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Award / Auszeichnung | 09/2018

Beispielhaftes Bauen Landkreis Esslingen 2012-2018

Hoffnungshaus - integratives Wohnen von Geflüchteten und Einheimischen

DE-73732 Esslingen a.N., Flandernstraße 148

Auszeichnung

andOFFICE - Blatter Ertel Probst Freie Architekten PartGmbB

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2017

Projektbeschreibung

Der modulare Baukasten HOFFNUNGSHÄUSER ist ein System zur schnellen und qualitativ hochwertigen Planung von bezahlbarem Wohnraum. Zur Realisierung unterschiedlicher Gebäudegrößen werden dabei keine Raummodule, sondern wenige Elementmodule nach einem klaren Grundprinzip kombiniert. Ausgangspunkt für die Entwicklung war die Flüchtlingskrise, jedoch entsprechen die Gebäude dem Standard Sozialer Wohnungsbau und sind als innovativer und nachhaltiger Wohnraum durch multifunktionale Grundrisse für unterschiedliche Nutzergruppen konzipiert. Das HOFFNUNGSHAUS ESSLINGEN FLANDERNSTRASSE ist, Stand Oktober 2018, das erste von sechs realisierte Gebäuden. Fünf weitere befinden sich im Bau, acht in konkreter Planung und eine Vielzahl von Standorten in der Voruntersuchung.

Die weiche, geschwungene und positive Formensprache kontrastiert zur funktionalen und rationalen Containerarchitektur vieler temporärer Flüchtlingsunterbringungen. Sie stärkt sowohl die Identifikation der Bewohner mit ihrem neuen Zuhause als auch die Akzeptanz innerhalb der Nachbarschaft.

Das Gebäude ist als Zweispänner mit innenliegendem Treppenhaus organisiert. Ein Schlafraum hinter dem Treppenhaus fungiert als Schaltraum, wodurch geschossweise unterschiedliche Wohnungsgrößen entstehen. Zentrales Element jeder Wohnung ist eine großzügige Wohnküche. Verkehrsflächen wurden zugunsten nutzbarer Wohnfläche minimiert. Eine Minimierung tragender Innenwände ermöglicht eine einfache Modifikation des Grundrisses im Lebenszyklus für wechselnde Nutzergruppen. Den effektiv geplanten Flächen des Innenraums stehen großzügige Balkone über die komplette Längsseite des Gebäudes gegenüber. Diese sind Fortführung der Wohnküchen in den privaten Außenraum und schaffen eine vielfältig nutzbare Übergangszone zwischen privatem und öffentlichem Raum.

Eine vertikale Holzleistenfassade mit unterschiedlichen Leistenabständen strukturiert die Fassade in horizontale Bänder, welche Gebäude und Balkone kontinuierlich umspielen. Flächenbündige Blendrahmen um unregelmäßig positionierte Fenster bilden Brandriegel aus zementgebundener Spanplatte. Dieselbe Oberfläche bekleidet ebenso Balkonfassade und Treppenhaus. Innen erzeugen konstruktive Oberflächen ohne zusätzliche Ausbauschritte ein angenehm warmes Raumgefühl bei gleichzeitiger Kosteneinsparung: die Untersichten der BSP-Massivdecken und OSB-Oberflächen der Holzständerwände bleiben sichtbar, der Estrich ist lediglich klar versiegelt.

Der Einsatz von BSP-Massivdecken ermöglicht eine kostengünstige Konstruktion der großzügigen Balkone als statische Kragarme. Durch die computergestütze Fertigung lässt sich deren geschwungene Kontur wirtschaftlich umsetzen. Trotz einer niedrigen Baukosten-Obergrenze konnten des weiteren Holzfenster, eine Luftwärmepumpe und Fußbodenheizung und hochwertig geflieste Bäder realisiert werden.

Die BIM-basierte Planung und Ausführung ermöglicht, bei geringem Planungsaufwand mit Baukörpern von 12 bis 24 m Länge auf unterschiedliche städtebauliche Rahmenbedingungen zu reagieren. Durch die Vereinfachung im Baukastensystem kann die Vorfertigung standortunabhängig erfolgen und viele Module bereits auf Halde produziert werden. Eine Reduzierung des Zeitaufwands findet in der kompletten Prozesskette Architekturplanung, Arbeitsvorbereitung, Fertigung und Montage statt. Zusätzlich führen die Wiederholungen zu einer deutlichen Kostenersparnis bei den Baunebenkosten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Am Ende eines Wohngebiets wurde das Hoffnungshaus überzeugend in ein weitläufiges Endgrundstück eingepasst. Das auf modularer Bauweise (mit Holzfassade) basierende dreigeschossige Gebäude ist eine wohltuende und formal überzeugende Antwort auf die übliche Containerbauweise für Geflüchtete. Besonders überzeugend sind die abwechslungsreiche Gliederung der Holzfassade, die organisch geschwungenen Balkonbänder, die von jedem Geschoss einen freien Zugang mit Aufenthaltsqualität ermöglichen, sowie die flexiblen multifunktionalen Grundrisse. Ein anspruchsvoller, nachhaltiger und kostengünstiger Bau, der dem üblichen Mangel an ästhetischer Wertigkeit von Sozialbauten entschieden entgegentritt.