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Award / Auszeichnung | 11/2019

12. Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur 2020

Die Kita Karoline Goldhofer liegt in der ehemaligen Parkanlage des Stifter-Anwesens

Die Kita Karoline Goldhofer liegt in der ehemaligen Parkanlage des Stifter-Anwesens

Kita Karoline Goldhofer

DE-87700 Memmingen

Nominierung

heilergeiger architekten und stadtplaner BDA

Architektur

Alois Goldhofer Stiftung

Bauherren

LATZ+PARTNER LandschaftsArchitektur Stadtplanung

Landschaftsarchitektur

Güttinger Ingenieure

TGA-Fachplanung

IHW Beratende Ingenieure

Tragwerksplanung

Kettner & Baur GmbH

Energieplanung

Generation Licht

Lichtplanung

Ingenieurbüro Anwander - Arbeitssicherheit & Brandschutz

Brandschutzplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kindergärten, Vorschulen

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 06/2019

Projektbeschreibung

Das Konzept für die Kita entspringt der in ihr angewendeten Reggio-Pädagogik. Hier ist Wiederverwenden des Gebrauchten ein wesentlicher Wert. Dieser wird für die Kinder in der Architektur der Kita erfahrbar. Dafür wird das alte Wohnhaus der Stifterfamilie weitergenutzt und dessen Bestand aktiviert.

Die drei Gebäudeteile des alten Wohnhauses werden erhalten, freigestellt und unter einer neuen Hülle aus Polycarbonatstegplatten eingestellt. Die entstehenden Zwischenräume sind Raumerweiterung für die Kitafunktionen und Element des nachhaltigen Energiekonzepts. Die neue Hülle ist Kollektor von Licht und Energie. Sie erlaubt, die Bestandswände ungedämmt und als historische Schicht zu erhalten. Das Energiekonzept ist kybernetisches Zusammenspiel von Raum, Konstruktion und Gebrauch. Durch die Einsparung von „grauer Energie“, Baustoffen und einer CO2-Reduktion, die bereits heute das Klimaziel 2050 erfüllt, werden die Stärken des Bestands und des Gebrauchten auch im Sinne der Reggio-Pädagogik für den Klimaschutz aktiviert.

Das Konzept des Wiederverwendens und Aktivierens ist erlebbar: Materialität und Details des Bestands bleiben wie vorgefunden. Ergänzte Konstruktion ist sichtbar roh. Neue Möbel vom Schreiner unterstützen den Gebrauch des Alten.

Die Kita sucht nach architektonischen Antworten auf die relevanten Fragen des Bauens: Wie nutzen wir Bestand und schonen Ressourcen? Wie reduzieren wir CO2 und gewinnen Raum? Wie wird Klimaschutz als Bereicherung erfahrbar?

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Kita Karoline Goldhofer in Memmingen im Allgäu stellt die große relevante Frage, wie wir mit gebrauchter Gebäudesubstanz umgehen – und findet gute Antworten. So wird den Kindern, Eltern und den Mitarbeitern über das Gebäude erlebbar gemacht, dass das Gebrauchte und Reparierte einen Wert hat.

Die Kita ist ein von einer Familie gestiftetes ehemaliges Wohnhaus. Während andere vielleicht überlegt hätten, das Bestandsgebäude abzureißen und das Grundstück neu zu bebauen, arbeiten die Architekten hier mit den Stärken des alten Gebäudes – der Materialität und den Räumlichkeiten – und ergänzen es durch einen neuen, offenen Raum. Eine zweite Haut in Form von Polycarbonatplatten ist über die Villa der Stifter gezogen. Sie funktioniert wie ein Energiegarten: Der thermodynamische Puffer erlaubt den Verzicht auf konventionelle Dämmung des Bestandsgebäudes. Der ehemalige Außenraum der Villa wird zum geschützten und großzügigen Raum für die Kinder.

Aus dem Vorhandenen wird Neues gemacht und weiter gestrickt. Wir sehen hier ein Beispiel für eine Ästhetik, die wir in Zukunft öfter sehen werden – und sehen werden müssen: Neu trifft auf Alt. Spuren der Villa, wie z.B. der außenliegende Kamin werden integriert in den neuen Innenraum. Hier entstehen spannende Nischen zum Entdecken.

Damit ist auch das in der Kita angewandte Reggio-pädagogische Konzept in der Architektur umgesetzt: Nicht auf den Schwächen der Kinder, sondern auf ihren Stärken soll man weiterbauen. Im Inneren wurden alle Materialien belassen wie vorgefunden oder roh verbaut. Das entspricht der pädagogischen Idee, dass das Gebrauchte und Reparierte als Wert erfahrbar gemacht werden soll. Auf diese Weise dient der Raum als Erzieher in mehreren Ebenen.

Es ist nichts Neues, etwas Gutes aus dem Vorhandenen zu machen. Das geschah auch früher schon - aus Not oder einfach aus gutem Menschen- und Naturverstand – und ist vielleicht in unserer heutigen Komfort- und Konsumzeit in Vergessenheit geraten. Die Innovation – wenn wir diese Wiederentdeckung so nennen wollen – liegt darin, sich über die gelernten konventionellen Ansprüche hinweg zu setzen und stattdessen mit dem Widerstand des Bestandes etwas Außergewöhnliches zu schaffen. Diesen Ansatz honoriert die DGNB Jury mit einer Nominierung der Kita Karoline Goldhofer für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur.
Der Bestand scheint durch die neue Hülle hindurch

Der Bestand scheint durch die neue Hülle hindurch

Details des Bestands bleiben und das Ergänzte ist roh

Details des Bestands bleiben und das Ergänzte ist roh

Möbel vom Schreiner unterstützen den Gebrauch des Alten

Möbel vom Schreiner unterstützen den Gebrauch des Alten

Das Spielhaus macht das alte Schwimmbad erlebbar

Das Spielhaus macht das alte Schwimmbad erlebbar

Die Bestandsfassade umschließt mit der Hülle aus recycelbarem Polycarbonat den hohen Multifunktionsraum

Die Bestandsfassade umschließt mit der Hülle aus recycelbarem Polycarbonat den hohen Multifunktionsraum

Die transluzente Hülle prägt die Atmosphäre in den Raumerweiterungen

Die transluzente Hülle prägt die Atmosphäre in den Raumerweiterungen

Die Kita folgt dem Geländeversprung und formt hier den zweigeschossigen Multifunktionsraum

Die Kita folgt dem Geländeversprung und formt hier den zweigeschossigen Multifunktionsraum

Überlagerung von alten und neuen Schichten

Überlagerung von alten und neuen Schichten

Spielen zwischen den alten Bäumen und auf der großzügigen Wiese

Spielen zwischen den alten Bäumen und auf der großzügigen Wiese