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Offener Wettbewerb (nur für Studenten) | 01/2020

Vom Stall zur Theke – Ideen für einen tierwohlgerechten Schweinestall

Aussichtsturm ehemaliges Futtersilo

Aussichtsturm ehemaliges Futtersilo

Anerkennung

Preisgeld: 250 EUR

Sophia Richwien

Student*in Architektur

Verena Klotzner

Student*in Architektur

Erläuterungstext

Das Kernmünsterland ist ein Streusiedlungsgebiet mit Einzelhöfen und Eschsiedlungen. Die Landschaft ist geprägt von weiten Ackerbauflächen und Sickerfeldern, die von alten Eichenwäldern und vielerorts noch erhalten historischen Hofanlagen durchbrochen werden.
Der Entwurf stellt dem zentralen nun in dezentrales Tierhaltungskonzept gegenübergestellt. In Anlehnung an die in der Alpenregion verbreiteten ‚Heustadl’, wird eine Vielzahl kleiner ‚Stadl’ auf das Ackerland platziert und integriert somit die Freilandhaltung als Fruchtfolgeglied in die Ackerbewirtschaftung. Die Summe der dezentralen Ställe ermöglicht eine gute und gleichmäßige Verteilung der Emissionen und den Tieren eine artgerechte Haltung mit ganzjähriger Freilandhaltung auf großzügigen Freiflächen.
Der Entwurf ermöglicht erstmals eine Weidehaltung ohne mobil sein zu müssen. Denn während bei den mobilen Ställen die ‚Häuser’ wandern, wandern hier einfach die Schweine um das Haus.
Damit die Freilandhaltung mit permanenten Standort gelingt, werden die einzelnen Schweinestadl im Kreuzpunkt von 3-4 Feldern platziert. Liegt ein Feld brach, können bodenerneuernde Pflanzen angepflanzt werden und die können die Schweine darauf weiden. Bei einer Vierfelderwirtschaft wechseln, die Schweine alle zwei Jahre den Standort, sodass eine Parzelle nur alle sechs Jahre mit Gülle belastet wird. Die offene Struktur ermöglicht, dass sich der Stall in vier Richtungen öffnen kann und somit die angrenzenden Felder im Rhythmus der Fruchtfolge bespielen kann.
Der Stall selbst teilt sich in zwei Zonen auf, die sich in einen geschlossenen geschützten oberen Bereich und einen offenen unteren Bereich aufteilen.
Das ‚Erdgeschoss’ bietet in erster Line Futter- und Trinkmöglichkeiten für die Schweine, aber auch einen festen Sonnenschutz durch die Überdachung. Die Futterkästen, die in die halb hohen Umfassungsbrüstungen integriert sind, können Futter für bis zu 14 Tage bereitstellen, während zwei standardisierte Wassertanks unter der Rampe zum ‚Obergeschoss’ Platz finden.
Das Obergeschoss dient als Schlafbucht für die Schweine und kann an beiden Giebelseiten über mit Stroh befüllt werden. An heißen Tagen kann über die Tore gelüftet werden, Öffnungsgitter im Giebelbereich bieten das ganze Jahr über eine ausreichende Belüftung.
Das Material Holz bietet den Vorteil, dass es ein nachhaltiger Rohstoff und einfach wiederzurückzubauen ist, sodass langfristig das Landschaftsbild nicht ‚zugebaut’ wird. Das Reetdach übernimmt eine zusätzlich dämmende Funktion für den Schlafbereich und fügt sich außerdem ideal in die Felder der Umgebung ein, sodass der Stall mehr Teil der Landschaft ist, als Gebäude.
Der neue Schlachthof wird im ehemaligen Stallgebäude untergebracht, das bei einer Umstrukturierung zu einer nachhaltigeren und tierfreundlicheren Haltungsmethode wie der vorgeschlagenen Freilandhaltung seinen Nutzen verliert.
Die historische Fassade bleibt zu drei Seiten erhalten und wird nur zur nördlichen Gebäude von den Erweiterungsbauten befreit und erneuert, sodass das Gebäude auf seinen ursprünglichen Fußabdruck reduziert wird.
Der Gebäudekörper erhält somit vermittelnde Aufgabe zwischen dem Wirtschaftshof im Norden, der der Anlieferung von Tieren und Waren sowie als Kundenparkplatz dient und die Lagerschuppen für Futter sowie das nunmehr zum Aussichtsturm umgenutzte Futtersilo miteinschließt, und dem historischen `Schauhof` im Süden.
Der Durchgang teilt das Gebäude in zwei Funktionen: zur einen Seite der neue Hofladen, der das Herzstück des Hofs bildet und logische Folge auf Schlachtung und Verarbeitung als Verkaufsraum im Schlachthaus untergebracht ist. Zur anderen Seite finden die Funktionen des Schlachthofes ihren Platz, während im neuerrichteten Dachstuhl Lagerflächen sowohl für die Metzgerei als auch für den Hofladen zur Verfügungen stehen. Im Schlachtbereich zonieren sich die einzelnen Arbeitsschritte um einen zentralen massiven Kern, der Nebenräume wie Kühlräume, Räucherraum und Erschließung beherbergt. Beginnend mit den Warteställen reihen sich die Arbeitsbereiche von Schlachtung, über Reinigung, Grobverarbeitung und Metzgerei bis zur Verpackung (von Schwarz- über Grau- zum Weißbereich) um den Kern herum.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept sieht für die Schweine eine ganzjährige Freilandhaltung vor. Der Freiauslauf für die Tiere ist als Wechselweide in die Fruchtfolge der Ackerbewirtschaftung integriert. Als Behausung dient ein reetgedeckter Unterstand aus Holz mit zwei Ebenen. Unten befindet sich der Fress- und Aktivitätsbe- reich, den Liegebereich im Obergeschoss erreichen die Schweine über eine Rampe. Für das Schlachthaus und den neuen Hofladen wird die historische Scheune umgebaut, da die konventionelle Schweinehaltung dann aufgegeben sein wird. Das Futtersilo wird zur Aussichtsplattform, sodass der Besucher die Kulturlandschaft aus einer anderen Perspektive erleben kann.

Hervorzuheben ist der respektvolle Umgang mit dem Bestand, der gestalterisch gut umgesetzt wurde, sondern auch eine Perspektive für die historische Bausubstanz im ländlichen Raum zeigt.
Lageplan

Lageplan

Dezentrales Weidehaltungskonzept

Dezentrales Weidehaltungskonzept

Fruchtfolge mit Tierhaltung: Vier-Felderwirtschaft

Fruchtfolge mit Tierhaltung: Vier-Felderwirtschaft

Schweinestadl

Schweinestadl

Schweinestadl Konzept

Schweinestadl Konzept

Schweinestadl Erdgeschoss

Schweinestadl Erdgeschoss

Schweinestadl Obergeschoss

Schweinestadl Obergeschoss

Schweinestadl Längsansicht

Schweinestadl Längsansicht

Schweinestadl Queransicht

Schweinestadl Queransicht

Schweinestadl Schnitt

Schweinestadl Schnitt

Schlachthof Fleischverarbeitung

Schlachthof Fleischverarbeitung

Schlachthof: Neuer Hofeingang

Schlachthof: Neuer Hofeingang

Schlachthof Ansicht historischer Hof

Schlachthof Ansicht historischer Hof

Schlachthof Ansicht neuer Wirtschaftshof

Schlachthof Ansicht neuer Wirtschaftshof

Foto_01

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