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Award / Auszeichnung | 09/2018

Beispielhaftes Bauen Landkreis Esslingen 2012-2018

Kulturbaracke Zinsholz - Veranstaltungs-Mehrzweckhalle des Zentrums Zinsholz

DE-73760 Ostfildern, Kirchheimer Straße 123

Auszeichnung

Pakula & Fischer Architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kultur-, Veranstaltungsgebäude

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

Die Kulturhalle ist die Veranstaltungshalle des Zentrum Zinsholz - der zentralen Einrichtung der Kinder- und Jugendförderung Ostfildern. Theater, Konzerte, Parties und Seminare finden dort statt. Junge Leute bestimmen seit jeher das Erscheinungsbild des Kulturzentrums. Schon beim Bau des Hauptgebäudes von Prof. Peter Hübner in den 1980er Jahren haben die damaligen Nutzer maßgeblich mitgewirkt.

Die marode Baracke musste bei sehr knappem Budget durch einen Neubau ersetzt werden. Es galt, ein modernes, barrierefreies, nachhaltiges Gebäude zu entwickeln und die unbefriedigende Eingangssituation sowie Verbindung zwischen Baracke und Haupthaus in ein einladendes Ensemble zu verwandeln. Dabei waren die unterschiedlichen Bedürfnisse der vielseitigen Nutzer zu berücksichtigen sowie die Nutzfläche der stark ausgelasteten Halle um 50 % zu vergrößern.

Der klare, markante Baukörper fügt sich selbstverständlich an das Bestandsgebäude. Seine Geometrie ergibt sich logisch aus den funktionalen Anforderungen. Der Tiefpunkt am Übergang zum Bestand ist der vorhandenen Traufkante geschuldet - hier befinden sich Nebenräume und Sanitärbereiche. Das Dach steigt diagonal über die gesamte Gebäudelänge an, um vor der Bühne eine maximale Raumhöhe zu entfalten. Die eingefaltete Fassade mit großzügigen, öffenbaren Polycarbonatelementen erzeugt ganz natürlich einen einladenden, überdachten Eingangsbereich.

Die Entscheidung fiel schnell für den nachhaltigen Baustoff Holz. Der Kontext des Hauptgebäudes schrie danach. Gleichzeitig ermöglicht der nachhaltige Baustoff trotz knappen Budgets formale Freiheiten bei kurzen Bauzeiten. Zudem konnten die Jugendlichen am Bauprozess in hohem Maße beteiligt werden - was die Kosten senkte und zugleich identitätsstiftend wirkt.

Die Konstruktion beschränkt sich auf das Nötigste und bleibt komplett sichtbar - bzw. alles was zu sehen ist, ist auch konstruktiv erforderlich. Präzise Details in Verbindung mit dem ausdrucksstarken Baukörper und der natürlichen Ausstrahlung der verwendeten Materialien (Lärchenlattung, Leimbinder, OSB, blankes Aluminium) verleihen dem Bau seine schlichte Eleganz.

Die alte Bodenplatte wurde L-förmig erweitert, um den Flächengewinn von 50 % zu ermöglichen. Werkseitig vorgefertigte, einseitig mit OSB beplankte Holzständerwände bilden in Verbindung mit 11,5 m spannenden Leimbindern die Tragstruktur und Gebäudehülle- Die statisch wirksame innere OSB-Beplankung stellt die sichtbare4 Oberfläche im Innenraum dar.

In Eigenleistung haben die Jugendlichen Dämmung, Unterspannbahn und die offene Lärchenschalung - also die komplette Fassade - montiert. Die breiten Schattenfugen der Fassadenverschalung (im Mittel 2,8 cm) bewirken Materialersparnis, gute Hinterlüftung und nicht zuletzt eine hohe Plastizität der Fassade..

Der Innenausbau beschränkt sich auf einige Leichtbauwände, überwiegend mit OSB beplankt, Schallabsorber aus Steinwolle an der Decke und eine offene Abhangdecke aus handelsüblichen, gehobelten 30/50 Fichte-Kanthölzern, die ebenfalls mit der Hilfe von Freiwilligen vor Ort aus dem Rohmaterial gebaut und montiert wurde. Die Unterkonstruktion der Bühne ist ebenfalls aus Holz. Als Bodenbelag der Halle verbleibt der geschliffene und eingepflegte, aber ansonsten unbehandelte Zementestrich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit geringen Mitteln und hoher Eigenleistung der Nutzer ist der marode und viel zu klein gewordene Veranstaltungsraum des Zentrums Zinsholz hervorragend durch einen um die Hälfte größeren Neubau ersetzt worden. Schlicht, markant und auf das Nötigste beschränkt, bildet die neue ausdrucksstarke Kulturbaracke zusammen mit dem Haupthaus nun ein einladendes Ensemble mit gemeinsamem Zugang. Wenn sich dort nach vier Jahren Gebrauchsspuren zeigen, beeinträchtigen diese in keiner Weise das Funktionieren, sondern zeugen vielmehr von der intensiven Nutzung eines wichtigen, soziokulturellen Zentrums der Region.