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Offener Wettbewerb (nur für Studenten) | 01/2020

Vom Stall zur Theke – Ideen für einen tierwohlgerechten Schweinestall

Modellfoto

Modellfoto

Anerkennung

Preisgeld: 250 EUR

Matthias Delueg

Student*in Architektur

Christoph Ammer

Student*in Architektur

Erläuterungstext

Die Landwirtschaft steht in naher Zukunft vor enormen Herausforderungen.
Wir stehen vor der Frage wie es möglich ist mit knapper werdenden Ressourcen eine immer größer werdende Bevölkerungszahl (Hochrechnungen 2050, ca 10 Milliarden Menschen) zu ernähren, ohne dabei die eigenen ökologischen Grundlagen zu zerstören. Dies kann gelingen, wenn die Landwirtschaft der Zukunft in die natürlichen ökologischen Systeme eingebunden wird.
Die Fleischproduktion spielt dabei sowohl aus ethischer als auch ökologischer Sicht, eine sehr umstrittene Rolle. Mit den aktuellen, konventionellen Methoden der industriellen Landwirtschaft sind die wichtigsten globalen Entwicklungsziele, wie der Klimaschutz, die Eindämmung des massiven Artensterbens, der Bodenschutz, der Schutz der Meere uvm., nicht zu erreichen.
Wir wollen mit unserem Beitrag für den Renfert- Deitermann-Hof in Gittrup ein Szenario zeichnen, welches unter Berücksichtigung dieser Ziele in einem regenerativen System mit den eignen Ressourcen haushaltet.
Dafür glauben wir, ist die isoliert betrachtete Mastschweinehaltung der Wettbewerbs-Aufgabenstellung auf einer Fläche von sechs Hektar in einem Stall nicht möglich.
Unser Projekt versucht die Flächen des Hofes (ca. 75 ha) zusammenzufassen und unter strikten Prinzipien der Kreislaufwirtschaft neu zu denken. Wir sehen es für eine solche Lösung unumgänglich den gesamten Zyklus, von der Aufzucht der Tiere bis zum Kauf und/ oder Verzehr des fertig verarbeiteten Gerichtes transparent auf dem Hof zu gestalten. Durch die partizipative Einbindung der Besucher in diese Prozesse, glauben wir deren Bewusstsein für nachhaltige Tierhaltung und Landwirtschaft steigern zu können. Denn nur durch ein verändertes Konsumverhalten, insbesondere durch einen bewussten und verantwortungsvollen Fleischgenuss, ist der dringend benötigte Wandel in der Landwirtschaft überhaupt möglich.
Der Grundsatz der von uns gewählten Haltungsmethode ist es dem Schwein ein komplett transportfreies Leben im Freien zu ermöglichen. Dies bedeutet die Verwendung mobiler Schlachtanhänger. Richtig angewendet stellt die Weideschlachtung, erwiesenermaßen, die stressfreieste Art der Schlachtung dar. Anschließend werden die geschlachteten Tiere zu unserem, sich im Altbestand des Hofes befindenden Verarbeitungsgebäude gebracht.
Das heutige Garagengebäude, das an das 300 Jahre alte Bestandsgebäude (Spiekerladen) angebaut ist, möchten wir aushöhlen und versuchen es mit einer steileren neuen Dachkonstruktion und somit großzügigerem Innenraum, dem umliegenden Bestand näher zu führen und dadurch aufzuwerten. Die neu gewählte Dachkonstruktion ermöglicht einen offen gestalteten Grundriss, welcher größtmögliche Flexibilität für zukünftige Veränderungen im Betrieb ermöglichen soll.
Das Dach erhält über dem, im Grundriss zentral liegenden offenen Verarbeitungsbereich eine Laterne in Form einer symmetrischen Gaube, welche für gleichmäßige diffuse Belichtung sorgt. Er stellt das Herzstück unseres Eingriffes dar und versucht durch die Einbindung von Besuchern, als Seminarküche fungierend, dem uns sehr wichtigen pädagogischen Auftrag gerecht zu werden. Der Bereich ist lediglich durch transparente, leicht demontierbare Trennelemente aus Glas zum Hofladen und Restaurantbereich getrennt. Der dadurch assoziierte Markthallen-Charakter soll dem Besucher unmittelbare Zugehörigkeit zum Prozess kommunizieren.
An der Südwestseite des Gebäudes, schafft eine Hofmauer, Sträucher und alte Bestandsbäume einen wertvollen Außenraum. In diese Richtung möchten wir mit einem Neu-Anbau in Holzbauweise und einer großzügigen Glasfront kommunizieren und geschützt, von einem weit vorstehenden Vordach, den Innenraum ins Freie führen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf schlägt ein neues Landnutzungskonzept vor, das sich gut in die bestehende Struktur einfügt und Prinzipien der Permakultur berücksichtigt. Die Flächen des Betriebs sollen in unmittelbarer Umgebung von Gittrup arrondiert und als Mischkultur angelegt werden. Die Pflanzstreifen werden in einer Fruchtfolge bewirtschaftet und durch Baum- und Strauchreihen gegliedert. Brachliegende Flächen dienen als Weide für die Freilandschweine; als Unterstände werden jeweils transportable Holzhüt-ten aufgestellt. Die Baumpflanzungen bieten den Tieren Schatten und dienen als Teil des Agroforst-systems der Artenvielfalt. Das Altgebäude, das an den historischen Spiekerladen angrenzt, wird umgebaut und erweitert. Dort befindet sich der vergrößerte Hofladen, die Fleischverarbeitung und eine Seminarküche.
Es entsteht ein abwechslungsreicher Landschaftsraum für Mensch und Tier, in dem Nährstoffkreisläufe und Biodiversität eine wichtige Rolle spielen. Der Verfasser stellt sich die zukünftige Entwicklung des Betriebs ohne Tierhaltung vor und eröffnet damit eine grundsätzliche Diskussion um die Tierhaltung.
Aussenraumperspektive 1&2

Aussenraumperspektive 1&2

Piktogramm

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Modellfoto 1

Modellfoto 1

Modellfoto 2

Modellfoto 2

Pläne

Pläne

Foto_01

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Foto_02

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Foto_03

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