien übereinstimmend aus einer neuen Prognose des Bundesumweltministeriums zitieren, werden die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen bis Ende des Jahrzehnts deutlich weniger sinken als bislang angenommen. Das Ziel für 2030, 65 Prozent weniger CO2 als 1990, rückt in weite Ferne: Es werden nur 49 Prozent sein. 2040 soll die Senkung auf dem Weg zur Klimaneutralität fünf Jahre später bereits 88 Prozent betragen – laut Prognose werden dann aber lediglich 67 Prozent des Ziels erreicht.

 

Wie die Prognose, die die EU-Staaten alle zwei Jahre nach Brüssel schicken müssen, zeigt, scheitern fünf der sechs Bereiche an denen im Frühjahr noch einmal nachgeschärften Klimazielen der Bundesregierung. Allen voran die Energiewirtschaft: Sie stößt bislang 280 Millionen Tonnen CO2 jährlich aus. 2030 sollten es eigentlich nur noch 175 Millionen sein; nachdem das Bundesverfassungsgericht die deutschen Klimaschutzpläne von 2019 gekippt hatte, justierte die Regierung auf 108 Tonnen nach. Laut BMU-Prognose werden es aber 193 Tonnen sein – sprich, das eigene Ziel verpasst der Sektor um fast 80 Prozent.

Auch der Gebäudesektor wird weit entfernt der Zielmarke landen. Das Sektorenziel für 2030 hatte die Bundesregierung im Frühjahr nur leicht von 70 auf 67 Millionen Tonnen CO2 gesenkt. Doch Ende des Jahrzehnts werden es immer noch 91 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen sein, die der Bereich verantwortet. Das Ziel wird also gut um ein Drittel verfehlt.

"Bauen, bauen, bauen wird nicht funktionieren"

Eine Entwicklung, die Expert*innen nicht überrascht. So warnte jüngst die Transformationsforscherin Maja Göpel vom Hamburger Thinktank The New Institute, dass bisherige Anstrengungen im Bausektor ins Leere laufen würden: "Bauen, bauen, bauen wird leider nicht funktionieren." Wenn der prognostizierte Neubaubedarf im Wohnungsbau in herkömmlicher Bauweise realisiert würde, "würden wir fast das Restbudget von dem aufbrauchen, was wir an Klimagasen noch freisetzen können".

Initiativen wie Architects for Future pochen daher darauf, das Bauen im Bestand stärker in den Fokus zu nehmen – auch haben sie Leitlinien für die Bauminister der Länder formuliert, wie die rechtlichen Grundlagen für mehr Sanierungen und die Verwendung innovativer Baustoffe geschaffen werden können. Doch das Arbeiten mit Bestandsgebäuden scheuen immer noch viele Architekt*innen.

Der Artikel erschien erstmals am 20. August 2021 auf competitionline.com.